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Die Brontës in Haworth

von<br> Ann Dinsdale

Die Brontës in Haworth, Buchcover - (c) Gerstenberg Verlag

Die Brontës? – bekannt sind in erster Linie die drei Schwester Charlotte, Emily und Anne durch ihre Gedichte und vor allem ihre Romane. Ihr Leben im 19. Jahrhundert war einsam und tragisch: Die Mutter verstarb, als sie noch Kinder waren, und nur wenige Erinnerungen blieben. Auch die beiden ersten Töchter des Ehepaars Brontë, Elisabeth und Maria, starben im Alter von nur zehn Jahren. Der Tod sollte allgegenwärtig bleiben, denn auch Anne? und Emily? erreichten nicht einmal die 30.

Viele der persönlichen Gedichte sind von einem melancholischen, teils selbstzerstörerischen Ton geprägt. Immer wieder auf Internaten oder als Gouvernante unterwegs, kehren alle Brontës regelmäßig nach Haworth in die Einsamkeit der Moorlandschaft zurück. Sie blieben Zeit ihres Lebens unverheiratet, nur Charlotte, die ihre Geschwister überlebte, ging zuletzt eine Vernunftehe ein.

Charlotte, Emily und Anne wird in diesem Buch von Ann Dinsdale je ein eigenes Kapitel gewidmet, das nicht nur Jahreszahlen auflistet, sondern stattdessen intensiv auf den Charakter der Schwestern eingeht. Es finden sich persönliche Zeichnungen und Fotos von Handschriften? sowie der Landschaft. Besonders diese Handschriften faszinieren. Alle Geschwister haben schon in frühster Kindheit angefangen, ihre eigenen Fantasiewelten zu entwerfen. So entstanden die berühmten Gondal- und Angriasagen, die heute leider nicht mehr vollständig erhalten sind. Doch so manche winzige Seite hat überlebt: In kleinen Büchlein, manchmal kaum 3 cm groß, schrieben sich die Brontës in eine andere Welt.

Aber nicht nur schriftstellerisch waren sie herausragend, sondern auch besonders, was das Malen und Zeichnen betrifft. Porträts, die sie gegenseitig voneinander malten, zeigen erstaunlich detailgetreu und lebensecht, was für Menschen Charlotte, Emily und Anne waren. Hierzu gibt es ein eigenes Kapitel im Buch "Das Schaffen der Brontës"; dabei wird natürlich auch auf die wichtigsten Romane der Schwestern eingegangen:

  • Charlotte: "Jane Eyre", "Shirley", "The Professor" und "Villette"
  • Anne?: "Agnes Grey" und "The Tenant of Wildfell Hall"
  • Emily?: "Wuthering Heights", der wohl bekannteste Roman, in deutscher Übersetzung als "Die Sturmhöhe" bekannt.

Die meisten Romane wurden in ihrer Zeit mit Protest aufgenommen. Zwar unter den männlichen Pseudonymen Currer (Charlotte), Ellis (Emily) und Acton (Anne) Bell geschrieben, waren die behandelten Themen und das Streben der Gesellschaftsromane nach sozialer Wirklichkeitsnähe dem Publikum? von damals suspekt. Man wollte nicht lesen, wie eine emanzipierte Frau ihren trinkenden Mann verlässt, und "Wuthering Heigths" wurde wegen seines leidenschaftlichen Inhalts und der Schilderung sexueller Gefühle von Frauen im prüden viktorianischen England geradezu verrissen?.

Die drei Schwester sind jedoch nicht die einzigen berühmten Brontës: Auch der Vater Patrick, der als Pfarrer in der Einsamkeit des Moors für die frühe private Bildung der Töchter sorgte, die Mutter Maria wie der nicht minder begabte Sohn Branwell, der durch Alkohol und Drogen ein frühes und tragisches Ende fand, werden genau porträtiert. Selbst die beiden früh verstorbenen Töchter Maria und Elisabeth, die zwar nicht selbst geschrieben haben, aber Einfluss auf ihre Schwestern hatten, werden mit in die Betrachtungen aufgenommen. Außerdem erfährt man auch etwas über andere Gesellschaftsschichten der Zeit, beispielsweise über die Bediensteten Nancy und Sarah Garrs, Martha Wright, Tabitha Aykroyd und Martha Brown. Durch deren Berichte und Briefe ist vieles aus dem Hause Brontë bewahrt worden. Ebenso wird auch der bedeutendsten Brontë-Biographin? Elizabeth Gaskell, einer Zeitgenossin der Brontës und Bekannten des Vaters, sowie anderen Biographen ein eigenes Kapitel gewidmet.

Des Weiteren kann man sich in dem fotografisch exquisit angelegten Buch an zahlreichen hochwertigen Fotos von Haworth und Umgebung erfreuen, auch an Abbildungen aus dem Inneren des Pfarrhauses. Es entsteht ein lebendiges Bild der Zeit, seiner Menschen, der Gesellschaft. Aus dem Pfarrhaus wurde das heutige Museum, das den Eindruck erweckt, die Schwestern seien eben einmal aus dem Zimmer gegangen und kehrten gleich an den Tisch zurück. Eine Zeittafel? gibt auf mehreren Seiten einen Überblick über die wichtigsten Daten im Leben der Brontës. Ein sehr empfehlenswertes Buch für jeden Literaturunterricht oder einfach zum Stöbern.

Originalbeitrag unter www.alliteratus.com

Literaturangaben

  • Dinsdale, Ann: Die Brontës in Haworth. Mit zahlreichen Fotografien von Simon Warner, aus dem Englischen von Brigitte Beier, Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2007. 160 S., 29,95 €, ISBN: 978-3836929615

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