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Erzählung

<div style="padding:10px; border:1px solid red;"> Die Erzählung bezeichnet

  • die mündliche oder schriftliche Darstellung von realen oder fiktiven Ereignissen und deren Abfolge. Sie ist Gegenstand der Erzähltheorie oder auch Narratologie. In diesem - weiteren - Sinne ist die Erzählung ein universales Phänomen und folgt einer Jahrtausende alten Tradition. Vom Begriff der Geschichte ist sie dadurch unterschieden, dass dieser die Abfolge der Handlungen und Ereignisse in einem festgelegten zeitlichen Zusammenhang selbst meint. Wenn eine Geschichte in einem sprachgebundenen Medium? überliefert wird, wird sie zur Erzählung im weiteren Sinn.
  • im engeren Sinn eine literarische Gattung innerhalb der Grundgattung Epik, die sich aber nicht eindeutig von anderen epischen Gattungen abgrenzen lässt. Diese Gattung wird hier behandelt.

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Definition

Die Erzählung ist eine literarische Einzelgattung innerhalb der Grundgattung Epik. Als solche ist sie nicht nach exakt festgelegten Kriterien zu bestimmen. Häufig überschneidet sie sich mit anderen epischen Gattungen (Kurzgeschichte, Roman, Novelle, Märchen, Anekdote u.a.). Erzählungen werden oft in Abgrenzung zu anderen epischen Gattungen definiert. Sie gelten zum Beispiel als kürzer, weniger figuren- und ideenreich und nicht so komplex wie Romane. Und im Gegensatz zu Novellen drehen sie sich in der Regel nicht um ein oder zwei Hauptereignisse – beziehungsweise überraschende Momente – und sind meist nicht derart straff durchkomponiert. Im Vergleich zur Kurzgeschichte ist sie meist umfangreicher und weniger pointiert?.

Aufbau

Normalerweise wird der Handlungsverlauf einer Erzählung chronologisch und durchgängig aus einer Perspektive vorgestellt. Rückblenden, die zeitlich versetzt zur Handlung angesiedelt sind, werden meist in Briefform oder als Erinnerung direkt in die Handlung integriert.

Der Aufbau einer Erzählung lässt sich idealtypisch in Einleitung, Hauptteil und Abschluss einteilen, ohne dass dieser Ablauf zwangsläufig gegeben sein muss. So ist die Einleitung nicht unbedingt nötig. Wenn es sie gibt, dient sie in der Regel einer Einführung in die Situation und verdeutlicht die Perspektive, aus der das Geschehen geschildert wird.

Der Leser erfährt zum Beispiel, wer der Erzähler ist oder ob rückblickend erzählt wird. Im Hauptteil ist die Handlung normalerweise in vollem Gange, sie kann sich zuspitzen oder auf einen Höhepunkt zusteuern. Zum Abschluss kommt es möglicherweise zu einer Lösung des Konflikts oder zu einem überraschenden Schluss. Ebenso gut kann eine Erzählung ein offenes Ende aufweisen.

Eine nähere Analyse der Struktur erlaubt die Erzähltheorie (Narratologie). Am Einzelfall lassen sich unterschiedliche Erzählperspektiven (neutral, auktorial, personal, Ich-Perspektive) und Erzählmethoden? (reflektierend, zeitraffend, zeitdilatierend) bestimmen.

Gérard Genettes Erzähltheorie

Die strukturalistische? Erzähltheorie nach Gérard Genette? erlaubt es, erzählende Texte nach folgenden Kategorien zu analysieren: Zeit, Modus der Erzählung, Stimme des Erzählers. Demnach kann die Zeitebene einer Erzählung nach den Kategorien von Ordnung, Dauer und Frequenz bestimmt werden.

Die Kategorie der Ordnung bezieht sich auf die Reihenfolge der erzählten Ereignisse. In vielen erzählenden Texten ist die chronologische Abfolge der erzählten Ereignisse (Zeit der Geschichte) nicht identisch mit dem sprachlichen Ablauf der Erzählung selbst (Zeit der Erzählung). So gibt es Beispiele, in denen der Schluss der Handlung am Anfang des Textes steht (Prolepse?) . Oder es gibt Erzählungen, in denen zum Schluss noch einmal zu einer dramatischen Situation rückgeblendet wird (Analepse?). Grundsätzlich spricht man in allen Fällen von einer Anachronie?.

Die Dauer bezeichnet das Verhältnis zwischen der Zeitspanne, die das Erzählen im Verhältnis zum Erzählten einnimmt, meint also das Verhältnis von Erzählzeit und erzählter Zeit. Beispiel: Die Beschreibung eines Blitzes, der nur Sekunden dauert, kann in einer Erzählung auf mehreren Seiten beschrieben werden. Man spricht in diesem Fall von einer zeitdehnenden Erzählweise, weil hier der Vorgang des Erzählens länger dauert als das erzählte Ereignis. Umgekehrt können in einer Erzählung mehrere Jahrhunderte in wenigen Worten abgehandelt werden. Dann spricht man von einer Zeitraffung.

Wenn das Geschehen und die Erzählung etwa den gleichen Zeitraum einnehmen, handelt es sich um zeitdeckendes Erzählen. Dies trifft häufig auf Dialoge? zu. Extreme Formen sind die Ellipse? und die Pause?. Bei der Ellipse? wird – meist Unwichtiges – im Erzählen weggelassen. Die Erzählung steht also still, während das Geschehen weiter geht, so dass der Eindruck eines „Zeitsprunges“ entsteht. Die Pause? dagegen bezeichnet einen Stillstand der Handlung, während sich die Erzählung fortsetzt. Das passiert, wenn Abschweifungen oder für das Geschehen unwichtige Betrachtungen vorgenommen werden.

Bezogen auf die Frequenz unterscheidet Genette? drei Formen: Singulativ (was einmal geschieht, wird einmal erzählt), Repetitiv (was einmal geschieht, wird mehrmals erzählt) und Iterativ (was mehrmals geschieht, wird einmal erzählt).

Sekundärliteratur

  • Genette, Gerard: Die Erzählung. Stuttgart, UTB 1998, ISBN: 978-3825280833
  • Martinez, Matias / Scheffel, Michael: Einführung in die Erzähltheorie. München, C. H. Beck Verlag 2003, ISBN: 978-3406471308
  • Petersen, Jürgen H.: Erzählsysteme. Eine Poetik epischer Texte. Stuttgart, Metzler Verlag 1993, ISBN: 978-3476008961

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