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Gruenter, Undine

Undine Gruenter (geb. 27. August 1952 in Köln; gest. 5. Oktober 2002 in Paris) war eine deutsche Schriftstellerin.

Leben und Schreiben

Undine Gruenter wurde am 27. August 1952 in Köln geboren. Sie war die uneheliche Tochter von Rainer Gruenter und Astrid Gehlhoff-Claes. Ihr Vater lehrte als Hochschulprofessor alte und neue deutsche Literatur, ihre Mutter war als freiberufliche Schriftstellerin tätig. Von 1973 bis 1979 studierte sie Rechtswissenschaften in Heidelberg und Bonn. Es folgte ein Studium der allgemeinen Literaturwissenschaft und Philosophie, das sie 1986 abschloss.

"Ein Bild der Unruhe" (1986)

Als Schriftstellerin debütierte? Undine Gruenter 1986 mit dem Roman „Ein Bild der Unruhe“, der im Carl Hanser Verlag? erschien. Der Roman spielt im winterlichen Paris. In einer eiskalten Nacht flüchtet ein Mann – ein Einzelgänger aus Leidenschaft – vor einer Frau, die er selbst erfunden hat. Mit dieser Erfindung, die das Geschöpf seiner ausschweifenden Phantasie ist, rebelliert er gegen die Wirklichkeit und die Banalität des Alltags. Wo der Mann auch hingeht – auf belebten Straßen, in einsamen Hotelzimmern ist die Todesmetaphorik allgegenwärtig. Im Feuilleton? wurde Gruenters Debütroman? kontrovers diskutiert. Die Rezensenten lobten die Autorin für ihr virtuoses Spiel mit Bildern und Stimmungen. Gleichzeitig monierten sie jedoch den dauerdepressiven Grundton des Romans. Undine Gruenter erklärte in einem Interview, dass sie mit dem Schreiben begonnen habe, um „ein gewisses Ziegelrot an einer Mauer“ festzuhalten. Charakteristisch an ihrer Prosa ist, dass sie die Wirklichkeit nicht abbildet und reproduziert, sondern eine neue, poetische Wirklichkeit erzeugt.

"Nachtblind" (1989)

1987 wurde Undine Gruenter mit dem Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Im selben Jahr ging sie mit ihrem Mann, dem renommierten Literaturwissenschaftler? Karl Heinz Bohrer?, nach Paris. 1989 veröffentlichte sie den Erzählband „Nachtblind“. Der Band enthält stimmungsvolle Liebesgeschichten, die in Pariser Bars und Cafés spielen. Die Liebenden stehen zumeist ratlos vor ihren Gefühlen. Was daraus folgt, sind absurde Irrfahrten ins Ungewisse der eigenen Identität. Das Feuilleton? lobte den elegischen Ton der Erzählungen, in denen die Phantasie der Menschen den Sieg über die Realität davontrage. 1992 legte Undine Gruenter unter dem Titel „Vertreibung aus dem Labyrinth“ ihren zweiten Roman vor. Hauptfigur ist der nur wenig erfolgreiche deutsche Schriftsteller Blok. Er lebt in Paris und hat drei Frauen: eine Ehefrau, eine Geliebte und ein Verhältnis. Diese Ménage à quatre bringt Wahrheiten über die Liebe ans Licht, die ebenso grausam sind wie von brennender Leidenschaft erfüllt. Was Undine Gruenter vor allem könne, sei Stimmungen lebendig machen, sagte der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki über die Autorin.

"Das Versteck des Minotauros" (2001)

Nach mehr als zehn Jahren, in denen Undine Gruenter kein Buch veröffentlichte und abseits der Literaturszene lebte, legte sie im Herbst 2001 den Roman „Das Versteck des Minotauros“ vor. Im Feuilleton? führte das Buch, das wiederum in Paris spielt, zu heftigen Debatten. Einige Rezensenten waren von der ungewöhnlichen Kombination aus Liebesgeschichte, Detektivroman und Tierfabel irritiert. Andere Kritiker lobten den labyrinthisch-verschachtelten Aufbau des Romans, der den Leser intellektuell herausfordere und mit einem einzigartigen Leseabenteuer belohne. Schauplatz der Geschichte ist ein Gebäude in Montmartre, in dem mehr als 400 Wohnungen untergebracht sind. Unheimlich wird es, als in dem Gebäude plötzlich wie von Geisterhand Tierfabeln auftauchen. Für wen sind die rätselhaften Mitteilungen bestimmt? Was bedeuten sie in Wirklichkeit? Künden sie, wie einige Mieter befürchten, eine gewaltige Katastrophe an? Julio, ein angehender Detektiv, bekommt die Gelegenheit, seinen Spürsinn unter Beweis zu stellen.

