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Pentateuch (Fünf Bücher Mose)

Die fünf Bücher Mose bilden den Auftakt des Alten Testaments. Pentateuch ist ihr griechischer und damit wissenschaftlicher Name. Im Original bedeutet das Wort „Fünfrollenbuch“. Denn in der frühen Antike schrieb man meist auf Papyrusblätter?, die anschließend nicht zu Büchern geheftet, sondern zu Rollen aneinander geklebt wurden. Erst ab dem 2. Jh. v. Chr. wurde auch gegerbte Tierhaut verwendet, das Pergament?. Es löste den Papyrus im 2. Jh./3. Jh. ab.

Aufbau

  • 1Mo - 1. Mose (Genesis)
  • 2Mo - 2. Mose (Exodus)
  • 3Mo - 3. Mose (Leviticus)
  • 4Mo - 4. Mose (Numeri)
  • 5Mo - 5. Mose (Deuteronomium)

Entstehungsgeschichte

Die ersten Bücher der Bibel, die fünf Mosebücher, sind ein gutes Beispiel dafür, dass die gesamte Heilige Schrift, vor allem aber das Alte Testament, aus unterschiedlichen Quellen? entstanden ist. Schon die ersten Kapitel zeigen: Diese Texte können nicht alle hintereinander weg geschrieben worden sein. Denn welcher Autor würde ein Buch beginnen, indem er zweimal dasselbe erzählt? Genau so aber fängt die Bibel an – mit zwei Schöpfungsberichten.

Der erste Schöpfungsbericht, der von 1Mo 1,1 bis 1Mo 2,3 reicht, ist der jüngere. Er wurde vor den älteren gesetzt. Den älteren Bericht, der von 1Mo 2,4b bis 1Mo 2,25 reicht, wollte man nämlich nicht einfach streichen, als man den jüngeren vorliegen hatte, schließlich war es ein heiliger Text. Deshalb also wird in der Bibel manches doppelt erzählt, deshalb gibt es logische Ungereimtheiten, Wiederholungen und Widersprüche. Es liegt daran, dass man immer noch etwas Neues hinzufügte und mit dem Alten verbinden wollte.

Die fünf Bücher Mose zeigen das besonders deutlich. Sie bestehen aus verschiedenen Textsammlungen, die stückweise zusammensetzt wurden. An den Bruchstellen fügte man dann oft neue Verse und Abschnitte ein, um das Ganze zu glätten. Diese Verbindungsstücke waren gleichzeitig eine gute Methode, um dem ganzen Text auch die eigene Meinung aufzuprägen. Schließlich geschah das Sammeln, Umschreiben und neu Herausgeben über längere Zeit. Da konnte sich die Sicht auf die Dinge, auf die Geschichte und die Religion schon verändern. Auf diese Weise hat der Pentateuch einen langen und komplizierten Entstehungsprozess durchlaufen. Die historisch-kritische Forschung? hat versucht, ihn wie folgt zu rekonstruieren.

Der Jahwist (J)

Der ältere (also in der heutigen Bibel der zweite) der beiden Schöpfungsberichte ist Teil einer großen Geschichtensammlung. Sie zieht sich mit ihren Stücken durch alle fünf Mosebücher. Diese Sammlung erkennt man daran, dass Gott in ihr durchgehend einen ganz besonderen Namen trägt: Jahwe. Weshalb die Forscher den Verfassern dieser Geschichtensammlung den Namen Jahwist (J) gegeben haben – ganz so, als ob es eine einzelne Person gewesen wäre, die das alles geschrieben hat, was aber täuscht. Es waren sicher viele Schreiber daran beteiligt, die jahwistischen Texte zu verfassen beziehungsweise mündliche Überlieferungen zu sammeln und niederzuschreiben.

Es ist ein Kennzeichen des jahwistischen Werkes: dass es die vielen uralten Erzählungen, die von Generation zu Generation mündlich weitergegeben wurden, sehr anschaulich präsentiert. Wenn es in den Mosebüchern spannend wird oder zugeht wie in einem Hollywood-Film, dann kann man sicher sein, dass es sich um ein jahwistisches Textstück handelt.

Wann das jahwistische Werk entstanden ist, weiß man nicht genau. In Frage kommt das 10. Jh. v. Chr., die Zeit der großen Könige David und Salomo. Möglich ist aber auch das 7. Jh. v. Chr./6. Jh. v. Chr. Die jahwistischen Schreibwerkstätten haben vermutlich in Juda gelegen, also im südlichen Teil des Großreiches.

