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Geschichte der Papierherstellung

Eine Aussage darüber, wie lange es Papier bereits gibt, hängt davon ab, wie man Papier definiert: Kann man bereits den Papyrus?, den die Ägypter schon 3.500 Jahre v. Chr. für die Übermittlung ihrer Botschaften benutzten, als Papier bezeichnen? Oder etwa das Pergament?? Der älteste bekannte Fund von beschriftetem Pergament lässt sich auf das Jahr 2700 v. Chr. in Ägypten datieren.

Der Zweck von Pergament, Papyrus und Papier ist ähnlich, wenn auch die Bögen unterschiedlich hergestellt werden. Doch erst die Erfindung des Papiers ermöglichte die tatsächlich globale, kostengünstige und schnelle Verbreitung von Schriftstücken. Papier gehört somit zu den Voraussetzungen für die Überwindung des Analphabetismus?.

Anfängen im fernen Osten

Die Geburt des eigentlichen, aus Holz gewonnenen Papiers kann man auf zirka 180 v. Chr. schätzen – Archäologen entdeckten in China Indizien, die auf die Verwendung von Papier bereits in der frühen Han-Periode schließen lässt. Damals wurden für die Papierherstellung Fasern von Mauerwerkbäumen und Chinagras, jedoch auch Lumpen und Baumwolle verwendet. Aufzeichnung eines chinesischen Ministers namens Tsai Lun dokumentieren die Herstellung von Papier für 105 n. Chr.

Jedoch dauerte es noch etwa 500 Jahre, bis die Papierproduktion um 610 n. Chr. offiziell in Asien eingeführt wurde. Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Papiertaschentücher bereits seit dem 2. Jh. n. Chr. in China benutzt wurden. Auch Papiergeld ist keine neue Erfindung: schon der Kaiser Gaozong (650–683 n. Chr.) ließ aufgrund dramatischen Kupfermangels Geldnoten drucken, um mit ihnen die fehlenden Münzen zu ersetzen.

Die weitere Geschichte ist detailliert bekannt: 751 war das Globalisierungsjahr für die Kunst der Papierproduktion. Durch chinesische Kriegsgefangene gelangten die Araber in Kenntnis des wertvollen Erfahrungsschatz. Von hier bis zur weltweiten Verbreitung dieses Wissensprivilegs war es nur noch ein kleiner Schritt. 794 waren bereits die ersten Papiermühlen in Bagdad zu bestaunen.

Papierproduktion in Europa

Das älteste bekannte Papierdokument wird im Archiv in Palermo aufbewahrt, es stammt aus dem Jahr 1109. Freilich ist die Papierherstellung in Italien erst ab dem Jahr 1268 in Fabriano, Arcona, belegt. Die älteste Erwähnung einer Papiermühle in Europas hingegen datiert auf 1144 und führt nach Spanien, nach Xativa – San Felipe.

Ab jetzt schritt die Entwicklung rasant voran: Ab 1270 wurden auch Leinen und Hanf zu Papierfabrikation eingesetzt: Bis zum 19. Jh. dienten Lumpen ("hadern") alsrohstoff für Papier. Ab 1326 war in Ambert, Frankreich, eine Papiermühle in Betrieb. Sie ist es übrigens bis heute. In Deutschland führte der Nürnberger Ratsherr Ulman Stromer 1389? die Papiermacherei, auch Weiße Kunst genannt, in seiner Heimatstadt ein. In Österreich konnte ab 1469? die erste "hadermul" in Sankt Pölten Papier liefern. Auf schweizerischem Gebiet existierte die erste Papiermühle ab 1432? in Belfaux, westlich von Fribourg. In Basel betrieb Heinrich Halbysen ab 1433? eine Papiermacherei, wo bis 1500 über zehn solcher Mühlen eingerichtet wurden. Um 1450? existierten am Rhein ungefähr zehn Papiermühlen.

Papier war einfacher und schneller herzustellen als Pergament? und somit auch preiswerter. Daher wurde es zum idealen Werkstoff für den Buchdruck, als die Bücherproduktion ständig zunahm. Informativ sind die Wasserzeichen? im Papier. So weiß man dadurch zum Beispiel, dass die Mainzer Inkunabel "Catholicon" zum Teil auf Papier aus der Schweizer Mühle von Galliciani kommt.

Papierproduktion in der Neuzeit

1670 wurde der Holländer erfunden, ein Apparat, der Stampfwerke überflüssig machte: In den mit Messerwerken ausgestatteten Trögen wurde der Faserbrei nicht nur gestampft, sondern zugleich auch aufgeschnitten. Das war ein wichtiger Schritt hin zur Mechanisierung der Produktion. 1720 wurde dann der Hadernschneider in Deutschland entwickelt. 1774 entdeckte schließlich der Chemiker Karl Wilhelm Scheele das Chlor als Bleichmittel. Ab nun erstrahlte Papier in reinstem Weiß. 1783 war die Veredelung des Papiers fast abgeschlossen: Das gesiebte Velinpapier ohne Rippung endete bereits sehr unserem heutigen verwendeten, glatten Papier.

Aus dem Papierbrei schöpfte der Papiermacher das Blatt mittels eines sehr feinmaschigen, flachen Siebs das papier von Hand. Auch dieser Vorgang wurde schließlich mechanisiert: Der Franzose Nicolas Louis Robert aus Essonnes bei Paris erfand 1799 die Langsieb-Papiermaschine, und sechs Jahre später wurde die erste Rundsiebmaschine auf den englische Mechaniker Joseph Bramah patentiert. 1826 erfand John Marshall erfindet in Birmingham die Wasserzeichenwalze. Nunmehr konnte auch Maschinenpapier mit einem Wasserzeichen? als Fabrikations- oder Qualitätszeichen versehen werden.

Zugleich suchte man seit dem 18. Jh. wegen des Mangels an Lumpen nach anderen Rohstoffen für die Papierproduktion. Man entdeckte, dass Pflanzenfasern und bestimmte Hölzer sich zur Papierproduktion eignen würden. 1843 erfand Friedrich Gottlob Keller den mechanischen Aufschluss des Holzes und somit den Holzschliff, auch Weißschliff genannt. Die Engländer Watt, Burgess und Houghton stellten dann 1854-57 mittels Natronverfahren Holzzellstoff her. 1949 wurde Papier schließlich auch aus halbsynthetischen Fasern (regenerierte Cellulose) und 1955 schließlich aus vollsynthetischen Fasern (Polyamid) hergestellt.

1900 gab es weltweit bereits an die 5200 Papierfabriken, 1300 davon befanden sich in Deutschland. Mit dem Einsatz von mehr Motoren angetrieben für Papiermaschinen ab 1919, der Optimierung der kontinuierlichen Stoffaufbereitung durch so genannte Pulper und Refiner, Apparaturen zu Homogenisierung des Zellstoffbreis ab 1945, der Entwicklung von Doppelsiebpartien ab 1966 und schließlich dem Einsatz von "Action-Papier", dem Farb-Reaktion-Papier ab 1978, setzte das Papier in zahlreichen Varianten seinen Siegeszug fort. Papier wird heute nicht nur als bloßes Schreibmaterial, sondern ebenfalls in Verpackung und Konstruktion eingesetzt.

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