diesen Kommentar bitte stehen lassen Hauptseite | Buchmenschen | Buchmenschen A-Z | M | Mayröcker, Friederike


Bitte Krümelpfad oben nicht verändern, erst ab hier nach unten Texte ändern

Mayröcker, Friederike

Friederike Mayröcker (geb. 20. Dezember 1924 in Wien) ist eine österreichische Schriftstellerin. Sie gilt als eine herausragende Lyrikerin? der deutschsprachigen? Gegenwartsliteratur?.

Leben und Schreiben

* mayröcker-liebling.jpg Δ


Friederike Mayröcker wurde am 20. Dezember 1924 als Tochter eines Schuldirektors und einer Modistin in Wien geboren. Bis zu ihrem elften Lebensjahr verbrachte sie die Sommermonate zumeist in Deinzendorf, einem kleinen Ort in Niederösterreich. Sie besuchte eine private Volksschule, studierte englische Philologie und arbeitete von 1946 bis 1969 als Englischlehrerin an verschiedenen Hauptschulen in Wien. 1969 ließ sie sich vom Schuldienst beurlauben, um sich ganz dem Schreiben widmen zu können.

1977 folgte die Frühpensionierung. Seither lebt Friederike Mayröcker als freie Schriftstellerin in Wien. Die ersten literarischen Arbeiten entstanden bereits 1939 und wurden kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in der von Otto Basil? herausgegebenen Wiener Avantgarde-Zeitschrift „Plan?“ veröffentlicht. 1956 kam es zur ersten Buchpublikation „Larifari. Ein konfuses Buch“, 1968 folgte der Sammelband „Minimonsters Traumlexikon. Texte in Prosa“. Seither entstehen in rascher Folge Gedichte, Prosatexte, Hörspiele und poetologische Reflexionen zur Literatur und Kunst. Daneben verfasste sie Kinderbücher? („Sinclair Sofokles der Baby-Saurier“, 1971) und Bühnentexte („Schwarmgesang. Szenen für die poetische Bühne“, 1978).

Für ihr literarisches Schaffen wurde Friederike Mayröcker mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet, sie erhielt unter anderem den Hörspielpreis der Kriegsblinden (1968; zusammen mit Ernst Jandl?), Georg-Trakl-Preis? (1977), den Friedrich-Hölderlin-Preis? (1993) und den Georg-Büchner-Preis (2001).

Friederike Mayröcker war 1967 Teilnehmerin am Literarischen Colloquium? Walter Höllerers? in Berlin, 1970/1971 war sie Gast des Deutschen Akademischen Austauschdienstes?. Gemeinsam mit Ernst Jandl?, mit dem sie von 1954 bis zu dessen Tod im Jahr 2000 zusammenlebte, unternahm sie 1972 im Auftrag des österreichischen Bundesministeriums für Unterricht und Kunst eine Vortragsreise durch die USA. Sie ist Mitglied der Wiener Kurie für Kunst und Wissenschaft, der Grazer Autorenversammlung?, der Akademie der Künste? in Berlin, der Akademie für Sprache und Dichtung? in Darmstadt und weiterer Organisationen und Akademien.

„Tod durch Musen“ (1966)

Ihr vielschichtiges und umfangreiches Werk? zielte von Anfang an auf das Erlebnis der poetischen Sprache, die Selbstvergewisserung durch das geschriebene Wort und das Bewahren der flüchtigen Erinnerung. Nach enorm assoziativen Prosaskizzen, die in dem Band „Larifari. Ein konfuses Buch“ (1956) gesammelt vorliegen, fand Friederike Mayröcker bei der inzwischen legendären Wiener Gruppe? zu einer avantgardistischen Schreibweise, die durch radikale Sprach- und Formexperimente gegen die zeitgenössischen Verhältnisse revoltierte. Der intensive Austausch mit den tonangebenden Autoren der Wiener Gruppe?, insbesondere mit Andreas Okopenko?, H. C. Artmann? und ihrem Lebensgefährten Ernst Jandl?, führte zu einer rasanten Entwicklung ihres eigenen literarischen Verfahrens.

Der 1966 erschienene Gedichtband „Tod durch Musen“ machte die Autorin schlagartig bekannt. Er gibt einen präzisen Überblick über Mayröckers lyrische Entwicklung von 1945 bis 1965, die Gedichte sind von der Autorin selbst zusammengestellt und chronologisch geordnet. Der Einfluss von Dadaismus und Surrealismus ist offensichtlich, gleichzeitig betrat Mayröcker sprachliches Neuland. Auch die in dieser Zeit entstandenen Hörspiele („Fünf Mann Menschen“, 1968; „Gemeinsame Kindheit“, 1970), an denen sie häufig zusammen mit Ernst Jandl? arbeitete, sind davon gekennzeichnet.

„Reise durch die Nacht“ (1984)

In den 1970er Jahren entstanden weitere sprachexperimentelle Werke?, mit denen Friederike Mayröcker ihren Ruf als herausragende Autorin der modernen deutschsprachigen Gegenwartsliteratur bestätigte. Wichtige Publikationen dieser Zeit sind die Gedichtbände „Sägespäne für mein Herzbluten“ (1967) und „Blaue Erleuchtungen“ (1973) sowie die Prosawerke „je ein umwölkter Gipfel“ (1973) und „Das Licht in der Landschaft“ (1975). Ihre Bücher sind obsessive, oft aus einer Stimmung heraus entstandene Textcollagen, in denen sie verschiedenste und unzeitgleiche Themen, Bilder und Motive zu eindrucksvollen Sprachkunstwerken verbindet.

