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Hackl, Erich

Erich Hackl (geb. 26. Mai 1954 in Steyr) ist ein österreichischer Schriftsteller. Er arbeitet mit einer Mischung von dokumentarischer? und fiktionaler Literatur.

Leben und Schreiben

Erich Hackl - (c) Timón Solinís

Erich Hackl wurde 1954 in Steyr (Oberösterreich) geboren, dort wuchs er auch auf. Nach dem Deutsch-? und Spanischstudium? in Salzburg und Malaga arbeitete er drei Jahre lang als Lektor an der Universidad Complutense in Madrid. Nach Österreich zurückgekehrt, unterrichtete er Spanisch an einer Mittelschule und an der Universität Wien. Seit 1983 arbeitet er als Übersetzer, Herausgeber? und Schriftsteller.

Hackl war unter anderem ständiger Mitarbeiter des "Wiener Tagebuch". Er gab die "Aurora-Bücherei" heraus, eine Buchreihe? für internationale Lyrik, die nach zwei Bänden? eingestellt wurde. Er schreibt regelmäßig für die Zürcher "WochenZeitung". Bis heute hat er zahlreiche Anthologien? mit spanischer und lateinamerikanischer Literatur herausgegeben. Er gehört der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung? in Darmstadt an.

Als Schriftsteller stützt Erich Hackl sich immer wieder auf dokumentierte? Eckdaten und gestaltet sie mit fiktionalen Mitteln aus. So lässt er die jüngste Vergangenheit - das 20. Jahrhundert, vor allem den spanischen Faschismus und den deutschen Nationalsozialismus - in Einzelschicksalen lebendig werden. Die Literaturkritik lobt an ihm nicht zuletzt seine präzise Sprache und nannte ihn einmal einen "besessenen Rechercheur und Grenzgänger zwischen Literatur und literarisch-historischer Reportage" ("Frankfurter Allgemeine Zeitung").

"Auroras Anlass" (1987)

1987 erschien unter dem Titel "Auroras Anlass" die erste Erzählung von Erich Hackl. Sie entfaltet die fiktive Lebensgeschichte einer realen Person in Spanien während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts: der Aurora Rodríguez und ihrer Tochter Carmen Rodríguez Carballeira, genannt Hildegart - eines hochbegabten jungen Mädchens, das sich für den Sozialismus und die sexuelle Emanzipation einsetzte und 19-jährig von der Mutter ermordet wurde. Für das Buch erhielt Hackl den aspekte-Literaturpreis. 1989 folgte die Erzählung "Abschied von Sidonie" - die Geschichte über ein 1933 von Zigeunern ausgesetztes Findelkind, das mit zehn Jahren seinen Pflegeeltern entrissen und zunächst zu seiner leiblichen Mutter gebracht, dann aber nach Auschwitz deportiert wird, wo es 1943 stirbt.

"Die Hochzeit von Auschwitz" (2204)

Auch der 2004 erschienene dokumentarliterarische Roman "Die Hochzeit von Auschwitz" stützt sich auf ein wahres Ereignis, wie der Untertitel "Eine Begebenheit" schon nahelegt: Für einen Tag und eine Nacht durfte die Spanierin Marga Ferrer im März 1944 das KZ Auschwitz betreten, um mit dem Häftling Rudi Friemel den Bund fürs Leben einzugehen. Der Österreicher Friemel war Brigadier im Spanischen Bürgerkrieg, dort lernte er Margarita kennen und zeugte mit ihr einen Sohn. 1941 wurde er festgenommen und nach Auschwitz gebracht. Dort fand diese unglaubliche Hochzeit statt, von der noch ein Foto existiert. Rudi Friemel wurde 1944 im Lager gehenkt. Seine Frau starb 1987.

Das Buch, für das Erich Hackl 15 Jahre lang recherchierte?, ist aus vielen verschiedenen Stimmen komponiert. So kommt Rudis und Margas Sohn Edi zu Wort, der als Hochschullehrer in Frankreich arbeitet, ebenso wie Margas Schwester Marina, ein Spanienkämpfer und ein Mithäftling von Rudi. In Gestalt von Edis 30-jähriger Tochter, die als Sozialarbeiterin im heutigen Paris lebt, gerät das 21. Jahrhundert kurz in den Blick, genauso wie Hackl mit einem Blick auf Rudis Vater das 19. Jahrhundert streift. Die Art, wie Hackl alle Beteiligten das Geschehen kommentieren lässt, gefiel einem Rezensenten besonders. Eine Rezensentin war begeistert von der perfekt und zugleich dezent gefertigten Montage? aus vermeintlichen Originalzitaten. Wieder ein anderer nannte das Buch eben deshalb ein "Hörspiel". Hackl mache Geschichte auf entdramatisierende Weise vorstellbar und komme dadurch der Wahrheit? sehr nahe.

