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Hoffmann, Heinrich

Heinrich Hoffmann um 1880 - (c) gemeinfrei

Heinrich Hoffmann (geb. 13. Juni 1809 in Frankfurt am Main; gest. 20. September 1894 ebd.) war ein deutscher Psychiatriereformer und Schriftsteller. Er ist der Verfasser des Kinderbuches "Der Struwwelpeter".

Als einer der zwölf Frankfurter Vertreter saß Heinrich Hoffmann 1848 im sogenannten "Vorparlament", das die erste deutsche Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche vorbereitete. Er gilt zudem als erster Vertreter der Jugendpsychiatrie.

Leben und Schreiben

Heinrich Hoffmann wurde am 13. Juni 1809 in Frankfurt am Main als Sohn eines Architekten und städtischen Bauinspekteurs geboren. Seine Mutter starb, bevor er ein Jahr alt war. Ihre Schwester wurde die Stiefmutter des kleinen Heinrich. Dessen Kindheit war von Bescheidenheit geprägt - die Familie Hoffmann musste die Wohnungen trockenwohnen, die der Vater erbaut hatte.

Nach der Schulzeit studierte Heinrich Hoffmann Medizin in Heidelberg und Halle und ließ sich nach einem Aufenthalt in Paris 1835 in seiner Heimatstadt Frankfurt am Main nieder. Er arbeitete als Arzt im Leichenschauhaus des Stadtteils Sachsenhausen sowie als praktischer Arzt und Geburtshelfer. Bis 1846 gehörte er dem Ärztekollegium einer Armenklinik an, die auch mittellose Kranke in den umliegenden Dörfern kostenlos versorgte.

1840 heiratete Hoffmann die Kaufmannstochter Therese Donner. Das Paar bekam zwei Söhne und eine Tochter. 1842 begann Hoffmann Gedichte und Theaterstücke zu veröffentlichen, er nannte sich selbst einen "Gelegenheitsversemacher" und schrieb auch unter den Pseudonymen Polykarpus Gastfenger, Heulalius von Heulenburg, Reimerich Kinderlieb und Peter Struwwel.

Der "Struwwelpeter"

Titelbild des Struwwelpeter

1845 erschien die Urfassung? des "Struwwelpeter?". Sie war als Weihnachtsgeschenk für den ältesten Sohn Carl Philipp entstanden: Hoffmann hatte vergeblich nach einem Geschenk für den Dreijährigen gesucht und schließlich beschlossen, aus einem leeren Schreibheft? selbst ein Bilderbuch herzustellen. Vom Verleger Zacharias Löwenthal ließ Hoffmann sich dann überreden, das Buch zu veröffentlichen. Im Herbst 1845 erschien die erste Auflage? mit 3.000 Exemplaren unter dem Pseudonym "Reimerich Kinderlieb". Erst ab der 5. Auflage, die 1847 erschien, gab sich Hoffmann als Autor zu erkennen. Die noch heute bekannte Fassung kam, mit veränderten Bildern und um mehrere Geschichten erweitert, 1858 heraus.

Inhalt

Der "Struwwelpeter" enthält folgende Geschichten:

  • Struwwelpeter (Geschichte vom Peter, der sich Haare und Nägel nicht schneiden lässt)
  • Die Geschichte vom bösen Friedrich ("Der Friederich, der Friederich, der war ein arger Wüterich")
  • Die gar traurige Geschichte mit dem Feuerzeug ("Paulinchen war allein zu Haus")
  • Die Geschichte von den schwarzen Buben (Drei Jungen verspotten einen Schwarzen, einen "Mohren")
  • Die Geschichte vom wilden Jäger
  • Die Geschichte vom Daumenlutscher
  • Die Geschichte vom Suppen-Kaspar
  • Die Geschichte vom Zappel-Philipp
  • Die Geschichte vom Hanns Guck-in-die-Luft
  • Die Geschichte vom fliegenden Robert
Rezeption

Aus heutiger Sicht sind die pädagogischen Mittel, mit denen im "Struwwelpeter" gearbeitet wird, überholt. 1970 erschien - als eine von vielen kritischen Parodien - "Der Anti - Struwwelpeter oder listige Geschichten und knallige Bilder" von F. F. Waechter?, das als Standardwerk der antiautoriären Erziehung gelten kann.

Doch hat die klinische Psychologie und Jugendpsychiatrie Hoffmanns Buch mittlerweile wiederentdeckt: Es finden sich darin Beschreibungen von Störungen wie der Aufmerksamkeitsstörung ADHS (mit und ohne Hyperaktivität - im Zappel-Philipp und im Hanns Guck-in-die-Luft) und der Magersucht (Suppen-Kaspar). Dass die Beschäftigung mit Heinrich Hoffmann und dem Struwwelpeter in literatur-, kultur- und medizinhistorischer Hinsicht lohnenswert ist, belegt eine Veranstaltungsreihe in Frankfurt am Main anlässlich des 200. Geburtstages von Heinrich Hoffmann im Frühsommer 2009 (siehe unten).

