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Prosa

Die formal ungebundene Schreib- und Redeweise, im Unterschied zur gebundenen Rede der Lyrik.

Definition

Die Prosa bezeichnet eine Schreib- und Redeweise, die nicht durch formale Mittel (Metrum, Reim?) an Verse gebunden ist. Der Begriff stammt vom lateinischen „prorsa oratio“ (Rede, die etwas geradewegs sagt).

Als kunstlose Prosa ist sie die geschriebene und gesprochene Form der Alltagssprache. Als eine solche Gebrauchsprosa vermittelt sie ihre Inhalte beispielsweise in Form von Reden, Gesprächen, Briefen, Artikeln und Sachtexten (z. B. Gesetzestexte, Gebrauchsanweisungen).

In der fiktionalen Literatur ist die künstlerische Prosa oder literarische Prosa gemeint. Sie zeichnet sich aus durch eine bewusste poetische Gestaltung im sprachlichen Ausdruck (Wortwahl, Sprachrhythmus, Satzbau, sprachliche Bilder, Metaphern u.a.). Ihr Spektrum reicht von den großen Formen wie dem Roman oder der Saga bis zu Kurzprosa (Novelle, Fabel, Erzählung, Kurzgeschichte u.a.). Die klangliche Form wird bestimmt durch den jeweiligen Prosarhythmus und die Sprechmelodie.

Zugleich dient die Prosa als Medium sachlich-zweckgebundener, nicht-fiktionaler Aussagen (Sachbücher aller Art, die gesamte wissenschaftliche Literatur). Die wissenschaftliche Prosa (z. B. in der Philosophie) kann sich mit der literarischen Prosa überschneiden. Prosagenres wie Essay, Feuilleton?, Memoirenliteratur oder Biographie weisen häufig auch einen literarischen Gestaltungswillen auf.

Im Gegensatz zur Lyrik, die eher die Phantasie ansprechen und Assoziationen wecken soll, wird die Prosa (auch) im literarischen Kontext mehr der Ratio zugeordnet, also dem Verstand und dem abstrakten Denkvermögen.

Entstehung

Die Prosa hat ihren Ursprung in der griechischen Antike. Auch dort gab es bereits den Gegensatz zwischen zweckorientiert-sachlicher und künstlerischer Prosa. Erstmals wurde die Prosa von den Vorsokratikern in Ionien (in der heutigen Türkei) als literarische Darstellungsform für die im 6. Jahrhundert vor Christus einsetzende philosophisch-wissenschaftliche Welterfassung benutzt. Weitere philosophische Prosawerke stammen von Heraklit? oder Hippokrates?.

Andere Autoren wie Herodot? oder Xenophon? wandten die Prosa für ihre Geschichtsschreibung an. Als Höhepunkt früher Prosakunst gelten die sokratischen Dialoge Platons? (etwa 400 v. Chr.), die laut Aristoteles? auf halbem Wege zwischen Prosa und Poesie standen.

Entwicklung

Die Vorsokratiker versuchten, die Wirkung ihrer Texte durch rhythmisch-stilistische Regeln (Rhetorik?) zu optimieren. Mit diesem Ansatz wirkte die so genannte griechische Kunstprosa? mit Vertretern wie Lysias? oder Isokrates? über Jahrhunderte stilbildend auf die historische Prosa (Caesar?, Tacitus? u.a.) sowie die philosophisch-rhetorische Prosa Roms. Auf diesem Gebiet war Cicero? (106-43 v.Chr.) mit durch Klarheit, Präzision und Kürze bestechenden Reden sowie seinen theoretischen Schriften über die Redekunst herausragend. In der Spätantike (170 n. Chr.) findet die Prosaform auch Verbreitung in der Satire (Lukian?, Apuleuis? u.a.).

Darüber hinaus hatte die Kunstprosa prägenden Einfluss auf spätere Zeitalter, so auf die mittelalterliche patristische und philosophische Prosa (Augustin?, Bernhard von Clairvaux?, Thomas von Aquin? u.a.), die Prosa der Humanisten (Erasmus von Rotterdam?) und die Sprache der Kanzleien (z.B. Karls IV. im 14. Jahrhundert).

