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Rühmkorf, Peter

Peter Rühmkorf (geb. 25. Oktober 1929 in Dortmund, gest. 8. Juni 2008 im Lauenburgischen nahe Hamburg) war ein deutscher Schriftsteller und Essayist?. Für seine literarischen Arbeiten wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Leben und Schreiben

Peter Rühmkorf wurde am 25. Oktober 1929 als Sohn eines reisenden Puppenspielers und einer Lehrerin geboren. Er wuchs in Warstade-Hemmoor bei Stade in Niedersachsen auf. Sein Pate war Karl Barth?, ein bedeutender Theologe der Bekennenden Kirche. 1950 machte Rühmkorf in Stade das Abitur. Ab 1951 studierte er zunächst Pädagogik und Kunstgeschichte, später Germanistik? und Psychologie in Hamburg. 1957 brach Rühmkorf das Studium ab und verließ die Universität ohne Abschluss.

Peter Rühmkorf auf einem Hörbuch-Cover - (c) Hoffmann und Campe

Bereits während seines Studiums war Rühmkorf als Publizist? und Journalist? tätig: 1951 gab er zusammen mit Werner Riegel? die Literaturzeitschrift?Zwischen den Kriegen?“ heraus, 1955 gehörte er zu den Gründern des später in „konkret?“ umbenannten „Studentenkuriers?“. Eigene Beiträge veröffentlichte Rühmkorf unter verschiedenen Pseudonymen, z. B. Leo Doletzki, Leslie Meier und Johannes Fontara. Zu Bekanntheit gelangten vor allem seine bissigen Kritiken zur modernen Lyrik, die er überwiegend in der legendären „Lyrikschlachthof“-Kolumne? publizierte. Als Student rief Rühmkorf außerdem die „Neue Studentenbühne“ und den „arbeitskreis progressive kunst“ ins Leben. Zusammen mit Werner Busse, Peggy Parnass? und Klaus Rainer Röhl? gründete er das Studentenkabarett „Die Pestbeule“.

1955 nahm er als Mitglied einer gesamtdeutschen Jugenddelegation an einer sechswöchigen Chinareise teil, 1956 war er Delegierter auf dem IV. Internationalen Studentenkongress in Prag.

„Über das Volksvermögen“ (1967)

Seine berufliche Laufbahn begann Rühmkorf 1958 als Lektor im Rowohlt-Verlag?, wo er bis 1964 tätig war. Im Anschluss ließ er sich als freier Schriftsteller in Hamburg nieder und entfaltete eine emsige publizistische? und journalistische? Tätigkeit für Zeitungen?, Zeitschriften?, Funk und Fernsehen. Ab 1969 übernahm Rühmkorf Gastdozenturen an deutschen und internationalen Universitäten, unter anderem lehrte er 1969/70 an der University of Austin (USA) und 1978 an der Universität Warwick (England).

Rühmkorf-Porträt von Horst Janssen auf einem Reclam-Cover - (c) Reclam

Sein literarisches Debüt? gab Rühmkorf bei der „Gruppe 47“, der er bis zu ihrer Auflösung angehörte. Mit seinen scharfsinnigen, kunstvoll-schnoddrigen Gedichten avancierte Rühmkorf rasch zu einem der populärsten Lyriker? der Bundesrepublik. Der bissig-ironische Ton?, die Lust an der Parodie und ein Faible für das scheinbar Belanglose sind die Merkmale seiner Lyrik. Vom Feuilleton? wurde ihm schnell das Etikett „intellektueller Sprachvirtuose“ verliehen – eine Schublade, die der Vielgestaltigkeit seines literarischen Schaffens nicht gerecht wird. Auch sein eigenes Werk? begleitete Rühmkorf stets als Kritiker, so gab er vielen seiner Gedichtbände poetologische? Essays bei, in denen er z. B. den Leser über den langwierigen Entstehungsprozess eines Gedichtes bis ins kleinste Detail aufklärt. Zu seinen literarischen Vorbildern zählte Rühmkorf so unterschiedliche Autoren wie Friedrich Gottlieb Kloppstock?, Joseph von Eichendorff, Heinrich Heine, Jakob van Hoddis?, Joachim Ringelnatz und Gottfried Benn?.

Zu den bedeutendsten Publikationen seiner frühen Schaffensphase gehören die beiden Lyrikbände „Kunststücke“ (1962) und „Irdisches Vergnügen in g“ (1959) sowie die Lyrikanthologie? „Über das Volksvermögen – Exkurse in den literarischen Untergrund“ (1967). Letztere enthält derb-drastische, häufig ins Obszöne travestierte? Kinderreime, Wirtinnenverse, Werbesprüche und Flüsterwitze. 1972 legte er unter dem Titel „Die Jahre, die ihr kennt – Anfälle und Erinnerungen“ eine Mischung aus Autobiographie, Zeitkritik und überaus treffsicheren Porträts von Schriftstellerkollegen wie Günter Grass, Hans Magnus Enzensberger und Walter Höllerer? vor.

