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McCullers, Carson

Carson McCullers (geb. 19. Februar 1917 in Columbus/Georgia; gest. 29. September 1967 in Nyack/New York) war eine amerikanische Schriftstellerin. Zu Berühmtheit gelangte sie mit ihrem Debütroman? „Das Herz ist ein einsamer Jäger“ (1940).

Leben und Schreiben

Carson McCullers - (c) Henry Cartier-Bresson

Carson McCullers wurde als Lula Carson Smith am 19. Februar 1917 in Columbus/Georgia geboren. Ihr Vater war Goldschmied und Uhrmacher. Als sie fünf Jahre alt war, bekam sie ein Klavier und Musikunterricht. Sie hatte den Wunsch, Konzertpianistin zu werden – täglich übte sie bis zu fünf Stunden und wurde von renommierten Klavierlehrern unterrichtet. Als sie 14 Jahre alt war, schenkte ihr der Vater eine Schreibmaschine. Fortan gab es zwei große Leidenschaften in ihrem Leben: das Klavierspielen und das Schreiben. Ihre Lieblingsautoren waren Fjodor Dostojewski, Anton Tschechow? und Leo Tolstoi?.

1934 absolvierte Carson McCullers die Columbus High School. Im Anschluss war sie als Lokalreporterin? beim „Columbus Enquirer“ tätig. Dann studierte sie Musik an der Columbia University, 1935 wechselte sie an die Universität von New York. Neben ihrem Studium arbeitete sie als Kellnerin, Klavierspielerin und Autorin für Comicserien. Außerdem besuchte sie Abendkurse in Kreativem Schreiben. 1937 heiratete sie den Bankbeamten Reeves McCullers, von dem sie sich 1940 wieder scheiden ließ. 1945 heiratete sie ihn zum zweiten Mal. Gemeinsam lebten sie lange Zeit in Europa, zumeist in Paris. 1953 beging Reeves McCullers in einem Pariser Hotel Selbstmord.

Ihre erste Erzählung veröffentlichte Carson McCullers 1936 unter dem Titel „Wunderkind“. Die autobiographisch gefärbte Erzählung erschien in der Avantgarde-Zeitschrift „Story“, in der auch Autoren wie Truman Capote?, Jerome D. Salinger? und Tennessee Williams? publizierten. In „Wunderkind“ erzählt Carson McCullers die Geschichte eines sensiblen fünfzehnjährigen Mädchens, das an der Schwelle zum Erwachsensein steht. Die Menschen in ihrer Umgebung halten sie für ein musikalisches Wunderkind, denn am Klavier gelingt ihr alles. Sie verzaubert ihre Zuhörer. Sie erntet Lob und Liebe. Dann kommt ein Nachmittag, an dem sie versagt. Durch die Enttäuschung stellt sie ihr ganzes Leben in Frage.

"Das Herz ist ein einsamer Jäger" (1940)

Im Mai 1940 erschien der Roman „The Heart is a Lonely Hunter“ (dt. Das Herz ist ein einsamer Jäger), der Carson McCullers schlagartig berühmt machte und die literarische Welt in Staunen versetzte. McCullers hatte zunächst mit einem literarischen Reinfall gerechnet. Als die Auflagen? explodierten, war die 23-jährige Autorin fassungslos. Es geschah etwas, womit sie niemals gerechnet hätte: Sie verdiente Geld mit ihren Büchern. Die New York Herald Tribune und andere wichtige Zeitungen brachten euphorische Rezensionen. Der Roman „Das Herz ist ein einsamer Jäger“ spielt in einer kleinen Stadt im amerikanischen Süden. Dort lebt der taubstumme Graveur John Singer. Um ihn versammeln sich vier Menschen – ein junges Mädchen, ein Restaurantbesitzer, ein schwarzer Arzt und ein Marxist. Von Singer, dem sie ihre Sünden beichten, erhoffen sie sich Erlösung. Doch sie finden Leid, Krankheit und menschliche Isolation. Der Roman, der betont einfach in der Art eines Märchens erzählt wird, enthält im Kern alle Merkmale der späteren Werke von Carson McCullers: die Atmosphäre der Traurigkeit, den Blick für das melancholische Detail und die einsamen, unglücklichen Charaktere. Der Nihilismus der Autorin lässt keine hoffnungsfrohe Botschaft zu. Seelische Isolation sei die Basis der meisten ihrer Themen, sagte Carson McCullers über ihr Schreiben.

"Das Mädchen Frankie" (1946)

Kurz vor der Scheidung zog Carson McCullers nach New York, wo sie in der Künstlerkommune „February House“ lebte. Dort erlitt sie ihren ersten Schlaganfall, von dem sie sich nur mühsam erholte. Bereits im folgenden Jahr erschien unter dem Titel „The reflections in a Golden Eye“ (1941; dt. Spiegelbild im goldenen Auge) ihr zweiter Roman. Der Schauplatz ist eine kleine Garnison in den Südstaaten. Dort ist vor einigen Jahren ein Mord geschehen, an dem ein Soldat mit unschuldigem Blick, roten Lippen und Ponyfransen im Gesicht beteiligt war. Der Roman ist ein virtuoses Spiel mit Schein und Wirklichkeit, mit Schuld und Unschuld.
Für den folgenden Roman „The Member of the Wedding“ (1946; dt. Das Mädchen Frankie) wurde sie 1950 mit dem Preis der New Yorker Theaterkritiker ausgezeichnet. Die Handlung spielt im August des Jahres 1944. Über den Baumwollplantagen liegt eine sengende Hitze. Innerhalb von drei Tagen durchlebt die zwölfjährige Heldin Frankie Addams eine radikale Wandlung. Von ihrer Umwelt ist sie ohnehin isoliert. Nun wird ihr auch noch der eigene Körper fremd. Wie ihr Vorname Frankie andeutet, lebt sie in einem geschlechtslosen Zustand. Am Ende ihrer Kindheit steht eine Reihe bitterer Enttäuschungen. Unter den Pubertätsromanen der amerikanischen Literatur? steht „Das Mädchen Frankie“ gleichbedeutend neben Jerome D. Salingers? „Catcher in the Rye“ (1951; dt. Der Fänger im Roggen). Mit Tennessee Williams? als Berater schrieb Carson McCullers eine Bühnenfassung? des Romans, die 1950/51 zu den gefeierten Erfolgsstücken am New Yorker Broadway zählte.

