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McEwan, Ian

Ian McEwan (geb. 21. Juni 1948 in Aldershot/Hampshire) ist ein englischer Schriftsteller.

Leben und Schreiben

Ian McEwan wurde am 21. Juni 1948 in der südenglischen Garnisionsstadt Aldershot/Hampshire geboren. Sein Vater David McEwan war ein aus Schottland stammender Berufssoldat, der sich bereits mit 17 Jahren freiwillig zur Armee gemeldet hatte. Seine Mutter Rose (geborene Lilian) hatte aus erster Ehe zwei Kinder, die älter waren als Ian. Ihr erster Ehemann war 1944 im Zweiten Weltkrieg gefallen.

Durch die häufigen Versetzungen seines Vaters verbrachte Ian McEwan seine Kindheit in England, Singapur und Libyen. In den Schulferien und während der Studienzeit besuchte er seinen Vater häufig in Deutschland, der unter anderem in Gütersloh, Paderborn und Celle stationiert war. Auch nach seiner Pensionierung blieb David McEwan in Deutschland. Er arbeitete in einer Paderborner Autowerkstatt.

Erste Kurzgeschichten

Von 1960 bis 1966 ging Ian McEwan auf das staatliche Internat Woolverstone Hall in Suffolk. Im Anschluss war er kurze Zeit als Müllmann tätig. Von 1966 an studierte er an der University of Sussex in Brighton englische und französische Philologie. Nach dem Abschluss wechselte er an die University of East Anglia in Norwich, wo er Schreibkurse bei den renommierten Schriftstellern Angus Wilson? und Malcolm Bradbury? belegte. McEwans Magisterarbeit bestand aus einer Sammlung von Kurzgeschichten, die 1975 unter dem Titel „First Love, Last Rites“ (dt. Erste Liebe, letzte Riten) erschienen. Neben der Titelerzählung? enthält der Band die bekannten Geschichten „Geometrie der räumliche Gebilde“, „Schmetterlinge“ und „Verkleidungen“, in denen Pubertätserlebnisse aus der Sicht von Jugendlichen geschildert werden.

McEwans Kurzgeschichten gelten stilistisch als brillant und virtuos. Für den Band wurde er 1976 mit dem Somerset-Maugham-Preis ausgezeichnet. Ein zweiter Erzählband erschien 1978 unter dem Titel „Zwischen den Laken“, der ebenfalls die soziale und sexuelle Entwicklung von Jugendlichen thematisierte.

Von 1974 an lebte Ian McEwan als freier Schriftsteller. In den Jahren zuvor hatte er mitunter das Leben eines Hippies geführt, so fuhr er zum Beispiel in einem VW-Bus von Amsterdam in den Iran und von dort aus quer durch Afghanistan. Im Anschluss hielt er sich in München auf, wo er seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von exotischen Sommerhemden aus Kabul verdiente. McEwan war fasziniert von München. Besonders begeisterten ihn die Musik und der Lifestyle.

"Der Zementgarten" (1978)

1978 legte Ian McEwan sein Romandebüt? „The Cement Garden“ (dt. Der Zementgarten) vor. Darin setzt er sich erneut mit den sexuellen und moralischen Problemen von Jugendlichen auseinander. Im Mittelpunkt des Romans steht der 13-jährige Ich-Erzähler Jack, der mit seinen Eltern und drei Geschwistern in einem verfallenden Haus lebt. Das Haus steht in einem Abbruchviertel. Die Familie ist von der Umwelt isoliert. McEwan seziert mit psychoanalytisch geschultem Blick das soziale Verhalten der Familienangehörigen und ihre wechselnden zwischenmenschlichen Bindungen. Unverblümt schreibt er über Sexualität, Inzest und Gewalt. Das waren Tabubrüche, die ihn bei der konservativen Literaturkritik disqualifizierten. Beim breiten Lesepublikum? hingegen traf McEwans Debütroman? auf große Resonanz. Er wurde in England zu einem gefeierten Autor.

Als seine wichtigsten intellektuellen und literarischen Vorbilder bezeichnete McEwan Sigmund Freud und Franz Kafka – Lehrmeister, die in seinem Werk? tiefe Spuren hinterlassen haben. 1992 wurde „Der Zementgarten“ durch Andrew Birkin erfolgreich verfilmt.

