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Boyd, William

William Boyd (geb. 7. März 1952 in Accra, Ghana) ist ein schottischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur. Für seine Romane wie "Ruhelos" (2006) erhielt er mehrfach Preise.

Leben und Schreiben

William Boyd wurde als Sohn schottischer Eltern in Ghana geboren. Dort und in Nigeria verbrachte er seine Kindheit und später, während seines Schulbesuchs in Schottland, die Ferien. Nach der Schulzeit studierte Boyd Romanistik, Anglistik und Philosophie in Nizza und Glasgow und wurde in Oxford zum Dr. phil. promoviert. Von 1980 bis 1983 lehrte er Englische Literatur? am St. Hilda's College in Oxford.

1981 erschien sein erster Roman, "A Good Man in Africa" (dt. "Unser Mann in Afrika"), eine schwarze Komödie, in deren Mittelpunkt ein britischer Botschaftsangestellter in einem fiktiven afrikanischen Staat steht. Für sein Debüt erhielt Boyd gleich zwei Literaturpreise. 1983 wurde er mit diesem Buch unter die besten 20 jungen britischen Erzähler gewählt. Viele weitere, teilweise mehrfach preisgekrönte Romane, Drehbücher und Erzählungen folgten. 2005 wurde William Boyd zum Commander of the British Empire ernannt.

Mehrere seiner Romane wurden auch verfilmt, so etwa 1988 "Stars and Bars" und 1994 "A Good Man in Africa". William Boyd ist mit einer Zeitschriftenjournalistin verheiratet. Er lebt in London und Südfrankreich.

"Ruhelos" (2006)

Für seinen Roman "Restless" (dt.: "Ruhelos", 2008) erhielt William Boyd den britischen Costa Book Award. Das Buch spielt in Oxford, 1976. Dort, während des langen, heißen Sommers jenes Jahres, erfährt Ruth Gilmartin, dass ihre Mutter jemand anderer ist, als es immer schien. Sally eröffnet ihrer Tochter, dass sie in Wirklichkeit Eva Delektorskaja ist, eine russische Emigrantin und ehemalige Spionin. Während des Zweiten Weltkriegs sei sie in Paris von den Briten als Spionin angeworben worden, um die Arbeit ihres von den Nazis ermordeten Bruders Kolja fortzusetzen und falsche Geschichten in Umlauf zu bringen. Nun, 30 Jahre später, fürchtet Eva um ihr Leben. Die Literaturkritik bescheinigte dem Roman großen Unterhaltungswert - vor allem, wenn es darum gehe, wie zum Zweck der Desinformation erfundene Geschichten die reale Historie beeinflussen können.

Eine große Zeit (2012)

Originaltitel: Waiting for Sunrise.

William Boyd beobachtet die Hauptfigur von "Eine große Zeit" in der Zeit vor und während des Ersten Weltkrieges. Der englische Schauspieler Lysander Rief lebt in Wien. Weil ihn ein Orgasmusproblem quält, begibt er sich in eine Psychoanalyse. Bald lernt er eine Frau kennen, die seine sexuelle Not mit geschickter Hand zu heilen vermag. Die Wirren der Zeit erreichen ihn in Wien, als er dann in die Fänge des britischen Geheimdienstes gerät. In dem Roman verwebt William Boyd gekonnt Zeitgeschichte, Spannung und Unterhaltung. Zwei Erzählebenen? treiben das Geschehen voran: In der einen Erzählebene? berichtet der Erzähler, was geschieht, in den „autobiographischen Untersuchungen“ hält Lysander Rief seine eigenen Eindrücke fest. So entsteht eine Innen- und Außensicht der Handlung. Die Themen der Innensicht wie falsche Beschuldigung, Schauspielerei, Identitätswechsel heben den Roman über die Unterhaltung hinaus.

Eine große Zeit wirkt wie ein Roman zum Untergang einer Epoche. Damit knüpft er an das unterschwellige Unbehagen an, das wir Heutigen haben: in einer kapitalistischen Gesellschaft zu leben, die genauso zum Untergang bestimmt ist wie die Gesellschaft vor etwa hundert Jahren.