Carson McCullers galt als eines der großen Erzähltalente der amerikanischen Literatur?. Tennessee Williams? hielt sie für den bedeutendsten Autor Amerikas, wenn nicht gar der Welt. Nach weiteren Schlaganfällen war Carson McCullers an den Rollstuhl gefesselt. Ihre Beine und Arme waren gelähmt. Sie lebte in einem Landhaus in Nyack in der Nähe von New York. Ihren letzten großen Roman „Clock without hands“ (1961; dt. Uhr ohne Zeiger) soll sie der Schreibmaschine mit einem Finger abgerungen haben. In dem Roman erzählt sie die Geschichte des Apothekers Malone, der nur noch ein Jahr zu leben hat. Er zieht die Bilanz seines Lebens und kommt zu dem Ergebnis: Alles war durchschnittlich. Ein Leben, wie er es sich erträumt hatte, hat niemals stattgefunden. Vielleicht ist das letzte Jahr das intensivste seines Lebens?

"Die Ballade vom traurigen Café" (1951)

Neben ihren Romanen hat Carson McCullers auch eine Reihe von Erzählungen geschrieben. Die bedeutendste erschien 1951 unter dem Titel „The Ballad of the Sad Café“ (dt. Die Ballade vom traurigen Café). Eine Frau und zwei Männer leben in einer Dreiecksbeziehung. Die Geschichte endet in einem Gewaltexzess: Bevor die beiden Männer die Frau gemeinsam verlassen, zerstören sie ihr Café. „Die Ballade vom traurigen Café“ gilt als formal brillant. Der Nihilismus? der Autorin lässt erneut weder Trost noch Hoffnung zu. Was ihre Protagonisten auch tun, sie verstehen einander nicht. Jeder lebt einsam und unglücklich.

Die Autobiographie

Carson McCullers starb am 29. September 1967 in Nyack/New York. Auf dem Sterbebett hatte sie noch ihre Autobiographie diktiert, die jedoch unvollendet bleiben musste. Cullers blickt darin auf ihre Kindheit in Georgia zurück, auf ihre Anfänge als Schriftstellerin sowie auf die Freundschaften mit Tennessee Williams?, Karen Blixen?, Elizabeth Bowen und Marilyn Monroe.

Auch die stürmische Ehe mit Reeves McCullers ist Gegenstand des Lebensrückblicks. Der Briefwechsel? der Schriftstellerin mit ihrem Ehemann ist dem Buch beigefügt, ebenso das 34-seitige Exposé zu ihrem frühen Erfolg "Das Herz ist ein einsamer Jäger". Dieses Exposé ist der Literaturkritikerin der Neuen Zürcher Zeitung zufolge der "stärkste, jedenfalls der gedanklich dichteste Text im Buch". Eine Rezensentin empfahl besonders die Briefe zur Lektüre - als eine "aufschlussreiche Studie über Gedächtnis und Verdrängung".

Nicht zuletzt bringt McCullers ihre schwere Krankheit in dem Buch zur Sprache, das denn auch nach Ansicht der Kritiker bereits deutlich davon gezeichnet ist. In deutscher Übersetzung erschien die Autobiographie erstmals 2002.

Übrigens ...

Carson McCullers reiste gerne. Auch als sie schon an den Rollstuhl gefesselt war. Ihre letzte Reise unternahm sie im Frühjahr 1967. Auf einer Tragbahre flog sie nach Irland. Dort besuchte sie den Filmregisseur John Huston in seinem Landhaus.

Auszeichnungen

  • 1943 Preis der American Academy of Arts an Letters
  • 1950 Preis der New Yorker Theaterkritiker

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Carson McCullers bei Jokers
  • Das Herz ist ein einsamer Jäger. EA 1940. Zürich, Diogenes Verlag 2002, ISBN: 978-3257201437
  • Spiegelbild im goldnen Auge. EA 1941. Zürich, Diogenes Verlag 2002, ISBN: 978-3257201444
  • Frankie. Roman. Zürich, Diogenes Verlag 2012, ISBN: 9783257242256 EA 1946
  • Die Ballade vom traurigen Café. EA 1951. Zürich, Diogenes Verlag 2002, ISBN: 978-3257201451
  • Uhr ohne Zeiger. EA 1961. Zürich, Diogenes Verlag 2007, ISBN: 978-3257201468
  • Gesammelte Erzählungen. Zürich, Diogenes Verlag 2005, ISBN: 978-3257235029
  • Die Autobiographie. Illumination and Night Glare. Frankfurt am Main, Schöffling & Co. 2002, ISBN: 978-3895616099

Hörbücher

  • Das Herz ist ein einsamer Jäger. 7CDs. München, Random House Audio 2004, ISBN: 978-3898306874
  • Die Ballade vom traurigen Cafe. 3CDs. Zürich, Diogenes Verlag 2006, ISBN: 978-3257800142

Sekundärliteratur

  • Henning, Peter: Carson McCullers. Frankfurt am Main, Neue Kritik 1997, ISBN: 978-3801503178

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