„TABU“ (1995/2004)

Der Durchbruch als Dramatiker? blieb Rühmkorf jedoch verwehrt. Mit seinen Stücken „Lombard gibt den Letzten“ (1972) und „Was heißt hier Volsinii? – Bewegte Szenen aus dem klassischen Wirtschaftsleben“ (1973) konnte er weder Kritik noch Publikum? überzeugen. Mit Lobeshymnen? wurde dagegen die Veröffentlichung seiner „TABU I“ (1995) betitelten Tagebücher aus den Jahren 1989-1991 begleitet. 2004 folgte unter dem Titel „TABU II“ der zweite Band der Tagebücher.

„Paradiesvogelschiß“ (2008)

Zu Rühmkorfs 70. Geburtstag im Jahr 1999 begann der Rowohlt Verlag? mit der Publikation der Gesammelten Werke?, die inzwischen auf vier Bände angewachsen sind und neben Lyrik, Aufsätzen? und Autobiographischem auch Schriften zur Poetik und Literatur enthalten. Zu seinem 75. Geburtstag zeigte das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe eine Ausstellung zu Rühmkorfs Werk? und Leben. Die „Rühmkorf Revue – Ein Bilderbogen zum 75sten“ betitelte Schau vereinte mehr als 850 Exponate, die aus dem umfangreichen Privatarchiv? des Dichters stammten.

Rühmkorf und Gernhardt lasen auf der Expo 2000 - (c) Rowohlt Verlag

Nachdem Rühmkorf gemeinsam mit Robert Gernhardt auf der Expo 2000 in Hannover aufgetreten war, veröffentlichte der Rowohlt Verlag im Jahr 2002 unter dem Titel "In gemeinsamer Sache. Gedichte über Liebe und Tod, Natur und Kunst" das Buch zur Lesung. Mitte April 2005 kam es in der Musikhochschule Lübeck zu einem Treffen der seltenen Art: Hans Magnus Enzensberger, Günter Grass und Peter Rühmkorf lasen aus ihrem lyrischen Werk?. Es war der erste gemeinsame Auftritt der Autoren seit 38 Jahren.

Anfang 2008 erschien der von Jürgen Manthey? herausgegeben Lyrikband „Paradiesvogelschiß“, der im Feuilleton? eine begeisterte Aufnahme fand. Neben Liebesgedichten und autobiographischen Versen enthält der Band Lyrik zu zeitgeschichtlichen Ereignissen. Ein Rezensent bezeichnete „Paradiesvogelschiß“ als Meisterwerk, in dem der Dichter einmal mehr die souveräne Beherrschung seiner poetischen Mittel mit so gar nicht altersgramen Versen vorführe. Ein anderer schrieb, dass Peter Rühmkorf im Taubenschlag der deutschen Lyrik nach wie vor der Paradiesvogel sei – vielleicht der einzige, vielleicht der letzte.

Peter Rühmkorf lebte viele Jahre in Hamburg-Övelgönne und zuletzt im Lauenburgischen bei Hamburg. Am 8. Juni 2008 ist er nach langer Krankheit gestorben. Tags darauf ist ihm ür seine "Gestaltungskraft auf dem Feld des Komischen" posthum der Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor der der Stadt Kassel und der Stiftung Brückner-Kühner? zugesprochen worden.

Übrigens ...

kündigte Peter Rühmkorf dem Kritiker Marcel Reich-Ranicki die Freundschaft auf, nachdem dieser im Sommer 1995 vor einem Millionenpublikum? den Günter-Grass-Roman „Ein weites Feld“ verrissen hatte.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Peter Rühmkorf bei Jokers
  • Der Hüter des Misthaufens. Aufgeklärte Märchen. EA 1983. Reinbek, Rowohlt Verlag 1996, ISBN: 978-3499158414
  • agar agar – zaurzaurim. EA 1985. Frankfurt am Main, Suhrkamp Verlag 1985, ISBN: 978-3518113073
  • Außer der Liebe nichts. EA 1985. Reinbek, Rowohlt Verlag 2001, ISBN: 978-3498093648
  • TABU I. EA 1995. Reinbek, Rowohlt Verlag 1995, ISBN: 978-3498057343
  • Selbstredend und selbstreimend. Reclam, Ditzingen, ISBN: 978-3150083901
  • Mit Robert Gernhardt. In gemeinsamer Sache. Gedichte über Liebe und Tod, Natur und Kunst. EA 2002. Reinbek, Rowohlt Verlag 2002, ISBN: 978-3499231544
  • TABU II. EA 2004. Reinbek, Rowohlt Verlag 2004, ISBN: 978-3498057725
  • Aufwachen und Wiederfinden. EA 2007. Frankfurt am Main, Inseln Verlag 2007, ISBN: 978-3458192886
  • Paradiesvogelschiß. EA 2008. Reinbek, Rowohlt Verlag 2008, ISBN: 978-3498057824

Hörbücher

  • Tabu oder Erkenne Dich selbst. 3 CDs. Hamburg, Hoffmann und Campe 2004, ISBN: 978-3455320299

Sekundärliteratur

  • Arnold, Heinz Ludwig: Peter Rühmkorf. München, edition text + kritik 1988, ISBN: 978-3883772707
  • Rasch, Wolfgang: Bibliographie Peter Rühmkorf (1951-2004). Bielefeld, Aisthesis Verlag 2004, ISBN: 978-3895284762

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