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Inkunabel

Als Inkunabeln, Wiegendrucke oder auch Frühdrucke bezeichnet man Bücher, die aus der Frühzeit des Buchdrucks? stammen: also alle gedruckten Schriften seit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg bis zum Ende des Jahres 1500.

Inkunabel von 1478/79 - (c) by Staatsbibliothek zu Berlin

Auch Einblattdrucke?, also Druckwerke, die nur aus einem Blatt bestehen wie Ablassbriefe?, Andachtsblätter? und Almanache?, rechnet man zu den Inkunabeln. Inkunabeln, die in Auflagen von in der Regel 100 bis 1.000 Exemplaren erschienen, sind früheste Zeugnisse der europäischen Buchdruckgeschichte und wichtige Zeitzeugen: der Geschichte einer Stadt, einer Region und der Menschen, die dort lebten. Sie besitzen ein typisches Aussehen, das durch den Geschmack und die Technik dieser Zeit geprägt wurde.

Begriffserklärung

Die Bezeichnung "Inkunabel" ist abgeleitet vom lateinischen „incunabulum“, die Wiege. Sie weist symbolisch auf den Ursprung, die Entstehung des Buchdrucks hin, als die Herstellung von Büchern noch wie ein frisch geborenes Kind in der Wiege lag.

Zeitliche Eingrenzung

Die Festlegung der Inkunabelgrenze auf das Jahr 1500 entspricht einer Übereinkunft, die sich im Lauf der Zeit in der wissenschaftlichen Praxis herausgebildet hat. Der Grund: Nach 1500 schwoll die Flut der Druckwerke – insbesondere im Zuge der Reformation – so an, dass der Bestand nicht mehr zu überblicken ist.

Erstmalig wurde Inkunabelgrenze im 17. Jahrhundert in Münster festgesetzt, wo 1648 der Westfälische Friede in ganz Europa neue Landesgrenzen zog. Es war der Münsteraner Domdechant und Polyhistoriker Bernhard von Mallinckrodt, der 1640 das erste große Werk zur Inkunabelkunde anlegte. Er nannte es „De ortu ac progressu artis typographicae“. Darin bezeichnete er die Zeit bis zum Jahr 1500 als „prima typographicae incunabula“.

Eine Rolle spielte dabei auch, dass sich die Inkunabeln im Aussehen von den späteren Druckwerken deutlich unterscheiden. Später gedruckte Bücher lösten sich immer mehr von der handschriftlichen Tradition. Die neue Drucktechnik sorgte allmählich für ein Erscheinungsbild, das sich nicht mehr an den Handschriften orientierte.

Im 15. Jahrhundert waren Inkunabeln zwar sehr viel preisgünstiger als Handschriften, aber dennoch für die Allgemeinheit nicht zu bezahlen. Erst einfachere Drucken und höhere Auflagen führten dazu, dass Bücher auch für gewöhnliche Menschen erschwinglich wurden. In Europa existierten am Ende des 15. Jahrhunderts an rund 250 Druckorten schon über 1000 Frühdrucker. Ab dem 16. Jahrhundert sah sich der Drucker nicht mehr als Schöpfers eines Gesamtkunstwerkes bei der Erstellung eines Buches. Die Arbeitsteilung ging mit der Auflagensteigerung Hand in Hand.

Weil die Inkunabeln in der Werkstatt eines Druckers hergestellt wurden, wird ein Buch von jener Frühzeit ab auch als Druckwerk oder noch kürzer als Druck bezeichnet.

Johannes Gutenberg

Die berühmteste Inkunabel der Welt ist die lateinische Gutenberg-Bibel?, die im Jahr 1454 oder 1455 in der Druckerwerkstatt des Johann Gutenberg zu Mainz hergestellt und damals als „erstes großes Werk der neuen Kunst“ gepriesen wurde.

zum Hauptartikel Geschichte des Buchdrucks

Gestaltung der Inkunabel

Für seine neuartige Druckwerkstatt benötigte Gutenberg eine Druckpresse, Pergament, Papier und Druckfarbe. Die Buchstaben mussten entworfen, geschnitten, in eine Matrize geklopft und dann gegossen werden.

