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Kesten, Hermann

ein deutscher Schriftsteller, der in den 1920er Jahren ein Hauptvertreter der Neuen Sachlichkeit war

Leben und Wirken

Kindheit und Jugend

Hermann (Chaim) Kesten wurde am 28. Januar 1900 in der Kleinstadt Podwołoczyska (damals Ost-Galizien, Österreich-Ungarn, heute Pidwolotschysk, Ukraine) geboren. Seine Eltern waren Juden und Staatsbürger der k.u.k.-Monarchie. Podwołoczyska war Grenzort zu Russland und hatte sich im 19. Jahrhundert zu einem Handelsplatz und kulturellen Zentrum der Juden entwickelt. Hermann Kesten identifizierte sich nie mit dem Ostjudentum und seinem wahren Geburtsort. 1904 ging die Familie in den Westen und ließ sich in Nürnberg nieder. In Biographien Hermann Kestens liest man oft fälschlicherweise, Nürnberg sei sein Geburtsort gewesen, doch in Nürnberg wuchs Hermann Kesten auf. Anders als bei Joseph Roth, der mit ihm befreundet war und ebenfalls aus Galizien kam, spielte das Schicksal der Ostjuden in Kestens Werk keine Rolle.

Weil die Landeszugehörigkeit von Podwołoczyska zwischen 1914 und 1945 mehrfach wechselte, und sich die Familie Kesten in der Heimatgemeinde ein Wohnrecht erhalten hatte, war Hermann Kesten nacheinander Österreicher, Pole, Russe, Ukrainer und erneut Pole. 1928 erwarb er die deutsche Staatsangehörigkeit, verlor sie 1933 nach der Emigration jedoch wieder und war von da an staatenlos. 1949 bekam er die amerikanische Staatsbürgerschaft, die er bis zu seinem Lebensende behielt.

In Nürnberg wächst Hermann Kesten auf. Von 1906 bis 1910 besuchte er die Volksschule an der Bismarckstraße. 1910 geht Hermann Kesten an das Königlich Alte Gymnasiums in Nürnberg, heute das Melanchthon-Gymnasium, wo er Mitglied im Schülerausschuss wurde. Schon als Schüler am Gymnasium wollte Hermann Kesten ein Dramatiker deutscher Sprache werden. Sein Vater nahm am Ersten Weltkrieg teil und starb 1918 im Kriegslazarett Lublin (Polen). 1919 machte Hermann Kesten sein Abitur am Humanistischen Königlich Alten Gymnasium in Nürnberg.

Zwischen 1919 und 1923 studierte er Jura und Nationalökonomie, ferner Geschichte, Germanistik und Philosophie in Erlangen und Frankfurt am Main. Als Student versuchte er, an einem Dramenwettbewerb teilzunehmen, doch waren ihm dabei seine wechselnden Staatsbürgerschaften hinderlich. Nach seinem Studium wollte er über Heinrich Mann promovieren, doch daraus wird nichts, weil Hermann Kesten sein Studium abbrach und 1923 in den Trödelhandel seiner Mutter einstieg. Dort arbeitete er bis 1926. In diesem Zeitraum unternimmt er viele Reisen in Europa und Nordafrika.

Schriftstellerische Erfolge, Lektor

1926 publizierte die Frankfurter Zeitung Hermann Kestens Novelle "Vergebliche Flucht" als Folge. Auch in der Jugend konnte er publizieren. Ein Jahr später erwarb der Gustav Kiepenheuer Verlag? Dramen und Novellen von Hermann Kesten. Noch in Nürnberg schrieb Hermann Kesten seinen Debütroman "Josef sucht die Freiheit", der 1927 erscheint und für den bei der Verleihung des Kleistpreis 1928 ehrenvoll erwähnt wurde.

