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Epos (Versepos)

<div style="padding:10px; border:1px solid red;"> Das Epos bezeichnet

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Die Tradition des Versepos geht auf Homer zurück. Dessen Werke „Odyssee“ und „Ilias“ gelten als die ältesten überlieferten Versepen – und markierten zugleich den Beginn der abendländischen Literatur.

Definition

Das Versepos ist ein in gleichartig gebauten Strophen? oder Versen gebundenes literarisches Werk. Als solches ist es eine Form der epischen (erzählenden) Dichtung. In der Regel umfasst es mehrere Teile. Die Bezeichnung Versepos dient der Abgrenzung zu anderen prosaischen Formen der Epik, beispielsweise dem Roman.

Der Begriff Epos (griechisch: Wort, Rede, Erzählung, Gedicht) kennzeichnet eine lange, erzählende und stilistisch ausgefeilte Dichtung. Bereits in der Antike ausgebildet, befasst sich das Versepos meist ausführlich mit dem Leben und den Taten großer historischer Persönlichkeiten oder Sagengestalten.

Aufbau

Ein typisches Merkmal von Versepen (Epen) ist ihre formale Geschlossenheit. In der Regel ist ein gleichmäßiges Versmaß anzutreffen. Versepen der griechischen und lateinischen Antike sind geschrieben im Versmaß des stichischen? Hexameters?, der die Verse mit Hilfe der Silbenlänge strukturiert und keinen Endreim? kennt.

Die Hauptform der altgermanischen Epik war der stichische Stabreim?, der zum Beispiel im Falle des „Heliand?“ (um 830) und des „Beowulf?“ (um 1000) verwendetet wurde. Bei der – im deutschen Sprachraum – in Mittelhochdeutsch abgefassten höfischen Literatur sowie den alt-französischen Epen findet in einer andersartigen Verstechnik oft der paargereimte? vierhebige Vers seine Anwendung.

Entstehung

Erste Versepen sind vor dem Hintergrund archaischer Gesellschaften mit mythischem? Weltbild und religiös legitimierten Herrschaftsformen (der König gilt als gottgleiche Gestalt) entstanden. Dementsprechend sind Inhalt und Sprache meist von feierlichem, erhabenem Charakter. Beliebte Formen sind traditionell das Götter- oder Heldenepos.

Antike Epen sind neben Umfang und Thematik bestimmt durch den erhabenen Stil. Dieser zeichnet sich vor allem durch das Versmaß? des Hexameters? aus, in dem typische Stoffelemente (Zweikampf, Schlacht, Bestattung, Feste, Versammlung der Götter) zur Sprache gebracht werden. Darüber hinaus kennzeichnen den Stil die Beschreibung von Gegenständen (Ekphrasis?) sowie Aufzählungen (Kataloge?) und sprachliche Gestaltungsmittel wie Formeln, ausschmückende Beiwörter (Epitheta ornantia?), Vergleiche und eine unparteiisch-allwissende Erzählhaltung, die oft anonym bleibt.

Schon die ersten Einwohner Griechenlands aus dem ägäischen und minoisch-mykenischen Kulturkreis entwickelten eine mündliche Literatur-Tradition?, von der allerdings keine Zeugnisse erhalten geblieben sind: Arbeitslieder?, Götterhymnen? und erzählende Dichtungen von Göttern und Helden. Diese Tradition griffen im 2. Jahrtausend vor Christus die aus Norden eingewanderten Hellenen auf und schufen auf dieser Grundlage ihre Heldenepen? (griechische Mythologie).

Homers „Ilias“ und „Odyssee“

Die ältesten überlieferten Versepen sind Homers Werke „Ilias“ und „Odyssee“ – zugleich die älteste abendländische Literatur überhaupt. Allerdings ist die Autorschaft Homers ebenso umstritten wie der genaue Zeitpunkt ihrer Entstehung, die zwischen 850 und 700 vor Christus datiert wird. Die beiden Versepen sind bereits zu einer anspruchsvollen Kunstform ausgestaltet und vor allem im ionischen, aber auch im äolischen Dialekt verfasst. Sie bestehen aus ausführlich erzählenden Hexametern?.

