diesen Kommentar bitte stehen lassen Hauptseite | Buchmenschen | Buchmenschen A-Z | S | Skármeta, Antonio

Skármeta, Antonio

Antonio Skármeta (geb. 7. November 1940 in Antofagasta) ist ein chilenischer Schriftsteller und Drehbuchautor dalmatinischer Abstammung. Für sein literarisches und filmisches Werk erhielt er zahlreiche internationale Auszeichnungen.

Leben und Schreiben

Antonio Skármeta wurden am 7. November 1940 im nordchilenischen Antofagasta geboren. Seine Großeltern, bei denen er in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, waren Einwanderer aus Dalmatien. 1958 begann er, in Chile Philosophie und Literatur zu studieren. Von 1964 bis 1966 studierte Skármeta an der New Yorker Columbia University. 1967 erschien sein erster Erzählband "El entusiasmo", in dem es um die erotische Erfahrungswelt seiner Generation geht. 1969 folgte "Desnudo en el tejado". Für diesen zweiten Erzählband erhielt er den Preis der kubanischen "Casa de las Américas".

Zunächst arbeitete Skármeta in Santiago als Dramaturg, Literaturdozent und Journalist. Der Militärputsch durch Pinochet 1973 zwang ihn ins Exil. Über Argentinien kam Skármeta 1975 als DAAD-Stipendiat nach West-Berlin. Hier lebte er bis 1989 als freier Schriftsteller, Drehbuchautor ? und Dozent an der Berliner Film- und Fernsehakademie. 1989 kehrte er zurück nach Chile. Dort moderierte Skármeta eine Büchersendung im Fernsehen, die stets über eine Million Zuschauer hatte. Von 2000 bis 2003 war er als chilenischer Botschafter in Berlin tätig. Heute lebt und arbeitet er wieder in Chile.

In seinen Romanen thematisiert Antonio Skármeta, der sich keine Existenz jenseits des Poilitschen denken kann, immer wieder die Nachwirkungen der chilenischen Diktatur. Er protestiert gegen den Sieg des Vergessens über den Zorn und die Empörung.

"Mit brennender Geduld" (1985)

1975, im deutschen Exil, schrieb Skármeta seinen ersten ?, 1990 erschienenen Roman "Ich träume der Schnee brennt", der gleichzeitig als Drehbuch angelegt war. Den Durchbruch erreichte Skármeta 1985 mit dem Roman "Mit brennender Geduld". Darin erzählt er von der Freundschaft zwischen dem Briefträger Mario und dem Dichter Pablo Neruda ?. Der Briefträger gewinnt durch die Gedichte Nerudas die Liebe eines Mädchens aus Nerudas Dorf und entwickelt sich schließlich selbst zum Dichter.

Der Roman war zuerst Hörspiel, Theaterstück und Drehbuch gewesen. Skármeta verfilmte das Buch 1983 selbst. Berühmt und in fünf Kategorien für den Oscar nominiert wurde Michael Radfords Verfilmung unter dem Titel "Il Postino" (Der Postmann) von 1994 mit Philippe Noiret in der Rolle Nerudas.

"Der Dieb und die Tänzerin" (2003)

Im Jahr 2003 erschien Skármetas Roman "Der Dieb und die Tänzerin" (dt. 2005). Im Mittelpunkt stehen zwei Männer: der romantische Gelegenheitsdieb Angel Santiago und der berühmte Kunsträuber Nicolas Vergara Grey. Sie beide werden am 13. Juni, dem Tag des heiligen Antonius von Padua und damit der allgemeinen Amnestie, aus dem Gefängnis der Hauptstadt Santiago de Chile entlassen. Angel träumt von einer eigenen Farm und der Liebe zu der Tänzerin Victoria. Vergara Grey ersehnt die Versöhnung mit seiner Familie. Zusammen wollen sie jetzt aus einem Tresor in einem Hochhaus der Hauptstadt ein Vermögen stehlen, das dem ehemaligen Chef von Pinochets Geheimdienst gehört, um danach jeder auf seine Weise glücklich zu werden.

Der General, so heißt es im Roman, sei heute der "größte Gangster des Landes", ihn zu berauben mithin fast ein patriotischer Akt. Nur die beiden Freigelassenen kennen das Versteck. Was sie nicht ahnen: Ein skrupelloser Mörder sucht bereits nach ihnen ... Wie in allen Büchern Skármetas fordert auch in diesem die Vergangenheit ihr Recht, jede der Figuren spürt dies auf eigene Weise. "Dieses Buch will eine Geste sein. Wunderwirkend. Wie im Märchen", stellte Deutschlandradio Kultur bewundernd fest.

Übrigens ...

hat Antonio Skármeta für die Ausübung seines Amtes als chilenischer Botschafter das Bundesverdienstkreuz erhalten.

Auszeichnungen (Auswahl)

2000 Premio de las Américas
2001 Grinzane-Cavour-Literaturpreis
2001 Prix Medicis ?
2002 Goethe-Medaille ? (2002)
2003 Hanse-Preis für Völkerverständigung
2003 Unesco-Preis für Kinder- und Jugendliteratur ? (zus. mit Jenny Robson)
2003 Planeta-Literaturpreis, Barcelona (2003)
2004 Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendliteratur ?

Werke (Auswahl)

Bücher von Antonio Skármeta bei Jokers
Ich träumte, der Schnee brennt. Roman. EA 1975. Luchterhand Literaturverlag, München 1990, ISBN: 978-3630615745
Nixpassiert. EA 1980.
Der Aufstand. EA 1982. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1986, ISBN: 978-3872941879
Mit brennender Geduld. EA 1985. Piper Verlag, 13. Aufl., München 2009, ISBN: 978-3492226783
Der Radfahrer vom San Cristóbal. Erzählungen. EA 1986. Piper Verlag, München 1989, ISBN: 978-3492029827
Sophies Matchball. Roman. EA 1989. Piper Verlag, München 2000, ISBN: 978-3492114905
Aus der Ferne sehe ich dieses Land. Ein Chilene in Berlin. EA 1993.
Die Hochzeit des Dichters. Roman. EA 1999. Piper Verlag, 2. Auf., München 2002, ISBN: 978-3492235006
Das Mädchen mit der Posaune. Roman. EA 2001. Piper Verlag, 3. Aufl., München 2003, ISBN: 978-3492239813
Der Aufsatz. EA 2003. Dressler Verlag, 3. Aufl., Hamburg 2003, ISBN: 978-3791519104
Der Dieb und die Tänzerin. Roman. EA 2003. Piper Verlag, München 2007, ISBN: 978-3492248594
Mein Vater aus Paris. Roman. Graf Verlag, München 2011, ISBN: 978-3862200139
Mein Freund Neruda, 2011

Hörbücher (Auswahl)

Mit brennender Geduld. Osterwoldaudio Bei Hörbuch, Hamburg 2009, ISBN: 978-3869520148