Lettern

Die Buchstaben wurden mit der Hand in Worte und Zeilen in einen festgelegten Block gesetzt – daher der Begriff Blocksatz?. Das Setzen ist ein Begriff, der sehr vieldeutig ist und auch an das Setzen einer kleinen Pflanze erinnert. Schließlich wächst aus den gesetzten Buchstaben ein Text mit Sinn.

Die von Gutenberg gedruckte Textura-Schrift? oder Textur war der damals gebräuchlichen Handschrift nachempfunden, die durch ihre Brechung und ihren engen Verlauf eine gotisch beeinflusste Schrift war. Gotische Schriften werden wegen ihrer Bruchstellen in den Buchstaben, wobei sich gerade Linien ohne Übergang mit runden Linien abwechseln, auch als Frakturschriften bezeichnet. Die Textura war die typische Schrift für theologische Bücher – eine aufwärts strebende Schrift wie der gotische Baustil. Wie die Häuser einer mittelalterlichen Stadt schmiegen sich die Buchstaben der gotischen Minuskel? in ihrer ausgeprägten Form sehr eng zusammen. Dadurch entsteht der Eindruck eines sehr dichten, ineinander verwobenen Textgebildes. Kein Wunder, dass hierfür der Name Textura entstand, der ein Gewebe, ein Geflecht, ein Gitter bezeichnet, was auch an das Wort Textil erinnert.

Gutenbergs Textura, die besonders bei den Frühdruckern in England beliebt war, wurde später nur noch für Überschriften eingesetzt. Andere Drucker benutzten auch Schriften wie die Rotunda?, die Gotico-Antiqua? oder die Antiqua? und entwickelten sie weiter.

zum Hauptartikel Schriften?

Die gleichen Buchstaben fertigte Gutenberg in der Stärke leicht verschieden an, damit sein Druck die lebendige Unregelmäßigkeit einer Handschrift besser imitieren konnte. In der Gutenberg-Bibel sind rund 290 unterschiedliche Zeichen zu entdecken, die er getreulich aus den Handschriften übernommen hat. Je besser die neuartigen Druckwerke angenommen wurden, desto weniger Zeichen waren nötig. Die Leser eignen sich neue Sehgewohnheiten an.

Die Schriften waren in der Anfangszeit der Inkunabeln meist an eine bestimmte Druckwerkstatt gebunden. Dort wurden sie entworfen, geschnitten und gegossen. Dadurch kann man die ersten Inkunabeln relativ einfach einem bestimmten Frühdrucker zuordnen, auch wenn sein Name nicht im Buch erwähnt ist. Später spezialisierten sich dann die Schriftkünstler und Schriftgießer, die die verschiedenen Druckwerkstätten mit ihren Schriften belieferten.

Die Drucker legten Schriftmusterblätter an. Ein berühmtes Schriftmusterblatt fertigte Erhard Ratdolt im Jahre 1486 an. Es zeigte zehn Rotunda-Schriften. Der Augsburger Schreibmeister Leonhard Wagner bot den Druckereien um 1500 schon über 100 verschiedene Schriftarten zum Drucken an.

Satzspiegel (Layout)

Gutenberg legte die Gestaltung einer Seite, heute würde man Layout sagen, mit je zwei Textspalten zu je 42 Zeilen an. So entstand eine Textseite mit einem zweispaltigen Satzspiegel?, wie er schon bei den Prachthandschriften üblich war. Er legte dabei den Satzspiegel so an, dass er die gleiche Höhe hatte wie die Seite breit war. Der Satzspiegel wurde meist nach dem Goldenen Schnitt festgelegt. Gutenbergs erster Buchdruck hatte ein ungefähres Papierformat von 28 x 40 cm, wobei der Satzspiegel 20 x 31, 5 cm betrug. Allerdings wurden die Gutenberg-Bibeln oft noch nachträglich an den Rändern beschnitten, zum Beispiel beim Einbinden. Die tatsächlichen Maße des bedruckten Papierbogens sind daher nachträglich schwer zu ermitteln.

