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Nadolny, Sten

Sten Nadolny (geb. 29. Juli 1942 in Zehdenick) ist ein deutscher Schriftsteller. Seine bekanntesten Romane sind „Die Entdeckung der Langsamkeit“ (1983) und „Ullsteinroman“ (2003). Er lebt in Berlin.

Leben und Schreiben

Sten Nadolny - (c) Eckhard Waasmann

Sten Nadolny wurde am 29. Juli 1942 in Zehdenick an der Havel geboren, einer Kleinstadt nördlich von Berlin. Der Sohn des Schriftstellerehepaares Isabella? und Burkhard Nadolny? wuchs in Oberbayern auf. 1961 machte er in Traunstein sein Abitur.

Anschließend studierte er in München, Tübingen, Göttingen und Berlin Geschichte und Politik. 1976 promovierte er an der Freien Universität Berlin zum Thema „Abrüstungsdiplomatie 1932/33“. Sein Großvater, Rudolf Nadolny, war Diplomat und hatte zu dieser Zeit die deutsche Delegation auf der Genfer Abrüstungskonferenz des Völkerbundes geleitet.

Sten Nadolny lebt in Berlin.

„Netzkarte“ (1981)

Nach der Promotion arbeitete Nadolny zunächst als Geschichtslehrer, Taxifahrer und Vollzugshelfer im Gefängnis. Danach stieg er ins Filmgeschäft ein und war eine Zeitlang als Aufnahmeleiter tätig. Als er unerwartet ein Stipendium für ein Drehbuch-Exposé erhielt, war dies nicht etwa der Beginn für eine Karriere beim Film, sondern der Start seiner Laufbahn als erfolgreicher Schriftsteller.

Aus dem Drehbuch, das übrigens nie verfilmt wurde, ging später sein erster Roman hervor, der 1981 unter dem Titel „Netzkarte“ veröffentlicht wurde. Im Mittelpunkt seines Erstlings? steht der 30-jährige Studienreferendar und Taugenichts Ole Reuter, der einen Monat lang ziellos mit der Bahn durch das Land fährt. Getrieben von romantischen Sehnsüchten, versinkt er schließlich in den Armen einer jungen Frau – doch das ersehnte Lebens-? und Liebesglück bleibt für Ole auch weiterhin unerreichbar. Die gealterte Hauptfigur aus „Netzkarte“ ließ Nadolny 1999 in dem Roman „Er oder ich“ wiederauferstehen.

„Die Entdeckung der Langsamkeit“ (1983)

Während Nadolnys Debüt? von der Kritik eher zurückhaltend aufgenommen wurde, gelang ihm mit seinem zweiten Buch der Durchbruch als Schriftsteller. In dem preisgekrönten Roman „Die Entdeckung der Langsamkeit“ (1983) erzählt er das Leben des englischen Seefahrers und Nordpolforschers John Franklin, der im 18. Jahrhundert die Phantasie seiner Zeitgenossen über die Maßen beschäftigte.

„Die Entdeckung der Langsamkeit“ gilt als Nadolnys bester Roman. Auf beeindruckende Weise verknüpft er darin anspruchsvolle Figurenzeichnung, feine Ironie und philosophische Tiefe. In der Zeit der industriellen Revolution, einer Epoche der Beschleunigung und Entfesselung ungeahnter industrieller Kräfte, triumphiert am Ende ein Außenseiter, der seine Ziele mit Ruhe, Gelassenheit und Beharrlichkeit verwirklicht.

Das Buch wurde mehr als 1,2 Millionen Mal verkauft und in über 15 Sprachen übersetzt. Der Titel des Romans wurde sprichwörtlich und steht auch heute noch für eine Geisteshaltung, die in der Langsamkeit eine Stärke und in der gedankenlosen Hektik eine Schwäche sieht. Der italienische Komponist Giorgio Battistelli verarbeitete den Stoff zu einer Oper, die im Oktober 1997 am Bremer Theater uraufgeführt wurde.

„Er oder ich“ (1999)

Es folgten die Romane „Selim oder Die Gabe der Rede“ (1990), „Ein Gott der Frechheit“ (1994) und „Er oder ich“ (1999), die von der Literaturkritik ambivalent aufgenommen wurden. Viel Lob gab es vor allem für den Roman „Er oder ich“, in dem Nadolnys mitreißendes Erzähltalent erneut aufblitzt. Protagonist des Romans ist Ole Reuter, der dem Leser bereits aus Nadolnys Debüt? „Netzkarte“ vertraut ist.

