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Das Dschungelbuch

von<br> Rudyard Kipling

Ende des 19. Jahrhunderts, 1894 und 1895, erschienen in England zwei Romane: "The Jungle Book" und "The Second Jungle Book", eine Sammlung von Episoden? und Geschichten über den Jungen Mowgli, der – aus der menschlichen Gesellschaft ausgestoßen oder zumindest aus ihr verloren gegangen – im Dschungel bei den Tieren aufwächst, von diesen gleichsam adoptiert. Dabei bildet den Rahmen die Vorstellung, dass Mowgli bei seinem Prozess des Erwachsenwerdens den Tieren schließlich überlegen wird und am Ende wohl zu den Menschen zurückkehrt.

Das Gesetz des Dschungels ist hart und geprägt vom Gedanken an Vergeltung. Aber im Laufe der Zeit entdeckt Mowgli seine wahre innere Natur und fühlt sich trotz der Fremdheit von den Blutsbanden, die ihn mit den Menschen verbinden, mehr und mehr angezogen, obwohl er seine Heimat im Dschungel weiß. Das Thema des mit zunehmendem Alter hin und her gerissen Seins zwischen Zuneigung und inhärentem kulturellen Erbe spielt bei Kipling? auch in anderen Geschichten eine Rolle; es weist den Roman in die Nähe des Bildungs- und Entwicklungsromans als Genre, indem es in der Auseinandersetzung mit der Natur und den Gesetzen des Dschungels die Bewusstwerdung eines Kindes als Herr über die Tiere thematisiert – als eine Art Kulturkonflikt, wie man ihm auch in Kiplings Roman "Kim "(1901) begegnet, der von einem gewissen Missionsbewusstsein im Blick auf die Überlegenheit der Kolonialmächte zeugt. Eine wirkliche, vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema ist das Dschungelbuch jedoch nicht; dazu sind die Episoden? um Mowgli viel zu vereinfacht strukturiert.

Doch war es gerade diese Vereinfachung des Themas? – man denke als Gegenstück etwa an die zeitgleichen existentiellen Begegnungen mit dem exotisch Fremden bei Joseph Conrad?, das 1902 in "Heart of Darkness" gipfelte –, die dem Buch ein so langes Leben als Klassiker bescherte, denn es kam dem Abenteuerbedürfnis der Jugendlichen entgegen und entsprach den Verständnisstrukturen des jungen Lesers?.

Das liegt auch ein wenig daran, dass bei allem realistischen Ideengut die Tiere des Dschungels doch stark vermenschlichte Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen zeigen, die von Kindern und Jugendlichen – in übertragbarem Sinn – aus dem Verhaltenskodex in Familie und Schule durchaus nachvollziehbar waren. Hinzu kommt, dass Kipling? über ein enormes Erzähltalent verfügte, das die Episoden? aus Ehrenkodex, Exotik und Gewalt spannend und abenteuerlich zu gestalten wusste.

Davon zeugen nicht nur die vielen Buchveröffentlichungen bei den verschiedensten Verlagen (Dressler, Arena, GE Olino?, Egmont Franz Schneider, Suhrkamp, dtv und nun also cbj), sondern auch die Filme, die nach den Episoden um Mogli gedreht wurden: "Das Dschungelbuch" (1942), die bekannte Realverfilmung von Zoltan Korda, mit dem indischen Kinderstar Sabu; "Das Dschungelbuch" (1967) als Zeichentrick-Version von Walt Disney (Fortsetzung 2003, die nicht an den Erfolg anschließen konnte); "Das Dschungelbuch" (1994) von Stephen Sommers; 1975 wurde die Episode "Rikki-Tikki-Tavi" von Chuck Jones verfilmt, und 1989 erschien eine 52-teilige Anime-Serie mit dem Titel "Jungle Book Shonen Mowgli" (dt.: Dschungelbuch. Die Serie), darauf basierend dann 1993 der UFA-Film in Zusammenarbeit mit Nippon Animation – Verfilmungen, die auf jugendliche Zuschauer und teils auch schon auf Kinder zielten.

Zum Original des Dschungelbuchs gehörten sieben Erzählungen, denen sich jeweils ein Gedicht anschloss, die in den Filmen – und auch hier im Buch – zu Songs und Liedern wurden: Mowglis Brüder / Kaas Jagdtanz / Tiger-Tiger! / Die Weiße Robbe / Rikki-Tikki-Tavi / Toomai, der Liebling / Ihrer Majestät Diener.

Auch der großformatige? und reich wie auch eigenwillig bebilderte Prachtband im Schuber?, den cbj nun vorlegt, folgt diesem Aufbau. Es schließen sich die Episoden des Neuen Dschungelbuchs an: Wie Angst kam / Das Wunder des Purun Bhagat / Die Dschungel los! / Die Leichenbestatter / Des Königs Ankus / Quiquern / Rothund / Der Frühlingslauf; auch diese acht Geschichten enden mit einem Gedicht/Lied. Atmosphärisch dicht und stimmungsvoll wurden die gesamten Dschungelabenteuer Mowglis von Adolf Born? illustriert, der die Faszination der fremden Welten mit modernen Stilmitteln interpretiert und umsetzt. Das ungewöhnlich große Format? (DIN A4) des Buches erlaubt damit eine großzügige Anordnung des Textes und lockt nicht nur zum Vorlesen?, sondern vor allem zum späteren Selberlesen.

Fazit: Ein Klassiker, der zu einem privaten Familienschatz werden kann und ganze Generationen mit den unsterblichen Geschichten von Mowgli, Baloo dem Bär, Bagheera dem schwarzen Panther, Kaa der Schlange und vielen anderen Bekannten beglücken wird.

Originalbeitrag unter www.alliteratus.com

Literaturangaben

  • Kipling, Rudyard: Das Dschungelbuch. Mit Bildern von Adolf Born. cbj Verlag, München 2007. 545 S., 39,95 €, ISBN: 978-3570132968,

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