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Das erste Buch. Schriftsteller über ihr literarisches Debüt

von<br> Renatus Deckert (Hg.)

Eine etwas andere Art von Literaturgeschichte hat der 30jährige Renatus Deckert? herausgebracht. Für sein nun vorliegendes Buch hat er 92 erfolgreiche Autoren nach ihrem ersten Buch befragt. Die Publikation mit dem sinnigen Titel „Das erste Buch“ erfasst die Jahre 1945 bis 1995. Zwölf der befragten Schriftsteller standen Deckert bereits 2005 in seiner Zeitschrift?Lose Blätter?“ zu diesem Thema Rede und Antwort. Die meisten haben für diese Anthologie? ihre Erinnerungen an die ersten Schreibversuche thematisiert.

Politischer Kontext

Die Geschichten, die erzählt werden sind so verschieden wie die Autoren selbst. Manche der Geschichten stammen noch aus einem politischen Umfeld, das es heute nicht mehr gibt. So reflektiert Günter Kunert über seine erste Veröffentlichung, die er mit Hilfe Johannes R. Bechers? herausgebracht hat. Einige Schriftsteller, die 1988 erstmals publizierten, fanden zwei Jahre später, auf Grund der politischen Vorkommnisse ihre Erzählungen überholt. Viele der Autoren können sich heute nicht mehr mit ihrem Erstlingswerk? identifizieren. Friederike Mayröcker, zum Beispiel, traut sich in ihrem „Larifari“ nicht mehr zu blättern, aus Angst, es könnte ihre heutige Arbeit blockieren. Elfriede Jelineks erster Band blieb in dieser Form der einzige: Die österreichische Nobelpreisträgerin? hatte sich als Lyrikern versucht, um hinterher festzustellen, dass sie in der Prosa beheimatet ist.

Unklare Debüts

So wie viele ihr Debüt? beschämt betrachten, weiß einer gar nicht, was eigentlich sein Erstlingswerk? ist: Franzobel?. Der Star der Frankfurter Buchmesse 1995 wurde zwar mit seiner Erzählung „Die Krautflut“ bekannt, dennoch spricht er von zwölf Debüts? und ist sich nicht sicher, ob nicht das „eigentliche Debüt“ erst noch kommt. Nicht alle waren Jungautoren? im biologischen Sinne. Der 2006 verstorbene Robert Gernhardt räumt ein, dass er zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von „Die Blusen des Böhmen“ schon vierzig war und nicht mehr als jung gelten konnte. Interessant auch die Herangehensweise der Einzelnen. Manch einer wollte immer schon schreiben, weil er etwas zu erzählen hatte. Wie Klischees aus der Literaturgeschichte schon besagen, können sich viele gar keine anderen Broterwerb vorstellen. Robert Menasse wusste am Ende seines Studiums: Entweder Rentnerdasein – dafür war er eindeutig zu jung – oder die Schriftstellerei sollte es sein.

Viele unterschiedliche Geschichten finden sich in Deckerts Anthologie?, jede spannend auf ihre Weise. Neue Blickwinkel werden auf die Autoren geworfen. Egal wie die Autoren heute zu ihren ersten Schreibversuchen stehen, eines ist allen gemein: Sie haben den Grundstein für ihre Laufbahn gelegt und es ihnen unter anderem ermöglicht, dass sie es heute wert sind, aufgenommen zu werden, in eine etwas andere Literaturgeschichte.

Literaturangaben

  • Deckert, Renatus: Das erste Buch. Schriftsteller über ihr literarisches Debüt. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007. 366 S., 10 €, ISBN: 978-3518458648

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