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Wortfigur
Als Wortfiguren bezeichnet man Stilmittel, die durch die Abweichung vom normalen Wortgebrauch die Struktur eines Wortes oder eines Satzes? verändern. Man unterscheidet vier verschiedene Arten von Wortfiguren.
Definition
Wortfiguren gehören zu den rhetorischen Figuren (Stilfiguren). Damit sind alle Stilmittel gemeint, die durch die Abweichung vom normalen Wortgebrauch die Struktur eines Satzes? verändern. Wortfiguren sind wichtige Elemente der literarischen Sprache, häufig werden sie in der Lyrik oder in kunstvollen Prosatexten verwendet. In der Alltagssprache hingegen sind sie kaum verbreitet, es sei denn als Redewendung?. Neben den Wortfiguren gibt es bildhafte Figuren, Satzfiguren, Klangfiguren sowie Sonderformen der Stilistik?. In Einzelfällen sind Überschneidungen möglich.
Man unterscheidet zwischen Wortfiguren, die
a) ein Wort oder eine Wortfolge mit ähnlicher Bedeutung unmittelbar hintereinander wiederholen, wie z. B. Geminatio?
b) ein Wort oder eine Wortfolge mit ähnlicher Bedeutung mit Abstand wiederholen, wie z. B. Anapher?
c) ein Wort oder eine Wortfolge in abgewandelter Form wiederholen, wie z. B. Figura etymologica?
d) Wörter desselben Bedeutungsgehalts häufen, wie z. B. Accumulatio?
Entstehung
Im öffentlichen Leben der Antike war die Rhetorik? von außerordentlicher Bedeutung. Die Stilfiguren hatten in Praxis und Theorie die elementare Aufgabe, sprachliche Abwechslung, emotionale Überzeugungskraft und kunstvollen Schmuck in die Rede zu bringen. Rasch ging die Rhetorik eine enge Verbindung mit der Poetik und Dichtung ein – eine Entwicklung, die sich im Mittelalter? fortsetzte und erst im 18. Jahrhundert allmählich abbrach. Die griechischen und lateinischen Bezeichnungen werden bis heute verwendet.
Entwicklung
Scharfe Kritik an der Rhetorik? übte übrigens Immanuel Kant, der in ihr hauptsächlich die Kunst sah, Menschen bewusst zu manipulieren. Im 20. Jahrhundert, besonders nach den katastrophalen Erfahrungen von Nationalsozialismus und Kommunismus, führte der Missbrauchs-Aspekt zu zahlreichen Debatten unter Gelehrten. Zum Nachfolger der Rhetorik? im Bereich der Literatur wurde die Stilistik, die bis heute bedeutenden Einfluss auf die Kunstprosa ausübt.
Die einzelnen Wortfiguren
- Akkumulation? – Figur, die mehrere Begriffe zu einem oft nur assoziativ entschlüsselbaren Oberbegriff reiht, z. B. „Sprich von Liebe, Glück, Herz und Gott!“
- Anadiplose?
- Anapher?
- Anastrophe?
- Antiklimax? – Figur, die mit der Aufzählung des Wichtigsten beginnt, z. B. „Pleiten, Pech und Pannen beim Thronjubiläum des Kaisers von Österreich“
- Aphärese?
- Apokope?
- Archaismus?
- Asyndeton?
- Binnenmajuskel?
- Brachylogie?
- Buchstabendreher?
- Chiffre?
- Diärese?
- Elision?
- Ellipse? – Figur, die ein Wort oder Satzteil? auslässt, das leicht ergänzt werden kann, z. B. „Je später der Abend, desto schöner die Gäste“
- Enumeration?
- Epanalepsis?
- Epanodos?
- Epitheton?
- Epipher?
- Figura etymologica?
- Geminatio?
- Hendiadyoin?
- Hiatus?
- Hypallage?
- Hysteron-Proteron?
- Inflektiv?
- Inversion?
- Klimax?
- Komposita?
- Kyklos? – Figur, die einen Satz? durch die Wiederholung desselben Wortes einrahmt, z. B. „Entbehren sollst du! sollst entbehren!“ (Goethe)
- Neologismus?
- Oxymoron? – Figur, die zwei dem Wortsinn nach widersprüchliche Vorstellungen verbindet, z. B. stummer Schrei
- Paronomasie?
- Pleonasmus?
- Polyptoton?
- Polysyndeton?
- Repetitio?
- Symploke?
- Tautologie?
- Zeugma – Figur, die ein Wort oder Satzteil? mehreren grammatisch nicht zusammengehörigen Satzteilen zuordnet, z. B. „Er warf einen Blick aus dem Fenster und ein Buch auf den Tisch“
Literatur
- Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Reclam, Ditzingen 1986, ISBN: 978-3150079256
- Goethe, Johann Wolfgang von: Gedichte. Reclam, Ditzingen 1998, ISBN: 978-3150067826
- Trakl, Georg: Fünfzig Gedichte. Reclam, Ditzingen 2001, ISBN: 978-3150181324
Sekundärliteratur
- Eroms, Hans-Werner: Stil und Stilistik. Eine Einführung. Schmidt Verlag, Berlin 2007, ISBN: 978-3503098231
- Kurz, Gerhard: Macharten. Über Rhythmus, Reim, Stil und Vieldeutigkeit. Vandenhoeck & Ruprecht, 1999, ISBN: 978-3525340134
- Moennighoff, Burkhard: Stilistik. Reclam Verlag, Ditzingen 2009, ISBN: 978-3150176788
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