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Rezzori, Gregor von

Gregor von Rezzori (geb. 13. Mai 1914 in Czernowitz/Bukowina; gest. 23. April 1998 in Donnini/Italien) war ein deutschsprachiger Schriftsteller aus Österreich-Ungarn. Zu seinen populärsten Büchern gehören „Die Maghrebinischen Geschichten“ (1953) und „Ödipus siegt bei Stalingrad“ (1954).

Leben und Schreiben

Gregor von Rezzori (eigentlich Gregor d’Arezzo) wurde am 13. Mai 1914 als Sohn eines k. u. k. Beamten in Czernowitz/Bukowina geboren. Seine Familie stammte ursprünglich aus Sizilien (Rizzori bei Ragusa) und war Mitte des 18. Jahrhunderts nach Wien übergesiedelt. Ab 1919 besaß Gregor von Rezzori die rumänische Staatsbürgerschaft, als die Bukowina 1940 zu Russland kam, wurde er russischer Staatsangehöriger, von 1944 bis 1984 blieb er staatenlos. Danach wurde er Österreicher.

Gregor von Rezzori ging in Kronstadt/Siebenbürgen, Fürstenfeld und Wien zur Schule. Er studierte zunächst Bergbau in Leoben, dann Architektur und Medizin in Wien. Es folgte – unterbrochen vom Militärdienst in Rumänien – ein Kunststudium in Wien. 1938 ging er nach Berlin, wo er in der Filmindustrie arbeitete und mit dem Schreiben begann.

Unterhaltungsschriftsteller ohne literarischen Anspruch?

Rezzoris ersten drei Romane „Flamme, die sich verzehrt“ (1939), „Rombachs einsame Jahre“ (1944) und „Rose Manzani“ (1944) wurden von der Fachkritik als kitschig und flach bezeichnet. Die Veröffentlichung dieser trivialen Romane hatte zur Folge, dass Gregor von Rezzori nach dem Krieg zunächst als reiner Unterhaltungsschriftsteller ohne literarischen Anspruch wahrgenommen wurde. Unter dem Eindruck seiner folgenden Romane änderte sich diese Einschätzung und der „Spiegel“ widmete Rezzori sogar die Titelgeschichte seiner Neujahrsausgabe 1959. Dennoch gehört Rezzori zu den unterschätzten deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts. Häufig wird er mit dem weitaus bekannteren Schriftsteller Joseph Roth verglichen.

„Die Maghrebinischen Geschichten“ (1953)

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Gregor von Rezzori zunächst als Journalist? tätig und las im Nachtprogramm des NWDR die ersten seiner „Maghrebinischen Geschichten“, die 1953 in einem Buch gesammelt erschienen. Der Literaturwissenschaftler? Peter Stenberg meinte mit Blick auf das fiktive Land Maghrebinien, in dem diese Geschichten angesiedelt sind, dass es sich dabei wohl um die populärste Entdeckung und Schöpfung des Autors handle. Mit seiner geheimnisvollen Bürokratie, märchenhaften Architektur und seinen orientalischen Sitten sei Maghrebinien ein Land der Parodie, geschaffen aus einer bewusst verzerrten deutschen Version der südosteuropäischen Kulturen des einstigen Osmanischen Reiches. In insgesamt 27 nur lose zusammenhängenden Kapiteln erzählt Gregor von Rezzori eine Vielzahl von Anekdoten, Schwänken?, Witzen, Legenden und Parodien. Die „Maghrebinischen Geschichten“ waren in den 1950er Jahren ein großer Publikumserfolg und wurden zum Bestseller. 1958 folgte der ebenfalls in Maghrebinien spielende Roman „Ein Hermelin in Tschernopol“, der von der Literaturkritik für seine Fabulierlust und seinen Sprachreichtum gelobt wurde. In dem Roman kehrt Rezzori an die Plätze seiner Kindheit in der Bukowina zurück.