So enthält die „Odyssee“ 12.200 Hexameter?-Verse, die wiederum in 24 Gesänge unterteilt sind. Erzählt wird von Odysseus?, dem König der Insel Ithaka, der nach einem zehnjährigen Krieg zehn weitere Jahre in der Welt herumirrt und viele Abenteuer bestehen muss. Anschließend kehrt er als Bettler unerkannt nach Hause zurück. Er sieht, dass sein Haus voller Fremder ist, die sich an seinem Besitz laben und seiner Frau Penelope einreden, er sei tot. Sie soll dazu gezwungen werden, einen von ihnen zu ehelichen. Der Kampf gegen diese Männer ist Odysseus' letztes Abenteuer.

Die Kunstfertigkeit der Homerschen Versmaße? lässt vermuten, dass dessen Versepen nicht den Anfang, sondern den Höhepunkt einer Tradition bildeten. Vorgetragen wurden sie von hauptamtlichen Sängern (Rhapsoden?).

Die alten Römer übernahmen zum Teil die Stoffe der griechischen Vorbilder: Zum Beispiel übersetzte Livius Andronicus? die „Odyssee“ unter dem Titel „Odusia?“ als erstes römisches Epos in gestraffter Form ins Lateinische. Das geschah etwa 240 vor Christus. Auch Naevius? („Bellum Poenicum?“, Erster Punischer Krieg), Vergil? („Aeneis?“, Vorgeschichte der Gründung Roms) und Ovid („Metamorphosen?“, Verwandlungssagen) wurden als Schöpfer von Versepen bekannt.

Als antikes Versepos gilt jenseits des abendländischen Kulturkreises auch „Gilgamesch?”, das berühmteste literarische Werk? aus dem sumerischen Reich des alten Babylon. Es umfasst 3600 Verszeilen und schildert die Abenteuer des Königs Gilgamesch. Es ist beachtlich, dass dieses Werk in vier Sprachen und über die lange Zeitspanne vom 21. bis 6. Jahrhundert vor Christus von Südbabylonien bis Kleinasien überliefert worden ist.

Erwähnenswert ist auch das indische Epos „Mahabharata?” (zwischen 400 v. Chr. und 400 n. Chr. niedergeschrieben). Es umfasst um die 100.000 Doppelverse und ist wesentlicher Bestandteil der hinduistischen Überlieferung. Daneben gilt das „Ramayana?” als zweites indisches Nationalepos. In dieser Kunstdichtung besingt der Autor Valmiki? die Taten und Leiden des mythischen? Helden Rama. Das Ramayana beinhaltet sieben Bücher mit knapp 24.000 Versen. Es entstand zwischen dem 4. Jahrhundert v. Chr. und dem 2. Jahrhundert n. Chr.

Entwicklung

Auch im Mittelalter waren Versepen weit verbreitet. „Heliand?“ und „Beowulf?“ sind zwei berühmte Beispiele. Der „Heliand?“ (um 830 geschrieben) ist ein alt-sächsisches Großepos aus dem frühen Mittelalter und gilt als wesentliches Glied der Entstehungsgeschichte deutschsprachiger Literatur. Es handelt sich um die sächsische Übersetzung des Neuen Testaments (nach dem Syrer Tatian), die Ludwig der Fromme in Auftrag gegeben hatte.

Ein anonymer Verfasser erzählt im „Heliand?“ das Leben Christi in fast 6000 Langzeilen? im Stabreim?. Zum Zwecke der christlichen Missionierung wird Christus dabei zeitgemäß in Person eines sächsischen Herzogs dargestellt. Nach altgermanischem Verständnis tritt er als eine Art Volkskönig auf, die Apostel sind sein Gefolge, aus israelitischen Städten werden sächsische Burgen. Der Zweck war, die Jesus-Geschichte für das Volk verständlich aufzubereiten.

Um das Jahr 1000 wurde der „Beowulf?“ (altengl. für Bienenwolf, poet. für Bär) verfasst. Ein episches Heldengedicht, das in angelsächsischen Stabreimen? formuliert wurde. Es umfasst 3182 Verse. Damit ist es das bedeutendste noch erhaltene Einzelwerk in angelsächsischer Sprache. Weitere bekannte epische Dichtungen des Mittelalters sind das „Hildebrandlied?” (9. Jahrhundert), das „Nibelungenlied?” (12. Jahrhundert), das „Rolandslied?” (12. Jahrhundert), die „Artussage?” (12. Jahrhundert) oder „Die Göttliche Komödie“? (1321). Zu unterscheiden ist zwischen literarischen Epen (Kunstepen) bekannter Autoren und anonym verfassten Volksepen.

