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Protagonist

Einer ragt heraus - (c) Andreas Stix/Pixelio.de

Der Begriff Protagonist hat zwei verschiedene Bedeutungen – eine klassische und eine moderne. In der Antike bezeichnete man als Protagonist den Hauptdarsteller eines Dramas.

Die moderne Definition sieht im Protagonisten eine Figur, die aus dem Figurenensemble eines Dramas oder eines epischen Werks herausragt. Ob nach diesem Verständnis statt einer auch mehrere Figuren Protagonistenfunktion haben können, ist unter Literaturwissenschaftlern umstritten.

Foto: Andreas Stix / pixelio.de

Definition

Protagonist (gr. protagonistes = erster Kämpfer) ist ein Begriff aus der Literaturwissenschaft und hat zwei verschiedene Bedeutungen. Die klassische Bedeutung hat ihren Ursprung in der dramatischen Dichtung der Antike, die moderne spielt vor allem in Literaturwissenschaft und Literaturkritik eine wichtige Rolle.

Der Protagonist in der Antike

Die traditionelle Bedeutung des Begriffs Protagonist geht auf die Dichtung der Antike zurück und bezeichnet den Hauptdarsteller im altgriechischen Drama. Neben dem Hauptdarsteller gab es den Deuteragonisten (zweiter Schauspieler, auch Antagonist genannt) und Tritagonisten (dritter Schauspieler). Aus den Feiern zu Ehren des Gottes Dionysos, dem in der Antike als Fruchtbarkeitsgott gehuldigt wurde, entwickelte sich jenes dramatische Spiel, in dem eine einzelne Person – der Protagonist – dem Chor? der als Böcke verkleideten Sänger gegenübertritt und einen Dialog? beginnt.

Als „Erfinder“ des Protagonisten gilt der griechische Tragödiendichter Thespis?, der im 6. Jahrhundert vor Christus mit einem Chor? und einem sprichwörtlich gewordenen Thespis-Karren umhergezogen ist und diese für die Entwicklung des Dramas revolutionäre Tat vollbracht hat. Seit Thespis’? Zeiten ist der Protagonist der eigentliche Träger der Handlung und des Konflikts im Drama. Aischylos und Sophokles? fügten später den zweiten und dritten Schauspieler hinzu und schufen damit vollends die Bedingungen für jene Figurenkonstellation, die wir auch heute noch im Theater beobachten können.

Der Protagonist in der Moderne

Das moderne Verständnis vom Protagonisten geht zwar im Ursprung auf die klassische Bedeutung zurück, steht mit diesem aber nur noch in einem lockeren Zusammenhang. In der heutigen Literaturwissenschaft und Literaturkritik wird als Protagonist die zentrale Figur eines Dramas oder eines epischen Werks bezeichnet. Der Protagonist ist also eine Figur, die aus dem Figurenensemble herausragt. Synonyme Begriffe sind Held, Hauptfigur und Hauptperson. In der Lyrik gibt es keinen Protagonisten, dort spielt stattdessen das lyrische Ich eine wichtige Rolle.

Bis zur Dichtung des Barock? handelte es sich bei den Protagonisten überwiegend um positive Helden, die den Lesern als Vorbild dienen sollten. Dieser Vorbildcharakter wandelte sich im Lauf der Literaturgeschichte ins Gegenteil. Seit dem 19. Jahrhundert tauchen in Epik und Drama vermehrt passive, labile und leidende Antihelden auf, die mit einer zunehmend komplexeren und nicht zu durchschauenden Welt in einen schmerzhaften Konflikt geraten. Diese Entwicklung ist bis heute ungebrochen. Nur in der Trivialliteratur konnte sich der Protagonist als Träger positiver Ideale weiter halten.

In der Literaturkritik ist gern von "den Protagonisten" eines literarischen Werkes die Rede - so als ob es mehrere gebe. Das ist zwar nach dem antiken Verständnis des Begriffes falsch, nach dem modernen jedoch nicht unbedingt. In vielen Theaterstücken oder Romanen nehmen tatsächlich mehrere Figuren herausragende Rollen ein, z. B. in dem Stück "Wer hat Angst vor Virgina Woolf" von Edward Albee?. Ja, es ließe sich sogar überlegen, ob nach modernem Verständnis auch nichtmenschliche Instanzen wie etwa eine Stadt Protagonistenrollen haben können, so z. B. in Döblins Roman "Berlin Alexanderplatz", wo neben Franz Biberkopf die Stadt Berlin eine zentrale Rolle spielt. Die Literaturwissenschaftler? sind sich über solche Fragen nicht einig.

Literatur

  • Mann, Thomas: Buddenbrooks. Verfall einer Familie. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 1989, ISBN: 978-3596294312
  • Roth, Joseph: Radetzkymarsch. München, Dtv 1998, ISBN: 978-3423124775
  • Zweig, Stefan: Schachnovelle. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 1997, ISBN: 978-3596215225

Sekundärliteratur

  • Allkemper, Alo / Eke, Norbert Otto: Literaturwissenschaft. Stuttgart, UTB 2007, ISBN: 978-3825225902
  • Martinez, Matias / Scheffel, Michael: Einführung in die Erzähltheorie. München, C.H. Beck 2007, ISBN: 978-3406471308
  • Meyer-Krentler, Eckhardt / Moennighoff, Burkhard: Arbeitstechniken Literaturwissenschaft. Stuttgart, UTB 2007, ISBN: 978-3825215828

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