diesen Kommentar bitte stehen lassen Hauptseite | Buchmenschen | Buchmenschen-Register | H | Hauptmann, Gerhart


Bitte Krümelpfad oben nicht verändern, erst ab hier nach unten Texte ändern

Hauptmann, Gerhart

Gerhart Hauptmann - (c) Ullstein Buchverlage

Gerhart Hauptmann (geb. 15. November 1862 in Ober-Salzbrunn/Schlesien; gest. 6. Juni 1946 in Agnetendorf/Schlesien) war ein deutscher Schriftsteller.

Mit Werken wie „Vor Sonnenaufgang“ (1889) und „Die Weber“ (1892) gilt er als bedeutendster deutscher Dramatiker? des Naturalismus. 1912 wurde Gerhart Hauptmann mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

Leben und Schreiben

Gerhart Hauptmann wurde am 15. November 1862 in Ober-Salzbrunn/Schlesien als Sohn des Hotelbesitzers Robert Hauptmann und dessen Frau Maria (geb. Strähler) geboren. Er war der jüngere Bruder von Carl Hauptmann?. Von 1874 bis 1878 besuchte er die Realschule am Zwinger in Breslau. Danach begann er eine landwirtschaftliche Ausbildung, zunächst auf dem Rittergut eines Onkels in Lohning/Schlesien, später im nahe gelegenen Lederose. Aus gesundheitlichen Gründen brach Hauptmann die Ausbildung ab und trat im Oktober 1880 in die Bildhauerklasse an der Breslauer Königlichen Kunst- und Gewerbeschule ein, wo er Schüler des Bildhauers Robert Härtel (1831-1894) war.

Von Oktober 1883 bis März 1884 lebte Hauptmann als Bildhauer in Rom. Nach einer Typhuserkrankung kehrte er aus Italien nach Deutschland zurück, wo er im Sommer 1884 in die Zeichenklasse der Kunstakademie Dresden eintrat. 1885 heiratete Hauptmann die Großkaufmannstochter Marie Thienemann, deren Vermögen Hauptmann wirtschaftlich unabhängig machte. Aus der Ehe gingen drei Söhne hervor. Wenige Wochen nach der Hochzeit zog das Paar nach Erkner bei Berlin, wo Hauptmann engen Kontakt mit dem naturalistischen Berliner Dichterverein?Durch?“ pflegte. Zu dem Dichterverein? gehörten so unterschiedliche Autoren wie Bruno Wille?, Karl Bleibtreu? und Wilhelm Bölsche?. Außerdem verkehrte Hauptmann mit den Schriftstellern Richard Dehmel? und Otto Erich Hartleben?. Zu seinem intellektuellen Umfeld gehörte auch die Schriftstellerin und spätere Freud-Schülerin Lou Andreas-Salomé?.

„Vor Sonnenaufgang“ (1889)

Bis 1891 lebte Hauptmann als freier Schriftsteller in Berlin. In dieser Zeit entstanden die Novelle „Bahnwärter Thiel“ (1888) und die Dramen „Vor Sonnenaufgang“ (1889) und „Die Weber“ (1892), die Gerhart Hauptmann zu einem der führenden Dramatiker? der Moderne machten. Im Vordergrund der meisten Bühnenstücke Hauptmanns steht der unterdrückte, an sich selbst oder der Umwelt scheiternde Mensch. Besonders spektakuläre Wirkung erzielte Hauptmann mit dem sozialen Drama „Vor Sonnenaufgang“, mit dem er dem Naturalismus, als dessen wichtigster deutscher Vertreter er gilt, in Deutschland zum Durchbruch verhalf. Das Drama, dessen ursprünglicher Titel „Der Säemann“ lautete, war unter dem Eindruck des „Papa Hamlet“ von Arno Holz? und Johannes Schlaf? entstanden.

In dem Stück geht es um eine vom Alkoholismus geplagte Familie: Loth scheint Helene aus ihrer kranken Familie retten zu können. Doch als er erfährt, dass die gesamte Familie an Alkoholismus leidet, verlässt er sie und versetzt ihr damit den Todesstoß. Das Stück endet in einer Katastrophe. Theodor Fontane empfahl „Vor Sonnenaufgang“ an Otto Brahm?, der das Drama am 20. Oktober 1889 durch seine „Freie Bühne?uraufführte?. Die „Freie Bühne?“, die im April 1889 gegründet worden war, brachte zahlreiche Werke Hauptmanns in nichtöffentlichen und daher zensurfreien? Vorstellungen zur Uraufführung. Dieser Umweg über Brahms?Freie Bühne?“ war nötig, denn in der damaligen Zeit waren Hauptmanns Stücke große Provokationen und die preußische Polizei reagierte nicht selten mit rigiden Zensurmaßnahmen, die eine öffentliche Aufführung unmöglich machten.

