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Die unglaubliche Geschichte des Henry N. Brown

von<br> Anne Helene Bubenzer

Die unglaubliche Geschichte des Henry N. Brown, Buchcover - (c) Rowohlt Taschenbuch Verlag

Anne Helene Bubenzer?, 1973 bei Siegen geboren, lebt heute als freie Autorin, Übersetzerin und Lektorin in Hamburg. „Die unglaubliche Geschichte des Henry N. Brown“ ist ihr erster Roman. Das Taschenbuch mit 480 Seiten bäriger Lebenserfahrung und voll Trost für die Menschen erschien im Dezember 2009 im Rowohlt Verlag?.

Schon der Einband des Buches vermittelt dem Leser das eigentümliche Problem des Bärenlebens. Beobachtend, in erzwungener Passivität – so sitzt der Bär, nun ja, nennen wir ihn vorerst Henry, dem Betrachter den Rücken zugewandt am Fenster. Die Welt, im Besonderen die Menschen zu beobachten ist für ihn lebensfüllend. Wie gerne würde er doch so manches Mal einschreiten, Freunden mit seinem Rat aushelfen und die Menschen wachrütteln. Henry denkt und fühlt eine Menge, doch kann er sich weder selbstständig bewegen noch sprechen.

Die Ausgangssituation des kleinen Teddys ist zunächst eine sehr knifflige. Eine ihm noch fremde Schriftstellerin hat ihn sich auserkoren und ihn aus seinem eintönigen Leben im Schaufenster befreit. Doch die noch feine Bindung zwischen den beiden neuen Freunden wird bald auf die Probe gestellt. Im herrlichsten österreichischen Dialekt wird den beiden am Wiener Flughafen die Weiterreise verwehrt. Henry trägt nämlich die Liebe in sich. Eingenäht von Alice, seiner ersten Freundin. Als diese ihm am 16. Juli 1921 das zweite Auge annäht, erblickt er in ihren Armen das Licht der Welt und wird zum lebendigen Bären. Doch was genau es mit diesem geheimnisvollen Kästchen der Liebe auf sich hat, ist Henry Nearly Brown, wie der liebenswürdige Bär in seinem ersten Lebensabschnitt genannt wurde, selbst nicht so ganz klar.

Die im Röntgentunnel sichtbar gewordene Liebe soll ironischerweise nun sein Leben beenden. So liegt Henry im Nebenzimmer der Flughafensicherheitskontrolle und steht Todesängste aus, nachdem einer der Beamten androhte, den Bären aufzuschneiden.

Während Henry in seiner Plastikwanne liegt und auf das weitere Geschehen wartet, führt er den Leser über seine Gedanken zurück in seine Vergangenheit. Dabei wird jedes zweite Kapitel einem seiner Besitzer und dessen spannender Geschichte gewidmet und zwischendurch immer wieder der aktuelle Stand am Flughafen eingeblendet. Mit jedem neuen Besitzer bekam Henry, anfangs noch entsetzt über diese Bevormundung, immer wieder einen neuen Namen und reiste in einer Odyssee durch die verschiedensten Länder Europas. Sprachprobleme hat ein Bär dabei keine, schon gar nicht bei der Sprache der Liebe. Als Henry die Schrecken des Krieges von verschiedensten Seiten aus kennenlernte, fing er an, an den Menschen zu zweifeln. Doch letztendlich waren es die Kinder, die sein Herz immer wieder im Sturm eroberten.

Da Henry nicht sprechen kann, leitet er den Leser in Gedanken. Dabei ruft er so manches Mal empört, freudig oder erschrocken in kursiver Schrift an seinen momentanen Freund dazwischen. Häufig finden diese Rufe auf wundersame Weise Gehör. Gerade diese Gedanken machen die besondere, rekapitulierende Ironie des Bären und somit auch des Buches aus. Die Menschenleben, aus welchen im Zuge der Geschichte berichtet wird, werden über den Bären aus einem naiven, distanzierten Blickwinkel betrachtet und hinterfragt. Gerade dieser einfache, spiegelnde Blick des Bären auf das Leben stimmt den Leser nachdenklich.

Autorin: Anja Fuchs

Literaturangaben

  • Bubenzer, Anne Helene: Die unglaubliche Geschichte des Henry N. Brown. Roman. Rowohlt Verlag, Reinbek 2009. 480 S., 9,95 €, ISBN: 978-3499252891

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