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Raabe, Wilhelm

Wilhelm Raabe (geb. 8. September 1831 in Eschershausen bei Braunschweig; gest. 15. November 1910 in Braunschweig) war ein deutscher Schriftsteller. Er gilt als einer der bedeutendsten Erzähler des poetischen Realismus?.

Leben

Wilhelm Raabe wurde am 8. September 1831 als Sohn eines Justizbeamten in Eschershausen geboren. Der Ort Eschershausen gehörte zum damaligen Herzogtum Braunschweig. 1832 siedelte die Familie nach Holzminden über. Dort besuchte er die Elementarschule und das Gymnasium. 1842 zog die Familie nach Stadtoldendorf. Nach dem Tod des Vaters 1845 ging die Mutter mit ihren drei Kindern nach Wolfenbüttel, wo Wilhelm Raabe die Schule verließ, ohne zu einem Abschluss gelangt zu sein.

1849 begann Wilhelm Raabe eine Buchhändlerlehre, die er unter anderem bei der Creutzschen Buchhandlung? in Magdeburg absolvierte. 1853 brach er die Lehre ab und zog zurück nach Wolfenbüttel. Auch sein zweiter Versuch, das Abitur zu machen, schlug fehl.

Wilhelm Raabe ging nach Berlin, wo er sich 1854 als Gasthörer an der Friedrich-Wilhelms-Universität einschrieb. Er hörte Vorlesungen über Geschichte, Philosophie, Kunst- und Literaturgeschichte. In Berlin entstand sein erster und erfolgreichster Roman „Die Chronik der Sperlingsgasse“, der 1857 unter dem Pseudonym Jacob Corvinus erschien. Der 15.11.1854 wird häufig als „Federansetzungstag“? bezeichnet - also der Tag, an dem Wilhelm Raabe den Entschluss gefasst hat, zukünftig als Schriftsteller sein Brot zu verdienen. Der Erfolg seines Romandebüts? bestärkte ihn in diesem Vorhaben.

Seit 1856 lebte Wilhelm Raabe wieder in Wolfenbüttel, wo er Mitarbeiter an „Westermanns Monatsheften“? war. Im Sommer 1859 unternahm er eine ausgedehnte Reise, die ihn über Leipzig, Dresden, Prag und Wien bis nach Süddeutschland und in das Rheinland führte. Die Eindrücke dieser Reise schärften seinen Blick für die politischen und sozialen Verhältnisse in Deutschland und Europa. 1860 trat er dem Deutschen Nationalverein bei, der in Opposition zu den Fürstenhäusern stand und die Schaffung eines liberalen kleindeutschen Staates anstrebte. 1862 heiratete er Bertha Leiste, die aus dem Großbürgertum stammte. In den sechs Jahren, die Wilhelm Raabe in Wolfenbüttel verbrachte, entstanden fünf Romane und dreizehn Novellen, die vorwiegend in „Westermanns Monatsheften“? veröffentlicht wurden.

Im Anschluss an die Hochzeit ging das Ehepaar nach Stuttgart, wo sie bis 1870 lebten. Stuttgart war damals eine Stadt, die auf viele Schriftsteller und Verleger anziehend wirkte. Auch Wilhelm Raabe gelang es, in Stuttgart seine literarischen Erfolge fortzusetzen. Zu seinen bekanntesten Werken aus dieser Zeit zählen die Romane „Der Hungerpastor“ (1864), „Abu Telfan oder Die Heimkehr vom Mondgebirge“ (1867) und „Der Schüdderump“ (1869), die als „Stuttgarter Trilogie“ zusammengefasst werden. In Stuttgart lernte Wilhelm Raabe den Schriftsteller Friedrich Wilhelm Hackländer? kennen.

Von 1870 an lebte das Ehepaar in Braunschweig, wo Wilhelm Raabe nach anfänglichen Schwierigkeiten Teil des kulturellen Lebens der Stadt wurde. Er war Mitglied in den Künstler-Vereinigungen „Bund der Kleiderseller“ und „Feuchter Pinsel“. In rascher Folge entstanden die Erzählbände „Deutscher Mondschein“ (1873), „Christoph Pechlin“ (1873) und vor allem der Roman „Horacker“ (1876), in dem Raabe eine schnurrig-ironische Provinzgeschichte? erzählt, die noch zu Lebzeiten des Autors vierzehn Auflagen? erreichte.

Mit der Veröffentlichung der Romane „Pfisters Mühle“ (1887), „Das Odfeld“ (1888) und „Stopfkuchen“ (1891) wuchs Wilhelm Raabes Erfolg als Schriftsteller noch einmal an. Er selbst hat den Roman „Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte“ häufig als sein bestes Buch bezeichnet. In der Kritik gilt der Roman, in dessen Mittelpunkt ein exzentrischer Held steht, als eine der ersten Detektivgeschichten? der deutschen Literatur?.

