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Raddatz, Fritz J.

Fritz J. Raddatz (geb. 3. September 1931 in Berlin) ist ein bekannter deutscher Schriftsteller, Biograph, Literaturkritiker und Publizist?. Zu seinen wichtigsten Werken gehört die Trilogie? „Eine Erziehung in Deutschland“ (1984-1991) und die Erzählung „Ich habe dich anders gedacht“ (2001).

Leben und Schreiben

Fritz J. Raddatz - (c) Sophie Bassouls

Fritz Joachim Raddatz wurde am 3. September 1931 als Sohn eines UFA-Direktors in Berlin geboren. Nach dem Abitur studierte er Germanistik, Geschichte, Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität in Ost-Berlin. 1954 promovierte er mit einer Schrift über „Herders? Konzeption der Literatur“ zum Dr. phil. 1971 habilitierte er sich bei dem Literaturwissenschaftler? Hans Mayer? an der Universität Hannover. 1972 ist seine Habilitationsschrift unter dem Titel „Traditionen und Tendenzen. Materialien zur Literatur der DDR“ erschienen. Später erhielt Raddatz in Hannover eine Honorarprofessur für Neuere Deutsche Literatur. Gastprofessuren führten ihn unter anderem in die USA.

Goethe-Gau

Seine berufliche Laufbahn begann Raddatz 1953 beim Verlag Volk und Welt? in Ost-Berlin. Nach seiner Übersiedlung in die Bundesrepublik (angeblich soll Raddatz Ärger mit der Stasi gehabt haben) war er von 1958 bis 1960 Cheflektor des Kindler Verlages? in München. 1960 wechselte er zum Rowohlt Verlag?, wo er zum stellvertretenden Verlagsleiter aufstieg. Er förderte Autoren wie Rolf Hochhuth?, Walter Kempowski, Elfriede Jelinek und Isaac Bashevis Singer.

Ab 1977 leitete Raddatz das Feuilleton? der Wochenzeitung? „Die Zeit“. In den folgenden Jahren wurde er als temperamentvoller Literaturkritiker beim Publikum? bekannt. Für Aufsehen sorgte sein 1979 veröffentlichter Artikel über die Verstrickung deutscher Dichter in die Verbrechen des NS-Regimes. Ein angebliches Goethe-Zitat sorgte dafür, dass Raddatz seinen Abschied als Feuilletonchef nehmen musste. Das Zitat, das wohl von einem „Kollegen“ manipuliert worden war, lautete: „Man begann damals das Gebiet hinter dem Bahnhof zu verändern“. Die erste deutsche Eisenbahn war jedoch erst drei Jahre nach Goethes Tod gefahren. 1986 wurde Raddatz auf den Posten des Kulturkorrespondenten der „Zeit“ versetzt.

Marx, Heine, Benn

Neben seiner Arbeit als Journalist? war Raddatz auch als Autor, Übersetzer und Herausgeber? tätig. Viel Lob bekam er für die Edition der „Gesammelten Werke“ von Kurt Tucholsky (1960/61). Für Debatten im Feuilleton? sorgten seine Biographien über Karl Marx? („Eine politische Biographie“, 1975), William Faulkner („Lügner von Beruf“, 1987), Heinrich Heine („Taubenherz und Geierschnabel“, 1997) und Gottfried Benn? („Leben – niederer Wahn“, 2001). In Fernsehfilmen porträtierte Raddatz weitere Autoren wie Ezra Pound?, Erich Mühsam? und Kurt Tucholsky. Für seinen Tucholsky-Film erhielt Raddatz den Adolf-Grimme-Preis.

Mit überspitzten Urteilen und zündenden Formulierungen bescherte Raddatz dem Publikum? meist gute Unterhaltung. Wie sein Vorbild Marcel Reich-Ranicki ist er als streitbarer Geist in die Jahrbücher der Literaturkritik eingegangen. Ohne Raddatz sähe die deutsche Kulturlandschaft heute anders aus – weniger farbig, weniger kontrovers, weniger rasant (Raddatz trinkt nicht nur gerne Rotwein, er ist auch bekennender Porsche-Liebhaber!).

