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Highsmith, Patricia

Patricia Highsmith (geb. 19. Januar 1921 in Fort Worth/Texas; gest. 4. Februar 1995 in Locarno) war eine amerikanische Schriftstellerin. Ihr Lebenswerk? umfasst mehr als 30 Romane. Viele davon wurden verfilmt.

Leben und Schreiben

Patricia Highsmith - (c) Simone Sassen

Patricia Highsmith wurde als Mary Patricia Plangman am 19. Januar 1921 in Fort Worth/Texas geboren. Wenige Tage vor ihrer Geburt ließen sich ihre Eltern scheiden. Ihr leiblicher Vater Jay Bernard Plangman, ein erfolgreicher Graphiker? und Typograph, hatte deutsche Vorfahren. Highsmith lernte ihn erst im Alter von zwölf Jahren kennen. Die ersten sechs Lebensjahre verbrachte sie bei ihrer Großmutter, wo sie früh das Lesen lernte. Ihr amerikanischer Verlag streute später das Reklame-Gerücht, dass Highsmith bereits im Alter von vier Jahren eine kriminal-psychologische? Abhandlung über Spontantäter gelesen habe. Mit ihrer Mutter Mary (geborene Coates), die freiberuflich als Zeichnerin arbeitete und inzwischen den Reklame-Illustrator? Stanley Highsmith geheiratet hatte, ging sie nach New York City.

Nach dem Besuch der High School studierte Highsmith am renommierten Barnard College der Columbia University in New York Zoologie und Englische Literaturwissenschaft. Als Nebenfächer belegte sie Latein, Griechisch und Deutsch. In der Studentenzeitschrift? „Barnard Quarterly“ veröffentlichte sie erste Erzählungen und Kurzgeschichten. Ihr Liebesleben war in dieser Zeit von einer Reihe lesbischer Freundschaften und Affären geprägt. Auch ihr radikaler Atheismus, zu dem sie sich zeitlebens bekannte, hat seinen Ursprung in der Studentenzeit. 1942 legte Highsmith ihr Bachelor-Examen ab. Im Anschluss war sie als Comic-Texterin beim New Yorker Verlag Fawcett tätig. Dieser Job ermöglichte es ihr, aus der Wohnung der Eltern auszuziehen.

„Strangers on a train“ (1950)

Ihre ersten Versuche als Schriftstellerin blieben erfolglos: Die ersten beiden Romane wurden überall abgelehnt. Der Erfolg stellte sich erst langsam ein, nachdem die renommierte Modezeitschrift? „Harper’s Bazaar“ im August 1945 die Kurzgeschichte „The Heroine“ veröffentlichte, die Highsmith noch in ihrer College-Zeit geschrieben hatte. 1948 erhielt sie ein Stipendium? für einen Aufenthalt in der Künstlerkolonie Yaddo in Saratoga Springs, New York. Dort arbeitete Highsmith an ihrem Debütroman?, der 1950 unter dem Titel „Strangers on a train“ (dt. Zwei Fremde im Zug) im Verlag Harper & Brothers veröffentlicht wurde. Ein Jahr darauf wurde der Roman, in dem es um Kunst, Homosexualität, Alkoholismus und vor allem um Schuld geht, von Alfred Hitchcock? verfilmt. Der Film gehörte in den USA zu den zehn besten Filmen des Jahres 1951. Patricia Highsmith soll ihn dennoch nicht gemocht haben.

Fortan lebte Highsmith als freie Schriftstellerin. Sie wohnte überwiegend in Europa: erst in Italien, ab 1963 in England, ab 1966 dann in einem kleinen französischen Dorf und ab 1983 im Tessin. Anders als in den USA wurde Highsmith in Europa frühzeitig als eigenwillige und anspruchsvolle Kriminalautorin? geschätzt. Das deutschsprachige Feuilleton? feierte sie sogar als die niveauvollste Kriminalschriftstellerin der Welt. In den meisten ihrer Romane geht es nicht um die Frage nach dem Täter, sondern um die psychologische Disposition und Entwicklung der Figuren. Immer wieder stellt Highsmith die Frage, unter welchen Bedingungen ein Alltagsmensch zum Mörder werden kann. Gleichzeitig verweist sie in ihren Romanen auf die Beziehungen zwischen psychologischen und gesellschaftlichen Prozessen.

