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Homer

Homer gilt als ältester Dichter des Abendlandes. Er soll in der zweiten Hälfte des 8. Jh. v. Chr. gelebt haben, von der Westküste Kleinasiens stammen und auf der Insel Íos gestorben sein. Die beiden altgriechischen Versepen der Ilias und Odyssee werden ihm zugeschrieben. Jedoch steht bis heute nicht zweifelsfrei fest, ob es Homer als historische Figur überhaupt gegeben hat, und wenn ja, ob wirklich beide Epen von ihm stammen.

Annahmen über Homers Leben

Tempel von Delphi - (c) Christiane Schlüter

Homer - der Name bedeutet entweder "Geisel" oder "der nicht Sehende" - soll von der griechisch besiedelten Westküste Kleinasiens stammen und vielleicht in Smyrna (heute Izmir) geboren worden sein. Jedoch beanspruchen auch Athen, die westgriechische Insel Ithaka und weitere Orte diese Würde. In der Südägäis, auf der Insel Íos, soll Homer gestorben sein.

Immerhin lässt die Sprache von Ilias und Odyssee - eine Mischung aus ionischen und äolischen Bestandteilen - den Schluss zu, dass diese Werke? im heutigen Kleinasien entstanden sind. Doch schon die seit der Antike verbreitete Ansicht, Homer sei ein blinder und armer Wandersänger? gewesen, ist nicht belegbar. Sie beruht auf einer Stilisierung? des Autors im Homer zugeschriebenen, aber nicht von ihm stammenden Apollon-Hymnus. Dass die Epen genaue Kenntnisse aristokratischer Lebensweisen voraussetzen, spricht freilich nicht gegen die These vom armen Wandersänger. Solche fahrenden Künstler lebten oft für längere Zeit an vornehmen Höfen und kannten folglich die dortigen Umstände.

Die "homerische Frage"

Ab dem 6. Jh. v. Chr. verbreiteten fahrende Sänger Ilias und Odyssee im ganzen griechischen Sprachraum. Damit prägten die beiden Versepen Sprache, Literatur und bildende Kunst sowie das Menschen- und das Götterbild des Abendlandes. Homer wurden außerdem weitere Werke zugeschrieben, darunter 33 Götterhymnen - wozu auch der bereits erwähnte Apollon-Hymnus zählt - und weitere Fragmente. Im 5. Jh. v. Chr. begann man dann damit, das Leben Homers zu erforschen, der inzwischen nur noch als Verfasser von Ilias und Odyssee galt.

In hellenistischer? Zeit, also ab dem 4. Jh. v. Chr., wurde dann auch das bezweifelt. Die so genannten Chorizonten ("Trennenden") vermuteten zunächst, die Odyssee jedenfalls stamme nicht von Homer. In der Folge kristallisierten sich zwei Forschungslager heraus. Die Unitarier verfochten die Einheitlichkeit beider Epen und folglich die Verfasserschaft Homers. Die Analytiker nahmen hingegen an, dass die beiden Epen aus kleineren Texteinheiten zusammengesetzt seien. Homer, so die These weiterer Forscher, sei nur der Endredaktor und Herausgeber? der solchermaßen schrittweise gewachsenen Texte gewesen.

Im 20. Jh. erlaubten u. a. archäologische Erkenntnisse die Einordnung der Ilias in die kretisch-mykenische Periode der griechischen Geschichte. Vor diesem Hintergrund begründete Wolfgang Schadewaldt? ein neues, heute mehrheitlich vertretenes Homer-Bild. Demzufolge ist die Ilias in ihrer uns bekannten Gestalt nicht nur das Werk? eines Redaktors?, sondern eine eigenständige und neue Schöpfung, die die älteren textlichen Bestandteile zwar aufgenommen, sie aber zugleich einer neuen Gliederung? und Dramaturgie? unterworfen hat. So ist die Gesamthandlung der Ilias von Anfang bis Ende konsequent auf ein Thema ausgerichtet: den Zorn des Achilleus.

Ähnlich steht es mit der Odyssee. Hier sagen Vertreter der heute überwiegend verfochtenen Homer-Theorie, ein Einzelner, entweder Homer oder ein jüngerer Dichter aus seiner Schule, müsse das Epos in der Form, wie es in die Überlieferung einging, geordnet und zusammengestellt haben. Ein wichtiger Hinweis darauf sei z. B. die Einteilung des Werkes? in zwei gleich lange Hälften, die in jeweils 12 Gesängen? Irrfahrt und Heimkehr schildern. Die Vertreter der Liedtheorie gehen hingegen nach wie vor von disparaten Textteilen aus, die von der mykenischen Zeit bis zum 6. Jh. v. Chr. langsam zusammengewachsen seien - wobei es wohl mehrere Letztfassungen der Odyssee gebe.

Übrigens ...

... versteht sich nach dem oben Gesagten von selbst, dass das berühmte homerische Gelächter nicht das Lachen Homers persönlich sein kann. Der Begriff meint vielmehr das endlose Lachen, das die Götter in Ilias und Odyssee anstimmen - und das wegen seiner Lautstärke von den Menschen für Donner gehalten wird.

Werke

  • Werke von Homer bei Jokers
  • Ilias. Odyssee. Übersetzt v. Johann Heinrich Voß. dtv, München 2002, ISBN: 978-3423130004
  • Ilias. Übersetzt v. Wolfgang Schadewaldt. Insel Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, 16. Aufl. 1975, ISBN: 978-3458318538
  • Odyssee. Übersetzt v. Wolfgang Schadewaldt. rororo, Reinbek, 2. Aufl. 2008, ISBN: 978-3499247408

Sekundärliteratur

  • Seeck, Gustav Adolf: Homer. Eine Einführung. Reclam Verlag, Ditzingen 2004, ISBN: 978-3150176511

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