„Ödipus siegt bei Stalingrad“ (1954)

Mit dem 1954 erschienenen Buch „Ödipus siegt bei Stalingrad. Ein Kolportage-Roman“ konnte Gregor von Rezzori an den großen Erfolg seiner „Maghrebinischen Geschichten“ anknüpfen. Im Mittelpunkt der Handlung steht der Ich-Erzähler Traugott von Jassilkowski – ein junger Mensch von unbedeutendem Adel, der aus Ostpreußen nach Berlin kommt und dort, wie es im Buch heißt, den „Kampf ums Dabeisein“ eröffnet. Rezzori geht es in seinem Roman weniger darum, eine zusammenhängende Geschichte mit einem Anfang und einem Ende zu erzählen; vielmehr hat er die Absicht, das Lebensgefühl der guten Berliner Gesellschaft in den Jahren 1938/39 zu schildern. Und dieses Lebensgefühl gleicht, so könnte das Fazit des Romans lauten, dem berühmt-berüchtigten Tanz auf einem Vulkan. Denn der kommende Krieg ist bereits allgegenwärtig und dennoch hat die bessere Gesellschaft nichts anderes zu tun, als sich gedankenlos und selbstverliebt auf der vermeintlich schönen Seite des Lebens zu sonnen.

Gregor von Rezzori hat in seinem Roman „Ödipus siegt bei Stalingrad“ persönliche Erfahrungen aus seiner Zeit in Berlin verarbeitet. Ein Rezensent hielt den Roman für ein verflixtes Buch, ärgerlich, skandalös – und von hinreißender Unverfrorenheit. Ein anderer sah darin einen großen Roman aus finsterer Zeit. Häufig wurden Vergleiche mit Thomas Manns RomanDer Zauberberg?“ angestellt.

„Memoiren eines Antisemiten“ (1978)

Durch den autobiographischen Roman „Memoiren eines Antisemiten“ (1978), der zuerst in der Zeitschrift? „New Yorker“ erschien, wurde Gregor von Rezzori auch in den USA und England zu einem populären Schriftsteller. In fünf Kapiteln berichtet er von seinem abenteuerlichen Lebensweg, der ihn von der Bukowina über Bukarest und Berlin zurück nach Rumänien geführt hat. Dabei beschwört er die Erinnerung an ein Osteuropa herauf, das im Zweiten Weltkrieg vollständig untergegangen ist. Mit „Greisengemurmel“ (1994) und „Mir auf der Spur“ (1997) ließ Gregor von Rezzori weitere autobiographische Bücher folgen. Letzteres bezeichnete der Filmemacher Volker Schlöndorff in einer Rezension als uneitel und offen, leicht und unbekümmert.

Gregor von Rezzori war drei Mal verheiratet: mit Priska von Tiedemann, Hanna Axmann und Beatrice Monti della Corte. Wie die Malerin Hanna Axmann und die Galeristin Beatrice Monti della Corte begeisterte sich auch Gregor von Rezzori für Kunst und sammelte Gemälde. Er lebte in Mailand, in der Toskana und auf Rhodos.

Gregor von Rezzori starb am 23. April 1998 in Donnini/Toskana.

Übrigens ...

hat Gregor von Rezzori auch Drehbücher verfasst. Außerdem spielte er in mehreren Kinofilmen mit, zum Beispiel in „Viva Maria!“ (an der Seite von Brigitte Bardot) und „Michael Kohlhaas. Der Rebell“.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Gregor von Rezzori bei Jokers
  • Maghrebinische Geschichten. EA 1953. Reinbek, Rowohlt Verlag 2004, ISBN: 978-3499102592
  • Ödipus siegt bei Stalingrad. EA 1954. Berlin, Bvt Berliner Taschenbuch Verlag 2005, ISBN: 978-3833303067
  • Ein Hermelin in Tschernopol. EA 1958. Berlin, Bvt Berliner Taschenbuch Verlag 2004, ISBN: 978-3833301469
  • Denkwürdigkeiten eines Antisemiten. Ein Roman in fünf Erzählungen. EA 1979. Berlin, Bvt Berliner Taschenbuch Verlag 2004, ISBN: 978-3833301261
  • Blumen im Schnee. EA 1989. Berlin, Bvt Berliner Taschenbuch Verlag 2004, ISBN: 978-3833303142
  • Ein Fremder in Lolitaland. Ein Essay. EA 1993. Berlin, Bvt Berliner Taschenbuch Verlag 2006, ISBN: 978-3833303647
  • Greisengemurmel. EA 1994. Berlin, Bvt Berliner Taschenbuch Verlag 2005, ISBN: 978-3833303135
  • Mir auf der Spur. EA 1997. München, Bertelsmann 1999, ISBN: 978-3570001240
  • Kain. Das letzte Manuskript. EA 2001. Berlin, Bvt Berliner Taschenbuch Verlag 2002, ISBN: 978-3442730438
  • Der Schwan – Über dem Kliff – Affenhauer. 3 Novellen. EA 2005. Berlin, Bvt Berliner Taschenbuch Verlag 2005, ISBN: 978-3833303586

Hörspiele

Sekundärliteratur

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