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Kemal, Yaşar

Yaşar Kemal (geb. 6. Oktober 1923 in Hemite / heute Gökçedam) ist ein türkischer Schriftsteller kurdischer Abstammung. Mit dem Roman „Memed, mein Falke“ (1955) wurde er zum meistgelesenen Schriftsteller der Türkei. Kemal erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1997 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Leben und Schreiben

Yaşar Kemal - (c) Maria Kapcisk

Yaşar Kemal (eigentlich Kemal Sadık Gökçeli) wurde am 6. Oktober 1923 in Hemite im Süden der Türkei geboren. Seine Eltern waren kurdischer Abstammung und mussten während des Ersten Weltkriegs aus Anatolien vor der russischen Besatzung fliehen. Auf ihrer Flucht gelangten sie in die Provinz Çukurova und ließen sich in dem Dorf Hemite nieder. Als Kemal fünf Jahre alt war, wurde er Zeuge, wie sein Vater beim Gebet in der Moschee ermordet wurde. Durch den Schock verlor er die Sprache, die er erst später durch das Singen alter Volkslieder wiederfand.

Nach dem Tod des Vaters wuchs Kemal in großer Armut auf. Als einziges Kind in seinem Dorf lernte er Lesen und Schreiben. Um seine Familie zu ernähren, arbeitete er als Tagelöhner auf Baumwollfeldern, war Wasserträger, Schuhmacher, Fabrikarbeiter und Gehilfe des Dorflehrers. Von dem Geld, das er nebenbei sparte, kaufte er sich schließlich eine alte Schreibmaschine und ging als so genannter Straßenschreiber in eine kleine Stadt. Dort schrieb er für Bauern, die nicht Lesen und Schreiben konnten, Dokumente und Briefe.

Wanderjahre als Reporter

Kemal sammelte bereits als Schüler alte Volksliteratur? und Mythen aus seiner Heimat. Später knüpfte er daran an und veröffentlichte 1941 einen Aufsatz?, der sich seltenen Formen des anatolischen Volkslieds widmete. 1943 folgte ein umfangreicher Sammelband? zum gleichen Thema. Ab 1951 druckte die populäre Istanbuler Zeitung „Cumhuriyet“ erste Erzählungen Kemals. Sie erregten großes Aufsehen, denn sie schilderten das Elend der Landbevölkerung und waren im Stil der Umgangssprache? geschrieben – in der Türkei jener Jahre etwas vollkommen Ungewohntes.

Wegen politischer Anfeindungen und Morddrohungen veröffentlichte Kemal von nun an unter einem Pseudonym. In den folgenden Jahren war er als Reporter? fast überall in der Türkei unterwegs und prangerte soziale Ungerechtigkeit und die Verflechtung von Politik und Korruption an. Nie zuvor waren solche Reportagen? in der türkischen Presse erschienen, und einige führten sogar zu heftigen Debatten in der Nationalversammlung. Viele Erfahrungen, die Kemal als Journalist sammelte, flossen in sein schriftstellerisches Werk? ein.

Der Memed-Zyklus entsteht

Zu internationalem Ruhm gelangte Kemal mit seinem Erstlingsroman? „Memed, mein Falke“ (1955), der auf Empfehlung der UNESCO und des internationalen PEN-Clubs in mehr als 40 Sprachen übersetzt wurde. Im Mittelpunkt des auf historischen Begebenheiten beruhenden Romans steht Memed – ein gutherziger Räuber, Rebell und Rächer der armen Landbevölkerung. Memed nimmt den abenteuerlichen Kampf gegen Unterdrückung und Ausbeutung auf und wird zum Hoffnungsträger der einfachen Leute, die unter der Willkür und Brutalität des allmächtigen Großgrundbesitzers Abdi Aga leiden. Später folgten noch die Memed-Romane „Die Disteln brennen“ (1969), „Das Reich der Vierzig Augen“ (1984) und „Der letzte Flug des Falken“ (2003). Mit diesem Zyklus? wurde Kemal zu einem der beliebtesten und wortmächtigsten Erzähler der modernen türkischen Literatur.

