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Neumann, Gert

eigentlich Gert Härtl; ein deutscher Schriftsteller mit DDR-Hintergrund

Leben und Schreiben

Geboren wurde Gert Neumann am 2. Juli 1942 in Heilsberg, Ostpreußen, als Sohn der Schriftstellerin Margarete Neumann?.

Zunächst arbeitete er als Traktorist in der ehemaligen DDR. Dann entschloss er sich zum Studium am Institut für Literatur "Johannes R. Becher"? in Leipzig.

1969 wurde er dort zwangsexmatrikuliert und gleichzeitig aus der SED ausgeschlossen. Anschließend arbeitet er in verschiedensten Berufen, etwa als Bühnenhandwerker, Kesselreiniger und Bauschlosser im "Konsument"-Kaufhaus und einem Krankenhaus in Leipzig.

Neben seiner Arbeit notierte er in Pausen seine Erlebnisse und Gedanken an solchen Orten, jeden Tag um 11 Uhr. Daraus entstand sein Tagebuchroman? "Elf Uhr". Die Tagebucheinträge reichen von Februar 1977 bis Februar 1978. In den Einträgen erscheint der sozialistische Einkaufstempel als Querschnitt durch die DDR-Gesellschaft: trostlos und gespenstisch.

Weder "Elf Uhr" noch andere Schriften durfte Neumann in der damaligen DDR veröffentlichen, weshalb er sie in Westdeutschland publizieren ließ. Erst nach langer Zeit gelang es dem Autor, den westdeutschen S. Fischer-Verlag? für sein Manuskript von "Elf Uhr" zu interessieren. 1981 wurde das Buch dann in der BRD veröffentlicht. Erst 1990 druckte der Rostocker Hinstorff-Verlag? den Roman in den letzten Tagen der DDR. Die Folge: Kein Leser interessierte sich mehr für die darin geschilderte DDR-Realität.

Neumanns Wort war in der DDR als gefährlich eingestuft und wurde gefürchtet. Dennoch arbeitete er schriftstellerisch für Zeitschriften? der DDR-kritischen literarischen Szene. So war er unter anderem Redakteur der Samisdat-Zeitschrift "Anschlag". Neumanns Romane, Gedichte und Essays gehörten zur Untergrundliteratur? des DDR-Systems und hatten für ihn und seine Familie Bespitzelung und Repressionen zur Folge. So wurde z. B. sein Sohn, der Fotograf Aram Radomski, inhaftiert.

Neumann ist Mitglied der Freien Akademie der Künste zu Leipzig. Neumann lebt heute in Berlin.

Werk

In seinen Arbeiten sezierte Gert Neumann die Sprache der DDR-Funktionärsgesellschaft, die durch Realitätsverlust gekennzeichnet war. Neumann sah das zur Unkenntlichkeit zerstörte Deutsch als Herrschaft der Diktatur statischer Sätze, der er seine Sprachphantasien entgegensetzte, verbunden mit der Hoffnung durch sie wieder etwas sagen zu können. Für die Führung der DDR war das jedoch nichts anderes als Feindpropaganda.

Franz Fühmann?, ein wichtiger Förderer seines Werkes?, hielt ihn für den bedeutendsten Romancier? und Prosaiker? der DDR.

Übrigens ...

Obwohl Gert Neumann prominente Fürsprecher hatte - so schrieb z. B. Martin Walser zu einer 1999 erschienenen Ausgabe von "Elf Uhr" das Vorwort - konnte er sich in der deutschsprachigen Literaturszene nicht so durchsetzen, wie es ihm gebührt hätte. Er war ein radikal unbeirrbarer Dissident, doch die Behinderung durch den Staatsapparat der DDR führte zu seiner weitgehenden Unterdrückung.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Gert Neumann bei Jokers
  • Die Schuld der Worte (1979)
  • Elf Uhr (1981)
  • Die Klandestinität der Kesselreiniger (1989)
  • Übungen jenseits der Möglichkeit (1991)
  • Produktionsgewässer (1993)
  • Rauch (1993)
  • Feindselig (1993)
  • Das Nabeloonische Chaos (1993)
  • Sprechen in Deutschland (1993)
  • Tunnelrede (1996)
  • Dresdener Vorlesungen (1999)
  • Verhaftet (1999)
  • Anschlag (1999)
  • Das Gespräch im Osten (2000)
  • Innenmauer. Gedichte. (2003)

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