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Sage

Eine Sage ist eine kurze, einfache Erzählung, die auf einer mündlichen Überlieferung? basiert und meist phantastische Elemente enthält, obgleich sie nach Ort, Zeit und Figuren den Anspruch auf historische Glaubwürdigkeit erhebt.

Definition

Bei der Sage handelt es sich um eine kurze, anspruchslose und einfache Erzählung, die zunächst auf mündlicher Überlieferung beruht. Wer sie verfasst hat, bleibt in der Regel im Dunkeln. Fast immer ist die Sage mit phantastischen Elementen verknüpft. Zugleich erhebt sie mit fest datierten Örtlichkeiten, Personen und Ereignissen den Anspruch auf Glaubwürdigkeit. Darin unterscheidet sie sich vom Märchen. Ähnlich zu diesem verhält sich die Sage allerdings in der Auswahl ihrer Stoffe (Hexen, Zwerge, Riesen, Drachen usw.) und Motive (Bedrohung, Erlösung u.a.).

Sagen thematisieren exemplarisch die Auseinandersetzung mit der Natur, wobei auch die Natur des Menschen gemeint sein kann. Dahinter stehen kollektive Erfahrungen und Glaubensvorstellungen, die sich darin symbolisch ausdrücken. Als Ausdruck volkstümlicher Glaubensvorstellungen sind Sagen auch in religiöser und sozialgeschichtlicher Hinsicht von Bedeutung. Ihren Ursprung haben sie in einem vorrationalen, mythischen Bewusstsein.

Diese Herkunft findet sich auch im englischen Ausdruck für moderne Sagen wieder: „urban legends“. Als solche bezeichnen Sagen in der Gegenwart vorrangig skurrile Anekdoten, die mündlich oder via Mail, meist ohne Quellenangabe? weitergegeben werden. Sie enstehen vor allem im kulturellen Bereich der Großstädte und Massenmedien. Nach Angaben des Volkskundlers Rolf Wilhelm Brednich? werden dabei zum Teil „bis ins Mittelalter zurückverfolgende Motive in verfremdeter Form weitertradiert, teilweise sind auch Neubildungen entstanden. Statt numinoser Orte und Gestalten sind es heute vielfach Objekte moderner Technik oder technologischer Fantasien (z. B. UFOs), die die Sagenbildung anregen. Sammlungen aus jüngster Zeit belegen eine weitgehende Verwischung der Unterschiede zwischen herkömmlicher Sage und Alltagserzählung sowie eine Neigung zur Mythisierung von Elementen der modernen Umwelt.“

Aufbau

Sagen haben keine fest verankerte Struktur. Im Laufe der Zeit können sie sich verändern. Ergänzungen, Kürzungen und andere Umgestaltungen sind nicht ungewöhnlich.

Erzähltechnisch bewegt sich die Sage zwischen inhaltlich orientiertem, wenig gestaltetem Erinnerungsbericht (Memorat?) und stilisierender, ausschmückender Erzählung (Fabulat?). Sprachlich und stilistisch sind Sagen eher einfach gehalten, oft skizzenhaft und mundartlich gefärbt. Die geschilderten Geschehnisse werden mit mythischen Erklärungsmustern gedeutet und so in allgemeine Sinnzusammenhänge einer bestimmten Glaubensvorstellung überführt. Durch den narrativen Prozess werden die Ereignisse überformt, erweitert, und vom Memorat? zum Fabulat? stilisiert.

Von der Sage im engeren Sinn unterscheiden sich komplexe dichterische Formen, die sich ebenfalls sagenhafter und mythologischer Stoffe bedienen. Dazu zählen etwa die Göttersage, das Heldenlied? und die skandinavischen Sagas.

Typologie

Es gibt unterschiedliche Arten von Sagen, die sich in ihren Merkmalen unterscheiden. Nachfolgend eine Auswahl, bei der deren charakteristischen Züge in Kürze erläutert werden. Darüber hinaus gibt es weiter ausdifferenzierte Klassifizierungen nach kulturhistorischen oder modalen Aspekten. Eine eindeutige Bestimmung ist im Einzelfall nicht immer möglich, da Sagen verschiedene Elemente beinhalten und nicht unbedingt auf einen Typus hin formuliert worden sind.

Ätiologische Sagen (auch: Erklärungssagen) liefern Erklärungen für Dinge, die man in der Wirklichkeit vorfindet. Das kann zum Beispiel ein alter Brauch, ein Ortsname oder eine ungewöhnliche Anhäufung von Steinen sein.

Historische Sagen (oder Wissenssagen) befassen sich mit einem außerordentlichen Ereignis oder einer besonderen Persönlichkeit aus vergangenen Zeiten. Wenn es sich dabei um Heilige aus der christlichen Glaubensgeschichte handelt, bezeichnet man eine solche Sage als Legende.