Textgestaltung

Mit der Aufteilung des Textes aus beweglichen Lettern über die Seite begründete Gutenberg auch die Kunst der Typographie. Wobei nicht nur die künstlerische Gestaltung des Textes eine besondere Ästhetik ergeben sollte, sondern auch die Lesbarkeit eine Rolle spielte. Spätere Drucker bedruckten die freien Ränder auf dem Blatt um den Satzspiegel? herum, auch Kopf-, Seiten-, Bund-, oder Fußstege genannt, manchmal mit Bemerkungen zum eigentlichen Text, der so genannten Marginalglossierung?. So entstanden oft neue Textgestaltungen.

Wichtig war auch eine Gliederung des Textes zur besseren Übersicht. Dies bewerkstelligte man mit Überschriften, Initialen, Absätzen, verschiedenen Zeilenabständen?, verschiedenen Buchstaben- und Wortabständen, mit verschiedenen Schriftarten in verschiedenen Größen.

Der Text auf einer Seite, ein- oder mehrspaltig, bekam den Begriff Kolumne?. Darüber kamen – wie eine Überschrift – die Kolumnentitel, erst vom Rubrikator?, dann auch per Druck. Damit konnte sich der Leser orientieren, in welchem Abschnitt des Buches er gerade las. Manchmal wurden die Kolumnentitel auch mit der Blatt- oder Seitenzahl verbunden. Passte sich dieser jeweils dem Inhalt der Kolumne an, nannte man ihn „lebender Kolumnentitel“ – im Gegensatz zu „toter Kolumnentitel“, der lediglich die Seitenzahl (auch Pagina genannt) umfasste.

Schmuck-Elemente

Die meisten Inkunabeln wurden ohne großartigen Buchschmuck? gedruckt. Gutenberg jedoch und andere Frühdrucker, die besondere Bücher herausbringen wollten, orientierten sich an den prächtigsten Büchern aus den Schreibstuben, die [Rubrik | [Rubriken]], Initialen und Buchschmuck aus bunten Ornamenten, Blüten, Blättern, Blumen, Musikinstrumenten, Tieren, Fabelwesen, Menschen und Engeln besaßen. Allerdings war es für Gutenberg technisch sehr schwierig und sehr aufwändig, dies mittels Druck zu bewerkstelligen. Deshalb ließ er nach einigen Experimenten die Rubriken lieber von Rubrikatoren und den Buchschmuck von Illuminatoren? von Hand in das gedruckte Buch einfügen.

Wegen des hohen Arbeitsaufwands wurden meist mehrere Künstler und Künstlerwerkstätten mit der Ausgestaltung einer Inkunabel beauftragt. So fällt vor allem die optische Ausgestaltung bei jeder Inkunabel etwas anders aus.

Der erste Buchstabe am Beginn eines Kapitels oder eines Absatzes? ist ein Großbuchstabe, auch Versalie? oder Majuskel? genannt. Ansonsten bestand die Hauptschrift damals nur aus Kleinbuchstaben. Dieser Anfangsbuchstabe konnte als Initiale gestaltet werden, deren Höhe über einige Zeilen reichte. Die Initiale konnte wiederum eine Lombarde? sein: ein schmuckloser, einfarbiger großer Unzialbuchstabe, gezeichnet im romanischen Stil. Doch manchmal wurde auch eine besonders reich verzierte Initiale gestaltet, damit sie nicht nur aus dem normalen Text hervorstach und den Textfluss auflockerte, sondern dem Druckwerk auch ein luxuriöses Aussehen verlieh.

Für die Initiale ließ Gutenberg eine Lücke im gedruckten Text frei. Damit der Rubrikator bei der Initiale keinen falschen Buchstaben einfügte, setzte der Setzer? manchmal den passenden Buchstaben in möglichst kleiner Schrift in den freigelassenen Raum, als so genannten Repräsentant?. Die großen Initialen in der Gutenberg-Bibel wurden mit roter und blauer Farbe gemalt, kleinere Initialen nur in Rot.

Erst der Frühdrucker Günther Zainer setzte Holzschnitt-Initialen zum Druck ein. Den Anfangsbuchstaben umrankten Maiglöckchen-Motive. Weitere Frühdrucker ahmten dies nach.