1928 war ein wichtiges Jahr für Hermann Kesten. In Nürnberg heiratete er Toni Warowitz, zog nach Berlin um und nahm eine Stelle als Lektor im Gustav Kiepenheuer Verlag? an, wo er bald zum Cheflektor ernannt wurde. Dort arbeitete er zusammen mit Fritz Helmut Landshoff? und Walter Landauer?. In Kassel wurde sein Theaterstück "Maud liebt beide" uraufgeführt. Hermann Kesten begann in diesem Jahr Freundschaften mit Erich Kästner, Joseph Roth, Ernst Toller? und Heinrich Mann.

Zwischen 1928 und 1933 ist Hermann Kesten sehr produktiv. Es entstehen Romane, Erzählungen?, dramatische Arbeiten (teilweise mit Ernst Toller?) und viele journalistische Texte?, die in den wichtigen Blättern? und Magazinen? der Weimarer Republik erscheinen, z. B. in der Frankfurter Zeitung, im Berliner Tageblatt, in der Literarischen Welt oder der Weltbühne. Als Lektor lernte er neben seinen Freunden Bertolt Brecht, Anna Seghers?, Thomas Mann und Klaus Mann? kennen und gewann einige für den Gustav Kiepenheuer Verlag?.

Flucht vor den Nazis, Exil

1933 floh Hermann Kesten mit seiner Frau vor den Nazis nach Frankreich. 1933 waren Hermann Kestens Werke schon in 22 Sprachen übersetzt. In diesem Jahr erschien "Der Scharlatan". Es ist eine scharfsichtige Darstellung eines gescheiterten Intellektuellen, der deshalb eine NS-Karriere einschlägt. Zunächst wohnte Hermann Kesten in Paris. Von dort schrieb er an Ernst Toller?: "Ich bin verliebt in die Stadt Paris. Ich kam mit Toni an, und da sie die Stadt noch nicht kannte, lief ich mit ihr den ganzen Tag durch die Stadt. Was für ein Traum ist das Exil." Nach Paris gingen die beiden in das Exilzentrum Sanary-sur-Mer bei Toulon. Später hielt sich Hermann Kesten in London, Brüssel, Oostende und Amsterdam auf. Mit Walter Landauer? leitete er dort die deutsche Abteilung des Verlags Allert de Lange?. In der Zwischenzeit ist Fritz Helmut Landshoff? beim Querido Verlag?, ebenfalls ein Verlag, der Exilliteratur in den Niederlanden veröffentlicht, Verlagsleiter. In Konkurrenz und Kooperation mit ihm verlegte Hermann Kesten Werke deutscher Emigranten. Das verhalf den verfolgten Autoren wenigstens zu einem bescheidenen Einkommen.

1934 lebte Hermann Kesten kurz in Nizza mit Joseph Roth und Heinrich Mann zusammen. Auch im Exil war Hermann Kesten sehr produktiv. Zunächst erschien 1934 der Roman "Der Gerechte". 1936 folgte der erfolgreiche historische Roman "Ferdinand und Isabella" und 1938 "König Philipp der Zweite". Beide Romane beschäftigen sich mit Spaniens Aufstieg zur Weltmacht. List, Mord und Geduld spiegeln die Entwicklungen in Hitlerdeutschland. Ebenfalls 1938 (nach anderen Quellen 1939) erschien "Die Kinder von Gernika". In diesem Roman berichtet ein überlebender Junge des Bombenterrors von seinen desolaten Familienverhältnissen und den Schrecken des Bürgerkriegs. Hier gestaltete Hermann Kesten Zeitgeschichte als Familiengeschichte.

Das Jahr 1938 verschlechterte die Lage Hermann Kestens, denn seine Einkünfte schwanden und der Antisemitismus in Frankreich wuchs.

1939 wurde Hermann Kesten als "feindlicher Ausländer" kurz in den französischen Lagern Colombes und Nièvres interniert, was ihn sehr enttäuschte. Mit einem Besuchervisum konnte Kesten 1940 gerade noch in die USA entkommen, bevor die Deutschen Paris besetzten. Seine Frau konnte erst später zu ihm nach Amerika kommen.

