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Loriot

Loriot (geb. 12. November 1923 in Brandenburg / Havel; gest. 22. August 2011 in Ammerland am Starnberger See) war ein deutscher Autor, Karikaturist und Regisseur. Er gilt als Deutschlands erfolgreichster und feinsinnigster Humorist?.

Leben und Schreiben

Loriot auf einem Buchcover - (c) Diogenes Verlag

Bernhard-Victor Christoph Carl von Bülow (kurz Vicco von Bülow) wurde am 12. November 1923 in Brandenburg an der Havel geboren. Er entstammte einer alten preußischen Offiziersfamilie. Nach der Trennung der Eltern 1928 lebte er mit seinem jüngeren Bruder bei seiner Großmutter und Urgroßmutter in Berlin. Ab 1933 wuchs er wieder bei seinem Vater auf, der inzwischen erneut geheiratet hatte und nun auch in Berlin wohnte.

Von 1934 bis 1938 besuchte er ein Gymnasium in Berlin-Zehlendorf. 1938 zog die Familie nach Stuttgart, wo von Bülow 1941 das Notabitur machte. An der Stuttgarter Staatsoper übernahm er als Schüler zahlreiche Statistenrollen. Er folgte der Familientradition und wurde Offizier. Im Zweiten Weltkrieg stieg er zum Oberleutnant in einem Panzergrenadierregiment auf, das vor allem in Russland eingesetzt wurde. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz zweiter und erster Klasse ausgezeichnet. Über seine Kriegserlebnisse hat er später nur selten gesprochen.

„Auf den Hund gekommen“ (1954)

Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er zunächst als Holzfäller im Weserbergland. Von 1947 bis 1949 studierte er Malerei und Grafik an der Hamburger Landeskunstschule. Dieses Studium war ihm übrigens von seinem Vater empfohlen worden. Nach dem Abschluss arbeitete er als freiberuflicher Karikaturist, unter anderem für die Hamburger Magazine „Die Straße“ und „Stern“. Seit dieser Zeit verwendete er das Pseudonym Loriot, dem französischen Namen des Wappentiers (Pirol) der Familie von Bülow.

Eine seiner frühen Schöpfungen als Karikaturist wurde zugleich auch seine populärste: Das überaus korrekt gekleidete Knollennasenmännchen avancierte zur Hauptfigur in zahlreichen Cartoons?, wie z. B. „Auf den Hund gekommen“ (1954) und „Der gute Ton“ (1957). Die außergewöhnliche humoristische? Begabung Loriots zeigte sich vor allem in der meisterhaften Verknüpfung von Alltag und Absurdität, von Zeichenkunst und Wortwitz?. Mit Vorliebe widmete er sich den Tücken, Konventionen und Verklemmtheiten des menschlichen Zusammenlebens.

Das Ernste im Heiteren

Pappa ante portas - (c) Universum Film GmbH

Neben seiner Arbeit als Cartoonist? zog es ihn zeitlebens auch immer wieder vor die Filmkamera, anfangs überwiegend in Mini-Rollen. Zu nennen sind vor allem die Kino- und Fernsehfilme „Die Brücke“ (1959), „Der längste Tag“ (1962), „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ (1982), „Ödipussi“ (1988) und „Pappa ante Portas“ (1991). In Letzterem spielte Loriot übrigens nicht nur die Hauptrolle Heinrich Lohse, sondern in verschiedenen Masken auch einen Geigenspieler, einen Dichter und einen Großvater.

Diese Wandlungsfähigkeit stellte er auch in zahlreichen Sketch-Sendungen fürs Fernsehen unter Beweis. Von 1967 bis 1972 strahlte die ARD die Sendung „Cartoon“ aus, an der Loriot als Moderator, Autor, Regisseur und Hauptdarsteller seiner eigenen Sketche beteiligt war. Die meisten seiner satirischen Darbietungen haben einen tragisch-komischen Kern, der die Zuschauer im Grunde immer wieder neu dazu auffordert, sich über alles im Leben zu wundern und nichts gedankenlos hinzunehmen.

Zwischen Bildschirm und Opernbühne

Mit „Wum“ erfand Loriot den wohl berühmtesten Zeichentrick-Hund der deutschen Fernsehgeschichte. Zusammen mit dem Elefanten „Wendelin“ warb „Wum“ von 1971 bis 1996 für die Aktion-Sorgenkind. 1976 trat Loriot mit seiner kongenialen Filmpartnerin Evelyn Hamann (1942-2007) vor die Kamera: Die Fernsehserie „Loriot“ präsentierte gezeichnete und gespielte Sketche und bescherte Loriot den wahrscheinlich größten Erfolg seiner ungewöhnlichen Karriere. Nach sechs Sendungen und 100 Sketchen beendete Loriot jedoch die nach ihm benannte Serie, da er sich inzwischen dem Theater, der Musik und der Oper zugewandt hatte.