Weitere Werke von Heinrich Hoffmann

Dem "Struwwelpeter" folgten fünf weitere Kinderbücher, darunter "König Nussknacker und der arme Reinhold" (1851) mit einer Illlustration von Hoffmann - das erste Weihnachtsmärchen, in dem ein Nussknacker eine Rolle spielt. Die erzgebirgische Nussknackerproduktion wurde von diesem Buch inspiriert. Keines der anderen Bücher war jedoch so erfolgreich wie der "Struwwelpeter". Für erwachsene Leser schrieb Hoffmann unter anderem politische Satiren. 1873 erschien unter dem Titel "Auf heiteren Pfaden" als letztes Werk eine Gedichtsammlung.

Das "Irrenschloss"

1844 bis 1851 unterrichtete Heinrich Hoffmann Anatomie am Senckenbergischen Institut, einem medizinischen Institut, das dem Frankfurter Bürgerhospital angegliedert war. Ebenfalls 1844 hielt er die Festrede bei der Einweihung des Frankfurter Goethe-Denkmals, das heute wieder auf dem Goethe-Platz steht. 1848 saß er im Vorparlament, das die erste deutsche Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche vorbereitete. Hoffmann selbst verfocht eine konstitutionelle Monarchie, die unter preußischer Führung stehen sollte.

1851 wurde Heinrich Hoffmann Ärztlicher Leiter der "Anstalt für Irre und Epileptische" in Frankfurt. Hier fand er seine Lebensaufgabe. Gegen vieler Widerstände verwirklichte er seine Vorstellungen von einer für damalige Zeiten vorbildhaften Psychiatrie, in der die Patienten ein menschenwürdiges Leben führen sollten. 1864 wurde der neugotische Bau vor der damaligen Stadtgrenze im nördlichen Westend eingeweiht. Die Frankfurter nannten ihn "Irrenschloss". Im "Irrenschloss" arbeitete Heinrich Hoffmann bis zu seiner Pensionierung 1888, und hier lebte hier auch mit seiner Familie.

Im Ruhestand verfasste er noch seine Memoiren?, die erst 1926 erschienen. Am 20. September 1894 starb Heinrich Hoffmann in Frankfurt am Main. Er ist auf dem Hauptfriedhof begraben. Im Frankfurter Stadtteil Niederrad, wo sich heute das Zentrum für Pychiatrie der Uniklinik befindet, ist ihm eine Straße gewidmet. Im Westend erinnert ein Struwwelpeter-Museum an den bedeutenden Frankfurter. Trägerverein ist die frankfurter werkgemeinschaft e.V. (fwg), ein Sozialwerk zur Rehabilitation, Integration und Betreuung psychisch kranker und behinderter Menschen.

Das Heinrich-Hoffmann-Jahr 2009

Im Jahr 2009 feierte Frankfurt den 200. Geburtstag von Heinrich Hoffmann mit einem umfangreichen Ausstellungsprogramm, dem "Heinrich Hoffmann Sommer 2009". Das Institut für Jugendbuchforschung an der Frankfurter Universität veranstaltete im Rahmen der Deutsche Bank Stiftungsgastprofessur "Wissenschaft und Gesellschaft" eine Vortragsreihe. Unter dem Titel "Heinrich Hoffmann und der Struwwelpeter im literatur-, kultur- und medizinhistorischen Kontext" referierten renommierte Erziehungs- und Kulturwissenschaftler, Psychoanalytiker, Medizinhistoriker, Kinderbuch- und Illustrationsforscher aus dem In- und Ausland.

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Heinrich Hoffmann bei Jokers
  • Das Breviarium der Ehe - 1833
  • Gedichte - 1842
  • Die Mondzügler (Komödie) - 1843
  • Der Struwwelpeter (Urfassung) - 1845
  • Handbüchlein für Wühler oder Kurzgefaßte (politische Satire) - 1848
  • Heulerspiegel (politische Satire) - 1849
  • König Nußknacker und der arme Reinhold - 1851
  • Die Physiologie der Sinnes-Hallucinationen - 1851
  • Bastian der Faulpelz - 1854
  • Im Himmel und auf der Erde. Herzliches und Scherzliches aus der Kinderwelt - 1857
  • Allerseelen-Büchlein, eine humoristische Friedhofsanthologie - 1858
  • Beobachtungen und Erfahrungen über Seelenstörungen und Epilepsie in der Irrenanstalt zu Frankfurt 1851 bis 1858 - 1859
  • Der Badeort Salzloch (Satire) - 1860
  • Ein Liederbuch für Naturforscher und Ärzte - 1867
  • Prinz Grünewald und Perlenfein mit ihrem lieben Eselein - 1871
  • Auf heiteren Pfaden. Gesammelte Gedichte - 1873
  • (Hg.: E. Hessenberg) Struwwelpeter-Hoffmann erzählt aus seinem Leben - 1926
Aktuelle Ausgaben des Struwwelpeter
  • Der Der Struwwelpeter bei Jokers
  • Der Struwwelpeter. Geb. Ausgabe. Schwager & Steinlein Verlag, Köln 2007, ISBN: 978-3896009166
  • Der Struwwelpeter. Mit einem Nachwort von Peter von Matt. Durchg. vierfarbig. Reclam Verlag, Ditzingen 2009, ISBN: 978-3150185698

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