Die Anatolische Trilogie

In den Jahren von 1960 bis 1968 veröffentlichte Kemal seine ebenfalls sehr erfolgreiche Anatolische Trilogie?, die aus den Bänden „Der Wind aus der Ebene“ (1960), „Eisenerde, Kupferhimmel“ (1963) und „Das Unsterblichkeitskraut“ (1968) besteht. Darin erzählt Kemal von der verschworenen Schicksalsgemeinschaft der landlosen Bauern der Taurusdörfer, die immer wieder mit Stolz, Hass, Liebe und Verzweiflung gegen die Mächtigen aufbegehren. Auf der Suche nach Rettung finden sie Zuflucht bei den uralten Mythen und Traumwelten ihrer anatolischen Heimat. In dieser archaischen Sagenwelt gibt es die Figur des Tasbasoglu, der unbeugsam und stolz durchs Leben geht. Kann er das Dorf retten und den armen Menschen endlich Frieden bringen? Mit Blick auf die Anatolische Trilogie? sagte Lukas Marcel Vosicky?: „Kemals Bücher liest man nicht – man hört sie. Es sind Epen, erzählt mit getragener Stimme, die an Kindertage erinnern, da noch Märchen das Tor zu den Träumen öffneten.“

„Das Lied der Tausend Stiere“ (1971)

Doch Kemal war stets mehr als der Anwalt der Unterdrückten und Sprachlosen: In seinem 1971 veröffentlichten Roman „Das Lied der Tausend Stiere“ thematisierte er den Untergang der Lebensform der Nomaden. Der Roman steht am Anfang von Kemals kritischer Auseinandersetzung mit der Wechselbeziehung von Natur und Zivilisation, von Individuum und Gesellschaft. Wobei er immer von einer Vision der Harmonie und des Ausgleichs zwischen traditioneller und moderner Lebensform geleitet wurde. In „Das Lied der Tausend Stiere“ erzählt Kemal vom türkischen Nomadenstamm der Karacullu, die aus den Bergen hinunter in die Ebene ziehen, um sich ein Winterquartier zu suchen. Aber wo einst ihre Zelte standen, dröhnen jetzt Lastwagen auf breiten asphaltierten Straßen, und Traktoren beackern riesige Reisfelder, die bis an den Horizont reichen. Für die unwürdigsten Rastplätze müssen die Karacullu viel Geld bezahlen – mehr Geld, als sie besitzen. Am Ende sind sie gezwungen, ihr Vieh zu verkaufen – und gleichbedeutend damit geben sie auch ihre Zukunft und Identität aus der Hand. „Das Lied der Tausend Stiere“ gilt als eines von Kemals schönsten Büchern, denn trotz der tragischen Geschichte gelingt es ihm, den Blick humorvoll und optimistisch nach vorne zu richten.

Mutiges Engagement für die Armen und Verfolgten

Für sein literarisches Werk? wurde Kemal vor allem im Ausland mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. So erhielt er unter anderem den Prix Mondial Cino del Duca? (1982) und den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1997). Die Laudatio zum Friedenspreis hielt Günter Grass und lobte neben den herausragenden literarischen Qualitäten vor allem das selbstlose und mutige Engagement für die Armen und Verfolgten. Dieses Engagement hatte immer wieder zu Konflikten mit dem türkischen Staat geführt, der Kemal Volksverhetzung und Anstachelung zum Hass vorwarf. Erst in jüngster Zeit kam es zu einer deutlichen Entspannung, und Kemals Lebenswerk wurde mit dem Kulturpreis des türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül (2008) gewürdigt.

Yaşar Kemal und seine Frau Thilda Serrero sind seit 1952 verheiratet und haben einen Sohn.

Übrigens ...

hat Yaşar Kemal als Kind bei einem Unfall sein rechtes Auge verloren.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Werke von Yasar Kemal bei Jokers
  • Memed, mein Falke. EA 1955. Unionsverlag, Zürich 2005, ISBN: 978-3293203501
  • Der letzte Flug des Falken. EA 2003. Unionsverlag, Zürich 2003, ISBN: 978-3293003163
  • Die Disteln brennen. EA 1969. Unionsverlag, Zürich 2001, ISBN: 978-3293200128
  • Das Reich der Vierzig Augen. EA 1984. Unionsverlag, Zürich 2007, ISBN: 978-3293204034
  • Eisenerde, Kupferhimmel. EA . Unionsverlag, Zürich 1992, ISBN: 978-3293200173
  • Das Lied der Tausend Stiere. EA . Unionsverlag, Zürich 1997, ISBN: 978-3293200869

Hörbücher

  • Der Granatapfelbaum. 2 CDs. Jumbo Neue Medien, Hamburg 2006, ISBN: 978-3833715433
  • Memed, mein Falke. 6 CDs. Jumbo Neue Medien, Hamburg 2008, ISBN: 978-3833722479

Sekundärliteratur

Links

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