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Radetzkymarsch

von<br> Joseph Roth

„Radetzkymarsch“ ist der berühmteste Roman von Joseph Roth, die Erstausgabe erschien 1932 in Berlin. Erzählt wird darin die Geschichte der Familie Trotta. Die Trottas sind dem Königshaus der Habsburger auf schicksalhafte Weise verbunden. In ihrer Familiengeschichte spiegeln sich zugleich Schönheit, Glanz und Niedergang der Donaumonarchie.

 Titelblatt der Originalausgabe von 1932, Gustav Kiepenheuer Verlag, Berlin - (c) Privat

Der Roman entwirft ein Panorama, das die Zeit von der Schlacht bei Solferino (1859) bis zum Tod Kaiser Franz-Josephs im Herbst 1916 umfasst. Der Hauptteil widmet sich Carl Joseph von Trotta. Dessen Großvater, ein aus einfachen Verhältnissen stammender Infanterieleutnant, hat dem jungen Kaiser in der Schlacht bei Solferino das Leben gerettet und wurde dafür in den Adelsstand erhoben. Entgegen seinen Neigungen wird Carl Joseph von seinem Vater, einem pflichtbewussten und strengen kaiserlichen Beamten, für die Offizierslaufbahn bestimmt. Der Enkel des „Helden von Solferino“ scheitert aber an den in ihn gelegten Erwartungen. Er ist, wie der Roman auf melancholisch-liebevolle Weise erzählt, zu klein für die Vergangenheit.

Fein verwoben mit dem Lebensweg Carl Josephs schildert der Roman die gesellschaftlichen Verhältnisse in Österreich-Ungarn. Dabei wechselt schärfste Gesellschaftskritik, z. B. am Ehrenkodex des Offizierstands, der Engherzigkeit der Mächtigen oder dem Antisemitismus, mit humorvollen Figurenporträts und beeindruckenden Landschaftsbildern voller Leuchtkraft. Besonders gilt das für die Kapitel, die im Kronland Galizien, an der Grenze zu Russland, angesiedelt sind. Viele Figuren, die dem Leser vielleicht aus anderen Romanen und Erzählungen Roths in Erinnerung geblieben sind, tauchen hier wieder auf.

Das Eintreffen der Nachricht vom Attentat in Sarajewo, am 28. Juni 1914, wird wahrscheinlich nirgendwo eindrucksvoller und bildhafter geschildert als im „Radetzkymarsch“. Der Leser wird zum Augen- und Ohrenzeugen der heraufziehenden Katastrophe: Er kann das unheildrohende Knistern im Gebälk des Vielvölkerstaats förmlich hören. Carl Joseph fällt schließlich im Ersten Weltkrieg. Nicht als Held, nicht auf dem Feld der Ehre, sondern beim Versuch, für seine Soldaten Wasser zu holen – er stirbt mit zwei Wassereimern in den Händen.

Einband von

Der Roman zeigt Joseph Roth auf der Höhe seiner Schaffenskraft. Ende der 1920er Jahre hatte er sich vom sozialkritisch engagierten Autor der Neuen Sachlichkeit („Hotel Savoy“, Roman, 1924; „Die Flucht ohne Ende“, Roman, 1927) zum phantasievollen Fabulierer und unnachahmlichen Epiker entwickelt. Sein „Radetzkymarsch“ gilt heute als einer der bedeutendsten Romane der deutschsprachigen Literatur, vergleichbar etwa mit Thomas MannsDer Zauberberg?“ (1924), Alfred DöblinsBerlin Alexanderplatz“ (1929) oder Günter Grass’Die Blechtrommel?“ (1959).

In dem 1938 veröffentlichten RomanDie Kapuzinergruft?“ knüpft Roth an „Radetzkymarsch“ an. Ein aus einer entfernten Seitenlinie stammender Trotta erlebt darin den endgültigen Verfall und das Ende des österreichischen Staates in den Jahren von 1914 bis 1938.

Im Jahr 1965 wurde „Radetzkymarsch“ unter der Regie von Michael Kehlmann ein erstes Mal verfilmt. Ebenfalls ein großer Erfolg wurde 1995 der preisgekrönte Fernseh-Mehrteiler unter der Regie von Axel Corti und Gernot Roll.

Autor: Daniel Möglich

Literaturangaben

  • Radetzkymarsch. Roman. Dtv, München 1998, 416 Seiten, 9,90 Euro, ISBN-13: 978-3423124775

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