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Müller, Herta

Herta Müller (geb. 17. August 1953 in Nitzkydorf/Rumänien) ist eine deutsch-rumänische Schriftstellerin. Ihre bedeutendsten Veröffentlichungen sind „Niederungen“ (1982), „Herztier“ (1994) und „Atemschaukel“ (2009). Im Oktober 2009 wurde ihr für ihr schriftstellerisches Werk? der Nobelpreis für Literatur zuerkannt. Die Preisverleihung findet am 10. Dezember statt.

Leben und Schreiben

Herta Müller auf der Leipziger Buchmesse 2007 - (c) Amrei-Marie/www.wikipedia.org

Herta Müller wurde am 17. August 1953 in Nitzkydorf / Rumänien geboren, wo sie zur nationalen Minderheit der Deutsch sprechenden Banater Schwaben gehörte. Erst mit 15 Jahren lernte sie die rumänische Sprache. Ihr Großvater, ein wohlhabender Kaufmann, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von den Kommunisten enteignet; ihre Mutter verbrachte viele Jahre als Zwangsarbeiterin in der UdSSR. Herta Müller machte das Abitur und studierte von 1973 bis 1976 in Temeschwar Germanistik? und Rumänische Literatur.

Im Anschluss war sie als Übersetzerin in einer staatlichen Maschinenbaufabrik angestellt. Wegen ihrer Weigerung, mit dem rumänischen Geheimdienst Securitate zusammenzuarbeiten, wurde sie entlassen. Danach war sie unter anderem als Kindergärtnerin beschäftigt und erteilte privat Deutschunterricht. Anfang der 1980er Jahre begann Herta Müller mit dem Schreiben und veröffentlichte 1982 unter dem Titel „Niederungen“ ihr erstes Buch. Der Prosaband, in dem sie das Landleben der deutschsprachigen Banatschwaben als illusionsferne Anti-Idylle beschreibt, fand in der Bundesrepublik Deutschland viel Anerkennung; gleichzeitig wurde sie in Rumänien als Nestbeschmutzerin beschimpft und der politische Druck auf die unbequeme Autorin nahm weiter zu.

Foto: Amrei-Marie / www.wikipedia.org

Auf dem Sprung in eine unbekannte Heimat

Herta Müller signiert 2009 in der Mainzer Buchbar Lomo ihren Roman

Des jahrelangen politischen Drucks müde, stellte Herta Müller im Oktober 1985 zusammen mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Richard Wagner?, einen Ausreiseantrag. Bis zur Genehmigung dieses Antrags im März 1987 wurde sie in Rumänien mit einem strikten Reise- und Publikationsverbot belegt. Ihre Unsicherheit und innere Zerrissenheit auf dem Weg in eine neue unbekannte Heimat kommen in der Erzählung „Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt“ (1986) und in der Prosasammlung „Barfüßiger Februar“ (1987) deutlich zum Ausdruck. Seit ihrer Übersiedlung lebt Herta Müller als freie Schriftstellerin in Berlin.

Die Literaturkritiker wurden schnell auf die zurückhaltende Autorin aufmerksam und feierten sie als literarische Entdeckung ersten Ranges. Besonderes Lob fand der unverwechselbare Ton ihrer wortkargen Prosa, in der lyrische Bilder, lakonische Berichte und surreale Traumszenen zu einem faszinierenden Sprachkunstwerk verschmelzen. Wichtige Literaturpreise, die Herta Müller in dieser Zeit erhielt, waren: Rauriser Literaturpreis? (1985), Marieluise-Fleißer-Preis (1989), Kranichsteiner Literaturpreis? (1991) und Kleist-Preis? (1994).

Foto: Magnus Manske / Wikimedia Commons

Gegen das Vergessen der Vergangenheit

Rumänien war für Herta Müller immer mehr als ein Ort auf der Landkarte, das Banat und das Leben unter der kommunistischen Diktatur blieben auch nach ihrer Ausreise wichtige Bezugspunkte ihres literarischen Schaffens. Nach dem Tod des rumänischen Diktators Nicolai Ceausescu Ende 1989 verarbeitete sie in ihren Bild-Text-Collagen („Der Wächter nimmt seinen Kamm“, 1993; „Im Haarknoten wohnt eine Dame“, 2000) und ihren Prosatexten („Der Fuchs war damals schon der Jäger“, 1992) die Auswirkungen der totalitären Diktatur auf das Leben des einzelnen Menschen.