„Die Weber“ (1892)

Es folgten die Dramen „Das Friedensfest“ (1890) und „Einsame Menschen“ (1891), die ebenfalls durch die „Freien Bühne?“ uraufgeführt wurden. Nach einer Reise durch das Riesengebirge und das schlesische Webergebiet verfasste Hauptmann das Drama „Die Weber“ (1892), das als sein bedeutendstes Bühnenstück gilt. Das „Schauspiel aus den vierziger Jahren“, so lautet der Untertitel, ist ursprünglich in schlesischem Dialekt? geschrieben („De Waber“), fast gleichzeitig entstand die hochdeutsche? Fassung. In dem Stück bearbeitet Hauptmann den Weberaufstand von 1844, wobei er sich sehr genau an den Gang der historischen Ereignisse anlehnt und sogar das damals populäre „Weberlied“ übernimmt.

Das Drama kennt keinen traditionellen Helden mehr, an die Stelle des einzelnen Helden tritt das Volk, die Weber. Armut, Hunger und Arbeitslosigkeit, hervorgerufen durch die Einführung der maschinellen Weberei, treiben die schlesischen Weber zum Aufstand gegen die kapitalistischen Unternehmer. Die sozialen Probleme führen zur Revolte, in deren Verlauf ausgerechnet die alte Hilse stirbt, die sich als einzige nicht an dem Aufstand beteiligt hat. Hauptmann hat das Stück seinem Vater gewidmet, dessen Erzählung er die Kenntnis vom Aufstand der Werber 1844 verdankte. Die Uraufführung fand am 26. Februar 1893 durch die „Freie Bühne?“ in Berlin statt. Zur ersten öffentlichen Aufführung des Stücks, das von den preußischen Behörden als „Umsturzdrama“ tituliert und damit zum weithin sichtbaren Politikum erhoben wurde, kam es am 25. September 1894 im Deutschen Theater in Berlin. Kaiser Wilhelm II. kündigt nach der Uraufführung im Deutschen Theater seine dortige Loge.

„Der Biberpelz“ (1893)

Zu den bedeutenden sozialkritischen? Dramen Gerhart Hauptmanns gehört auch die Diebeskomödie „Der Biberpelz“ (1893), die im Berliner Vorstadtmilieu Ende der 1880er Jahre spielt. Eine Fortsetzung? des Stücks erschien 1901 unter dem Titel „Der rote Hahn“. 1894 trennte sich das Ehepaar Hauptmann – bereits im Vorjahr war es durch die Bekanntschaft Hauptmanns mit der Musikstudentin Margarete Marschalk zu einer Ehekrise gekommen. Im Januar 1896 wurde Hauptmann in Wien mit dem Grillparzer-Preis? ausgezeichnet – in den Jahren 1899 und 1905 erhielt er den Preis? noch zwei weitere Male.

Im Oktober 1896 weigerte sich Kaiser Wilhelm II., Hauptmann den Königlichen Schillerpreis zu verleihen – Grund dafür war die (aus Sicht des Monarchen) auf Umsturz sinnende Tendenz von Hauptmanns Bühnenstücken. 1901 siedelte Hauptmann nach Agnetendorf in Schlesien über, das im Wechsel mit Berlin, Hiddensee und später Italien zum ständigen Wohnsitz wurde. Im Juni 1904 heiratete Hauptmann Margarete Marschalk. Aus der Ehe ging ein Sohn hervor.

„Die Ratten“ (1911)

Unter großem Publikumsinteresse wurde Hauptmanns Tragikomödie „Die Ratten“ am 13. Januar 1911 im Berliner Lessingtheater uraufgeführt. Das Stück spielt im kleinbürgerlich-proletarischen Milieu?. Schauplatz? ist eine ehemalige Berliner Kavalleriekaserne. Dort hausen die Figuren des Stücks, deren seelischer und moralischer Zustand durch die Ratten, die im Keller und auf dem Dachboden ihr Unwesen treiben, symbolisiert wird. Hauptmann, der in dem Stück seinen antiidealistischen Standpunkt mit den Mitteln der Ironie? pointiert? zum Ausdruck brachte, zeigt die Figuren in ihrer sozialen Determiniertheit und menschlichen Isolation. Bis heute hat sich das Stück auf der Bühne behauptet.

Im Jahr 1912 wurde Gerhart Hauptmann für sein dramatisches Werk?, mit dem er an die Tradition des Bürgerlichen Trauerspiels? anknüpfte und sich um eine Erneuerung der Tragödie bemühte, mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Nach Theodor Mommsen? (1902), Rudolf Eucken? (1908) und Paul Heyse? (1910) war Hauptmann der vierte deutsche Träger des Literaturnobelpreises.

