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Harig, Ludwig

Ludwig Harig (geb. 18. Juli 1927 in Sulzbach/Saarland) ist ein deutscher Schriftsteller und Übersetzer. Sein Werk? wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Leben und Schreiben

Ludwig Harig wurde am 18. Juli 1927 als Sohn eines Malermeisters in der Schlachthofstraße 6 in Sulzbach/Saarland geboren. Dort ging er auf die Volksschule. Nach eigenen Angaben waren das Schlachthaus, der Schlammweiher, die Schlackenhalde die Spielplätze seiner Kinder- und Jugendzeit. Von 1941-1945 besuchte er eine Lehrerbildungsanstalt in Idstein/Taunus, nach dem Krieg die Mittelschule in Saarbrücken und von 1946-1949 das Lehrerbildungsseminar Blieskastel. Wichtige Leseeindrücke in dieser Zeit waren Thomas Mann und Hermann Hesse, aber auch die Expressionisten und Dadaisten.

Nach dem Examen war er Assistant d’allemand am Collège Moderne in Lyon. Dort schloss er Freundschaft mit Roland Cazet, dessen Lebensgeschichte er in seinem Buch „Kalahari. Ein wahrer Roman“ (2007) niedergeschrieben hat. Während seiner Zeit in Lyon begann Ludwig Harig damit, erste Texte aus dem Französischen zu übersetzen. Besondere Aufmerksamkeit widmete er dabei Paul Verlaines? Gedichtzyklus? „Freundinnen“. Von 1950-1956 war Harig Volksschullehrer in Dirmingen. Zu seiner bevorzugten Lektüre zählten Ernest Hemingway, John Dos Passos und James Joyce. 1956 ging er nach Friedrichsthal - einem saarländischen Bergmannsdorf -, wo er bis 1970 als Volksschullehrer tätig war. Danach ließ er sich vom Schuldienst beurlauben und arbeitete von 1974 an als freiberuflicher Schriftsteller.

Ludwig Harigs literarische Laufbahn begann Mitte der 1950er Jahre. In Anthologien? und Literaturzeitschriften? erschienen Beiträge von ihm. Mit „Haiku Hiroshima“ lag 1961 seine erste Buchveröffentlichung vor. Das Merkmal der Texte, die Harig in dieser Schaffensperiode veröffentlichte, ist ihr ausgeprägter Experimental-Charakter?. Von Experimentierfreude ist auch seine Arbeit als Autor von Hörspielen und Funkcollagen? gekennzeichnet. Er war unter anderem für den Süddeutschen, Saarländischen, Westdeutschen und Norddeutschen Rundfunk tätig. Ludwig Harig gilt als einer der wichtigsten Erneuerer des deutschen literarischen Hörspiels. Eines seiner Meisterwerke ist der Radiobeitrag „Staatsbegräbnis“ (1969), in dem er durch eine revolutionäre Schnitt- und Montagetechnik? die mentale Atmosphäre der Adenauer-Ära einfängt. Besonderen Einfluss auf seine intellektuelle und literarische Entwicklung hatte der Philosoph Max Bense?, der als Mitbegründer der Stuttgarter Schule von sich Reden machte. 1966 wurde Ludwig Harig mit dem Kunstpreis des Saarlandes? gewürdigt.

Zu Popularität beim Lesepublikum? gelangte Harig mit dem Reiseroman „Reise nach Bordeaux“ (1965) und dem Familienroman „Sprechstunden für die deutsch-französische Verständigung und die Mitglieder des Gemeinsamen Marktes“ (1971). Obwohl Letzterer durch seinen sprachexperimentellen? Charakter keine leichte Kost darstellt, zählt er bis heute zu Harigs bekanntesten Büchern. Die Literaturkritik lobte vor allem, dass Harig seine experimentellen? Intentionen nicht zugunsten des kommerziellen Markterfolgs aufgegeben habe, sondern auf geistreiche Art fortsetze.

Den Durchbruch beim Publikum? schaffte Ludwig Harig mit dem autobiographisch gefärbten Roman „Ordnung ist das ganze Leben. Roman meines Vaters“ (1986). Darin verknüpft er seine eigene Kindheit mit der Lebensgeschichte seines Vaters, der als Soldat am Ersten Weltkrieg teilgenommen hat und danach wieder in Sulzbach als Maler und Anstreicher lebte. Harig hat acht Jahre an dem Buch gearbeitet. In den Romanen „Weh dem, der aus der Reihe tanzt“ (1990) und „Wer mit den Wölfen tanzt, wird Wolf“ (1996) setzte Harig die autobiographische Spurensuche fort. Mit dieser Trilogie?, die die Zeit von der Jahrhundertwende bis zum Beginn der 1960er Jahre umfasst, erwarb er sich den Ruf eines authentischen und stilbewussten Chronisten?.