„Herztier“ (1994)

Im Jahr 1994 veröffentlichte Herta Müller ihren viel beachteten Roman „Herztier“, der nicht zu übersehende Ähnlichkeiten mit dem Leben der Autorin aufweist. Im Mittelpunkt des Romans steht eine Gruppe von Studenten, die gegen das kommunistische Regime aufbegehrt und vom politischen Gegner gezielt in alle Winde zerstreut wird. Unter Aufbietung aller Widerstandskräfte versuchen die Freunde, untereinander Kontakt zu halten und trotz Resignation nicht vor dem Regime zu kapitulieren. Formal besticht der Roman durch die nervöse, überscharfe Wirklichkeitswahrnehmung der Hauptfiguren. Der Roman „Herztier“ gilt als zentrales Werk? im literarischen Schaffen der Autorin. Im Jahr 1997 folgte der Roman „Heute wär ich mir lieber nicht begegnet“, in dem sie die Geschichte eines Verhörs erzählt und ein detailfreudiges Panorama vom schwierigen Leben in der Diktatur entwirft.

„Der König verneigt sich und tötet“ (2003)

In dem Essayband „Der König verneigt sich und tötet“ (2003), der sich aus ihren Tübinger Poetikvorlesungen? und anderen Vorträgen zusammensetzt, gibt Herta Müller Einblicke in die Quellen ihrer Sprachkraft und Phantasie. Er enthält viele autobiographische Bekenntnisse, die sich dem Leser oft erst beim zweiten Lesen erschließen.

„Atemschaukel“ (2009)

Im August 2009 veröffentlichte Herta Müller ihren Roman „Atemschaukel“, in dem ein junger Mann über seine Deportation in ein Arbeitslager nach Russland berichtet. Anhand seines Lebens erzählt Herta Müller von dem schweren Schicksal der deutschen Bevölkerung in Siebenbürgen nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Mittelpunkt des Romans stehen die existentiellen Grenzerfahrungen von Hunger, Angst und dem Verlust des menschlichen Mitgefühls. Intensiv über die Lagerzeit sprechen konnte Herta Müller mit dem Schriftsteller Oskar Pastior?. Eigentlich hatten beide ein Gemeinschaftswerk geplant, aber dann starb Pastior? 2006 vollkommen unerwartet. In ihrem Nachwort? schreibt Müller: Sie habe sich erst nach langem Zögern durchringen können, das Wir zu verlassen und allein einen Roman zu schreiben. Ohne Oskar Pastiors? Details aus dem Lageralltag hätte sie es wohl nicht gekonnt. Im Wesentlichen dürfte seine Stimme im Roman die des jungen Mannes sein. „Atemschaukel“ stand auf der Shortlist? für den Deutschen Buchpreis 2009.

Am 8. Oktober 2009 wurde Herta Müller von der Schwedischen Akademie in Stockholm der Nobelpreis für Literatur zuerkannt. Herta Müller zeichne mittels Verdichtung der Poesie und Sachlichkeit der Prosa Landschaften der Heimatlosigkeit, begründete die Schwedische Akademie ihre Entscheidung. Die Preisverleihung findet am 10. Dezember statt.

Übrigens ...

ließ Herta Müller einen Tag nach der Würdigung mit dem Nobelpreis für Literatur über ihren Verlag mitteilen, dass die Auszeichnung nur eine Äußerlichkeit sei und sich auf ihre Literatur nicht niederschlagen werde.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Herta Müller bei Jokers
  • Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt. EA 1986. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN: 978-3596181612
  • Der Fuchs war damals schon der Jäger. EA 1992. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN: 978-3596181629
  • Herztier. EA 1994. Carl Hanser Verlag, München 2007, ISBN: 978-3446208773
  • Der König verneigt sich und tötet. EA 2003. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN: 978-3596175345
  • Die blassen Herren mit den Mokkatassen. EA 2005. Carl Hanser Verlag, München 2005, ISBN: 978-3446206779
  • Atemschaukel. EA 2009. Carl Hanser Verlag, München 2009, ISBN: 978-3446233911
  • Cristina und ihre Attrappe oder Was (nicht) in den Akten der Securitate steht. EA 2009. Wallstein Verlag, Göttingen 2009, ISBN: 978-3835306288
  • Immer derselbe Schnee und immer derselbe Onkel. EA 2011. Hanser Verlag, München 2011, ISBN: 978-3446235649
  • Vater telefoniert mit den Fliegen. EA 2012. Hanser Verlag, München 2012, ISBN: 978-3446238572

Hörbücher

  • Atemschaukel. CD. Hörbuch Hamburg, Hamburg 2009, ISBN: 978-3899036862
  • Die Nacht ist aus Tinte gemacht. Herta Müller erzählt ihre Kindheit im Banat. 2 CDs. Supposé Verlag, Berlin 2009, ISBN: 978-3932513886

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