„Vor Sonnenuntergang“ (1932)

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, den Gerhart Hauptmann zunächst euphorisch begrüßt hatte, bekannte er sich im November 1918 zur Weimarer Republik. In den Tagen nach dem Zusammenbruch der Monarchie erschien im „Berliner Tageblatt“ eine von zahlreichen Intellektuellen und Künstlern unterschriebene Erklärung Hauptmanns, in der die Bereitschaft der Kunstschaffenden bekundet wird, am Aufbau eines demokratischen Staates mitzuwirken.

Während der Weimarer Republik? galt Hauptmann neben Thomas Mann als einer der bedeutendsten Repräsentanten des europäischen Geisteslebens und der deutschen Literatur. An seine großen dramatischen Erfolge aus der Zeit des Kaiserreichs konnte Hauptmann jedoch nicht mehr anknüpfen. Vom 1. bis 20. August 1922 fanden in Breslau die Gerhart-Hauptmann-Festspiele statt. 1926 wurde Hauptmanns Schauspiel „Dorothea Angermann“ uraufgeführt. 1928 trat Hauptmann in die Preußische Akademie der Künste? (Sektion Dichtkunst) ein.

Am 16. Februar 1932 kam es im Deutschen Theater in Berlin zur letzten Uraufführung eines seiner Dramen in Deutschland zu seinen Lebzeiten – das Stück trug den symbolischen Titel „Vor Sonnenuntergang“ (1932). Darin knüpft Hauptmann stilistisch an seine frühen naturalistischen Dramen an und schildert die verwilderten Leidenschaften eines alten Mannes.

„Das Abenteuer meiner Jugend“ (1937)

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 blieb Gerhart Hauptmann in Deutschland. Er lebte zurückgezogen in Agnetendorf, ohne sich politisch zu betätigen, er versuchte jedoch, sich mit den neuen Machthabern zu arrangieren, um sein Werk? nicht zu gefährden. Mit diesem Verhalten enttäuschte er viele seiner Freunde, die ins Exil gegangen waren und von ihm eine ähnliche Entscheidung erwartet hätten. Während des Dritten Reiches veröffentlichte Hauptmann unter anderem die autobiographischen Bücher „Im Wirbel der Berufung“ (1936) und „Das Abenteuer meiner Jugend“ (1937).

Gerhart Hauptmann starb am 6. Juni 1946 in Agnetendorf. Er wurde später in Kloster auf Hiddensee beigesetzt.

Übrigens ...

war Thomas Mann ein großer Bewunderer Gerhart Hauptmanns. Mit der Figur des Mynheer Peeperkorn hat er ihm 1924 in seinem Roman „Der Zauberberg“ ein literarisches Denkmal gesetzt.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Gerhart Hauptmann bei Jokers
  • Bahnwärter Thiel. Und andere frühe Meistererzählungen. EA 1888. Berlin, Ullstein Taschenbuchverlag 1995, ISBN: 978-3548237558
  • Vor Sonnenaufgang. EA 1889. Berlin, Ullstein Taschenbuchverlag 1998, ISBN: 978-3548235646
  • Die Weber. EA 1892. Berlin, Ullstein Taschenbuchverlag 1989, ISBN: 978-3548039015
  • Der Biberpelz. Eine Diebskomödie. EA 1893. Berlin, Ullstein Taschenbuchverlag 1998, ISBN: 978-3548234267
  • Fuhrmann Henschel. EA 1898. Berlin, Ullstein Taschenbuchverlag 1994, ISBN: 978-3548235554
  • Rose Bernd. EA 1903. Berlin, Ullstein Taschenbuchverlag 1996, ISBN: 978-3548239583
  • Die Ratten. Berliner Tragikomödie. EA 1911. Berlin, Ullstein Taschenbuchverlag 1998, ISBN: 978-3548235639
  • Vor Sonnenuntergang. EA 1932. Berlin, Ullstein Taschenbuchverlag 1996, ISBN: 978-3548235653

Hörbücher

  • Bahnwärter Thiel. 2 CDs. Elbtal-Dorchheim, Zyx Music 2004, ISBN: 978-3920111216

Sekundärliteratur

  • Leppmann, Wolfgang: Gerhart Hauptmann. Eine Biographie. Berlin, Ullstein Taschenbuchverlag 2007, ISBN: 978-3548369570
  • Marx, Friedhelm: Gerhart Hauptmann. Ditzingen, Reclam Verlag 1998, ISBN: 978-3150176085

Links

Bitte Krümelpfad unten nicht verändern


Hauptseite | Buchmenschen | Buchmenschen-Register | H | Hauptmann, Gerhart

Daten hochladen
Buecher-Wiki Verlinken
FacebookTwitThis
Pin ItMister Wong
RSS-Feed RDF-Feed ATOM-Feed

schliessen