diesen Kommentar bitte stehen lassen Hauptseite | Literatur | Gattung | Epik | Sage | Hildebrandslied


Hildebrandslied

erstes schriftlich überlieferte Heldenlied? auf Deutsch

Erste Seite des Hildebrandslieds

Allgemeines

Das Hildebrandslied ist um 830/840 vermutlich im Kloster Fulda entstanden. Es ist das einzige Zeugnis des Heldenlieds? aus dem 9. Jahrhundert in deutscher Sprache. Ursprünglich hatte es keinen Titel. Den Titel bekam es von den beiden wissenschaftlichen Ersteditoren Jakob und Wilhelm Grimm (1812). Wahrscheinlich beruht es auf einer Vorlage. Diese Vorlage war wohl eine bairische Fassung des gotischen oder langobardischen Urtextes und entstand wahrscheinlich um 770/80. Geschrieben wurde es auf eine ebenfalls aus Fulda stammende Handschrift? mit Bibeltexten. Es umfasst 68 stabreimende? Langzeilen?.

Es gibt von der Handschrift? nur einen Textzeugen (Universitätsbibliothek Kassel Signatur 2° Ms. theol. 54). Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Handschrift? als Kriegsbeute nach Amerika, wo ein Antiquar? die beiden Blätter? trennte und sie verkaufte. Erst 1972 konnte die Handschrift? wieder zusammengeführt werden.

Verfasst ist die Spross-Sage in einem altsächsisch-altbairischen Dialekt? mit angelsächsischen Besonderheiten. Deshalb vermutete man, dass das Hildebrandslied ursprünglich aus Oberitalien (langobardischer Sprachraum) kam, mündlich tradiert wurde, dann nach Bayern und von hier nach Fulda gelangte. Jedenfalls tradiert das Hildebrandslied das Substrat von Ereignissen aus der Völkerwanderungszeit, hier wohl Historisches im Umfeld des Ostgotenkönigs Theoderich des Großen, der 526 starb. Die Handschrift? in karolingischer Minuskel? zeigt für den w-Laut fast durchgehend die Rune P, als akzentuiertes p geschrieben.

Inhalt

Das Hildebrandslied wie andere heroische Dichtung konstruiert einen tragischen und unausweichlichen Konkflikt, dem sich der Held stellt, ohne auf den eigenen Tod zu schauen. Hier geht es um den Helden Hildebrand, nach dem man die Schrift benannt hat.

Hildebrand (ahd. hiltibrant; altnord. Hildibrandr; hilti "Kampf, Schlacht" und brant "Schwert", eigentl. "feuergebrandt, feurig") taucht im Sagenkreis? um Dietrich von Bern auf. Er ist der Sohn Reginbalds, des Herzogs der Wenden, und kommt im Alter von 30 Jahren an den Hof König Dietmars (Verona), des Vaters Dietrichs von Bern. Dazu lässt er seine Frau und seinen Sohn Alebrand zurück. Hildebrand wird dort Erzieher und Waffenmeister Dietrichs von Bern. Hildebrand soll ein kühner Kämpfer gewesen sein. Das Nibelungenlied? erzählt wie er mit dem Schwert Siegfrieds Kriemhild erschlägt.

Das Hildebrandslied schildert die Rückkehr Hildebrands nach Hause. Weil sein Sohn Hadubrand glaubt, sein Vater sei gestorben, stellt er sich ihm entgegen. Wie der Kampf zwischen Vater und Sohn ausgeht, ist unklar, da das Liedende fehlt.

<div><iframe width="560" height="315" src="http://www.youtube.com/embed/jCOCiXk6ZMM?rel=0" frameborder="0" allowfullscreen></iframe></div>

Aufbau

Das Lied ist einfach aufgebaut und verwendet altepische Formen und andere Gestaltungsmittel, wie sie auch sonst in der germanischen Heldendichtung? vorkommen. In der Prosodik? wird der Stabreim? und der Hakenstil? eingesetzt. Im Schema sieht der Aufbau wie folgt auf:

  • Einleitung
  • Erster Dialog
  • Handlung
  • Zweiter Dialog
  • Zweikampf als Schlusshandlung

Hintergrund

Wahrscheinlich kann man die Handlung des Hildebrandsliedes im 5. Jahrhundert einordnen. Darauf deutet die Person Odoaker in dem Lied, der zur Zeit des Ostgotenkönigs Theoderich des Großen anzusetzen ist. Odoaker setzte 476 den letzten weströmischen Kaiser ab. Theoderich wird zu Dietrich von Bern in der germanischen Heldensage?. Auch Attila, der Hunnenkönig, wird genannt (Etzel im Nibelungenlied?).

Wen Hildebrand repräsentiert, ist unsicher. Früher hat man den historischen ostgotischen Heerführer Gensimund mit Hildebrand identifiziert, heute geht man von Ibba oder Hibba aus, einem Heerführer Theoderichs. Die Rabenschlacht wäre dann der historische Grund dafür, dass der Gefolgsmann Theoderichs viele Jahre von Frau und Kind entfernt war. Dass es in der Völkerwanderungszeit zu Konfrontationen zwischen nahe Verwandten kam, ist historisch belegt und soll schon in der langobardischen Urform des Hildebrandsliedes reflektiert worden sein.

Literaturangaben

Links


Hauptseite | Literatur | Gattung | Epik | Sage | Hildebrandslied

Daten hochladen
Buecher-Wiki Verlinken
FacebookTwitThis
Pin ItMister Wong
RSS-Feed RDF-Feed ATOM-Feed

schliessen