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Kundera, Milan

Milan Kundera (geb. 1. April 1929 in Brünn/Tschechoslowakei) ist ein tschechischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler?. Für sein literarisches Werk? wurde er mit zahlreichen internationalen Literaturpreisen ausgezeichnet.

Leben und Schreiben

Milan Kundera wurde am 1. April 1929 als Sohn von Dr. Ludvík Kundera und Milada Kunderová-Janosikova in Brünn/Tschechoslowakei geboren. Sein Vater war ein bekannter Pianist und Musikwissenschaftler, von 1948 bis 1961 leitete er die Musikhochschule Brünn. Kunderas älterer Cousin ist der tschechische Schriftsteller Ludvik Kundera?, der 1993 mit dem renommierten Österreichischen Staatspreis? für Übersetzungen ausgezeichnet wurde.

Kundera erhielt bei seinem Vater Klavierunterricht. Daneben lernte er Komposition bei den bekannten Musikern Pavel Haas und Václav Kaprál. 1948 machte er in Brünn das Abitur. Im selben Jahr trat er in die Kommunistische Partei (KP) ein, aus der er 1950 wegen „feindlichen Denkens und individualistischer Neigungen“ wieder ausgeschlossen wurde. Als Gymnasiast verfasste Kundera erste lyrische Arbeiten, zuvor hatte er Gedichte von ausländischen Autoren ins Tschechische übertragen – darunter verschiedene Gedichte des russischen Avantgardedichters? Wladimir Majakowski?. Nach dem Abitur begann Kundera an der Prager Karls-Universität ein Studium der Musik und Literatur. Kurze Zeit darauf wechselte er an die Filmfakultät, wo er die Fächer Regie und Drehbuch belegte und 1952 den Abschluss machte.

Schriftsteller und Galionsfigur

Milan Kundera - (c) Editions Gallimard

Nach dem Studium war Kundera Dozent für Weltliteratur an der Filmfakultät der Akademie der musischen? Künste in Prag. Daneben verfasste er Gedichte, Romane, Theaterstücke und Essays. Außerdem gehörte er zum Redaktionsstab? bedeutender tschechischer Literaturzeitschriften? wie „Literárni noviny“ und „Listy“. Seine literarische Laufbahn begann Kundera als Lyriker. Mit seinen beiden ersten Gedichtbänden „Der Mensch – Ein weiter Garten“ (1953) und „Monologe“ (1957) machte er auch im Ausland auf sich aufmerksam. Während Ersterer vorwiegend politische Themen behandelt (Kundera war trotz seines permanenten Konflikts mit der offiziellen Parteidoktrin ein überzeugter Kommunist), enthält „Monologe“ hauptsächlich sensible Liebesgedichte aus intellektueller Perspektive.

Der Durchbruch als Schriftsteller gelang Kundera mit seinem 1967 erschienenen Debütroman? „Der Scherz“, in dem er sich mit dem Stalinismus in der Tschechoslowakei auseinandersetzt. Doch das Jahr 1967 ist auch noch aus einem weiteren Grund von großer Bedeutung in Kunderas Leben: Durch seinen couragierten Auftritt beim vierten tschechischen Schriftstellerkongress wurde er zu einer international beachteten Galionsfigur des Prager Frühlings. Wie viele andere tschechoslowakische Intellektuelle unterstützte er den Reformkurs Alexander Dubčeks und bemühte sich um die Demokratisierung des Landes sowie um einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz.

Mit dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts am 21. August 1968 in Prag endete diese Phase der Entspannung. Der Stalinismus und die alten Apparatschiks kehrten zurück. Kundera verlor seine Dozentur an der Filmhochschule in Prag, sein Drama „Ptákovina“ (1969; dt. Zwei Ohren, zwei Hochzeiten) wurde vom Spielplan gestrichen und er erhielt Publikationsverbot?. Außerdem entfernten die Behörden die bereits veröffentlichten Werke aus allen tschechischen Buchhandlungen und öffentlichen Bibliotheken.

In dieser Zeit entstanden die beiden Romane „Das Leben ist anderswo“ (1973) und „Abschiedswalzer“ (1976), die Kundera ohne Rücksicht auf die Zensur? schreiben konnte – denn da er von den tschechischen Kulturpolitikern zur unerwünschten Person gestempelt worden war, war an eine Veröffentlichung in der Tschechoslowakei ohnehin nicht mehr zu denken. Kundera verfasste die Romane in dem Bewusstsein, dass sie seine letzten literarischen Werke? sein würden.

Diese vermeintliche Erkenntnis hat sich auch auf Inhalt und Ton der Romane niedergeschlagen: Kundera rechnet rigoros mit seiner kommunistischen Vergangenheit ab, wobei immer wieder melancholische Töne zu vernehmen sind. Zu besonderer Bekanntheit gelangte der Roman „Das Leben ist anderswo“, in dessen Mittelpunkt der in Prag lebende Dichter Jaromil (die meisten Helden Kunderas haben nur einen Vornamen oder Initialen) steht. Jaromil erlebt die von der Bevölkerung mit Euphorie begrüßte Machtübernahme durch die Kommunisten im Jahr 1948. Vor diesem Hintergrund, der mit allen Anzeichen einer allgemeinen Zeitenwende ausstaffiert ist, stellt Kundera tiefsinnige Meditationen über das Leben und die menschliche Existenz an. Der Roman, der wie fast alle Romane Kunderas aus sieben Teilen besteht, erschien 1973 zuerst in französischer Übersetzung. Im selben Jahr wurde „Das Leben ist anderswo“ in Frankreich mit dem „Prix Médicis étranger?“ als bestes ausländisches Buch ausgezeichnet. Kurz darauf erschien der Roman in den meisten westeuropäischen Ländern und in Polen.

„Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ (1984)

Im Jahr 1975 folgte Kundera einem Lehrauftrag der Universität Rennes. Ab 1978 lebte Kundera in Paris, wo er eine ordentliche Professur für Komparatistik? und Romantheorie an der renommierten Ecole des Hautes Études übernommen hatte. 1979 entzog ihm die tschechische Regierung als Reaktion auf „Das Buch vom Lachen und Vergessen“ (1979) die Staatsbürgerschaft der Tschechoslowakei.

In Paris entstand der Roman „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ (1984), der Kundera international zum Durchbruch als Schriftsteller verhalf und sein im kommerziellen Sinne erfolgreichstes Buch wurde. Der Roman, in dem Kundera eine formvollendete polyphone? Erzähltechnik? verwendet, spielt vor den wechselvollen Kulissen des Prager Frühlings und des Einmarschs der Warschauer-Pakt-Truppen. Der flatterhafte Chirurg Tomas steht im Mittelpunkt einer erotischen Dreiecksgeschichte, die von Liebe, Musik, Kitsch, Untreue, Schwindel, Witz, Sexualität und – Leichtigkeit bestimmt wird. Kundera schrieb über seinen Roman, dass er genauso leicht sei wie ein einzelnes Menschenleben, unerträglich leicht, leicht wie Federn, wie aufgewirbelter Staub, wie etwas, das morgen nicht mehr sein wird: Eben die Unwiederholbarkeit sei es, die diese unerträgliche Leichtigkeit ausmache.

Die internationale Kritik lobte vor allem die Kunstfertigkeit, mit der politische, philosophische und erotische Motive versponnen sind. Die Originalausgabe? von „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ erschien 1985 im tschechischen Exilverlag Sixty-Eight Publishers in Toronto. 1988 wurde der Bestseller von dem amerikanischen Regisseur Philipp Kaufman erfolgreich verfilmt.

„Die Unsterblichkeit“ (1990)

Es folgte der Liebesroman „Die Unsterblichkeit“ (1990) – Kunderas erster Roman, der (noch auf Tschechisch geschrieben) in Frankreich spielt. Darin stellt Kundera Reflexionen über das Thema Unsterblichkeit an, gleichzeitig kritisiert er die westliche Zivilisation, die unter dem Diktat von Ökonomie, Technokratie und radikaler Selbstentfremdung stehe. 1994 wurde Kundera für seinen Roman „Die Unsterblichkeit“ mit dem Jaroslav-Seifert-Preis? ausgezeichnet. Nach dem polemischen? Essayband „Verratene Vermächtnisse“ (1992) und seinem ersten auf Französisch geschriebenen Roman „Die Langsamkeit“ (1994) veröffentlichte Kundera die Liebesgeschichte „Die Identität“, die von der Literaturkritik überwiegend positiv aufgenommen wurde. Letzterer bildet zusammen mit den beiden folgenden Romanen „Die Langsamkeit“ (1995) und „Die Unwissenheit“ (2000) den so genannten „französischen Zyklus“, in dem Kundera die Möglichkeiten oder auch Unmöglichkeiten der Liebe in der modernen Welt und die innerliche Zerrissenheit des Menschen unter die Lupe nimmt.

„Der Vorhang“ (2005)

2005 legte Kundera den viel gelobten Essayband „Der Vorhang“ vor, in dem er in vielen verschiedenen Anekdoten, Analysen und Szenen ein Bild Europas und der Welt am Beispiel der großen Romane der Weltliteratur entwirft. Der Rezensent der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ strich vor allem Kunderas Mut zur scharfen Detailbeobachtung und unorthodoxen Positionen hervor.

Kundera ist seit 1967 mit Vera Hrabánková verheiratet. Das Paar lebt sehr zurückgezogen in Paris.

Übrigens ...

gibt Kundera seit 1985 nur noch schriftlich Interviews, da er sich oft als unrichtig zitiert empfand. Außerdem ließ er die meisten Übersetzungen seiner Romane überprüfen und überarbeiten.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Milan Kundera bei Jokers
  • Der Scherz. EA 1967. München, dtv 1998, ISBN: 978-3423125215
  • Das Leben ist anderswo. EA 1973. München, dtv 2000, ISBN: 978-3423127301
  • Das Buch vom Lachen und Vergessen. EA 1979. München, dtv , ISBN: 978-3423127905
  • Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins. EA 1984. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 1987, ISBN: 978-3596259922
  • Das Buch der lächerlichen Liebe. EA 1986. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 1997, ISBN: 978-3596501175
  • Die Kunst des Romans. EA 1986
  • Die Unsterblichkeit. EA 1990. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 1992, ISBN: 978-3596106721
  • Verratene Vermächtnisse. EA 1992. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 1996, ISBN: 978-3596129881
  • Die Langsamkeit. EA 1995. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 1998, ISBN: 978-3596130887
  • Die Identität. EA 2000. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 2000, ISBN: 978-3596143573
  • Der Vorhang. EA 2005. München, Hanser Verlag 2005, ISBN: 978-3446206595

Hörspiele

  • Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins. CD. München, Random House 2007, ISBN: 978-3866043978

Sekundärliteratur

  • Chvatik, Kvetoslav: Die Fallen der Welt. Der Romancier Milan Kundera. Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 1996, ISBN-13: 978-3596129768

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