Der erste farbige Druck von Inkunabeln und bestimmten Textstellen mit den Farben Rot und Blau gelang 1462 Gutenbergs Nachfolgern Johann Fust und Peter Schöffer, die seine Mainzer Werkstätte übernommen hatten. Dies blieb aber einige Zeit eine Einzelleistung. Erst der Augsburger Frühdrucker Erhard Ratdolt traute sich um 1480 wieder an den Druck von Farben.

Informationen für den Inkunabel-Leser

Die Besonderheiten der Inkunabel geben Aufschluss über die wirtschaftlichen, technischen und politischen Bedingungen des frühen Buchdrucks.

Incipit und Explicit

Wie bei den Handschriften? beginnt der Text mancher Inkunabeln mit einem Hinweis auf den Inhalt des Werkes. Dabei werden der Titel des Buches und oft auch der Verfasser genannt. Diese knappe Information für den Leser bekam den Namen Incipit?, was so viel bedeutet wie „hier beginnt“ oder „hier hebt an“. Das Incipit hob man meist mit einer besonderen Schrift oder Farbe hervor.

Der Frühdrucker Ulrich Zell verkündete 1467 in seiner Inkunabel: „Incipit Tullius de Senectute.“ Manche Drucker präsentierten ihr Werk auch mit dem Wort „Titulus“. Zu sehen ist das bei einer Druckschrift, verfasst von Albertus Magnus, die der Straßburger Drucker Heinrich Knoblochtzer 1483 veröffentlichte: „Titulus, Incipiunt secreta mulierum et virorum ab Alberto magna composita“ („Es beginnen hier die Geheimnisse der Frauen und Männer, verfasst von Albert dem Großen“).

Das Einleitungswort für die Schlussformel lautete „explicit“, übernommen von der Buchrolle, wo am Schluss des Textes zu lesen war: „volumen explicitum“, was bedeutet: „Die Rolle ist abgewickelt.“ Oder man schrieb „explicit liber“ („das Buch ist zu Ende“). Mit der Zeit wurde die gesamte Schlussformel bei der Inkunabel Explicit genannt, oft hervorgehoben durch die rote Farbe.

Druckermarke

Nach und nach stattete man die Inkunabeln mit weiteren Informationen für den Leser aus. Das Druckerzeichen?, auch als Druckermarke bezeichnet, wurde nicht nur zur Kennzeichnung der Herkunft, sondern auch zur Verschönerung der Inkunabel verwendet. Gerne wurde der Name bildnerisch umgesetzt. Der Speyrer Drucker Peter Drach kennzeichnete seine Inkunabeln mit geflügelten und züngelnden Drachentieren, die ein Kreuz hielten. Später wurde das Druckerzeichen zum Signet für Drucker? und Verleger, das man heute als Logo? bezeichnet.

Von der Signatur zur Seitenzahl

Wahrscheinlich kam ein Kölner Drucker zuerst auf die Idee, die Signaturen? für die Papierbögen, die dem richtigen Zusammenlegen der Seiten einer Inkunabel dienten, mitzudrucken. Vorher wurden die Bögen mit der Hand so am Rand des Papiers gekennzeichnet, damit diese Signatur beim Beschneiden der Bögen entfernt wurde. Nicht immer gelang das. Aus den Bogen-Signaturen wurden die Seitenzahlen?.

Kustode

Der Buchbinder behielt bei der zusammengelegten Inkunabel den Überblick durch die Kustode?. Dies war das Wort, mit dem auf der nächsten Seite der Text weiterging. Diese Orientierungs-Methode wandten 1470 Johann und Wendelin von Speyer erstmals in ihrer venezianischen Werkstatt an, als sie das Geschichtsbuch von Tacitus? druckten. Die ersten Seitenzahlen?, auch Pagina genannt und aus arabischen Ziffern bestehend, druckte der fortschrittliche Aldus Manutius in seiner Offizin ab 1499 konsequent in seine Bücher. Er ging manchmal sogar so weit, auch die Zeilen? zu nummerieren, wie man es heute noch in Bibeln sehen kann.