Inhaltlich erkennt man den Jahwisten nicht nur am Gottesnamen, sondern auch daran, dass er (wir tun jetzt so, als ob es eine einzige Person wäre) gern von der besonderen Beziehung zwischen Gott und dem Volk Israel erzählt. Beispielsweise in der berühmten Geschichte von Abraham, jenem Mann, der eigentlich ganz bequem in Haran lebt, bis Gott ihm sagt, er solle in das Land auswandern, das er ihm zeigen werde (1Mo 12,1–3). Solche Geschichten erzählt der Jahwist gern, und er wird auch nicht müde zu betonen, dass von Israel dereinst das Heil für alle Völker ausgehen wird – was auch aus christlicher Sicht stimmt, denn schließlich ist Jesus Christus Jude gewesen.

Der Elohist (E)

Wenn der Jahwist einen Teil der Texte in den fünf Mosebüchern geschrieben hat – was ist dann mit dem Rest? Der zerfällt noch einmal in verschiedene Quellen. Da gibt es zum Beispiel eine zweite, etwas kleinere Textsammlung, die ebenfalls daran zu erkennen ist, dass Gott in ihr einen bestimmten Namen trägt. Diesmal lautet dieser Name: Elohim. Es ist nicht schwer zu erraten, was die Forscher daraus gemacht haben: Elohist (E) haben sie die zweite Textsammlung und ihre unbekannten Autoren genannt.

Die elohistischen Texte sind vermutlich im Nordreich entstanden, also in Israel. Als Zeitraum kommt das 8. Jh. v. Chr. in Frage. Zu erkennen sind sie außer am Gottesnamen auch daran, dass es in ihnen oft etwas mystisch zugeht. Gott erscheint den Menschen gern des Nachts, und die Menschen haben sehr große Ehrfurcht vor ihm. Die gruselige Geschichte, wie Abraham auf Gottes Geheiß beinahe seinen Sohn Isaak opfert, stammt vom Elohisten (1Mo 22,1–19).

Der allererste elohistische Text begegnet dem Leser nicht etwa auf den ersten Seiten des Alten Testaments, sondern ziemlich weit hinten, erst im 20. Kapitel des ersten Mosebuches. Er handelt davon, wie Abraham seine Frau Sara als seine Schwester ausgibt, um sie vor dem König Abimelech zu schützen. In den Versen 3, 6, 11, 13 und 17 wird Gott hier Elohim genannt.

Aber damit ist das Schreibpersonal der fünf Mosebücher immer noch nicht komplett. Zunächst einmal wurden die jahwistischen und elohistischen Texte irgendwann zusammengefügt, wobei weitere Geschichten hinzukamen. Die Formel lautet also: J + E = JE.

Die Deuteronomisten (DtrG)

Als Drittes treten jetzt auf: die Deuteronomisten (DtrG). Von ihnen stammt das fünfte und letzte Mosebuch, das ja auch Deuteronomium – zweites Gesetz genannt wird, weil es als Rede des Mose ausgestaltet ist, der vor seinem Tod ein zweites Mal die ganze Geschichte von Gott und Israel Revue passieren lässt. Sehr wahrscheinlich haben die Deuteronomisten auch die alten Texte von JE vorliegen gehabt und sie als erstes bis viertes Buch Mose dem fünften Mosebuch vorangestellt.

Weil aber die Geschichte Israels mit dem Tod des Mose noch längst nicht zu Ende war, haben die Deuteronomisten es außerdem übernommen, sie über das fünfte Mosebuch hinaus weiterzuerzählen: Sie haben alte Berichte über den Einmarsch in Kanaan, über die frühe Zeit der Richter, über die großen Könige David und Salomo und ihre weniger großen Nachfolger aufgegriffen, alles miteinander verknüpft und natürlich wieder ihre eigenen Interpretationen dazugeschrieben. Auf diese Weise ist ein Geschichtsbuch entstanden, das bis zum Ende des zweiten Königsbuches reicht.

Den deuteronomistischen Geschichtsschreibern geht es bei ihrer literarischen Tätigkeit nicht zuletzt darum, dem Material, das sie verarbeiten, ihren eigenen theologischen Stempel aufzudrücken. Kurz gesagt, interpretieren sie die gesamte Geschichte als Beziehungsgeschichte mit Gott. Im fünften Mosebuch lassen sie den Mose noch einmal deutlich aussprechen, dass der Gott Israels ein eifersüchtiger Gott ist, der exklusive Verehrung fordert. Weil Israel ihm aber immer wieder untreu geworden sei, habe es schließlich als Staat untergehen müssen.

Damit ist auch klar, dass die Deuteronomisten erst auf den Plan getreten sind, als die Katastrophe des Exils schon eingetreten war, sprich nach 586 v. Chr. Allerdings gehörten sie wohl nicht zu dem Teil des jüdischen Volks, der nach Babylon verschleppt worden war, sondern zu den Israeliten, die in Palästina bleiben durften.