In New York angekommen, engagierte er sich für die Verfolgten der Nazis und schrieb Bettelbriefe. Zwischen 1940 und 1942 arbeitete er als "honorary advisor" im Emergency Rescue Committee für die Rettung vornehmlich deutschsprachiger Autoren und Kulturschaffender vor dem NS-Regime. In der Neuen Welt fühlte er sich dabei zunächst nicht heimisch, was an seinen literarischen Arbeiten zu sehen ist, die immer noch in Deutschland, Frankreich und Italien spielen. Er wusste, dass er als englischsprachiger Autor keine Chance hatte.

Die ersten Nachkriegsjahre

1946 erscheint in Amerika in englischsprachiger Übersetzung sein Werk? "Die Zwillinge von Nürnberg". Zwar wird es auch in Deutschland ein Jahr später veröffentlicht, doch mangelt es hier an Druckpapier und Lesern. In dem Buch zeigt Hermann Kesten im Stil zeitkritischen Realismus´ die extremen politischen Polarisierungen im Deutschland der Jahre 1918 bis 1945. Zwei Figuren verdeutlichen dies: auf der einen Seite ein Nazi-Funktionär, auf der anderen Seite ein Emigrant.

Ebenfalls noch in Amerika schrieb Hermann Kesten eine Biographie über Kopernikus und eine über Casanova. Auch der Roman "Die fremden Götter", der in Südfrankreich spielt, entstand in New York (1949). In ihm prangert Hermann Kesten die Unversöhnlichkeiten von Juden und Christen an. Getragen wird die Handlung durch einen Juden, der durch seine Verfolgung wieder gläubig wird, und seine Tochter, die in einem Kloster erzogen wird.

Hermann Kesten lebte dreizehn Jahre in New York und erhielt 1949 die amerikanische Staatsbürgerschaft, aber heimisch wurde er in den USA nie, denn es zog ihn zurück nach Europa.

1949 unternahm Hermann Kesten eine Europareise. Es kam zur ersten Wiederbegegnung mit Deutschland. Hier gab er unerwünschten "Nachhilfeunterricht" für die Entwicklung junger Autoren der Gruppe 47, erinnerte an die Exilliteratur und wandte sich gegen die Rückkehr von Nazi-Literaten in den deutschen Literaturbetrieb. Er nahm auch am internationalen P.E.N.-Kongress in Venedig teil.

1950 ernannte man Hermann Kesten zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Daneben reiste er für längere Aufenthalte in die Schweiz und nach New York und er wurde in diesem Jahr korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt.

1952 erschien seine Casanova-Biographie.

1953 bis 1977

1953 übersiedelte Hermann Kesten nach Rom, wo er bis 1977 seinen Hauptwohnsitz hatte. Es erschien "Meine Freunde die Poeten", worin sich Hermann Kesten als Feulletonist? und Essayist unterhaltsamer "littérature engagée" nach Heinrich Heine zeigte.

1955 erschien "Ein Sohn des Glücks", worin man die Amouresken eines modernen Herzensbrechers sehen kann.

"Dichter im Café" von 1959 ist eine amüsante Kulturgeschichte des Kaffeehauses. Aber nicht nur das: Hermann Kesten bezeichnet das Café als "Wartesaal der Poesie" und spielt damit auf den mythischen Ort der literarischen Produktion an. Außerdem bekennt er sich hier wie nirgend sonst in seinem Werk? zum Kosmopolitismus.

In dem 1961 erschienenen Werk? "Filialen des Parnass" liest man Dichterportraits, Erinnerungen und literarhistorische Urteile, die oft nur zwischen "reaktionär" und "modern" unterscheiden.

Das 1966 erschienene Werk? "Die Zeit der Narren" kritisierte die Selbstzufriedenheit und Fassadenhaftigkeit der bundesrepublikanischen Wohlstandsgesellschaft.

In den Jahren von 1972 bis 1976 wirkte Hermann Kesten als Präsident des P.E.N.-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland. 1972 veröffentlichte Hermann Kesten seinen letzten Roman. Er trug den Titel "Ein Mann von sechzig Jahren". Monologe? erzählen eine Geschichte von Liebe und Tod, an deren Ende sich der Liebhaber der Frau eines beruflich erfolgreichen Ehepaares erschießt.