Vom Kolophon zum Impressum

Sowohl bei den Handschriften als auch bei den Inkunabeln wurden die Angaben zu Herstellung, Verfasser und Inhalt eines Buches meist auf der letzten Seite des Werks untergebracht. Kolophon? wird dieser informative Teil des Buches genannt. Ein Kolophon bei einem Frühdruck von Heinrich Quentell lautete: „Hier endet glücklich das kleine Werk über die Sphären, geschrieben von Johannes von Sacrobosco. Durch den Meister Wenzeslaus Faber aus Budweis, Doktor der Medizin, gut korrigiert und darüberhinaus kommentiert. Gedruckt in Köln durch den ehrenwerten Herrn Heinrich Quentelius. Im Jahre der Fleischwerdung des Herrn 1500, am 9. Juli.“

Allerdings wies höchstens ein Drittel der Inkunabeln überhaupt ein aussagekräftiges Kolophon auf. Mit zunehmender Buchproduktion und wachsender Konkurrenz wurde die Herkunft des Druckes zum Qualitätsnachweis und wanderte von hinten nach vorne, gleich hinter das Titelblatt. Dort wurde es zum Impressum, wie wir es heute kennen. Für die Zeitangabe des Druckes wurden damals römische Zahlen verwendet.

Die Herrscher versuchten, mit Vorschriften und Gesetzen den Inhalt von Büchern zu verbieten, wenn er ihnen aus welchen Gründen auch immer nicht zusagte. Das konnten sie aber nur, wenn sie wussten, woher das Druckerzeugnis stammte. Also wollten sie, dass in der Inkunabel Druckort und Drucker angegeben wurden. Das mag allerdings auch der Grund sein, warum die Drucker gerade das nicht taten. Zu schnell wurde das Buch beschlagnahmt, der Drucker bestraft und womöglich die gesamte Druckwerkstatt konfisziert. Hatte doch der Erzbischof von Mainz schon im ausgehenden 15. Jahrhundert ein Zensurkollegium? eingerichtet, damit der Druck der Bücher überwacht wurde. Oft errichteten die Bischöfe eine Druckerei in ihrer Nähe, damit sie den Inhalt der Bücher besser überwachen konnten.

Titelblatt

Es dauerte eine Weile, bis die Inkunabel ein Titelblatt? erhielt. Erhard Ratdolt soll es schon 1476 bei einem astrologischen Kalender? angefertigt haben. Doch zunächst wurde zum Schutz des gedruckten Werkes vor Schmutz das oberste Blatt leer gelassen. Georg Husner in Straßburg war 1484 einer der ersten, der diese erste leere Seite, das Schutzblatt, nur mit dem Titel des Buches versah. Daraus wurde der Schmutztitel?, der heute noch traditionell in den Büchern als erster Text nach der Umschlagseite zu finden ist.

Bei seiner Inkunabel „Herbarius“ fertigte Peter Schöffer 1484 ein Titelblatt an, das nicht nur den Druckort und das Jahr des Druckes nannte, sondern auch mit einer großen Schrift sein Druckzeichen mit roter Farbe abbildete. Dies war der erste Schritt zum heutigen Titelblatt, dem Schutzumschlag, auch Cover genannt. Die Schedelsche Weltchronik von 1493 besaß schon ein Holzschnittbild mit eingefasster Schrift auf dem Titelblatt, ähnlich wie die Kölnische Chronik „Die Cronica van der hilliger Stat van Coellen“ von 1499. Auch das immer üppiger werdende Titelblatt läutete das Ende der Inkunabelzeit ein. Das gedruckte Buch löste sich so immer mehr von der Handschrift und wurde zum eigenständigen Medium?.

Der Druck

Gutenberg bedruckte zuerst zwei Seiten auf der Vorderseite eines Papierbogens, auch Druckbogen? genannt, und dann zwei Seiten auf dessen Rückseite. Die Maße der Blätter richteten sich damals nach den Größen der Papierbögen aus den Papiermühlen. Die bedruckten Bögen wurden gefalzt?, aufeinander gelegt und in der richtigen Reihenfolge zu einem Buchblock zusammengestellt. Dann war die Inkunabel für den Verkauf bereit. Mit dieser Methode bekam die zweibändige Gutenberg-Bibel? einen Gesamtumfang von 1.282 Seiten. Die Ausstattung und Ausgestaltung der Gutenberg-Bibel setzte den ersten Maßstab für guten Buchdruck.