Das gilt auch für ihre langen Prosawerke wie „Die Abschiede“ (1980) und „Reise durch die Nacht“ (1984), die neben weiteren Texten in den 1980er Jahren entstanden. Friederike Mayröcker selbst bezeichnete ihre Werke? stets als „biographielos“ – das bedeutet, dass in ihren Romanen, Erzählungen und Gedichten keine Story im herkömmlichen Sinne erzählt wird. Ein Rezensent schrieb über ihr mehr als 90 Titel umfassendes Werk?, dass es im Grunde eine gigantische Aufbewahrungsstelle für poetische Gedanken, Momente und Eindrücke sei.

„Paloma“ (2008)

Einen intimen Einblick in Friederike Mayröckers Schreib- und Schaffensprozess gewähren die in den „Magischen Blättern“ versammelten Prosatexte, die von 1983 bis 2007 in sechs Bänden erschienen sind. Das Spätwerk? schöpft vor allem aus dem reichen Fundus an lebenslangen Erfahrungen, Erlebnissen und Erinnerungen. Zu nennen sind hier vor allem der Erinnerungsband? „Requiem für Ernst Jandl“ (2001), die Prosasammlung „Die kommunizierenden Gefäße“ (2003) und der Band „Und ich schüttelte einen Liebling“ (2005).

Im Jahr 2008 veröffentlichte die 84-jährige Autorin den Band „Paloma“, der 99 Briefe? an einen „lieben Freund“ enthält. Bestimmende Themen sind das Altern, das Erinnern, die Trauer um den verstorbenen Lebens- und Schreibgefährten Ernst Jandl? sowie die Furcht vor dem Versiegen der poetischen Einbildungskraft. Ein Rezensent sah in dem Buch eine „Wiener Melange“, melancholisch und heiter. Ein anderer lobte vor allem das faszinierende Ineinander von Erinnerung und Gegenwart.

„Scardanelli“ (2009)

Nach dem Alter Ego des wahnsinnig gewordenen Hölderlin, mit dessen Namen dieser viele seiner späten Texte zu unterzeichnen pflegte, ist der Gedichtband benannt, den Friederike Mayröcker 2009 herausbrachte: Scardanelli. Er enthält 40 Gedichte, die zwischen Januar und September 2008 entstanden und in denen Friederike Mayröcker dem hymnischen? Ton? und den freien Rhythmen Hölderlins folgt: "Ich möchte / leben Hand in Hand mit Scardanelli", so heißt es darin an einer Stelle.

Vor allem für diesen Band wurde die Dichterin mit dem Hermann-Lenz-Preis? 2009 geehrt. Das Buch fasse die "weitgespannte poetische Arbeit dieser Sprachkünstlerin zusammen", so der Stifter, die Herbert Burda Media. Im Jahr 2010 erhielt Mayröcker für "dieses Jäckchen (nämlich) des Vogel Greif" den Peter-Huchel-Preis? für deutschsprachige Lyrik.

Friederike Mayröcker lebt in Wien.

Übrigens ...

hat Friederike Mayröcker ihr Kinderbuch „Zittergaul“ (1989) mit eigenen Zeichnungen ausgestattet.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Friederike Mayröcker bei Jokers
  • Die Abschiede. EA 1980. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002, ISBN: 978-3518379080
  • Reise durch die Nacht. EA 1984. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1984, ISBN: 978-3518047002
  • Das Herzzereißende der Dinge. EA 1985. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1990, ISBN: 978-3518220481
  • Requiem für Ernst Jandl. EA 2001. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001, ISBN: 978-3518412169
  • Die kommunizierenden Gefäße. EA 2003. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003, ISBN: 978-3518124444
  • Mein Arbeitstirol. EA 2003. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003, ISBN: 978-3518413937
  • Und ich schüttelte einen Liebling. EA 2005. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN: 978-3518458228
  • Paloma. EA 2008. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN: 978-3518419564
  • Scardanelli. EA 2009. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN: 978-3-518-42068-3
  • dieses Jäckchen (nämlich) des Vogel Greif. Gedichte 2004-2009, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN: 978-3518421062
  • ich bin in der Anstalt. Fusznoten zu einem nichtgeschriebenen Werk. Suhrkamp Verlag, Berlin 2010, ISBN: 978-3518421666
  • vom Umhalsen der Sperlingswand, oder 1 Schumannwahnsinn. Suhrkamp Verlag, Berlin 2011, ISBN: 978-3518421987
  • ich sitze nur GRAUSAM da. Suhrkamp Verlag, Berlin 2012, ISBN: 978-3518422830
  • Von den Umarmungen. Insel Verlag, Berlin 2012, ISBN: 978-3458193524

Hörbücher

  • brütt oder Die seufzenden Gärten. 2 CDs. Der Hörverlag, München 1998, ISBN: 978-3895847431
  • Fünf Mann Menschen. Cassette. Klett Verlag, Stuttgart 2002, ISBN: 978-3122613310

Sekundärliteratur

  • Arnold, Heinz Ludwig (Hg.): Friederike Mayröcker. Edition Text + Kritik, München 1994, ISBN: 978-3883771793
  • Frickenstein, Maria: Die akustischen Wortwelten einer Welterfinderin. Zu den Hörspielen Friederike Mayröckers. Diplomica Verlag, Hamburg 2002, ISBN: 978-3832452476
  • Kühn, Renate: Friederike Mayröcker oder „Das Innere des Sehens“. Aisthesis Verlag, Bielefeld 2002, ISBN: 978-3895284007

Links

Bitte Krümelpfad unten nicht verändern


Hauptseite | Buchmenschen | Buchmenschen A-Z | M | Mayröcker, Friederike

Daten hochladen
Buecher-Wiki Verlinken
FacebookTwitThis
Pin ItMister Wong
RSS-Feed RDF-Feed ATOM-Feed

schliessen