Die erste offizielle Ehrung erhielt Wilhelm Raabe 1886, als ihm der lebenslange Ehrensold der Schillerstiftung? zugesprochen wurde. Weitere Auszeichnungen waren der bayerische Maximiliansorden? (1899) und die Verdienstorden der Fürstenhäuser von Braunschweig, Sachsen-Weimar und Preußen (alle 1901). Zu seinem 70. Geburtstag nahm er im Braunschweiger Rathaus die Ehrenbürger-Urkunde der Stadt entgegen. Trotz schwerer Krankheit erlebte er im August 1910 die Enthüllung des ersten Wilhelm-Raabe-Denkmals, das in seiner Geburtsstadt Eschershausen errichtet worden war.

Wilhelm Raabe starb am 15. November 1910. Auf den Tag genau vor 56 Jahren hatte er zum ersten Mal die Feder angesetzt.

Bereits kurz nach seinem Tod setzte eine ausführliche Raabe-Rezeption ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde zunehmend der Vorwurf laut, Wilhelm Raabe habe sich in seinen Romanen und Novellen aus der bedrückenden Gegenwart in eine romantische Vergangenheit und versponnene Innerlichkeit geflüchtet. Tatsächlich spielte das Heimatliche und Volkstümliche im Werk Wilhelm Raabes immer eine bedeutende Rolle, vor allem in seinen frühen Arbeiten. Spätestens mit der Übersiedlung nach Stuttgart kam es jedoch zu einer Verdüsterung und zu einer ironischen, oft beißenden Kulturkritik, die den puren Materialismus und eine auf Oberflächlichkeiten bedachte Mentalität zum Gegenstand hatte.

Literarische Arbeiten

Die Chronik der Sperlingsgasse, Roman (1857)

„Die Chronik der Sperlingsgasse“ ist ein Roman von Wilhelm Raabe, entstanden 1854/55, erstmals erschienen 1857 in Berlin. Das Buch, das Wilhelm Raabes bekannteste, aber auch erste größere literarische Arbeit ist, wurde unter dem Pseudonym Jakob Corvinus veröffentlicht.

Verfasser der tagebuchartigen Chronik? ist der Ich-Erzähler Johannes Wachholder, der viele autobiographische Züge Wilhelm Raabes trägt. Der Theologiestudent und spätere Schriftsteller Wachholder beginnt seine Aufzeichnungen am 15. November, Raabes „Federansetzungstag“?. Johannes Wacholder zeichnet zunächst die Geschehnisse des Winters und dann des Frühlings auf. Er gibt eine realistische Schilderung der Menschen und des Lebens in einer Altberliner Gasse, wobei er verschiedene Erzählweisen wie Briefe?, Erinnerungen? und Tagebuchaufzeichnungen? miteinander verknüpft. Die Gasse wird als gesellschaftlicher Mikrokosmos geschildert. Sie ist ein Abbild der politischen, ökonomischen und sozialen Verhältnisse in Deutschland um die Mitte des 19. Jahrhunderts.

Mit dem Buch hatte Raabe so großen Erfolg, dass er beschloss, sich nur noch der Schriftstellerei? zu widmen, was er in einem umfangreichem Werk wahr machte.

Der Roman, der als beispielhaft für den literarischen Realismus gilt, wurde unter anderem vom Willibald Alexis? gelobt. Trotzdem hat es über ein Jahr gedauert, bis sich ein Verleger fand. Der Erfolg des Romans bewog Wilhelm Raabe dazu, seine Existenz als Schriftsteller fortzusetzen.

Übrigens ...

Der Name Wilhelm Raabe ist mit dem kulturellen Leben der Stadt Braunschweig eng verbunden: In Braunschweig gibt es die Gedächtnisstätte im Raabe-Haus, die Raabe-Gesellschaft e.V. im Braunschweigischen Landesmuseum, das Stadtarchiv mit dem nahezu kompletten Nachlass? sowie den Raabe-Literaturpreis?, der jedes zweite Jahr verliehen wird.

1931 wurde zum 100. Geburtstag des Autors die Spreestraße, die bis 1862 Spreegasse hieß, in Sperlingsgasse umbenannt, weil Raabe hier in den Jahren 1854 und 1855 gewohnt und mit der "Chronik" begonnen hatte.

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Wilhelm Raabe bei Jokers
  • Der Hungerpastor. Gießen, Brunnen-Verlag 2002, ISBN: 978-3767569454
  • Die Akten des Vogelsangs. Ditzingen, Reclam Verlag 1986, ISBN: 978-3150075807
  • Die Chronik der Sperlingsgasse. Ditzingen, Reclam Verlag 1997, ISBN: 978-3150077269
  • Holunderblüte. Ditzingen, Reclam Verlag 1991, ISBN: 978-3150084854
  • Meistererzählungen. München, Manesse-Verlag 2006, ISBN: 978-3717519249
  • Pfisters Mühle. Ein Sommerferienheft. Ditzingen, Reclam Verlag 1996, ISBN: 978-3150099889
  • Zum wilden Mann. Ditzingen, Reclam Verlag 2006, ISBN: 978-3150020005

Hörspiele

Sekundärliteratur

  • Fuld, Werner: Wilhelm Raabe. Eine Biographie. München, Dtv 2006, ISBN: 978-3423343244
  • Oppermann, Hans: Wilhelm Raabe. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Berlin, Rowohlt Taschenbuch 1995, ISBN: 978-3499501654

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