Zu ihren größten literarischen Vorbildern zählen eigenen Angaben zufolge die Schriftsteller Fjodor Dostojewskij? und Leo Perutz. Die ersten deutschsprachigen Ausgaben? ihrer Romane erschienen zunächst im Rowohlt Verlag?, 1968 gingen die Rechte? an den Diogenes Verlag? über, der inzwischen die Weltrechte am Gesamtwerk? von Patricia Highsmith erworben hat.

„The price of salt“ (1952)

Ihr Roman „The price of salt“ (1952; dt. Salz und sein Preis, später unter dem Titel Carol) erschien zunächst unter dem Pseudonym Claire Morgan. Erst 1991 hat sich Highsmith als Verfasserin des Romans geoutet. „The price of salt“ erreichte von allen ihren Romanen die höchste Auflage?. Darin geht es um die 19-jährige Bühnenbildnerin Therese, die sich allmählich ihrer lesbischen Neigungen bewusst wird. Gefühlschaos ist die Folge. Und alles spitzt sich dramatisch zu, als sich Therese in Carol verliebt – eine verheiratete Frau, an deren Fersen sich ein im Auftrag ihres eifersüchtigen Mannes ermittelnder Privatdetektiv geheftet hat. In dem Roman stellt Highsmith die Frage: Wie hoch ist der Preis, den eine junge Frau für Glück und Selbstverwirklichung zahlen muss? Highsmith selbst hat ihr Privatleben als lesbische Frau stets sorgfältig vor der Öffentlichkeit abgeschirmt.

Tom Ripley (1955ff)

Zu Highsmiths berühmtesten Romanfiguren zählt der englische Betrüger, raffinierte Mörder und charmante Psychopath Tom Ripley, der – gleichgültig, was für ein Verbrechen er begeht – stets ungeschoren davonkommt. Ripley war Highsmiths Lieblingsheld, den sie in den Mittelpunkt von insgesamt fünf Romanen stellte (die man zum richtigen Verständnis auf jeden Fall in der Reihenfolge ihres Erscheinens lesen sollte): „The Talented Mr. Ripley“ (1955; dt. Der talentierte Mr. Ripley), „Ripley Under Ground“ (1971), „Ripley’s Game“ (1974; dt. Ripley’s Game oder Der amerikanische Freund), „The Boy Who Followed Ripley“ (1981; dt. Der Junge, der Ripley folgte) und „Ripley Under Water“ (1991).

Die Ripley-Figur ist mit einem sehr wechselvollen und widersprüchlichen Charakter gezeichnet: zugleich Kunstliebhaber und Menschenschlächter, gebildet und grausam, latent homosexueller Dandy und frauenverschlingender Playboy. Highsmith war von ihrem Protagonisten fasziniert, weil Ripley, wie sie erklärte, mindestens eine Zeit lang in seinem Leben geistig frei sei und sich vor niemandem beuge. Für den Roman „The Talented Mr. Ripley“ wurde sie mit dem Edgar-Allan-Poe-Preis? ausgezeichnet. Auf der Urkunde unterschrieb sie mit „Patricia Highsmith und Mr. Ripley“.