Die letzten Jahre ihres Lebens war Undine Gruenter an Lateralsklerose erkrankt. Die Krankheit, die im menschlichen Gehirn unheilbare Nervenschäden hervorruft, hatte sie an den Rollstuhl gefesselt. Sie starb am 4. Oktober 2002 – nur wenige Wochen nach ihrem 50. Geburtstag – in Paris. Ihren Nachlass erhielt das Deutsche Literaturarchiv Marbach.

"Der verschlossene Garten" (2004)

Der verschlossene Garten - (c) Berliner Taschenbuch Verlag

Zwei Monate vor ihrem Tod hatte sie ihren letzten Roman „Der verschlossene Garten“ vollendet, der 2004 veröffentlicht wurde. Die „Frankfurter Rundschau“ bezeichnete den Roman als Undine Gruenters ergreifendstes Buch und als Abschiedsgeschenk an ihre Leser. Inhaltlich geht es um die Liebe zwischen einem alten Mann und einer jungen Frau. In einem melancholischen Ton, der für die späte Prosa der Autorin kennzeichnend ist, erzählt sie davon, wie der Garten zum Paradies für die beiden Liebenden wird. Ihr Glück dauert solange an, bis ein junger Mann in ihr Leben tritt und alle Träume und Sehnsüchte zerstört. Nach Trennung, Schmerz und Einsamkeit bleibt nicht viel – nur die zerbrechlichen Augenblicke des Glücks, die in der Erinnerung fortbestehen.

Zwei weitere literarische Arbeiten, die postum herausgegeben wurden, sind die Erzählbände „Sommergäste in Trouville“ (2003) und „Pariser Libertinagen“ (2005). Beide Werke kreisen um die Vergeblichkeit der Liebe und um Menschen, die sich in dem Geflecht ihrer Gefühle und erotischen Begierden hoffnungslos verstricken. Wie in ihren großen Romanen verzichtet sie auf stringentes Erzählen. Wichtiger als die Abbildung der Wirklichkeit ist die kunstvolle Montage? von surrealistischen Traumbildern, in denen die Realität aufgehoben wird.

Übrigens ...

Undine Gruenter verbrachte ihre ersten eineinhalb Lebensjahre in einem Waisenhaus. Danach wuchs sie bei ihren Eltern in Düsseldorf auf.

Auszeichnungen

  • 1987 Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Undine Gruenter bei Jokers
  • Ein Bild der Unruhe. EA 1986. Berlin, Berliner Taschenbuch Verlag 2004, ISBN: 978-3833300837
  • Nachtblind. EA 1989. Berlin, Berliner Taschenbuch Verlag 2005, ISBN: 978-3833300844
  • Das gläserne Cafe. Erzählungen. EA 1991. Frankfurt am Main, Fischer Taschenbuch 1994, ISBN: 978-3596119745
  • Vertreibung aus dem Labyrinth. EA 1992. Berlin, Berliner Taschenbuch Verlag 2005, ISBN: 978-3833301605
  • Epiphanien, abgeblendet. 56 Prosastücke. EA 1993. Frankfurt am Main, Suhrkamp Verlag 1999, ISBN: 978-3518118702
  • Das Versteck des Minotaurus. EA 2001. Hamburg, Carl Hanser Verlag 2001, ISBN: 978-3446201002
  • Sommergäste in Trouville. EA 2003. Berlin, Berliner Taschenbuch Verlag 2005, ISBN: 978-3833300851
  • Der verschlossene Garten. EA 2004. Berlin, Berliner Taschenbuch Verlag 2006, ISBN: 978-3833301612
  • Pariser Libertinagen. EA 2005. Berlin, Berliner Taschenbuch Verlag 2007, ISBN: 978-3833304446

Hörbücher

Sekundärliteratur

Links

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