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Kennedy, Alison Louise

Alison Louise Kennedy (geb. am 22. Oktober 1965 in Dundee, Schottland) ist eine britische Schriftstellerin.

Leben und Schreiben

Alison Louise Kennedy, kurz A. L. Kennedy] genannt, erblickte am 22. Oktober 1965 als Tochter einer Lehrerin im schottischen Dundee das Licht der Welt. Als Einzelkind wuchs sie dort größtenteils ohne Vater auf. Nach dem Schulabschluss begann die knapp 18-Jährige 1983, Anglistik und Theatre Studies and Drama an der University of Warwick im englischen Coventry zu studieren. Nach drei Jahren beendete sie ihr Studium als Bachelor of Arts. Während des Studiums hatte sie mit dem ambitionierten Schreiben von Kurzgeschichten und dramatischen Monologen ? begonnen.

Im Anschluss arbeitete sie als Sozialarbeiterin in einem Jugendzentrum in Glasgow und mit Inhaftierten. Sie hielt sich mit diversen Jobs über Wasser und intensivierte ihre schriftstellerische Arbeit. Mit Erfolg: 1990 kam es zur ersten Veröffentlichung einer Sammlung eigener Kurzgeschichten: „Night Geometry and the Garscadden Trains“. Dieser Band bescherte A. L. Kennedy das Lob der Kritiker und diverse Preise wie etwa den Scottish Arts Council Book Award 1991.

„Einladung zum Tanz“

Diese Auszeichnung bekam sie auch zwei Jahre später für ihr 1993 erschienenes Roman-Debüt ? „Looking for the Possible Dance“. Im gleichen Jahr erhielt sie dafür auch den „Somerset Maugham Award“ und wurde außerdem in die Top 20 der „Best of Young British Novelists“ des renommierten Literatur-Magazins ? „Granta“ gewählt. Eine Auszeichnung, für die man sie auch zehn Jahre später noch einmal für gut und zugleich jung genug erachtete. In dem Band, der 2001 auf Deutsch erschien („Einladung zum Tanz“), wird eine Zugfahrt von Glasgow nach London für die plötzlich gekündigte Sozialarbeiterin Margaret Hamilton zur Reise in die Vergangenheit. Sie gibt sich ihren Träumen und Erinnerungen hin, an die Kindheit ohne Mutter und den zurückgelassenen Verlobten.

Neben ihren erfolgreichen Gehversuchen als Autorin trat A. L. Kennedy auch als „Writer in Residence“ in Erscheinung. Zum Beispiel erhielt sie ein solches Stipendium 1995 an der Universität Kopenhagen. Außerdem war sie an der Herausgabe ? der Anthologien ? „New Writing Scotland“ (1993-95), „Cool Britannia“ (2006) und des Magazins „Outside Lines“ beteiligt.

Im kulturellen Leben Großbritanniens hat A. L. Kennedy längst auch als Kritikerin Bekanntheit erlangt: So schreibt sie als Rezensentin unter anderem für die Zeitungen „The Scotsman“, „Glasgow Herald“ und den „Daily Telegraph“. Darüber hinaus ist sie seit 2000 eine viel beachtete politische Kolumnistin des „Guardian“ und hat Radio-Essays für die BBC erstellt. Engagiert bezog sie auch Stellung gegen den Irak-Krieg.

Doch in erster Linie machte sich die Schottin als erfolgreiche Schriftstellerin einen Namen. Die meisten der Romane und Erzählungen Kennedys haben existenzielle Themen wie Sex, Gewalt, Glaube und Tod zum Inhalt. Häufig versuchen einsame Hauptfiguren, einer tristen Normalität zu entfliehen. Doch auch phantastische Elemente und Humor sind wesentliche Merkmale ihres Schreibens.

„Gleißendes Glück“ (1997, dt. 2000)

Nach ihrem Durchbruch 1993 ließ A. L. Kennedy im Jahr darauf ihren Kurzgeschichten-Band „Now that You’re back“ folgen. Eine weitere Sammlung von Erzählungen erschien 1997 unter dem Titel „Original Bliss“. Darin enthalten: die Liebesgeschichte „Gleißendes Glück“, die 2000 (von Ingo Herzke übersetzt) als 192-seitiger Roman auf Deutsch im Wagenbach Verlag ? publiziert wurde. Das Buch verschaffte ihr Popularität und Anerkennung in Deutschland. Es dreht sich um die schottische Hausfrau Helen Brindle, die unter der Gewalt ihres Ehemannes leidet und sich von Gott einen Liebhaber wünscht. Im nächtlichen TV-Programm wird sie auf den Psychologen Professor Gluck aufmerksam, trifft ihn auf einem Kongress und verliebt sich in den akademischen Ratgeber. Doch der hat ein düsteres Geheimnis.

2002 urteilte das Feuilleton in Bezug auf Kennedys Roman „Alles was du brauchst“, dass sie zu den wichtigsten literarischen Stimmen in Europa gehöre. Die 1999 im Original veröffentlichte Geschichte „Everything You Need“ kreist um die junge Frau Mary Lamb, die ohne Eltern aufgewachsen ist und Schriftstellerin werden möchte. Sie folgt der Einladung auf eine Schriftsteller-Insel, wo die Autoren unter anderem durch misslungene Selbstmordversuche versuchen sollen, das Wesen literarischen Schreibens zu begreifen. Was sie nicht weiß: Ihr Mentor auf der Insel ist ihr leiblicher Vater.

