diesen Kommentar bitte stehen lassen Hauptseite | Literatur | Sprachwissenschaft | Semiotik


Bitte Krümelpfad oben nicht verändern, erst ab hier nach unten Texte ändern

Semiotik

Semiotik ist die Wissenschaft von den Zeichen und Zeichensystemen in Natur und Kultur. Sie wird als ein Spezialgebiet der Sprachwissenschaft angesehen, denn alle Zeichensysteme können als Sonderfälle von Sprache verstanden werden. Manche Sprachwissenschaftler sehen es aber gerade umgekehrt und verstehen die Sprachwissenschaft als Teilgebiet der Semiotik - in diesem Fall gilt die Sprache als ein Zeichensystem unter vielen.

Die Semiotik lässt sich ihrerseits in drei weitere Teilgebiete untergliedern: Semantik, Syntax und Pragmatik?. Ein bedeutender Vertreter der Semiotik ist der italienische Schriftsteller und Literaturwissenschaftler? Umberto Eco.

Definition

Semiotik (von gr. sema = Zeichen) ist die Wissenschaft von den Zeichen und Zeichensystemen in Natur und Kultur. Sie spielt überall dort eine bedeutende Rolle, wo Kommunikation (z. B. zum Austausch von Informationen oder zur Unterhaltung) stattfindet. Wobei die Kommunikation nicht zwangsläufig mit sprachlichen Zeichen erfolgen muss, auch nicht-sprachliche Zeichen wie z. B. in der Musik, Malerei, Architektur oder im Film werden von der Semiotik untersucht und analysiert. Doch damit nicht genug: Mit der Kommunikation unter Tieren befasst sich die Zoosemiotik.

Im Zusammenhang mit Wörtern und Texten ist die Semiotik ein wichtiges Spezialgebiet der Linguistik, die detaillierte Theorien dazu entwickelt hat. Die zentralen Analyseobjekte der Semiotik sind schriftliche literarische Texte (z. B. der Roman „Mephisto“ von Klaus Mann?), mündliche literarische Texte (z. B. das Märchen, das die Oma dem Enkel vor dem Einschlafen erzählt) und nicht-literarische Texte (z. B. die Bedienungsanleitung des defekten E-Books). Wichtigste Voraussetzung, um einen Text nach den Methoden der Semiotik zu untersuchen, ist das Vorhandensein eines Senders (z. B. Buch) und eines Empfängers (z. B. Leser), die sich in einem anhaltenden Zustand der Kommunikation befinden.

Die Semiotik ist, sofern sie sich mit sprachlichen Zeichen und Zeichensystemen befasst, ein wichtiges Spezialgebiet der Linguistik. Sie lässt sich ihrerseits in drei weitere Teilgebiete untergliedern. Wichtige Beiträge zu dem Thema lieferte der amerikanische Philosoph und Sprachwissenschaftler? Charles William Morris? („Foundations of the Theory of Signs“, 1938).

Wichtige Fachbegriffe der Semiotik

Das Nachdenken über Zeichen und Zeichensysteme ist so alt wie die abendländische Philosophie. Aber wenn wir von Semiotik im heutigen Sinn reden, so ist sie eine Wissenschaft des 20. Jahrhunderts, die den kulturellen Avantgardebewegungen wie z. B. Dadaismus und Surrealismus viele wichtige Impulse verdankt. Wer sich in Schule, Beruf oder Freizeit mit den spannenden Arbeitsfeldern und Forschungsmethoden der Semiotik befasst, der wird dabei mit verschiedenen, stets wiederkehrenden Fachbegriffen zu tun haben. Es folgt eine Einführung in die zentralen Fachbegriffe der Semiotik:

Sprachliche Zeichen bestehen immer aus einem a) Signifikanten (z. B. der Buchstabenfolge „Baum“), b) einem Signifikat, also der Vorstellung, die die Buchstabenfolge „Baum“ bedeutet und c) einem Referent bzw. mehreren Referenten, also die konkreten Objekte, die die Buchstabenfolge „Baum“ bedeuten kann.

Ein Beispiel. In einem Roman steht der Satz: „Jenseits der Friedhofsmauer brannte ein schöner, uralter Baum in der friedlichen Abenddämmerung.“ In diesem Fall ist die Buchstabenfolge „Baum“ der Signifikant, die Vorstellung „Eiche“ das Signifikat und „Fichte, Lärche, Buche, Esche usw.“ die Referenten.