"Der Trost von Fremden" (1981)

Mit der Veröffentlichung des Romans „The Comfort of Strangers“ (1981; dt. Der Trost von Fremden) erreichte McEwan den Höhepunkt seiner Erzählkunst, und gleichzeitig gelangte er damit an das Ende seiner ersten Schaffensphase. Der Roman spielt in Venedig im Hochsommer. Touristen fluten durch die Stadt. Darunter sind auch Mary und Collin. Zur Dinnerzeit flanieren sie durch die Straßen. In einer engen Gasse treffen sie auf einen Fremden – eine schicksalhafte Begegnung, die ihr Leben vollkommen verändern wird. Die unverblümte Thematisierung von Sadismus, Masochismus und Homosexualität in „Der Trost von Fremden“ trug McEwan in der Presse den Namen „Ian Mcabre“ ein. Von 1982 bis zur Scheidung 1995 war Ian McEwan mit der Journalistin, Astrologin und Heilpraktikerin Penny Allen verheiratet. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor.

Ehe, Familie und das Lebensgefühl junger Menschen bildeten auch weiterhin McEwans literarische Experimentierfelder. Auch dem Thema Gewalt blieb er verpflichtet. Allerdings begann er nun, auch die politischen Aspekte der Gewalt in seine Bücher einzubeziehen. Beeindruckende Ergebnisse dieser Entwicklung sind die beiden Romane „Black Dogs“ (1992; dt. Schwarze Hunde) und „Amsterdam“ (1998). Für Letzteren wurde Ian McEwan mit dem renommierten Booker-Prize? gewürdigt. In „Amsterdam“ erzählt er die Geschichte zweier Freunde, der eine ist Komponist, der andere Journalist. Beide gehören der 68er-Generation an und klopfen eben an die Türen des Establishments. Mit viel Ironie? nimmt McEwan den Medienzirkus aufs Korn und entlarvt dabei die Mechanismen, denen die Meinungsindustrie gehorcht.

"Abbitte" (2001)

Abbitte, Buchcover - (c) Diogenes Verlag

Als psychologisch und sprachlich brillantes Meisterwerk galt den Rezensenten der 2001 erschienene Roman „Atonement“ (2001; dt. Abbitte, 2002). Er erzählt von einer Schuld, die aus überhitzter Phantasie und Geltungsbedürfnis entstanden ist: Weil die 13-jährige Briony sich zurückgesetzt fühlt, spielt sie Schicksal und zerstört durch eine Verleumdung das Leben zweier Menschen ebenso wie ihr eigenes. "Abbitte" setzt in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg ein und endet 1999 in London, wo die altgewordene Briony immer noch von ihrer Tat belastet ist. Die Literaturkritik lobte an dem Buch auch die eindrückliche Schilderung der Fronterlebnisse von Soldaten im Zweiten Weltkrieg.

Im Dezember 2006 gelangte Ian McEwan mit Plagiatsvorwürfen in die Schlagzeilen. Es hieß, er habe für "Abbitte" umfangreiche Textpassagen aus Lucilla Andrews? Kriegsmemoiren? abgeschrieben. McEwan erwiderte, dass er diese Quellen nie verschwiegen habe. Zahlreiche Autoren ergriffen öffentlich für ihn Partei.

"Saturday" (2005)

Mit seinem 2005 erschienenen Roman „Saturday“ bezog McEwan zu einem aktuellen politischen Thema Stellung. Der Samstag, auf den sich der Titel bezieht, ist der 15. Februar 2003. An diesem Tag demonstrierten in London Hunderttausende von Menschen gegen den geplanten Angriff der USA auf den Irak. Es ist die größte Friedensdemonstration aller Zeiten. Vor diesem Hintergrund schildert McEwan einen Tag im Leben des Londoner Neurochirurgen Henry Perowne. Eigentlich könnte Perowne mit seinem Leben zufrieden sein, er ist glücklich verheiratet, hat zwei gesunde Kinder, ist ein guter Squashspieler – doch der Zustand der Welt behagt ihm ganz und gar nicht. Warum nicht? Die „New York Times“ bezeichnete „Saturday“ als einen der eindrucksvollsten Romane, die sich mit den Folgen der Anschläge auf das World Trade Center beschäftigen. Die meisten anderen Rezensenten fanden ebenfalls lobende Worte für den Roman.

