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Parodie

Unter Parodie versteht man die verzerrende oder verspottende Nachahmung eines bereits existierenden und ernst gemeinten literarischen Werkes?. Parodien gibt es in allen Literaturgattungen und bei allen Völkern der Welt.

Definition

Unter Parodie (griech. parodía = Gegengesang) versteht man in der Literatur die verzerrende oder verspottende Nachahmung eines bereits existierenden und ernst gemeinten Werkes. Während die äußere Form des Originals beibehalten wird, wird dessen Inhalt auf eine komische Wirkung hin abgewandelt. Insofern die Parodie an ein anderes Werk anknüpft, stellt sie eine Form von Intertextualität? dar.

Die Komik? der Parodie ist nur dann verständlich, wenn beim Leser die Form und der Inhalt des Originals bekannt sind - wobei nicht unbedingt ein einzelnes Werk zugrunde liegen muss, sondern auch eine ganze Gattung parodiert werden kann.

Besonders häufig treten Parodien in Zeiten gesellschaftlicher und sozialer Konflikte auf, wo sie vor den Augen einer literarisch interessierten Öffentlichkeit die allgemeinen Strömungen und Tendenzen der Zeit kommentieren. Parodien gibt es in allen literarischen Grundgattungen und bei allen Völkern der Welt.

In der deutschen Literatur unterscheidet man zwischen drei verschiedenen Parodieformen, wobei eine eindeutige Abgrenzung nicht immer möglich ist: Es gibt die kritische Parodie, die unter anderem zu dem Zweck verfasst wird, um auf stilistische oder inhaltliche Schwächen des Originals hinzuweisen. Die komische Parodie entsteht häufig aus der Lust des Autors, ernst gemeinte Literatur auf humorvolle und harmlos-unterhaltsame Weise umzubilden. Daneben gibt es die polemische Parodie, die das Original der Lächerlichkeit preiszugeben versucht und sich zu diesem Zweck auch boshafter und schmähender Attacken auf Autor und Werk? bedient.

Parodien wirken meist verspottend, sie können aber auch die verehrende Funktion der Hommage? haben. Wenn sie Gesellschaftskritik zum Inhalt haben, so können sie satirische Funktion? übernehmen. Dem literarischen Parodie-Begriff verwandte Ausdrücke sind Travestie?, Kontrafaktur? und Cento?. Bisher ist es der Literaturwissenschaft noch nicht gelungen, eine saubere terminologische? Trennung zwischen diesen Begriffen durchzuführen.

Entstehung und Entwicklung

Parodien gibt es seit der Antike. Dort entstanden sie zuerst als Reaktion auf die Werke Homers. In diesem Zusammenhang sind insbesondere die komischen Epen „Margites“ (um 500 v. Chr.) und „Batrachomyomachja“ (um 500 v. Chr.) zu nennen. Erste Gipfelleistungen dieses Genres lieferten die Dichter Hipponax? und Hegemon?. Letzter schuf mit „Gigantomachia“ (um 400 v. Chr.) eine der wirkungsvollsten Parodien der Literaturgeschichte. Manchen Literaturwissenschaftlern gilt Hegemon? sogar als Erfinder der Parodie.

Einen weiteren Höhepunkt erreichte die Parodie in den attischen Komödien. Als meisterhaft gelten vor allem Aristophanes?’ Parodien des Euripides?, Platons? Parodien der Rhetorik? einzelner zeitgenössischer Redner und Lukians? Parodien der Mythologie. Im antiken Rom setzte sich diese Tradition fort und erreichte bei Lucilius? und Lukan? eine erneute Blütezeit. Bis ins Mittelalter blieb die Überlieferung der antiken Komödien lebendig.

Die Literatur des späten Mittelalters war im deutschsprachigen Raum reich an Parodien. Zielscheibe des Spotts waren vor allem Minnesang? und höfische Epik, aber auch Vagantendichtung? und dörfliche Dichtung. Ausgehend von dieser Stil prägenden Tradition, die oft einen Zug ins Derbe hatte, erreichte die Parodie in den folgenden Literaturepochen immer wieder neue Höhepunkte. Besonders ergiebig sind Humanismus?, Reformation?, Aufklärung?, Romantik und die Literatur in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – was in der Fachliteratur als Folge sowohl des zunehmenden Stil- und Wertepluralismus als auch der ausgeprägten Kultur des Literatenstreits? gedeutet wird.

Zu den bekanntesten deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts, deren epische, dramatische und lyrische Parodien noch heute einen starken Einfluss auf die Literatur haben, gehören: K. Tucholsky, W. Mehring, B. Brecht, E. Kästner, H. Reimann?, R. Neumann?, P. Rühmkorf und G. Grass.

Das meistparodierte Gedicht der deutschen Literatur ist wohl F. Schillers „Lied von der Glocke“ (1799).

Sekundärliteratur

  • Ax, Wolfram / Glei, Reinhold F. (Hg.): Literaturparodie in Antike und Mittelalter. Trier, Wissenschaftlicher Verlag 1993, ISBN: 978-3884760468
  • Rose, Margaret A.: Parodie, Intertextualität, Interbildlichkeit. Bielefeld, Aisthesis Verlag 2006, ISBN: 978-3895285233
  • Wende-Hohenberger, Waltraud: Goethe-Parodien. Zur Wirkungsgeschichte eines Klassikers. Stuttgart, Metzler Verlag 2001, ISBN: 978-3476452214

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