Den ersten Abzug eines Druckes musste ein gebildeter Leser auf Fehler durchsehen. Somit entstand ein weiterer neuer Beruf: der Korrektor?. Für eine gute Korrektur wurde eine einheitliche Grammatik in der jeweiligen Sprache benötigt. Der Druck von Wörter?- und Grammatikbüchern beförderte den Buchdruck zusätzlich.

Der Haupttext wurde mit schwarzer Farbe gedruckt. Damit entstand auch der Begriff von der „Schwarzen Kunst?“. Die Druckfarbe? fertigte der Drucker am Anfang oft noch nach Geheimrezepten selbst an. Sie war meist sehr haltbar, was die heute noch vorhandenen Inkunabeln beweisen.

Wenn der Drucker einen Fehler entdeckte und noch während des Druckvorgangs berichtigte oder wenn die strenge Zensur? anstößige Textstellen reklamierte, ohne deren Korrektur das Erscheinen des Buches gefährdet gewesen wäre, dann änderte man dies noch während des Druckvorgangs: „Änderung am stehenden Satz“ sagt der Experte dazu.

Das Papier

Den größten Teil seiner Bibeln druckte Gutenberg auf Papier und nur wenige Exemplare auf das weitaus teurere Pergament?. Für die Herstellung seiner Pergamentbibeln benötigte Gutenberg die Häute von mindestens 6.000 Kälbern, so wird geschätzt. Für das Papier der gesamten Bibeln brauchte er mindestens 61.200 Bögen Papier im Rohbogen-Format? von rund 42 x 60 cm, schließlich mussten auch Fehldrucke? eingerechnet werden.

zum Hauptartikel Geschichte der Papierherstellung

Wie die Handschriften ist auch jede Inkunabel mehr oder weniger einmalig. Schon das Pergament oder das Papier kann sich von Exemplar zu Exemplar unterscheiden, weil es mit der Hand hergestellt wurde. Es kam nicht selten vor, dass in einer einzigen Inkunabel verschiedenes Papier zum Einsatz kam: weil die Papiermühle nicht sofort das benötigte Papier liefern konnte, weil der Drucker die benötigte Menge nicht richtig eingeschätzt hatte oder weil er nicht genügend Geld für die gesamte Papiermenge besaß.

Papierformat

Das zu bedruckende Format? richtete sich nach den Maßen des Pergaments und des Papiers, das dem Drucker geliefert werden konnte. Damalige Papierbögen konnten eine Größe von ungefähr 75 x 50 Zentimeter erreichen. Am Anfang der Inkunabel-Ära wurden die fertigen Drucke in Formaten angeboten, welche den Handschriften aus dem jeweiligen Themenbereich ähnlich waren und so die bisherigen Lesegewohnheiten der Käufer berücksichtigten. Wissenschaftliche Bücher hatten oft das größte Format, auch Folio genannt, wobei man ein Buch dieser Größe bis heute als Foliant bezeichnet.

Es war nicht nur der hohe Papierpreis?, der zu kleineren Buchformaten führte. Die Leser, vor allem Geistliche, die unterwegs mit ihrem Brevier? beten wollten, bevorzugten dafür Bücher mit geringeren Ausmaßen und weniger Gewicht. Dies ließ sich aber nur bewerkstelligen, weil auch die Schriften kleiner gegossen werden konnten. Günstig erwies sich für die Drucker das Oktavformat?. Es entspricht einem Druckbogen?, der auf acht Blätter mit 16 Seiten heruntergefaltet wurde. Das gilt auch noch heute.

Die Bindung

Damals wurde noch fast jedes Exemplar anders gebunden. Der Kunde erstand das Buch in Form bedruckter Bögen ohne Einband. Er brachte es selbst zu einem Buchbinder zur Weiterverarbeitung. Deshalb unterscheiden sich die Inkunabeln ein und derselben Auflage? mehr oder weniger voneinander.

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