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TRANS-

von<br> Joachim Paul

TRANS, Cover - (c) Edition Das Labor

Wer dem Wort - und damit der Sprache, dem Geist und der Vernunft - zugetan ist, darf mit Fug und Recht Buchstabenmensch genannt werden. Von einem Homme de lettres erwartet man ebenso wie vom Scharfrichter, dass er sich ständig entschuldigt. Dieser muss Abbitte leisten, weil er tödlich ist, jener, weil er nicht tödlich genug ist. Joachim Paul setzt sich mit seinen Essays bewusst zwischen die Stühle, weil er gegen den intellektuellen Mainstream bürstet. Er weist damit den Verdacht zurück, seine Essays seien zu klein und zu nebensächlich, eine seltsame und längst veraltete Form des Journalismus?.

Auch die mediale Zukunft braucht Herkunft

Paul studierte Physik an der Ruhr-Universität Bochum und diplomierte im Fach Angewandte Physik/ Biophysik mit einer Arbeit zum Thema Strukturfluktuationen in Biopolymeren. Er ist Gründungsmitglied des "Institut für Kybernetik und Systemtheorie e.V." und nahm im Auftrag des Instituts an zwei internationalen, EU-geförderten Forschungsprojekten zu Themen der Künstlichen Intelligenz teil. Als Externer promovierte er am Institut für normale und pathologische Physiologie der Universität Witten/Herdecke bei Eberhard von Goldammer und Eduard David mit einer Arbeit im Schnittfeld von Biophysik, Informatik und Medizintechnik zur Computersimulation von neuronalen Netzen. Diese Themen findet man in seinem neuen Buch.

Wir müssen unser Denken und Handeln verändern

Pauls Essays sind kein langer Roman, auch keine wissenschaftliche Abhandlung, im Idealfall aber verbindet er die Qualitäten der Gattungen, er spricht von Gefühlen ebenso wie von Fakten, er ist erhellend und erhebend zugleich. Die Krisen, die den Globus aktuell schütteln, werden begleitet von einer Krise des Denkens, die damit zur Krise des politischen, wissenschaftlichen,kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Handelns wird. Wir müssen unser Denken und Handeln verändern und weiterentwickeln, so lautet die implizite politische Forderung in nahezu allen Texten von Joachim Paul. Dieser Autor theoretisiert nicht nur, bei der vorgezogenen NRW-Landtagswahl am 13. Mai 2012 zog er über den Listenplatz 1 der Landesliste der Piratenpartei in den NRW-Landtag ein. Dort wurde er zum Fraktionsvorsitzenden gewählt.

Der Vordenker als Versuchsplattform

Versuchsplattform für Pauls Schreiben ist der vordenker. Gegründet wurde dieses Forum von ihm in der Mediensteinzeit 1996. Zuverlässig versammeln sich dort Dichter und Denker. Paul erforscht Gebiete, die über den Rand der Buchstaben? und Texte hinausreichen. Sie dehnen sich in gewisser Weise indes sogar über die Grenzen von Geist und Vernunft hinaus aus. In der Tradition Montaignes versteht er den Essay als Versuch, gibt diesem aber den naturwissenschaftlichen Sinn des Experiments, der experimentellen Versuchsanordnung und zugleich die existenzielle Bedeutung des Lebensexperiments und vertieft beides so ins Abgründige, dass aus dem Versuch sowohl die Versuchung wie der Versucher und das Versucherische sprechen. Welche labyrinthischen Gedankengänge bei diesem Auswahl– und Transformationsprozess durchlaufen werden, wie schnell ein brauchbarer Gedanke zu Abfall und Nebensächliches fruchttragend werden kann, beschreibt Paul in seinen Essays.

Autor: Matthias Hagedorn

Literaturangaben

  • Paul, Joachim: TRANS- Reflexionen über Menschen, Medien, Netze und Maschinen. Aufsätze 1996-2013. Edition Das Labor, Mühlheim 2013, ISBN: 978-3844255027, www.epubli.de

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