Im Mittelalter herrschte die in Versen gebundene Literatur vor. Eine Ausnahme bildeten die aus mündlicher Erzähltradition entwickelten isländischen Sagas, die seit dem 13. Jahrhundert in Prosa überliefert sind. Eine nicht-literarische deutschsprachige Prosa entwickelte sich ab dem 9. Jahrhundert durch Übersetzungen aus dem Lateinischen. Der Sachsenspiegel, ein Rechtsbuch von Eike von Repgow? aus dem 13. Jahrhundert, gilt als erstes deutschsprachiges Prosawerk. Darüber hinaus wurden Predigten (Berthold von Regensburg?), mystische Schriften (Meister Eckhart), Chroniken? oder Prosafassungen hochmittelalterlicher Epen verfasst. Luthers? Bibel-Übersetzung schuf im 16. Jahrhundert erstmals ein einheitliches Idiom? (Sprechweise).

Ebenfalls durch Übersetzungen aus dem Lateinischen entwickelte sich im späteren Mittelalter im deutschsprachigen Raum eine literarische Prosa. Eines der bedeutendsten Werke ist das neuhochdeutsche Streitgespräch „Der Ackermann und der Tod“ von Johannes von Tepl? (1400).

Die eigenständige Verarbeitung antiker Vorbilder sorgte in der italienischen Renaissance im 14. Jahrhundert für eine eine neuzeitliche Form der Prosa (Machiavelli?). Boccaccios Novellenzyklus? „Il Decamerone“ (1353) ist als Höhepunkt der Erzählprosa jener Zeit anzusehen. Der erste Prosaroman entstand in Spanien: „Don Quijote“ (1. Teil: 1605, 2. Teil: 1615) von Miguel de Cervantes?. Als herausragender Vertreter der französischen Renaissance ist François Rabelais? (1483-1553) zu nennen. Er verfasste den humoristischen Romanzyklus um zwei Riesen, dessen fünf Bände zwischen 1532 und 1564 erschienen: „Gargantua und Pantagruel“. Darin kombinierte er volkstümliche Elemente mit rhetorischen? Kunstformen.

Im deutschen Sprachraum beansprucht die Prosa seit dem Barock eine dominante Stellung in der Epik. Wegweisend war hier unter anderem Jakob Christoffel von Grimmelshausens? Schelmenroman „Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch“ (1668). Dieses Werk ist auch bekannt geworden als der erste deutschsprachige Abenteuerroman. Im 18. Jahrhundert verdrängte der Prosaroman das Versepos als führende epische Gattung. Gleichzeitig tritt seit dem 18. Jahrhundert die seit der Renaissance und dem Humanismus (anknüpfend an Cicero? und die Spätantike) gepflegte rhetorische? Prosa mehr und mehr zurück.

In der Neuzeit rückten erzählende und essayistische Prosa in den Vordergrund: Roman, Novelle, Erzählung und Essay sind Formen, die sich seitdem weit verbreiten. Aber auch das Drama? nimmt sich ab dem 19. Jahrhundert vermehrt der Prosaform an, die schließlich zur vorherrschenden Sprachform wird. Als Wegbereiter erwies sich dabei Gotthold Ephraim Lessing. Seit der Romantik tritt die Prosa auch in der Lyrik vermehrt auf (freie Rhythmen, Prosagedicht?).

Im 19. und 20. Jahrhundert gibt es eine Vielzahl bedeutender Autoren auf dem Gebiet der kulturkritischen, historischen, politischen, philosophischen und naturwissenschaftlichen Prosa. Genannt seien an dieser Stelle Heinrich Heine, Arthur Schopenhauer, Sigmund Freud, Friedrich Nietzsche, Otto von Bismarck? und Winston Churchill?.

Ob die Prosa als literaturwissenschaftlicher Begriff einen gleichberechtigten Rang neben den Grundgattungen Lyrik, Epik und Dramatik? einnehmen kann, ist umstritten.

Formen der Prosa

Nichtfiktionale Prosa

Aphorismus | Autobiographie | Biographie | Essay | Memoiren? |

Fiktionale Prosa

Erzählung | Fabel | Kurzgeschichte | Legende | Märchen | Novelle | Roman | Saga | Sage

Prosaformen nach Themen

Reiseliteratur (fiktional und nichtfiktional)

Kürzere Prosaformen

Prosaminiatur? | Skizze (fiktional und nichtfiktional)

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