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QQ

von<br> Max Goldt

Ach wie sehr beneiden die Herren und Frauen Rezensenten doch den Glossenjunkie? Max Goldt? um seine geistreichen Formulierungen und Abschweifungen?.

Doch, oh Wunder, sie sind nicht eifersüchtig auf den Essayisten?. Nein, sie bewundern ihn schon seit fast 20 Jahren. Seitdem er mit seiner Kolumne? im Satiremagazin „Titanic“ von sich reden gemacht und ein treues Publikum? herangezüchtet hat.

Das Aufspüren der Alltagsphänomene

Der Leser bekommt geliefert, was er schon anhand des Titels vermutet hatte: „QQ“, die Quiet Quality, auf gut Deutsch die „stille Güte“. Mit solch einem Prädikat lassen sich seine 21 Miniaturen? noch am ehesten auf einen Nenner bringen. Denn selbst dort, wo er über die Unarten seiner Mitmenschen oder die krankhaften Auswüchse der modernen Zivilisation einleuchtend Beschwerde führt, weht ein milderer Wind als früher. Dafür hat er weiter an seinem ohnehin schon gedrechselten Stil gefeilt und neue Alltagsphänomene aufgespürt, die uns selbstverständlich geworden sind oder in der Hektik meist gar nicht mehr auffallen. Kein Gegenstand, selbst die „Rohlingsspindel“ oder der „Kleiderhaken“, der ihn nicht zum spöttischen Nachdenken anstachelte. Keine menschliche Regung, keine Peinlichkeit, nichts ist vor seiner spitzen Feder, oder besser gesagt treffsicheren Tastatur sicher.

„Es ist erstaunlich, was ein Gehirn alles binnen einer Minute denken kann, wenn es nicht an der Kandare gehalten wird“, staunt er in einer seiner geistreichen Abschweifungen?. Das gleiche Gefühl beschleicht einen, wenn man diese pfeilschnell formulierten, gleichwohl intensiv durchdachten Kolumnen? liest. Mühelos schwingt sich Goldt von einem Gedanken zum anderen, ohne dass man merkte, wie elegant er von „Prophezeiungen“ zu „pilzpflückenden Pelikanen“ überleitet. Man lässt sich gerne in Goldts immer gegenwartsgrundierten Gedankenströmen treiben, hier und da auch über besonders Auffälliges aufklären. Langweilig und schulmeisterlich wird es nie, wohl aber abwechslungsreich und anregend. Manchmal allerdings so bunt, dass man in der reißenden Gedankenflut ertrinkt oder sich im Wortgestöber verirrt.

Geeignet als morgendliche Lektüre

Max Goldts klug komponierte Stücke sollten als Einzelwerke und mit dem nötigen zeitlichen Abstand gelesen werden. Vielleicht als Guten-Morgen-Geschichte, die einen mit offeneren Augen und Ohren in den Alltagsdschungel entlässt. Denn nach der Goldt-Lektüre beobachtet man Menschen, Medien und Moden genauer, schaut schneller hinter Fassaden, wo man bisher keine vermutet hätte und macht sich alsbald seinen eigenen Reim? auf die Absurditäten des Alltags. Vom Von-vorne-bis-hinten-Lesen in einem Stück wird dringend abgeraten. Eine Fülle interessanter Details und origineller Verirrungen gingen der Aufmerksamkeit unweigerlich verloren.

All das macht es den Herren und Frauen Rezensenten auch unmöglich, aus Goldts Assoziationsschnipseln über „faule Mütter“, die „Volksverfettung“ oder „hässliche und schöne Dinge“ ein strahlendes Gesamtbild zu puzzeln. Alle Betrachtungen bleiben höchst fragmentarisch? und sind doch auf magische Weise miteinander verbunden. Man kann sich aber immer sicher sein, dass die von ihm angerissenen Themen uns alle irgendwie angehen oder angehen könnten. Auch wenn sie sich hinter Begriffen wie „Prokrastination“ verbergen. Einer sehr weit verbreiteten Krankheit, die uns trotz guter Vorsätze eigentlich Unaufschiebbares ständig verschieben lässt. Mit der Lektüre dieses Buches sollte man jedoch nicht allzu lange warten. Komme da, was wolle.

Literaturangaben

  • Goldt, Max: QQ. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2007. 160 S., 17,90 €, ISBN: 978-3871345814

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