Dämonische Sagen (auch Glaubenssagen) handeln von Konflikten, die Menschen mit mythologischen Wesen (Geistern, Riesen, Drachen, Werwölfen u.a.) auszutragen haben.

Volkssagen erkennt man an ihrer altertümlichen Sprache. Das liegt zum Teil am längst vergangenen Zeitpunkt ihrer ersten Niederschrift. Es kann sich aber auch um eine gewollte Nachahmung veralteter sprachlicher Gepflogenheiten handeln. Häufig wird Magisches oder Dämonisches zum Thema.

Natursagen und Geschlechtersagen erklären, wie der Name schon sagt, auf ihre Weise ungewöhnliche Naturerscheinungen oder -ereignisse, während Geschlechtersagen von der Entstehung und Geschichte bekannter Familiengeschlechter handeln.

Wandersagen (oder außerordentliche Sagen) verankern sich an unterschiedlichen, oft weit voneinander entfernten Orten zu Sagen mit einem jeweils lokalen inhaltlichen Bezug.

Schwanksagen pendeln zwischen herkömmlicher Sage und Alltagserzählung. Sie tendieren zu einer Mythisierung von Elementen der modernen Umwelt.

Zeitungssagen beschäftigen sich mit Objekten moderner Technik oder technologischen Fantasien (z.B. UFOs).

Entstehung

Mündliche Erzählungen bilden die Grundlage von Sagen. Das drückt sich auch im Wort selbst aus: Der Begriff stammt aus dem Althochdeutschen und leitet sich ab von „saga“ (Gesagtes).

Sagen kommen in jedem Kulturkreis vor. Die Stoffe oder Motive einer Volkssage können von anderen Völkern und Kulturen übernommen sein (Wandersagen). Normalerweise werden diese allerdings in veränderter Form dem eigenen Kulturkreis angepasst, indem landschaftliche und zeittyipsche Eigenheiten und Anspielungen zur Sprache kommen.

Es gibt verschiedene Anlässe zur Entstehung von Sagen. Einer fußt auf der subjektiven Wahrnehmung einer Hauptfigur. Diese berichtet von angeblich selbst erlebten, außergewöhnlichen Begegnungen oder Ereignissen. Ein zweiter Ausgangspunkt sind lokale oder regionale Begebenheiten, die sich rational nicht erklären lassen. Das kann zum Beispiel eine Naturkatastrophe sein. Ein dritter Ansatz liegt in der gegenständlichen Realität. Damit ist etwa die ungewöhnliche Ausformung eines Felsens gemeint, wie die so genannte „Teufelsmauer“ im Nordharz.

Entwicklung

Bis ins 18. Jahrhundert hinein bezeichnete der Begriff Sage nicht nur Erzählungen, sondern auch Berichte oder Gerüchte. Erst mit den zweibändigen „Deutschen Sagen“ der Gebrüder Grimm (1816-1818) wurde die Sage zum Sammelbegriff in der hier eingangs genannten allgemeinen Weise.

Das Grimmsche Wörterbuch? (Bd. XIV, 1893) spricht von der Sage als einer „kunde von ereignissen der vergangenheit, welche einer historischen beglaubigung entbehrt“. Weiterhin ist dort die Rede von „naiver geschichtserzählung und überlieferung, die bei ihrer wanderung von geschlecht zu geschlecht durch das dichterische vermögen des volksgemüthes umgestaltet wurde“.

Die Entwicklung der Sage als literarische Form ist kein abgeschlossener Prozess. Es ist nicht unüblich, dass sagenhafte Elemente auch in andere Erzählformen eingehen, wie im Falle von Theodor Storms Novelle „Der Schimmelreiter“(1888). Die gegenwärtige Ausformung der Sage wird unter dem Begriff moderne Sage („urban legend“) zusammengefasst. Darüber hinaus existiert die relativ junge Form der Kunstsage. Diese weist aufgrund ihrer Kürze und des Realitätsbezuges auch allgemeine Kennzeichen einer Sage auf. Im Gegensatz dazu wird in den meisten Fällen allerdings ihr Verfasser genannt.

Berühmte Sagen, deren Faszination Jahrhunderte überdauert hat, sind die Nibelungensage?, die Sagen um Dietrich von Bern und die Artussage?. Immer wieder dienen sie als stoffliche Vorlage für Opern, Theaterstücke oder Filme. Auch durch solche Transformationen in andere Kunstformen erlangen alte Sagen Bedeutung und Bekanntheit in der Gegenwartskultur.

Sekundärliteratur

  • Bausinger, Hermann: Sage. Hamburg, S + W Steuer- und Wirtschaftsverlag 1980, ISBN: 978-3503016327
  • Lange, Günter: Moderne Sagen. Unglaubliche Geschichten. Ditzingen, Reclam Verlag 2003, ISBN: 978-3150150528
  • Petzoldt, Leander: Einführung in die Sagenforschung. Stuttgart, UTB 2002, ISBN: 978-3825223533

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