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Ich ging den Worten auf den Leim. Alte und neue Gedichte

von<br> Peter Maiwald

Es sind viele kluge Worte über den am 1. Dezember 2008 gestorbenen Dichter Peter Maiwald? gesagt worden und es werden kluge Worte über ihn im Vorwort? von Ulla Hahn und im Nachwort? von Marcel Reich-Ranicki über ihn gesagt. Und trotzdem frage ich mich, ob man dem Dichter, der trotz eindeutig Stellung beziehender Gedichte und wunderbarer Liebeslyrik eher ein stiller Dichter gewesen ist, gerecht werden kann?

Warum, frage ich mich, hielt er bis auf wenige Ausnahmen fest an der Form, im speziellen am Sonett?, das er meisterhaft beherrschte. Warum verwehrte er sich, den Worten freien Lauf zu lassen? Es mag mit dem unmittelbar Erlebten zusammenhängen, dem Unrecht, dem Chaos und vielleicht nicht zuletzt mit der frühen Ahnung von Sterben und Tod?. Der Auflösung, dem Nichts etwas entgegensetzen, was Form und Gestalt hat, mögen die Beweggründe des Dichters gewesen sein, etwas Konkretes mit der Aussicht, dass es wahrgenommen wird und bleibt, gerade deshalb, weil es sich zwar nicht inhaltlich, aber als Gesagtes und Geschriebenes reimt? und sich in Herz und Kopf festhakt. Ja, es ließe sich sogar ohne große Probleme auswendig lernen und zitieren.

Es fehlt mir schwer zu denken, dass diese Arbeitsweise Kalkül gewesen sein könnte. Nein, bei jemandem, der am eigenen Leben und dem der immer Benachteiligten, Wehrlosen und Unterdrückten litt, ist das völlig unmöglich. Es kann nur der Versuch gewesen sein, womöglich eine Art Wiedergutmachung, die Form als Heilmittel einzusetzen und zu verstehen. Und so erschließt sich die spürbare Trauer und Melancholie des Dichters auch nicht als nervendes Lamento über das böse Leben und die böse Welt, sondern als lakonische formvollendete Bestandsaufnahme unseres Daseins. Was die Erlösung aus diesem Dilemma angeht, durch die Liebe etwa, da ist und bleibt der Dichter eher skeptisch, obwohl er ihr, dankbar und lustvoll zugeneigt, mit den schönsten seiner Liebesgedichte, die eigentlich nie mit einem Happy end? aufwarten können, ein lebendiges Denkmal gebaut hat.

Dieser Dichter Peter Maiwald beherrschte nicht nur sein Handwerk. Mit der Innigkeit seines großen Herzens verstand er es, die Misere der Zeit und des Lebens oft epigrammatisch? kurz und treffend zu benennen und wiederzugeben. Er bediente sich der Sprache wie jemand, der sich verpflichtet fühlt, sie auf den Kopf gestellt zurück auf die Füße bugsieren zu müssen. Man hat gesagt, dass er ein treuer Schüler Brechts gewesen sei. Er hat es nie bestritten, selber meisterlich und unabhängig.

Das vorliegende Buch vereinigt alte und neue Gedichte und, einmal in seinen unglaublichen lyrischen Sog geraten, nimmt man seine Gedichte auf ohne Absicht zu widerstehen. Es wird Kult werden und ist wie Religion. Und tröstend weise: „Tod ist doch am End/ nur die Zeit in der Gott pennt.“

Autor: Michael Starcke

Literaturangaben

  • Maiwald, Peter: Ich ging den Worten auf den Leim. Alte und neue Gedichte. Herausgegeben von Michael Serrer. Unter Mitarbeit von Agnes Hüfner und Adrienne Maiwald. Vorwort: Ulla Hahn. Nachwort: Marcel Reich-Ranicki. XIM Virgines Verlag, Edition Libri e.K., Düsseldorf 2011, IBSN: 978-3-934268-96-8

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