In Rom hatte Hermann Kesten alles, was er in New York vermisste: europäische Kultur, Tradition, das Bewusstsein von Geschichte und ihre Zeugnisse ... Und er dachte "an die Vulgarität und Finesse der Römer, an die Hüften und die schwellenden Busen der Römerinnen, im Halse kratzt mich der Wein, im Ohr hallen mir ihre unsterblichen Verse, und im Herzen trage ich ihre freundschaft mit mir, ach, das heitere Gelächter der Römer, ach, ihre Sinnlickeit, ihren Geschmack, ihre Kunst zu leben ..." Kein Wunder, dass er sich in eine leidenschaftliche Affäre mit der verheirateten Italienerin Mimi Innamoratti verstrickte, die er noch mit seinem Freund, dem Schriftsteller Gustav Regler? teilen musste.

1977 starb seine Ehefrau Toni Kesten in Rom. Das traf Hermann Kesten schwer. Er fand danach keine Worte mehr und verstummte.

Letzte Jahre

Nach dem Tod seiner Frau, verschlug es Hermann Kesten zunächst nach New York zu seiner Schwester Gina. Doch 1978 kehrte er nach Europa zurück und ließ sich in Basel mit einer Freundin Tonis, Martha Marc, nieder. Martha Marc starb 1985, worauf Hermann Kesten in das jüdische Seniorenheim "La Charmille" in Riehen bei Basel zog, wo er die letzten Jahre seines Lebens verbrachte. Außer gelegentlichen Briefen? schrieb er nichts mehr.

1985 stiftete das P.E.N.-Zentrum der Bundesrepublik Deutschland zum 85. Geburtstag seines Ehrenpräsidenten die "Hermann-Kesten-Medaille", die seit 2008 unter dem Titel Hermann-Kesten-Preis? für besondere Verdienste um verfolgte Autoren im Sinne der Charta des Internationalen P.E.N. vergeben wird.

1995 stiftete Hermann Kesten das Preisgeld für die erste Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises.

Hermann Kesten starb am 3. Mai 1996 in Riehen bei Basel in der Schweiz.

Werk

Anlässlich der Verleihung des Georg-Büchner-Preises sagte Hermann Kesten: "Ich habe nie um der Kunst willen geschrieben, sondern nur der Wahrheit wegen oder wegen der Gerechtigkeit." Dadurch zeigte er sich als leidenschaftlicher Aufklärer in der Tradition von Lessing oder Voltaire?. Sein schriftstellerisches Ziel war die Befreiung des Menschen von Dogmen und Ideologien. Er kritisierte Institutionen wie die Kirche und den Staat und war ein Moralist, der die gesellschaftlich-seelischen Deformationen aufdeckte. Seine Romane zeigen ein Sittenpanorama von der Kaiserzeit über die Weimarer Republik bis in die 1980er Jahre.

Die frühen Romane mit ihren erotischen Szenerien in einem herb-realistischen Stil und dem Moment der Desillusionierung der Romanhelden, die durch verschiedene gesellschaftliche Schichten wandern und nach bürgerlichen Werten streben, erinnern an spanische Schelmenromane.

Weil in seinen späteren Werken zunehmend erotische Motive als Ausdruck von Lebensbejahung und Selbstverwirklichung eine Rolle spielen, verkannten manche Literaturkritiker Hermann Kesten als Unterhaltungsschriftsteller?. Dabei wird der Schmerz, der in den Erzählungen Kestens zum Ausdruck kommt, nicht gesehen. Den Erfahrungen von Einsamkeit und Entfremdung stellt Kesten das Bemühen um eine größere "Lust" gegenüber, die sich an der Hoffnung auf "ein neues Leben" entzündet.

