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Metapher

Die Metapher ist eine Form des bildhaften Sprechens, bei der die Wörter nicht in der eigentlichen, sondern in übertragener Bedeutung verwendet werden. Man unterscheidet zwischen bewusst? und unbewusst verwendeten Metaphern?.

Definition

Bildhaftigkeit - (c) Karin Walter/www.bilderpics.de

Metapher (gr. metaphora = Übertragung) ist ein sprachliches Bild bzw. eine poetische Stilfigur, die häufig zur Veranschaulichung von Sachverhalten oder Gefühlsregungen dient. Zumeist wird die Metapher als eine Form des bildhaften Sprechens bezeichnet, bei der die Wörter nicht in der eigentlichen, sondern in übertragener Bedeutung verwendet werden. Deshalb wird die Metapher zu den Tropen gezählt. Der Sprechende oder der Schreibende springt dabei gleichsam von einem Vorstellungsbereich in einen anderen, so kann man z. B. in einem Aufsatz das abstrakte Wort „Ursache“ durch das bildhafte Wort „Quelle“ ersetzen.

Der antike römische Rhetoriklehrer Quintilian? sah in der Metapher einen verkürzten Vergleich?, das bedeutet: einen Vergleich? ohne Vergleichswörter (z. B. „wie“, „so wie“). Quintilian? wies gleichzeitig auch darauf hin, dass es in Anbetracht der enormen Vielfalt der Metaphern (in Alltagssprache und Literatur) im Einzelfall sehr schwierig sein kann, die Metapher eindeutig von verwandten Ausdrucksmitteln wie Symbol, Allegorie, Chiffre?, Vergleich?, Katachrese?, Metonymie? oder Personifikation? abzugrenzen. An dieser Einschätzung hat sich bis heute im Grunde nichts geändert: Was auf den ersten Blick wie eine Metapher aussieht, kann sich bei näherem Hinsehen als Chiffre? entpuppen. Häufig ist das in der modernen Lyrik der Fall, in der Metapher und Chiffre? den Bedeutungs- und Assoziationsraum der Wörter erheblich erweitern.

Foto: Karin Walter/ bilderpics.de

Die Metapher und ihre Formen

Im Alltag und in der Dichtung sind Metaphern allgegenwärtig. Man unterscheidet zwischen Metaphern, die bewusst? verwendet werden, und Metaphern, die unbewusst? verwendet werden.

Unbewusste Metaphern

In den Bereich der unbewussten? Metaphern gehören:

  • tote Metaphern?, die verblasst sind und als Phrasen? oder Redensarten? in der Alltagssprache weiter bestehen, z. B. „faule Ausrede“, „schreiendes Unrecht“
  • notwendige Metaphern?, die zur Bezeichnung von Dingen dienen, für die es in der Alltagssprache kein eigenes Wort gibt, z. B. „Flussarm“, „Buchrücken“
  • neue Metaphern?, mit denen Erfindungen oder neue Techniken bezeichnet werden, z. B. „weltweites Gewebe“ für Internet oder aus der Frühzeit des Autos „Kotflügel“
  • euphemistische Metaphern?, die zur Umschreibung von negativen Vorstellungen oder Ereignissen dienen, z. B. „Heimgang“ für „Sterben“; in diesen Bereich gehören auch zynische Metaphern?, z. B. „Gesangsstunde“ für „Folter“
Bewusste Metaphern

In den Bereich der bewussten Metaphern? gehören alle Metaphern, mit deren Verwendung eine bestimmte poetische, manipulative oder kommerzielle Wirkungsabsicht verbunden ist, z. B. in Dichtung, Politik oder Werbung. Vor allem die Werbesprache zeichnet sich hier durch großen Erfindungsreichtum aus.

Metaphern in der Sprache der Literatur

Auch aus der Sprache der Literatur sind Metaphern nicht wegzudenken. Die Metapher wird als Stilmittel in fast allen Gedichten verwendet. Denn vor allem die Lyrik lebt von der Bildhaftigkeit und Einprägsamkeit ihrer Metaphern. Oft kann man damit einen Sachverhalt oder eine Gefühlsregung viel besser erklären als mit einfachen Worten. Aber auch in Prosa und Drama spielen Metaphern eine wichtige Rolle und erfüllen dabei ganz unterschiedliche Aufgaben: Sie können z. B. komplizierte Gedankengänge vereinfachen, unterschiedliche Vorstellungs- und Wirklichkeitsbereiche miteinander verbinden oder durch ungewohnte Bilder den Leser verblüffen und an das Buch fesseln.

Der große Reiz der Metaphern in der Literatur besteht vor allem darin, dass sie der gewöhnlichen Sprache neue Ausdrucksmöglichkeiten abgewinnen. Bestimmte Erfahrungen und Erlebnisse wie z. B. der Verlust eines geliebten Menschen oder das Gefühl höchsten Glückes können oft erst durch Metaphern angemessen ausgedrückt werden. Das gilt sowohl für die Sprache der Literatur als auch für die Alltagssprache, denn viele Menschen, die z. B. im Fernsehen von außergewöhnlichen Ereignissen berichten, greifen zu Metaphern, um ihre Erlebnisse auszudrücken, z. B. "Ich sah, wie eine gigantische ‚Feuerwalze’ alles unter sich begrub."

In der Literaturwissenschaft spricht man häufig auch von der „absoluten Metapher“?, die sich dem Verständnis des Lesers scheinbar oder tatsächlich verschließt. Das bedeutet, dass die Metapher nicht entschlüsselt werden kann, und es demzufolge große Schwierigkeiten bereitet, die Metapher in gewöhnlichen Worten auszudrücken und zu erklären. Die „absoluten Metaphern“? sind ein Markenzeichen der modernen Lyrik, die sich genau durch diese Unerklärbarkeit von der Erlebnis-, Natur- oder Rollenlyrik früherer Epochen abzugrenzen versuchte. Das bekannteste Beispiel für eine „absolute Metapher“? stammt von Paul Celan: „Schwarze Milch der Frühe“. Die dazugehörigen Interpretationsversuche füllen nicht nur in deutschen Universitätsbibliotheken unzählige Regalmeter.

Literatur

  • Celan, Paul: Die Gedichte. Kommentierte Gesamtausgabe. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN: 978-3518456651
  • Mann, Heinrich: Der Untertan. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN: 978-3596136407
  • Trakl, Georg: Das dichterische Werk. Dtv. München 1972, ISBN: 978-3423124966

Sekundärliteratur

  • Burdorf, Dieter: Einführung in die Gedichtanalyse. Metzler Verlag, Stuttgart 1997, ISBN: 978-3476122841
  • Kohl, Katrin: Metapher. Metzler Verlag, Stuttgart 2007, ISBN: 978-3476103529
  • Kurz, Gerhard: Metapher, Allegorie, Symbol. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN: 978-3525340325

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