Ein positives Echo fand hierzulande auch Kennedys 2004 bei Wagenbach ? veröffentlichter Bestseller „Also bin ich froh“. Im englischen Original war der Roman bereits 1995 unter dem Titel „So I am Glad“ erschienen. Die Geschichte spielt im Glasgow der neunziger Jahre. Dort treffen sich der französische Schriftsteller Cyrano de Bergerac ? (1619-1655) und die Radiomoderatorin Jennifer – zwei verlorene Seelen, die in wundersamer Liebe zueinander ihre Wunden heilen.

„Paradies“ und „Day“

2005 erschien A. L. Kennedys Roman „Paradies“ auf Deutsch. Ein Band, den sie ihrer Mutter gewidmet hat. Die Handlung kreist um das Leben der Trinkerin Hannah Luckraft, die allerdings nichts mit der Person von Kennedys Mutter zu tun hat.

2007 folgte der Roman „Day“, sowohl im Original als auch in der deutschen Übersetzung. „Day“ handelt von der Brutalität des Krieges, von Freundschaft im Angesicht des Todes und Irritationen rund um die Liebe. Die Hauptfigur Alfred Day findet als Flieger im Zweiten Weltkrieg Erfüllung. Nach dem Krieg gerät Day in Gefangenschaft, landet schließlich 1949 als Statist in einem Kriegsfilm. In seiner Rolle als Komparse erkennt Day, dass er nicht nur Sieger, sondern zugleich ein Opfer des Krieges ist. Für diesen Roman erhielt Kennedy den britischen Costa-Literaturpreis ?.

2009 erschien ein Band mit Erzählungen: "What becomes" (dt. "Was wird", 2009) handelt davon, wie Menschen nach Schicksalsschlägen - großen wie kleinen - weiterleben, wie sie hin- und wegschauen, was sie denken, wie sie leiden. Dafür rückt sie sehr nah an ihre Figuren heran, protokolliert ihr Denken und ihr Tun. Die Geschichten zeigen, dass es keine verbindliche Art und Weise gibt, wie mit Schicksalseinbrüchen umzugehen sei. Man müsse sie sich selbst erfinden - diese Schlussfolgerung zog ein Rezensent aus dem Buch und stellte fest, dass diese Short Stories trotz experimenteller Kühnheit auf der formalen Ebene inhaltlich durch das Motiv des Mitleids verbunden seien.

"Das Blaue Buch"

2012 kam im Carl Hanser Verlag ? das "Blaue Buch" heraus. Der Inhalt: Elizabeth Barber überquert den Atlantik auf einem Kreuzfahrtschiff mit ihrem mehr als vorbildlichen Freund Derek. Ihrer großen Liebe Arthur hat sie den Rücken gekehrt - und damit auch ihrem Leben als Betrügerin. Auf Séancen hatten die beiden vorgegeben, Kontakt zu Verstorbenen aufzunehmen, und dabei reiche Klienten erleichtert. Mit Derek will sie nun den Weg in ein geregeltes Leben finden. Doch während er seekrank im Bett liegt, taucht plötzlich Arthur auf. Wird sie sich seinem Bann entziehen können? Die Antwort steht im "Blauen Buch", das Elizabeth ihm schenkt und das eine magische Geschichte erzählt, die wahrhafter ist als alle Wirklichkeit.

Nicht bei allen Rezensenten kam dieses Buch gut weg. Zwar locke die Autorin ihre Leser, doch versiege das Spielerische gegen Ende des Romans und gehe in eine "zähe Gefühligkeit" mit einem billigen Happy End über. Für andere war das Ende des Buches einfach missraten, während andere die feine Beobachtungsgabe lobten oder wieder anderen das Spiel mit der Wahrheit viel Spaß machte.

Die viel gelobte Autorin A. L. Kennedy lebt in Glasgow. Wenn sie nicht an Romanen und Erzählungen schreibt, unterrichtet sie Kreatives Schreiben an der renommierten University of St. Andrew’s in Schottland und an der Warwick University. Oder sie verfasst Theaterstücke oder Hörspiele für Radio und Fernsehen. Zahlreiche Dokumentationen, Fernsehspiele und -serien stammen aus ihrer Feder. Darüber hinaus findet sie noch Zeit, Treffen der Religions-Gemeinschaft der Quäker zu besuchen.

Übrigens ...

A. L. Kennedy tritt auch regelmäßig mit Erfolg als Stand-up-Comedian auf.

Auszeichnungen

1993 Somerset Maugham Award
1995 Encore Award
1999 SAC Book Award
2007 Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur ?
2008 Costa-Literaturpreis ?

Werke (Auswahl)

Bücher von A. L. Kennedy bei Jokers
Also bin ich froh. EA 1995. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 2005, ISBN: 978-3596164257
Ein makelloser Mann. EA 1997. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 2003, ISBN: 978-3596157181
Gleißendes Glück. EA 1998. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 2002, ISBN: 978-3596154937
Alles was du brauchst. EA 1999. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 2004, ISBN: 978-3596157198
Stierkampf. EA 1999. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 2003, ISBN: 978-3596154944
Paradies. EA 2004. Berlin, Verlag Klaus Wagenbach 2005, ISBN: 978-3803131966
Day. EA 2007. Berlin, Verlag Klaus Wagenbach 2007, ISBN: 978-3803132147
Was wird. EA 2009. Berlin, Verlag Klaus Wagenbach 2009, ISBN: 978-3803132239