Die meisten Signifikate lassen sich in verschiedene semantische Merkmale zergliedern, die jedoch von Empfänger zu Empfänger sehr unterschiedlich sein können. Während der eine Empfänger, der den Satz abends im Bett liest, bei „Eiche“ an „groß + stark + Eicheln + deutsche Mythologie + Märchen“ denkt, denkt der andere, der möglicherweise jahrzehntelang als Baumfäller gearbeitet hat, an „Motorsäge + Tinnitus + Schatten + Mittagsbrot“.

Wenn man bedenkt, aus wie vielen Wörtern ein Roman besteht, und wie viele semantische Zergliederungen demzufolge theoretisch möglich sind, dann bekommt man einen Eindruck von der Komplexität der Semiotik und der Weitläufigkeit dieses wichtigen Spezialgebiets der Linguistik.

Die Vieldeutigkeit moderner Literatur

Was an einzelnen Wörtern (z. B. „Baum“) durchgeführt werden kann, also die Frage nach verschiedenen Les- und Verständnisarten von Texten und ihre Abhängigkeit von wandelbaren kulturellen Zeichen und Zeichensystemen, das lässt sich auch auf ganze Werke? der Literatur anwenden. Erste Überlegungen zu dem Thema machte sich bereits Gotthold Ephraim Lessing in seinem Traktat? „Laokoon. Oder: Über die Grenzen der Malerei und Poesie“ (1766). Wesentliche Diskussionsbeiträge aus jüngerer Zeit stammen von Umberto Eco, der der Semiotik als eigenständiger Wissenschaft ab den 1960er Jahren international zum Durchbruch verhalf. Seine wichtigsten Schriften zu dem Thema sind „Das offene Kunstwerk“ (1962), „Einführung in die Semiotik“ (1968) und „Semiotik. Entwurf einer Theorie der Zeichen“ (1976).

Nach Eco beruht die Sprache auf standardisierten Einheiten, die eine feste Codierung haben. Im Unterschied zu anderen Zeichensystemen: Bilder seien nur schwach codiert und müssten bei jedem Rezeptionsvorgang des Bildes neu entschlüsselt werden. Eco spricht in diesem Zusammenhang von einer „Unschärfe des Bildes“, die den Betrachter ständig zu neuen Kommentaren, Interpretationen und Lesarten herausfordere. Das Resultat seine eine Polysemie (Vieldeutigkeit) von bildlichen Zeichen. Anders als ein sprachliches Zeichen erzähle ein bildliches Zeichen eine ganze Geschichte. So ist für Eco der semiotische Gegenwert eines Bildes nicht etwa ein einzelnes Wort, sondern ein komplettes literarisches Werk?, also z. B. ein Roman, eine Novelle oder ein Sonett?.

In seiner Schrift „Das offene Kunstwerk“ überträgt Eco die Polysemie der bildlichen Zeichen auf literarische Werke?, indem er Texte der Avantgarde (z. B. „Ulysses“ von James Joyce) als offene, vieldeutige Kunstwerke interpretiert. Eco stellt die These auf, dass im modernen, offenen Kunstwerk der Leser zum Koproduzenten des Autors werde. Denn durch die semantische Vieldeutigkeit der sprachlichen Zeichen produziere jeder Leser einen eigenen, ganz individuellen Sinn- und Bedeutungsinhalt. Bildungsgrad, Lebenserfahrung, Assoziationsvermögen und Einbildungskraft des Lesers entscheiden laut Eco über die Wirkung, die ein literarisches Werk? beim Leser entfaltet.

Neben Umberto Eco sind Hans Ulrich Gumbrecht? und Roland Barthes? wichtige Vertreter der Semiotik.

Literatur

  • Döblin, Alfred: Berlin Alexanderplatz. Dtv, München 1996, ISBN: 978-3423002950
  • Joyce, James: Ulysses. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN: 978-3518458167
  • Proust, Marcel: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN: 978-3518397091

Sekundärliteratur

  • Eco, Umberto: Einführung in die Semiotik. UTB, Stuttgart 2002, ISBN: 978-3825201050
  • Eco, Umberto: Das offene Kunstwerk. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002, ISBN: 978-3518278222
  • Volli, Ugo: Semiotik. Eine Einführung in ihre Grundbegriffe. UTB, Stuttgart 2002, ISBN: 978-3825223182

Bitte Krümelpfad unten nicht verändern


Hauptseite | Literatur | Sprachwissenschaft | Semiotik

Daten hochladen
Buecher-Wiki Verlinken
FacebookTwitThis
Pin ItMister Wong
RSS-Feed RDF-Feed ATOM-Feed

schliessen