Erich Hackl, der mit einer Spanierin verheiratet und Vater zweier Töchter ist, lebt in Wien.

Übrigens ...

ist für Erich Hackl "die Wirklichkeit oft radikaler, überraschender, unverhoffter, als das, was ich mir ausmalen kann" - so begründete er einmal seine Arbeitsweise auf der Grenze zwischen dokumentarischer? Recherche? und literarischer Erfindung.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Erich Hackl bei Jokers
  • Auroras Anlass. Erzählung. EA 1987. Diogenes Verlag, Zürich, 20. Aufl. 1989, ISBN: 978-3257217315
  • Abschied von Sidonie. Erzählung. EA 1989. Diogenes Verlag, Zürich 1991, ISBN: 978-3257224283
  • König Wamba. Ein Märchen. Mit Zeichnungen von Paul Flora. EA 1991. Diogenes Verlag, Zürich 2001, ISBN: 978-3257230260
  • Sara und Simon: Eine endlose Geschichte. EA 1995. Diogenes Verlag, Zürich 1997, ISBN: 978-3257229264
  • Entwurf einer Liebe auf den ersten Blick. EA 1999. Diogenes Verlag, Zürich 2001, ISBN: 978-3257232424
  • Abschied von Sidonie. Materialien zu einem Buch und seiner Geschichte. EA 2000. Diogenes Verlag, Zürich 2000, ISBN: 978-3257230277
  • In fester Umarmung. Geschichten und Berichte. EA 2001. Diogenes Verlag, Zürich 2007, ISBN: 978-3257233575
  • Die Hochzeit von Auschwitz. Eine Begebenheit. EA 2002. Diogenes Verlag, Zürich 2004, ISBN: 978-3257233773
  • Anprobieren eines Vaters. Geschichten und Erwägungen. EA 2004. Diogenes Verlag, Zürich 2007, ISBN: 978-3257235661
  • Als ob ein Engel. Erzählung nach dem Leben. EA 2007. Diogenes Verlag, Zürich 2007, ISBN: 978-3257065954
  • Familie Salzmann. Erzählung aus unserer Mitte. Diogenes Verlag, Zürich 2010, ISBN: 978-3257067583

Herausgeberschaften (Auswahl)

  • Hier ist niemand gestorben. Nachgelassene Gedichte aus Lateinamerika. EA 1985. Heyne Verlag, München 1990, ISBN: 978-3453037809
  • Geschichten aus der Geschichte des Spanischen Bürgerkriegs. Erzählungen und Berichte deutschsprachiger Autoren (zusammen mit Cristina Timón Solinís). EA 1986. Luchterhand Literaturverlag, Darmstadt 1986, ISBN: 978-3630616131
  • Wien, Wien allein. Literarische Nahaufnahmen. EA 1987. Luchterhand Literaturverlag, Darmstadt 1993, ISBN: 978-3630711317

Übersetzungen (Auswahl)

  • Ak'abal Humberto: Das Weinen des Jaguars. 77 Gedichte und ein Bericht. EA 2005. Edition Thanhäuser, Ottensheim 2005. ISBN: 978-3900986605
  • Vilarino, Idea: An Liebe. Gedichte (zus. m. Peter Schultze-Kraft). EA 1994. Otto Müller Verlagsges., Salzburg 1994, ISBN: 978-3701308859

Sekundärliteratur

  • Domanski, Herbert: Analysehilfen Erich Hackl "Abschied von Sidonie", Klett Verlag, Stuttgart u. a. 1999, ISBN: 978-3129232613
  • Richter, Michael-Josef: Intertextualität als Mittel der Darstellung in Erich Hackls Erzählungen, Köster Verlag, Berlin 1996.
  • Schulze, Frank: Gespräch mit Erich Hackl über politische Literatur heute. In: Peter Weiss Jahrbuch, Internationale Peter Weiss Gesellschaft, St. Ingbert 2001, S. 132-140
  • ders.: Erich Hackls dokumentarischer Blick. Eine neue Perspektive auf den Spanischen Bürgerkrieg In: Peter Weiss Jahrbuch, Internationale Peter Weiss Gesellschaft, St. Ingbert 2001, S. 120-131

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