Der Spionage-Roman erhielt überwiegend positive Kritiken. Allerdings wird immer wieder negativ angemerkt, dass ein Teil der Romanhandlung unwahrscheinlich und konstruiert wirkt. Ausgeglichen wir diese Schwäche durch die filmische Schreibweise des Autors, bei der man förmlich spürt, wie die Kamera heranzoomt und dem Leser zeigt, worauf er achten muss. Das geschieht schon auf den ersten Seiten, auf denen der Leser mit Du angesprochen, auf den Schauplatz versetzt und auf einen Passanten ohne Hut hingewiesen wird, den William Boyd zu seinem Helden macht. Es ist, als ob William Boyd das heutige zerstreute Zappen der konzentrierten Hingabe an einen Gegenstand gegenüber stellt.

Andere Rezensionen kritisieren, William Boyd habe sich nicht zwischen Liebesgeschichte und Spionageroman entscheiden können. Allein die Liebesgeschichte zwischen Lysander und einer gewissen Hettie reiche eigentlich für einen Roman oder doch zumindest für eine längere Novelle. Die zweite Handlungebene, die Spionage-Geschichte, beginne erst nach einhundertsechzig Seiten und wirke fast wie ein zweites, anderes Buch. Doch man kann auch argumentieren, dass auf die große Zeit für den Privatmenschen Lysander Rief in Wien die noch größere und dramatischere Zeit des Ersten Weltkriegs folge und die die leitende Grundidee von William Boyd ist.

Einig sind sich die Literaturkritiker darin, dass William Boyd trotz Schwächen in Konstruktion und Personenführung mit „Eine große Zeit“ einen gut und fesselnd geschriebenen Roman veröffentlicht hat.

Übrigens ...

... baut William Boyd in Bergerac, seinem südfranzösischen zweiten Wohnsitz, Wein an.

Auszeichnungen (Auswahl)

Werke (Auswahl)

  • Bücher von William Boyd bei Jokers
  • Unser Mann in Afrika (OA: A Good Man in Africa, 1981). Dt. EA 1994. Berlin Verlag, Berlin 2008, ISBN: 978-3833305375
  • On the Yankee Station and Other Stories, 1981
  • Zum Nachtisch Krieg (OA: An Ice-Cream War, 1982). Dt. EA 1986. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek xxx, ISBN:
  • Stars and Bars (OA 1984). Berlin Verlag, Berlin 2010, ISBN: 978-3833305634
  • School Ties, 1985
  • Die neuen Bekenntnisse (OA: The New Confessions, 1987). Dt. EA 1989. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek xxx, ISBN:
  • Brazzaville Beach (OA: 1990). Dt. EA 1993. Bloomsbury Taschenbuch Verlag, Berlin 2007, ISBN: 978-3833304903
  • Die blaue Stunde (OA: The Blue Afternoon 1993). Dt. EA 1995. Berlin Verlag, Berlin 2009, ISBN: 978-3-8333-0564-1
  • Das Schicksal der Nathalie X (OA: The Destiny of Natalie 'X' and Other Stories, 1995). Berlin Verlag, Berlin 200x, ISBN:
  • Armadillo (OA 1998). Dt. EA 1998. Berlin-Verlag, Berlin 2011, ISBN: 978-3833307416
  • Nat Tate (OA: Nat Tate: An American Artist 1928-1960, 1998). Berlin Verlag, Berlin 2010, ISBN: 978-3-8270-0962-3
  • Eines Menschen Herz (OA: Any Human Heart, 2002). Dt. EA: 2005. Bloomsbury Taschenbuch Verlag, Berlin 2009, ISBN: 978-3833305085
  • Fascination, 2004
  • Bamboo, 2005
  • Ruhelos (OA: Restless, 2006). Bloomsbury Taschenbuch Verlag, Berlin 2008, ISBN: 978-3833305368
  • The Dream Lover, 2008
  • Einfache Gewitter (OA: Ordinary Thunderstorms, 2009). Berlin Verlag, Berlin 2010, ISBN: 978-3-8333-0701-0

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