Er schrieb neue Texte zu Sergei Prokofjews musikalischem Märchen „Peter und der Wolf“ sowie Charles Saint-Saëns’ „Karneval der Tiere“, die 1982 in Zusammenarbeit mit Daniel Barenboim und dem English Chamber Orchestra auf Schallplatte veröffentlicht worden sind. Zu den Ludwigsburger Schlossfestspielen 1988 inszenierte er Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ und im Nationaltheater Mannheim 1992 die Uraufführung von „Wagners Ring an einem Abend“.

Rückzug aus dem Rampenlicht

Aus Anlass seines 70. Geburtstags 1993 zeigten Museen in Hamburg, Potsdam, München und anderen Städten Retrospektiven zum zeichnerischen Werk? Loriots. Der Diogenes Verlag?, in dem seit 1954 alle seine Werke? erschienen waren, würdigte den Jubilar mit der Herausgabe? seiner „Gesammelten Werke in vier Bänden“. Mitte der 1990er Jahre wandte Loriot sich wieder verstärkt der Literatur zu: Zusammen mit Walter Jens? las? er 1994 im Hamburger Schauspielhaus Auszüge aus dem Briefwechsel? zwischen Friedrich dem Großen und Voltaire?, in den Münchner Kammerspielen trug er 1996 Ausschnitte aus Thomas Manns Werken? vor.

Gegen Ende der 1990er Jahre zog sich der bei Kritik und Publikum überaus beliebte Universalkünstler mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Ganz abstinent lebte er jedoch nicht: 2003 sorgte er mit seiner Antrittsvorlesung anlässlich der Ernennung zum Honorarprofessor an der Berliner Universität der Künste (UdK) noch einmal für Aufsehen. Im gleichen Jahr veröffentlichte der Diogenes Verlag die große Hommage? „Loriot und die Künste. Eine Chronik unerhörter Begebenheiten aus dem Leben des Vicco von Bülow zu seinem 80. Geburtstag“.

Loriot starb am 22. August 2011 im Alter von 87 Jahren in Ammerland am Starnberger See. Er wurde am 30. August 2011 auf dem Waldfriedhof in Berlin-Westend beigesetzt.

Übrigens ...

lösten die ersten Cartoons?, die Loriot im „Stern“ veröffentlichte, bei den Lesern heftige Proteste aus. Viele Leser drohten damit, das Magazin? nicht mehr zu kaufen oder ihr Abonnement zu kündigen. Auslöser der Proteste war die angebliche Lieblosigkeit, mit der Loriot die Menschen in seinen Cartoons behandelte.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Loriot bei Jokers
  • Auf den Hund gekommen. 44 lieblose Zeichnungen. EA 1954. Diogenes Verlag, Zürich 1981, ISBN: 978-3257209440
  • Der gute Ton. Das Handbuch feiner Lebensart in Wort und Bild. EA 1957. Diogenes Verlag, Zürich 1981, ISBN: 978-3257209341
  • Menschen, Tiere, Katastrophen. Reclam Verlag, Ditzingen 1992, ISBN: 978-3150088203
  • Gesammelte Bildergeschichten. Diogenes Verlag, Zürich 2008, ISBN: 978-3257066210
  • Das große Loriot Buch. Gesammelte Geschichten in Wort und Bild. Sämtliche Geschichten und Zeichnungen aus „Loriots Großer Ratgeber“ und „Loriots Heile Welt“. Diogenes Verlag, Zürich 2011, ISBN: 978-3257020687

Hörbücher

  • Loriots Klassiker. CD. Universal Music, 1988, ISBN: 978-3932784125
  • Loriots dramatische Werke. Ehe, Politik und andere Katastrophen. CD. Universal Music, 1988, ISBN: 978-3932784095
  • Ring des Nibelungen. Loriot erzählt Richard Wagners Ring des Nibelungen am Beispiel der Aufnahme von Herbert von Karajan und den Berliner Philharmonikern. CD. Universal Music, 1993, ISBN: 978-3932784354

Sekundärliteratur

  • Lobenbrett, Dieter: Loriot. Biographie. Riva Verlag, München 2011, ISBN: 978-3868831436
  • Kubitz, Peter Paul: Loriot. Ach was! Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2009, ISBN: 978-3775723671

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