„The Tremor of Forgery“ (1969)

Viel Kritikerlob erntete Highsmith für ihren 1969 erschienen Roman „The Tremor of Forgery“ (dt. Das Zittern des Fälschers), den die Autorin selbst zu ihren besten Kriminalromanen rechnete. Im Zentrum der Handlung steht der amerikanische Schriftsteller Howard Ingham, der in einem kleinen Ort an der tunesischen Küste weilt und auf einen Freund wartet. Als Ingham erfährt, dass sein Freund gestorben ist, kehrt er jedoch nicht nach New York zurück, sondern bleibt in Tunesien. Dort treffen nun die amerikanische und die arabische Seele aufeinander. Über die 2001 erschienene Neuübersetzung von Dirk van Gunsteren? schrieb die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, dass der Autorin kein kulturelles Accessoire ihrer Helden entgehe. Mit Blick auf diesen Kriminalroman, der das Genre vollende und überbiete, scheine alles möglich und nichts mehr gewiss, schrieb der Rezensent weiter.

Highsmith publizierte über Jahrzehnte hinweg fast jedes Jahr einen neuen Kriminalroman, denen die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ eine konstant hohe Qualität bescheinigte. Zahlreiche bekannte Regisseure wie René Clément, Wim Wenders und Sidney Pollack verfilmten ihre Romane. Zuletzt lief 1999 „Der talentierte Mr. Ripley“ mit Matt Damon in der Hauptrolle in den Kinos.

„Small g – a Summer Idyll“ (1995)

Der letzte Roman, der vor dem Tod der Schriftstellerin erschien, war „Small g – a Summer Idyll“ (1995; dt. Small g – eine Sommeridylle), der von Matthias Jendis? ins Deutsche übertragen wurde. Der Roman spielt im Schwulen- und Lesbenmilieu von Zürich. In einer Kneipe taucht eines Tages Luisa auf – eine junge, ungewöhnlich hübsche Femme fatale, die die Gefühlswelt von zahlreichen Männern und Frauen ins Chaos stürzt.

Am 4. Februar 1995 erlag Patricia Highsmith in Locarno einem Krebsleiden. Ihr Vermögen ging an die Künstlerkolonie Yaddo.

2002 begann der Diogenes?-Verlag, Highsmiths Werk? in einer auf 30 Bände? angelegten Neuübersetzung herauszugeben. In den USA führten zahlreiche Neuausgaben? zu einer Wiederentdeckung der Schriftstellerin.

Übrigens ...

... hat Patricia Highsmith um ihrer deutschen Vorfahren willen an der High School Deutsch gelernt. Später hat sie sogar ein Tagebuch auf Deutsch geschrieben.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Patricia Highsmith bei Jokers
  • Zwei Fremde im Zug. EA 1950. Zürich, Diogenes Verlag 2003, ISBN: 978-3257234015
  • Salz und sein Preis. EA 1952. Zürich, Diogenes Verlag 2006, ISBN: 978-3257234022
  • Der Stümper. EA 1954. Zürich, Diogenes Verlag 2007, ISBN: 978-3257234039
  • Der talentierte Mr. Ripley. EA 1955. Zürich, Diogenes Verlag 2003, ISBN: 978-3257234046
  • Tiefe Wasser. EA 1957. Zürich, Diogenes Verlag 2005, ISBN: 978-3257234053
  • Ripley Under Ground. EA 1970. Zürich, Diogenes Verlag 2003, ISBN: 978-3257234145
  • Ripley’s Game oder Der amerikanische Freund. EA 1974. Zürich, Diogenes Verlag 2004, ISBN: 978-3257234169
  • Ripley Under Water. EA 1991. Zürich, Diogenes Verlag 2006, ISBN: 978-3257234213
  • Carol. EA . Zürich, Diogenes Verlag 2003, ISBN: 978-3257224870

Hörbücher

  • Zwei Fremde im Zug. Audiobook. 2 CDs. München, Hoerverlag DHV 1995, ISBN: 978-3895841378

Sekundärliteratur

  • Wilson, Andrew / Grube, Anette / Röckel, Susanne: Schöner Schatten. Das Leben von Patricia Highsmith. Berlin, Bvt Berliner Taschenbuch Verlag 2004, ISBN: 978-3833303111

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