„Eine Erziehung in Deutschland“ (2007)

Sein Debüt? als Schriftsteller gab Raddatz 1984 mit der autobiographisch gefärbten Erzählung „Kuhauge“. 2007 sind sein Erstling? sowie die beiden Romane „Wolkentrinker“ (1987) und „Die Abtreibung“ (1991) in dem Sammelband? „Eine Erziehung in Deutschland“ erschienen. Im Mittelpunkt der Trilogie? steht der Kunsthistoriker Bernd Walther, der von Raddatz durch die deutsche Zeitgeschichte gejagt wird – mit turbulenten Stationen in Nazi-Berlin, Ost-Berlin und West-Berlin. Die Reaktion im Feuilleton? war verhalten. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ fand die Trilogie? insgesamt nicht überzeugend. Eine Ausnahme bilde jedoch die Erzählung „Kuhauge“, in der Raddatz ungeschminkt die Alltagswirklichkeit des „Dritten Reiches“ schildere, meint die Zeitung?.

„Ich habe dich anders gedacht“ (2001)

Nach dem Roman „Gestörte Balance“ (1996) und den beiden Essaybänden „Männerängste in der Literatur - Frau oder Kunst“ (1993) sowie „Lebensfresser. Essays zur literarischen Moderne“ (1996) veröffentlichte Raddatz die Erzählung „Ich habe dich anders gedacht“ (2001). Darin erzählt er die Geschichte von Achim Moosegard – eines Jungen, der zunächst vom Nationalsozialismus fasziniert ist, später aber von seiner Mutter in ein schreckliches Geheimnis eingeweiht wird. Im Bombenhagel auf Berlin zerplatzen seine Illusionen schließlich wie Seifenblasen. Die Rezensenten lobten Raddatz’ Sprachgefühl und Bildstärke. Besonders packend sei die Darstellung der zunehmenden Irritation des Jungen, die wie ein Räuber in die heile und unbefleckte Kinderwelt eindringe. Der Rezensent der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ war weniger begeistert, er konnte der Erzählung nichts abgewinnen und bezeichnete sie als „Schmarren“.

„Unruhestifter“ (2003)

Nach der Veröffentlichung von Raddatz’ Autobiographie „Unruhestifter“ (2003) kam es im Feuilleton? zu heftigen Kontroversen. Dabei ging es vor allem um die Art und Weise, wie Raddatz über prominente Zeitgenossen urteilte. Theo Sommer?, der das Buch für die „Zeit“ rezensierte, war entsetzt: „So viel Häme hat die Redaktion, haben zumal Bucerius, die Gräfin Dönhoff und Helmut Schmidt nicht verdient.“ Beim Publikum? dagegen war der Band ein großer Erfolg.

Viel Beachtung fand auch der Briefwechsel? mit Uwe Johnson, den Raddatz unter dem Titel „Liebes Fritzchen/Lieber Groß-Uwe“ (2006) herausgab. Es folgten die Essaysammlungen „Schreiben heißt, sein Herz waschen“ (2006) und „Das Rot der Freiheitssonne wurde Blut. Literarische Essays“ (2007).

Fritz J. Raddatz lebt fast überall in Deutschland.

Übrigens ...

ist Fritz J. Raddatz auch gerne auf Reisen. 2006 erschien unter dem Titel „Mein Sylt“ eine Liebeserklärung an sein persönliches Urlaubsparadies.

Auszeichnungen

  • 1974 Prix-de-meilleur-livre (Schweiz)

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Fritz J. Raddatz bei Jokers
  • Der Wolkentrinker. EA 1987. Reinbek, Rowohlt Verlag 1991, ISBN: 978-3499130540
  • Lügner von Beruf. Auf den Spuren William Faulkners. EA 1987. Reinbek, Rowohlt Verlag 1999, ISBN: 978-3498057114
  • Tucholsky. Ein Pseudonym. EA 1989. Reinbek, Rowohlt Verlag 1993, ISBN: 978-3499133718
  • Gestörte Balance. EA 1996. Reinbek, Rowohlt Verlag 1996, ISBN: 978-3498057411
  • Taubenherz und Geierschnabel. Heinrich Heine. EA 1997. Berlin, Quadriga Verlag 1997, ISBN: 978-3886792887
  • Ich habe dich anders gedacht. Erzählung. EA 2001. Berlin, List Verlag 2003, ISBN: 978-3548604459
  • Gottfried Benn. Leben – niederer Wahn. EA 2001. Berlin, Ullstein Verlag 2003, ISBN: 978-3548603278
  • Unruhestifter. Erinnerungen. EA 2003. Berlin, Propyläen Verlag ISBN: 978-3549071984
  • Eine Erziehung in Deutschland. EA 2007. Reinbek, Rowohlt Verlag 2007, ISBN: 978-3498057787

Hörspiele

  • Unruhestifter. 3 CDs. München, Random House Audio 2003, ISBN: 978-3898307550

Sekundärliteratur

Links

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