In seinem umfangreichen Werk? hat sich Ludwig Harig mehrfach mit herausragenden Persönlichkeiten der Literaturgeschichte beschäftigt. So zum Beispiel in den Erzählbänden „Der Uhrwerker von Glarus“ (1993, um Friedrich Hölderlin), „Spaziergänge mit Flaubert“ (1997) und „Pelés Knie“ (1999, um Jean Paul?). 2002 erschien sein biographischer Essayband „Und wenn sie nicht gestorben sind“, in dem er unter anderem von einer Begegnung mit Erich Honecker berichtet, den er kurz vor seinem Tod im Gefängnis in Berlin-Moabit besucht hatte. Zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 legte Ludwig Harig im Carl Hanser Verlag? den Band „Die Wahrheit ist auf dem Platz. Fußballsonette“ vor, der im Feuilleton? aufgrund seines Humors und seiner feinen Machart mit lobenden Rezensionen begleitet wurde. (Zur WM 1974 hatte Harig das Buch „Netzer kam aus der Tiefe des Raums“ veröffentlicht.)

Ludwig Harigs jüngste Publikation ist der Roman „Kalahari“. Darin beschreibt er – gestützt auf Briefe und Aufzeichnungen der Familie Cazet – den Lebensweg seines Freundes Roland Cazet. Im Mittelpunkt steht dessen Sehnsucht nach fremden Ländern, die ihn rund um den Globus führt. Nur an einen Ort hat es ihn Zeit seines Lebens nie verschlagen – in die Kalahari, eine unwirtliche Sandwüste in Afrika.

Seit 1972 ist Ludwig Harig Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik?. Seit 1979 gehört er der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung? in Darmstadt an. Außerdem ist er Mitglied der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur? und der Mannheimer Freien Akademie der Künste?.

Ludwig Harig ist seit 1957 mit der Volksschullehrerin Brigitte, geb. Gottschall, verheiratet. Sie leben gemeinsam in Sulzbach/Saarland.

Übrigens ...

Ludwig Harig schreibt seine Bücher seit ungefähr 20 Jahren im Knien. Nach einem Bandscheibenvorfall verzichtet er auf das Schreiben im Sitzen. Vor seinem Schreibtisch steht ein spezieller Hocker, auf dem der Autor kniet.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Ludwig Harig bei Jokers
  • Der Bote aus Frankreich. Einladungen zu König Artus und Ritter Lancelot. Springe, Zu Klampen Verlag 2007, ISBN: 978-3866740044
  • Der Uhrwerker von Glarus. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 1998, ISBN: 978-3596139248
  • Der Wiedergeborene. Heidelberg, Wunderhorn Verlag 2001, ISBN: 978-3884231210
  • Die Hortensien der Frau von Roselius. München, Carl Hanser Verlag 1992, ISBN: 978-3446172074
  • Die neue saarländische Freude. Ein Lesebuch über die gute Art zu leben und zu denken. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 1990, ISBN: 978-3596105359
  • Die Wahrheit ist auf dem Platz. Fußballsonette. München, Carl Hanser Verlag 2006, ISBN: 978-3446207196
  • Heimweh. Ein Saarländer auf Reisen. München, Carl Hanser Verlag 1999, ISBN: 978-3446128200
  • Kalahari. Ein wahrer Roman. München, Carl Hanser Verlag 2007, ISBN: 978-3446208193
  • Kreter und Pieter. Tagebuch einer Reise nach Kreta. Blieskastel, Gollenstein Verlag 2001, ISBN: 978-3933389404
  • Ordnung ist das ganze Leben. Roman meines Vaters. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 1996, ISBN: 978-3596291571
  • Pelés Knie. München, Carl Hanser Verlag 1999, ISBN: 978-3446197831
  • Reise mit Yoshimi. Springe, Zu Klampen Verlag 2000, ISBN: 978-3933156525
  • Spaziergänge mit Flaubert. München, Carl Hanser Verlag 1997, ISBN: 978-3446191150
  • Und wenn sie nicht gestorben sind. Aus meinem Leben. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 2004, ISBN: 978-3596162123
  • Weh dem, der aus der Reihe tanzt. München, Carl Hanser Verlag 1990, ISBN: 978-3446160385
  • Wer mit den Wölfen heult, wird Wolf. München, Carl Hanser Verlag 1996, ISBN: 978-3446187467
  • Meine Siebensachen. Ein Leben mit den Wörtern. 2012

Hörspiele

  • Im Geschwirr der Espenblätter. CD. Blieskastel, Gollenstein Verlag 2002, ISBN: 978-3935731317
  • Ludwig Harig liest Kreter und Pleter. Tagebuch einer Reise nach Kreta. CD. Blieskastel, Gollenstein Verlag 2001, ISBN: 978-3935731003

Sekundärliteratur

  • Arnold, Heinz Ludwig: Ludwig Harig (TEXT+KRITIK 135). München, edition text + kritik 1997, ISBN: 978-3883775623
  • Harig, Ludwig / Jung, Werner / Sitter, Marianne: Bibliographie Ludwig Harig. Bielefeld, Aisthesis Verlag 2002, ISBN: 978-3895283635
  • Rech, Benno: Sprache fürs Leben. Wörter gegen den Tod. Ein Buch über Ludwig Harig. Blieskastel, Gollenstein Verlag 1999, ISBN: 978-3930008674

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