"Am Strand" (2007)

Auf ein eher geteiltes Echo stieß Ian McEwans Roman "On Chesil Beach" (2007; dt. Am Strand), der von einer gescheiterten Hochzeitsnacht im England des Jahres 1962 handelt. Die Hauptpersonen sind Florence und Edward. Sie kennen sich seit einem Jahr. Obwohl sie aus ganz unterschiedlichen Familien stammen, haben sie sich zu einer gemeinsamen Zukunft entschlossen. Zunächst schweben beide auf Wolke sieben. Doch diese eine Nacht - die Hochzeitsnacht - genügt, um eine Reihe von Ereignissen in Gang zu setzten, an deren Ende das Paar vollkommen verändert ist. Sind sie wirklich noch ein Paar? Was ist überhaupt ein Paar? Ist eine verklemmte Sexualität tatsächlich das größte Unglück für eine Partnerschaft? Ian McEwan gibt in seinem Roman "Am Strand" ganz eigenwillige, teilweise provokante und beunruhigende Antworten. Die Reaktionen im Feuilleton fielen sehr unterschiedlich aus. Die "Frankfurter Rundschau" sprach von einem perfekten Buch - fast zu perfekt. Denn McEwans stilistische Artistik erdrücke fast die Geschichte.

Ian McEwan lebt mit seiner zweiten Frau Annalena McAfee in London.

Übrigens ...

Ian McEwan hat einen Bruder, von dessen Existenz er erst ein halbes Jahrhundert nach seiner Geburt erfahren hat. David Sharp, so lautet der Name des Bruders, stammte aus der damals noch unehelichen Verbindung seiner Eltern, die das Kind sofort nach der Geburt zur Adoption freigegeben hatten. Später stellte David Sharp Nachforschungen nach seinen leiblichen Eltern an. So ist er auf Ian McEwan gestoßen.

Auszeichnungen

  • 1976 Somerset Maugham Award
  • 1987 Whitbread Novel Award
  • 1989 Ehrendoktor der University of Sussex
  • 1993 Prix Fémina étranger
  • 1993 Ehrendoktor der University of East Anglia
  • 1998 Booker-Prize?
  • 1999 Shakespeare-Preis der Alfred-Toepfer-Stiftung
  • 1999 Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences
  • 2001 People´s Booker
  • 2002 W.H. Smith Literary Award
  • 2003 Deutscher Bücherpreis
  • 2003 National Book Critics' Circle Fiction Award
  • 2003 Los Angeles Times Prize for Fiction
  • 2004 Santiago Prize for the European Novel
  • 2005 James Tait Black Memorial Prize für "Saturday"
  • 2010 Bollinger Everyman Wodehouse Prize
  • 2011 Jerusalem-Preis für die Freiheit des Individuums in der Gesellschaft

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Ian McEwan bei Jokers
  • Abbitte. EA 2001 (engl: "Atonement"). Zürich, Diogenes Verlag 2004, ISBN: 978-3257233803
  • Amsterdam. EA 1998 (engl: "Amsterdam"). Zürich, Diogenes Verlag 2001, ISBN: 978-3257232844
  • Am Strand. EA 2007 (engl: "On Chesil Beach"). Zürich, Diogenes Verlag 2007, ISBN: 978-3257066074
  • Der Tagträumer. EA 1994 (engl: "The Daydreamer"). Zürich, Diogenes Verlag 2000, ISBN: 978-3257232578
  • Der Trost von Fremden. EA 1981 (engl: "The Comfort of Strangers"). Zürich, Diogenes Verlag 2001, ISBN: 978-3257212662
  • Der Zementgarten. EA 1978 (engl: "The Cement Garden"). Zürich, Diogenes Verlag 1982, ISBN: 978-3257206487
  • Ein Kind zur Zeit. EA 1987 (engl: "The Child in Time"). Zürich, Diogenes Verlag 1991, ISBN: 978-3257219296
  • Erste Liebe, letzte Riten. EA 1975 (engl: "First Love, Last Rites"). Zürich, Diogenes Verlag 1982, ISBN: 978-3257209648
  • Honig. EA 2012 (engl: "Sweet Tooth"). Zürich, Diogenes Verlag 2013, ISBN 978-3257068740
  • Liebeswahn. EA 1997 (engl: "Enduring Love"). Zürich, Diogenes Verlag 2000, ISBN: 978-3257231625
  • Saturday. EA 2005 (engl: "Saturday"). Zürich, Diogenes Verlag 2007, ISBN: 978-3257236279
  • Solar. EA 2010 (engl: "Solar"). Zürich, Diogenes Verlag ISBN: 978-3257067651
  • Unschuldige. Eine Berliner Liebesgeschichte. EA 1990 (engl: "The Innocent"). Zürich, Diogenes Verlag 1998, ISBN: 978-3257225792

Hörspiele

  • Am Strand. CD. Zürich, Diogenes Verlag 2007, ISBN: 978-3257801569
  • Psychopolis. Zürich, Diogenes Verlag 2007, ISBN: 978-3257800777
  • Saturday. Zürich, Diogenes Verlag 2005, ISBN: 978-3257800036

Sekundärliteratur

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