Die Priesterschrift (P)

Ist damit das ganze Personal komplett, das am Zustandekommen der Mosebücher beteiligt war? Nein, denn jetzt treten auf: die Verfasser der Priesterschrift (P). Und die schildern aus ihrer Sicht noch einmal die ganze Geschichte der Welt bis zur Ankunft Israels im „gelobten Land“. Die Verfasser der Priesterschrift sind besonders ernsthafte Leute. Sie legen Wert auf Korrektheit und Vollständigkeit. Sehr ausführlich schildern sie, wie Gottesdienste und andere kultische Feiern abzulaufen und was die Gläubigen tagtäglich zu beachten haben, um vor Gott rein zu erscheinen – daher der Name Priesterschrift. Übrigens verwenden auch sie gern den Gottesnamen Elohim.

Wie meistens, so sind sich die Forscher auch bei den Schreibwerkstätten der Priesterschrift nicht hundertprozentig einig, wann und wo die anzusiedeln sind – vor oder nach dem 6. Jh. v. Chr. Das ist nicht unwichtig, weil, wie schon öfter gesagt, in dem betreffenden Jahrhundert der Staat Juda und damit der letzte Rest des israelischen Gesamtreiches unterging und 586 v. Chr. das Babylonische Exil begann.

Inhaltlich würde es gut passen, wenn die Verfasser der Priesterschrift bereits die traumatische Erfahrung des Exils gemacht hätten. In den priesterschriftlichen Teilen der ersten vier Mosebücher geht es nämlich oft darum, dass Gott sich immer wieder den Menschen zuwendet, dass er mit ihnen immer neu einen Bund schließt, den Noah-Bund mit dem Regenbogen beispielsweise. Gut vorstellbar, dass ein Volk, das gerade seinen Tempel verloren hat und zur Hälfte ins feindliche Ausland verschleppt worden ist, Trost findet, indem es auf die Vergangenheit zurückblickt und erkennt: Auch früher war es schon so, dass Gott den Menschen und speziell Israel gezürnt hat, dass man sich verlassen glaubte – und doch ist dann wieder alles gut geworden, hat es wieder eine Versöhnung zwischen Gott und seinem Volk gegeben.

Vielleicht haben die Verfasser der Priesterschrift ihre Texte gerade deshalb geschrieben: um sich selbst in der ausgeraubten Heimat und die Verschleppten an den Ufern Babylons zu ermutigen. Und natürlich war angesichts dieser Zerstreuung in alle Welt der Kult, die genaue Beachtung der rituellen Vorschriften wie etwa Beschneidung und Sabbatruhe besonders wichtig. Konnte das Volk doch auf diese Weise seine Reue und seine Bereitschaft zum Gehorsam Gott gegenüber zeigen. Außerdem boten die rituellen Vorschriften einen Halt und stifteten so etwas wie eine eigene Identität, nachdem es keinen Staat mehr gab, durch den man sich hätte definieren können.

Von den Verfassern der Priesterschrift stammt nun auch der erste der beiden Schöpfungsberichte. Wer ihn betrachtet, der erkennt: Diese sorgfältige Verteilung des Schöpfungswerkes auf sieben Tage, diese Genauigkeit in der Reihenfolge – das ist typisch Priesterschrift. Und dass sogar Gott am siebten Tag ruht, also den Sabbat einhält, das zu erwähnen war der Priesterschrift natürlich besonders wichtig. Wenn schon Gott am siebten Tag ruhte – um wie viel mehr waren dann die Menschen dazu verpflichtet.

Der große Unbekannte (R)

Jetzt sind also versammelt: JE plus DtrG auf der einen Seite und P auf der anderen Seite. Irgendjemanden muss es logischerweise gegeben haben, der das alles zu den heutigen fünf Mosebüchern zusammengesetzt hat. Das waren sicher wieder mehrere Personen über einen längeren Zeitraum, aber man sieht sie als „den großen Unbekannten“ und nennt sie den Redaktor – Textbearbeiter (R). Er hatte alles vorliegen und setzte die Geschichten so zusammen, wie es seiner Meinung nach passte.

Also stellte er beispielsweise die beiden Schöpfungsberichte von P und JE hintereinander. Und nach dem fünften Mosebuch machte R einen Schnitt, denn dieses Buch endet damit, dass Israel vor den Toren Kanaans steht. Dass er damit das deuteronomistische Geschichtswerk durchtrennte, das ja bis zum zweiten Königsbuch weiterläuft, schien ihm weniger wichtig zu sein als die Tatsache, dass nunmehr die fünf Mosebücher eine inhaltliche Einheit bildeten. Und natürlich hat auch R wieder neue Textabschnitte und seine eigene Meinung in das Gesamtwerk eingebracht.

Damit waren die fünf Mosebücher fertig. So könnte es gewesen sein, nach Ansicht der meisten heutigen Forscher jedenfalls. Aber es sei nicht verschwiegen, dass gerade die Wissenschaft von den Mosebüchern niemals an ihr Ende kommt, sondern ständig neue Hypothesen ausbildet, die sich dann gegen die alten durchsetzen müssen.

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