In der Renaissance? wurden Versepen zunehmend von neuzeitlichen Prosaformen zurückgedrängt (ein frühes Beispiel ist Boccaccios NovellenzyklusIl Decamerone?“). Das Interesse an Epen schwindet, statt dessen verlagert es sich auf Romane. Versepen sorgen nur noch vereinzelt für Aufmerksamkeit. Etwa im Falle von John Miltons?Das verlorene Paradies?“ (1667-1674). Auch Friedrich Gottlieb Klopstocks?Messias?“ (22.000 Verse) ist ein Erfolg und erscheint ab 1748 in unterschiedlichen Fassungen. Und 1794 erscheint Goethes Version des „Reineke Fuchs?“ als Versepos mit 4312 Versen in Hexametern?, das in zwölf Gesänge unterteilt ist.

Heines „Deutschland. Ein Wintermärchen“

Dennoch gab es auch weiterhin renommierte Literaten, die Versepen verfassten. Als lyrisch-epische Versdichter des 19. Jahrhunderts sind die Romantiker Lord Byron?, John Keats?, Percy Bysshe Shelley? und Alexander Sergejewitsch Puschkin zu nennen. In der deutschsprachigen Literatur ragt Heinrich Heine heraus, der mit den Versepen „Atta Troll: Ein Sommernachtstraum?“ (1841) und dem satirisch-politischen „Deutschland. Ein Wintermärchen“? (1844) in Erscheinung tritt.

Josef Victor von Scheffel? publiziert 1854 das erfolgreiche volkstümliche Versepos „Der Trompeter von Säkkingen“?, Friedrich Hebbel? veröffentlicht 1859 „Mutter und Kind?“, das traditionell in Hexametern? geschrieben ist. Vier Jahre zuvor erscheint in den USA Walt Whitmans? Versepos „Grashalme?“, eine bedeutende Sammlung meist freier Verse. Aus der Feder seines Landsmannes Herman Melville? stammt das 1876 erstmals publizierte Versepos „Clarel?“.

1910 wird Theodor Däublers? dreibändiges Versepos „Das Nordlicht?“ von den Expressionisten mit Begeisterung aufgenommen. Der Österreicher Anton Wildgans? veröffentlicht 1927 mit „Kirbisch oder der Gendarm, die Schande und das Glück“? das einzige bekannte Epos in Hexametern?, das von einem österreichischen Autor stammt. Als moderne Variante epischer Versdichtung lassen sich auch Bertolt Brechts Fragmente? zu einem „Lehrgedicht von der Natur des Menschen?“ (1941-1947) bezeichnen.

Zu den bedeutendsten und einflussreichen literarischen Werken? des 20. Jahrhunderts zählt man T. S. Eliots? Versepos „The Waste Land?“ aus dem Jahr 1922. In das fünfteilige 433-Zeilen-Werk? sind biblische Motive, Bezüge zu Werken Shakespeares und zur Musik Richard Wagners? eingearbeitet. Es geht, der Epoche der Moderne? gemäß, nicht um die Abenteuer eines Helden, sondern um das Phänomen der Entfremdung. Auch Eliots? anglo-amerikanischer Dichter-Kollege Ezra Pound? hat ein berühmtes Versepos geschrieben: sein monumentales Hauptwerk?Cantos?“, dass er allerdings nach über tausend Seiten im Jahr 1959 – nach 42 Jahren (!) – abbrach und als gescheitert ansah.

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts sind keine neuen Formen des Versepos aufgetreten.

Sekundärliteratur

  • Ahlers, Nicole: Das deutsche Versepos zwischen 1848 und 1914. Frankfurt am Main, Peter Lang Verlag 1998, ISBN: 978-3631325919
  • Krüger, Reinhard: Zwischen Wunder und Wahrscheinlichkeit. Die Krise des französischen Versepos im 17. Jahrhundert. Berlin, Weidler Buchverlag 2002, ISBN: 978-3896932181
  • Martin, Dieter: Das deutsche Versepos im 18. Jahrhundert. Studien Und Kommentierte Gattungsbibliographie. Berlin, Walter de Gruyter Verlag 1993, ISBN: 978-3110138160

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