Inzwischen 50 Jahre alt, müde vom Alltag, voller Furcht vor dem Älterwerden, nimmt sich Ole Reuter eine Auszeit, um dem Sinn seines Lebens auf die Spur zu kommen. Doch was der erfolgreiche Unternehmensberater am Ende in den Händen hält, ist nicht viel – und wie ein „Lebenssinn“ sieht es schon gar nicht aus! Viele Rezensenten sahen in dem Buch die gelungene Krisenbeschreibung einer ganzen Generation, die mit hohen Idealen aufbrach, dann aber hoffnungslos in den Niederungen ermüdender Routinen versunken ist.

„Ullsteinroman“ (2003)

Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums des Ullstein Verlags erschien 2003 Nadolnys „Ullsteinroman“ – eine kenntnisreich und spannend erzählte Familiengeschichte über vier Generationen. Vor diesem Hintergrund schildert der Roman zudem den Siegeszug der modernen Presse sowie die einschneidenden Wende- und Schicksalsjahre der deutschen Geschichte: von der Bismarck-Zeit über den Ersten Weltkrieg bis zur Machtergreifung Hitlers.

Die Literaturkritik lobte, dass dem Roman die historische Fundierung auf jeder Seite anzumerken sei. Moniert wurde aber, dass es der Geschichte an Dramaturgie mangle. Der Autor arbeite sich etwas zu brav an der Faktenlage ab, man erfahre zu wenig über die möglichen Motivationen der einzelnen Familienmitglieder, hieß es. In einem Zeitungsinterview erklärte Nadolny, beim Schreiben des Romans sei wohl ein kleines bisschen der ehemalige Geschichtslehrer mit ihm durchgegangen.

„Putz- und Flickstunde“ (2009)

Weitere Bücher von Sten Nadolny sind „Deutsche Gestalten“ (2004, gemeinsam mit Hartmut von Hentig?) und „Putz- und Flickstunde. Zwei Kalte Krieger erinnern sich“ (2009, zusammen mit Jens Sparschuh?).

„Weitlings Sommerfrische“ (2012)

Im Jahr 2012 brachte Nadolny den Roman "Weitlings Sommerfrische" heraus. Darin versetzt er seinen Protagonisten um 50 Jahre in die eigene Vergangenheit zurück. Als Geist weilt der angesehenen Berliner Richter Wilhelm Weitling nach einem - knapp überlebten - Segelunfall im Körper seines 18-jährigen Selbst und erlebt mit diesem sein eigenes Leben noch mal. In einer Mischung aus Rührung und Erstaunen schaut er sich selbst zu. Doch verläuft dieses zweite Leben nicht wie bereits vorgezeichnet. So muss er z. B. sogar darum bangen, seine Frau Astrid noch einmal wiederzusehen ... Als Schriftsteller statt als Richter kehrt Weitling, mit Versatzstücken von Nadolnys eigener Biographie versehen, schließlich wieder in die Realität zurück. Schwierig für Weitling, zu entscheiden, was Traum und was Realität ist.

Von der Kritik wurde der Roman als gelungen eingeordnet, vor allem in seiner Doppelbödigkeit und seiner virtuosen Konstruktion. Dazu kommt, dass der Leser der Frage nach seiner Identität nicht ausweichen kann und sich zu fragen gezwungen wird, ob das Leben nicht vielleicht zu reich ist für eine Identität: Kann es auf eine Identität begrenzt werden?

Übrigens ...

wurde Sten Nadolny 1980 für das fünfte Kapitel seines damals noch unveröffentlichten Romans „Die Entdeckung der Langsamkeit“ mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet. Das Preisgeld von 14 000 DM teilte er mit seinen 27 Konkurrenten.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

Hörbücher

  • Die Entdeckung der Langsamkeit. 10 CDs. Mareverlag, Hamburg 2004, ISBN: 978-3936384543
  • Netzkarte. CD. Bastei Lübbe, Köln 2009, ISBN: 978-3785742235

Sekundärliteratur

Links

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