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Mérimée, Prosper

Prosper Mérimée (geb. 28. September 1803 in Paris; gest. 23. September 1870 in Cannes) war ein französischer Schriftsteller und galt als einer der kultiviertesten Menschen seiner Zeit. Zu literarischer Berühmtheit gelangte er mit seinen phantasievollen Novellen, die zwischen Romantik und Realismus pendeln.

Leben und Schreiben

Prosper Mérimée - (c) gemeinfrei

Prosper Mérimée wurde am 28. September 1803 als Sohn eines bekannten französischen Malers und Kunstkritikers in Paris geboren. Er wuchs in wohlhabenden Verhältnissen auf und wurde im liberalen Geiste des französischen Bürgertums erzogen. Er besuchte das Lycée Napoléon, das bis heute als eine der angesehensten Schulen des Landes gilt. Danach absolvierte er ein Studium der Rechtswissenschaften und besuchte daneben Seminare in Philologie und Archäologie.

Er war Stammgast in den weltbekannten Pariser Künstlersalons, wo er tage- und nächtelang über literarische und politische Angelegenheiten debattierte. Mit dem französischen Schriftsteller Stendhal? verband ihn eine enge und langjährige Freundschaft und auch mit anderen Berühmtheiten des französischen Geisteslebens wie Victor Hugo? traf er häufig zusammen. Im Jahr 1830 war er Sekretär des Conte d’Argout. 1831 wurde er zum Inspekteur der historischen Denkmäler Frankreichs ernannt, zur gleichen Zeit unternahm er ausgedehnte Reisen in französische Provinzen sowie nach Korsika, Italien, Spanien und Griechenland.

In diesen Jahren des süßen Lebens und ausgiebigen Reisens lernte er in Spanien Manuela de Montijo kennen, die Schwiegermutter Napoleons III. Seit 1853 war er Senator und ständiger Gast des Kaiserpaares. Die Beziehung wurde schließlich so intim und vertrauensvoll, dass er Napoleon III. bei der Abfassung seiner historischen Werke behilflich war.

„Das Theater der spanischen Schauspielerin Clara Gazul“ (1825)

Seit seiner Zeit als Student war Prosper Mérimée als Schriftsteller tätig. Eine seiner frühsten Arbeiten war die Übersetzung von James Macphersons? Sammelband „Fragments of Ancient Poetry“, der erstmals 1760 erschienen war und angebliche Gesänge des altkeltischen Barden? Ossian? enthalten sollte. Später stellte sich allerdings heraus, dass es sich bei der Sammlung um eine phantasievolle Fälschung handelte.

Seine eigentliche Karriere als Schriftsteller begann jedoch erst einige Zeit später mit einer Reihe kurzer romantischer Dramen nach spanischem Vorbild („Théâtre de Clara Gazul“, 1825 / erweiterte Fassung? 1830; dt. „Das Theater der spanischen Schauspielerin Clara Gazul“, 1846). Charakteristisch für diese Dramen-Reihe sind die leichte Ironie und die dezente, niemals aufdringliche Tendenz zur Kritik an gesellschaftlichen Missständen.

„Chronique du règne de Charles IX“ (1829)

Es folgten die Balladensammlung „La Guzla ou choix de poésies illyriques“ (1826) und der historische Roman „Chronique du règne de Charles IX“, 1829; dt. „Die Bartholomäusnacht“, 1829) in der Tradition von Walter Scott?. Dem Roman dienen die in der Bartholomäusnacht (24. August 1572) gipfelnden Hugenottenkriege als Hintergrund für die Schilderung der turbulenten Liebe zwischen Bernard de Mergy und der Gräfin von Turgis. Die blutigen Ereignisse sind historisch belegt und werden von Mérimée mit bemerkenswerter Zurückhaltung geschildert. In Frankreich war der Roman bei seinem ersten Erscheinen ein außerordentlich großer Erfolg, was auch die für damalige Verhältnisse schnelle Übersetzung in andere Sprachen erklärt.

Die Meisterwerke entstehen

Obwohl bereits die frühen Werke? die beeindruckende Kunstfertigkeit des Autors andeuteten, fand Mérimée die ihm gemäße literarische Ausdrucksform erst in der phantasiereich erzählten Novelle. Seine Meisterwerke stammen aus den 1840er Jahren: „Colomba“ (1840; dt. „Colomba“, 1846), „Arsène Guillot“ (1844; dt. „Arsenia Guillot“, 1924) und „Carmen“ (1845; dt. „Carmen“, 1846). In ihnen verwebt er Dramatik, Spannung, Erotik, Lokalkolorit und leidenschaftlich handelnde Figuren zu einer faszinierenden literarischen Einheit. Und auch der leicht ironische Ton seines Frühwerks? klingt in den Novellen immer wieder an.

Leidenschaft, Verrat und Mord

In „Colomba“ führt Mérimée den Leser in die korsische Bauern- und Freischärlerwelt, die im Zeitalter der Romantik als ausgesprochen exotisch und abenteuerlich galt. Die dramatische Handlung, die um Liebe, Mord und Blutrache kreist, geht auf eigene Erlebnisse Mérimées zurück, der im Sommer und Herbst 1839 Denkmalpfleger in Korsika war. Die erotische Novelle „Arsène Guillot“ gehört in die Gattung der Prostituiertennovellen, wie sie ab Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa schlagartig in Mode kamen. Mit der Protagonistin, der jugendlich-schönen, aber bereits von Krankheit gezeichneten Arsène Guillot, führte Mérimée die Figur der edlen Hure in die französische Literatur ein. In „Carmen“ erzählt er die packende Geschichte des baskischen Dragonerkorporals Don José Lizzarrabengoa, der sich in eine schöne Zigeunerin verliebt und dadurch in einen Strudel aus Mord, Verrat und Leidenschaft gerät. Am Schluss der Novelle gibt Mérimée einen Überblick über die Geschichte der Zigeuner und ihrer Sprache. 1874 wurde Mérimées „Carmen“-Novelle von Georges Bizet? zu seiner berühmten gleichnamigen Oper umgearbeitet.

Wertvolle Dokumente der Zeitgeschichte

Neben Novellen, Balladen und einem historischen Roman verfasste Merimée auch literaturkritische und kunsthistorische Studien?. Seine Briefwechsel? und Reiseberichte (z. B. „Notes d’un voyage en Corse“, 1840) sind wertvolle und anschauliche Dokumente der Zeitgeschichte. Weitgehend in Vergessenheit geraten ist hingegen seine Arbeit als Übersetzer von Werken? aus dem Englischen (z. B. James Macpherson?) und dem Russischen (z. B. Alexander Puschkin).

Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Prosper Mérimée in bitterer Einsamkeit. Er starb am 23. September 1870 in Cannes.

Übrigens ...

wäre Prosper Mérimée 1863 fast zum französischen Bildungsminister ernannt wurden. Aus gesundheitlichen Gründen lehnte er die Berufung jedoch ab.

Werke (Auswahl)

  • Bücher von und über Prosper Mérimée bei Jokers
  • Colomba. EA 1840. Reclam Verlag, Ditzingen 1988, ISBN: 978-3150012444
  • Carmen. EA 1845. Reclam Verlag, Ditzingen 1986, ISBN: 978-3150016022
  • Meisternovellen. Manesse Verlag, München 2002, ISBN: 978-3717512844

Hörbücher

  • Carmen. 2CDs. Naxos Verlag, Münster 2004, ISBN: 978-3898161398

Sekundärliteratur

Links

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