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Ikonische Wende

Auch "iconic turn"; eine zum Begriff der "linguistischen Wende" (1967 von Richard Rorty? geprägt) analog gebildete Bezeichnung für die Hinwendung zu einer Bildwissenschaft?, die wissenschaftliche Rationalität durch die Analyse von Bildern herstellen will. Mit dem "linguistic turn" wurde eine Umorientierung der Philosophie von der Bewusstseinsphilosophie zur Sprachanalyse? bezeichnet. Dabei wird davon ausgegangen, dass philosophischen Probleme nur noch im Kontext sprachanalytischer Verfahren zu lösen seien. Die entsprechende Wende im Bildbereich soll der Bildanalyse? eine vergleichbar fundamentale Rolle für die wissenschaftliche Rationalität verschaffen.

Zum "Großen Bücher-Wiki-Preis 2012/13" reichte Matthias Hagedorn die folgende Auseinandersetzung mit dem Begriff ein. Sie beruht auf einem künstlerischen Zeitzeugenprojekt namens "Rheintor".

Webseite des Projekts Rheintor - (c) Rheintor

Eines scheint klar: Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist Kunst der Inbegriff des Fragmentarismus?, der unsere Zeit ansteckt, dadurch charakterisiert und die typisch fin-de-siècle-belastete Verwirrung und Fassungslosigkeit der Methoden, der existentiellen Werkzeuge hinter sich lässt. Die Artisten der "Rheintor"-Reihe wagen, jeder auf seine Art und Weise, eine Berufung der Methode einzulegen, indem sie eine Berufung der Rhetorik? heraufbeschwören. Die alten Fragen der Kultur bleiben erhalten, wie die nach dem Geschlechterverhältnis oder dem schäbigen Rest des Unerklärlichen, das sich der menschlichen Erkenntnis entzieht.

Das Ergebnis des außergewöhnlichen Zeitzeugenprojekts "Rheintor" folgt einer klaren Ordnung aus Kurzbiographien, Lyrik- oder Prosastrecken, einzelnen Schwerpunkten, knappen Definitionen und herrlich unaufgeregten Fotostrecken?. Die Fotos? zeigen den heutigen Zustand des Rheintors und der jeweiligen Installationen. Die Verflechtungen von Poesie, Kunsttheorie?, persönlicher Biographie und politischen Ereignissen, von Querverweisen? zwischen Literatur und Kunst und von Bezugslinien zwischen Vergangenheit, Gegenwart und schließlich sogar der Zukunft machen diese Kompilation? zu einer komplexen Lektüre. Die Kunst eröffnet eine Dimension, die für die Gesellschaft völlig unverzichtbar ist. Über Verfremdungen drückt Kunst die Befindlichkeiten, Wünsche, Hoffnungen und Befürchtungen der Menschen in Zeiten tiefgreifender Veränderungen aus.

"Rheintor, Linz - Anno Domini 2011", Edition Das Labor 2011. Limitierte und handsignierte Auflage von 100 Exemplaren; Exemplar 1 - 50 liegt ein Holzschnitt von Haimo Hieronymus bei.

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