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Mitschnitt

von<br> Friedrich Ani

Ein preisgekrönter Krimi-Autor als Dichter – kann das gut gehen? Ja, möchte man im Fall von Friedrich Ani sagen. Und doch ein „aber“ hinzufügen. Klar ist: Der 50-jährige Münchner ist als Autor ein anerkanntes und produktives Multitalent. Ob Bühnenstücke, Romane, Erzählungen oder Drehbücher – Ani tanzt seit langem erfolgreich auf vielen literarischen Hochzeiten. Auch die Lyrik ist alles andere als Neuland für ihn: Sein erstes Buch mit Gedichten („Wer die Dunkelheit entfacht“) erschien bereits 1981.

Nun hat er im Paul Zsolnay Verlag? seinen fünften Lyrikband „Mitschnitt“ vorgelegt. Darin versammelt sind sechzig Gedichte, die in ihrer Vielseitigkeit beeindrucken: Mal wird mit Wortwitz gejandelt, an anderer Stelle ist der Ton reflexiv und atmosphärisch: „Hinter der Tür: Etwas / wie ein umgestürzter Tag, / gefällt vielleicht vom / spitzen Licht, verhindert / heut mein Rausgehen. So / wundert sich mein / Geher sehr (...)“ heißt es in „Was der Schatten dazu sagt“.

Surreale Tagtraum-Sequenzen

Eine Stärke vieler Texte ist die fast filmische Unmittelbarkeit, die im Fokus einer zentralen Figur an schnellen Bildfolgen entlang eine Balance zwischen anhaltender Spannung und hintergründiger Sinnhaftigkeit erzeugt. Zu spüren ist auch die Dringlichkeit, mit der Ani essentielle Motive wie Persönlichkeitsverlust und Entfremdungsphänomenen thematisiert. Man merkt: Hier ist einer am Werk ist, der Geschichten erzählen will.

Womit wir beim „aber“ sind: Die erzählerische Haltung führt dazu, dass viele der Gedichte zu erklärenden Ausführungen neigen. Dem Leser bleibt oft genug wenig Spielraum für eigene Assoziationen. Der Reiz des Rätselhaften beschränkt sich meist auf surreale Tagtraum-Sequenzen, die wiederum für sich genommen gelungen sind. In manchen Gedichten scheint auch ein allzu pathetisches Sendungsbewusstsein durch, an dem der predigende Appellcharakter störend wirkt. Etwa in „Kein Tag“: „Dort ist dein Tag, der / dich ersehnt. Er fordert, / daß du loderst. Gib ihm / Glut und Sinn“.

Originalbeitrag unter Die Berliner Literaturkritik

Literaturangaben

  • Ani, Friedrich: Mitschnitt. Gedichte. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2009. 128 S., 14,90 €, ISBN: 978-3552054516

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