Übrigens

In Nürnberg gibt es am Melanchton-Gymnasium eine Hermann-Kesten-Gesellschaft. Dazu kommt ein Nürnberger Kolleg, das nach Hermann Kesten benannt ist, das Hermann-Kesten-Café in der Stadtbibliothek am Gewerbemuseumsplatz, in dessen Innenhof eine von Wilhelm Uhlig geschaffene Bronzestatue "Hermann Kesten als Spaziergänger" aufgestellt ist. Von dem gleichen Künstler gibt es eine Kesten-Büste in der Eingangshalle des Pellerhauses am Egidienplatz in Nürnberg.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

Joseph sucht die Freiheit (1927)

Der Roman war von Hermann Kesten schon zum Erscheinungszeitpunkt als erster Teil einer Tetralogie gedacht. Der Tetralogie? gab er den Titel "Das Ende eines großen Mannes". Bis 1932 schrieb Hermann Kesten drei weitere Romane – Ein ausschweifender Mensch (Das Leben eines Tölpels), 1928; Glückliche Menschen, 1931; Der Scharlatan, 1932 - und stellte damit die projektierte Tetralogie? fertig.

Hermann Kesten benutzt den parataktischen Stil? in ironischer und trockener Form, um die Familie als Hort menschlicher Defekte zu beschreiben und zu entlarven. Sogleich nach Erscheinen des Buches zählte man ihn zu den Repräsentatnten einer literarischen Neuen Sachlichkeit.

Ferdinand und Isabella (1936)

1469 heirateten Ferdinand von Aragonien und Isabella von Kastilien. Dadurch beginnt ein wirtschaftlicher Aufschwung Spaniens. Die Mauren werden aus Spanien vertrieben und der Katholizismus wird zur alleinigen Religion des Landes. Isabella unterstützt die Entdeckungsfahrten des Kolumbus, wodurch Spanien Weltgeltung erhält.

Aber: Spaniens Aufstieg zur Weltmacht im 15. und 16. Jahrhundert ist blutig. Hermann Kesten schildert akribisch die Entstehung einer Diktatur, die Schrecken der Inquisition und die Kaltblütigkeit der Herrscher. Sowohl Ferdinand wie Isabella haben nur eine Maxime: Machterhalt und Machtausbau.

Man kann der Meinung sein, dass Hermann Kesten durch die Schilderung der konsequenten "Gleichschaltung" der damaligen spanischen Gesellschaft das Herrscherpaar symbolisch für das Nazi-Regime steht. Ob es Hermann Kesten aber wirklich um solche Parallelen ging, ist nicht geklärt.

Ferdinand und Isabella begann Hermann Kesten schon in Nizza zu schreiben, als er mit Heinrich Mann und Joseph Roth zusammen wohnt, die übrigens in dieser Zeit auch den Historischen Roman in den Fokus nehmen.

Für die erste Nachkriegsausgabe wurde der umfangreiche Roman Ferdinand und Isabella in zwei Bände geteilt: "Um die Krone. Der Mohr von Kastilien", 1952, und "Sieg der Dämonen. Ferdinand und Isabella", 1953.

König Philip der Zweite (1938)

Wie Ferdinand und Isabella schrieb Hermann Kesten den Roman im Exil. Philipp II. war als Despot bekannt, der im 16. Jahrhundert den Terror in die Niederlande brachte. Auch das deutsche Reich bedrohte schon 1938 die Niederlande. Aber nun etwa Philipp II. und Hitler gleichzusetzen, ist zu einfach, denn Hermann Kesten zeichnete ein Bild von Philipp II., das auch bemitleidenswerte Züge trug - was er bei Hitler sicher nicht getan hätte. Der Roman lässt sich also nicht nur tagespolitisch deuten.

Philipp, so Hermann Kesten, "hurte, betete und unterdrückte". Er tat dies aus dem Allmachtsanspruch der katholischen Kirche heraus. Selbstzweifel bedrängen Philipp und die Angst vor dem freien Individuum, denn "der Einzelne ist gefährlich".

Hermann Kesten hat sich bei seinem Werk wohl auf den Katholiken Reinhold Schneider? bezogen, der 1931 "Philipp der Zweite oder Religion und Macht" schrieb und darin nach Meinung Kestens zu viel Verständnis für den Despotismus von Philipp II. zeigte.

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