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Frisch, Max

Max Frisch (geb. 15. Mai 1911 in Zürich; gest. 4. April 1991 in Zürich) war ein Schweizer Schriftsteller. Er gilt als einer der wichtigsten deutschsprachigen? Autoren des 20. Jahrhunderts. Seine größten Erfolge waren der Roman „Homo Faber“ (1957) und das Drama „Biedermann und die Brandstifter“ (1958).

Leben und Schreiben

Max Frisch - (c) by Andrej Reiser / SV

Max Frisch wurde am 15. Mai 1911 als Sohn des aus Österreich stammenden Architekten Franz Bruno Frisch und dessen Frau Karolina Bettina Frisch (geb. Wildermuth) in Zürich geboren. Er hatte zwei Geschwister: eine aus der ersten Ehe des Vaters stammende Halbschwester Emma Elisabeth und einen Bruder Bruno Franz. Er besuchte das Kantonale Realgymnasium in Zürich und machte dort das Abitur. Danach studierte er Germanistik? an der Universität Zürich, brach das Studium jedoch 1933 ab und arbeitete als Sport- und Reisereporter für die „Neue Zürcher Zeitung“. 1933 berichtete Frisch unter anderem von der Eishockey-Weltmeisterschaft in Prag und zeigte, dass er glänzend schreiben konnte: „Im Trostspiel der zwei Pechvögel Schweiz und Deutschland herrschte schwerer Schneefall, so dass kein vernünftiges Spiel gezeigt werden konnte.“ Bei den Lesern waren Frischs Berichte wegen ihrer Lebendigkeit und Klarheit sehr beliebt.

Von der Qualität seines ersten Romans „Jürg Reinhart. Eine sommerliche Schicksalsfahrt“ (1934) nicht überzeugt, entschloss sich Frisch, mit dem Schreiben aufzuhören und verbrannte alle seine Manuskripte. In seinem Debütroman?, der stark von Nietzsches Moralphilosophie beeinflusst ist, verarbeitet Frisch die aufwühlenden Eindrücke einer Balkanreise. Der Held, Jürg Reinhart, kann sich nur durch eine kraftvolle männliche Tat von seinen bürgerlichen Affekten und Depressionen befreien.

Von 1936 bis 1941 studierte Frisch Architektur an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Nach dem Diplom eröffnete er sein eigenes Architekturbüro in Zürich. 1942 heiratete er Gertrud von Meyenburg, von der er sich 1959 nach längerer Trennung wieder scheiden ließ. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor.

Begegnung mit Bertolt Brecht in Zürich

Auch als Architekt gab Max Frisch das Schreiben nicht auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfasste er mehrere zeitkritische Dramen, die einen direkten Bezug zur Nachkriegszeit hatten. Zu erwähnen sind hier vor allem „Nun singen sie wieder“ (1946), „Die Chinesische Mauer“ (1947) und „Graf Öderland“ (1951). Seine späteren Dramen „Biedermann und die Brandstifter“ (1958) und „Andorra“ (1961) zählen zu den meistgespielten deutschsprachigen Dramen des 20. Jahrhunderts. Ein großer Teil des Erfolges kam daher, dass viele Zeitgenossen sich selbst und ihre persönlichen Probleme und Konflikte in Frischs Dramen wiedererkannten.

In seinem vielseitigen dramatischen Werk? zeigte Frisch eine Vorliebe für Verfremdung und Dialektik?, zudem würzte er seine intellektuell anspruchsvollen und moralisch kompromisslosen Stücke mit Balladen, Moritaten? und grotesken Einsprengseln. Als wichtigstes Vorbild bezeichnete er Bertolt Brecht, dem er 1947/48 in Zürich begegnet war. Die Erfahrungen und Eindrücke der Zusammenkünfte mit Brecht hat Frisch in seinem „Tagebuch 1946-1949“ (1950)und später auch in seinen „Erinnerungen an Brecht“ (1968) dokumentiert. 1955 löste Frisch sein Architekturbüro auf und lebte fortan als freier Schriftsteller in Zürich.

„Stiller“ (1954)

Mit der Veröffentlichung des Romans „Stiller“ (1954) schaffte Frisch endgültig den literarischen Durchbruch und wurde fortan neben deutschsprachigen? Autoren von Weltruf wie Thomas Mann und Franz Kafka gestellt. In dem Roman „Stiller“ kreist Frisch um die Rätselhaftigkeit, Widersprüchlichkeit und Gespaltenheit der menschlichen Existenz – in dieser Anlage gleicht „Stiller“ den späteren Welterfolgen „Homo faber“ (1957) und „Mein Name sei Gantenbein“ (1964). Allein im deutschsprachigen Raum wurden von „Stiller“ 2,7 Millionen Exemplare verkauft, die Übersetzung erfolgte in mehr als 25 Sprachen.

Mit seinen zugleich spannenden und unterhaltsamen Romanen gehörte Max Frisch zu den wenigen deutschsprachigen Autoren der 1960er Jahre, die bei jungen und alten Lesern sowie bei der Literaturwissenschaft auf Resonanz stießen. In den folgenden Jahren wurde Max Frisch mit einer Vielzahl bedeutender Literaturpreise ausgezeichnet, so erhielt er unter anderem den Georg-Büchner-Preis (1958) und den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1976).

„Homo Faber“ (1957)

Homo faber, Buchcover - (c) by Suhrkamp Verlag

Zu Frischs wichtigsten und beliebtesten Werken gehört der Roman „Homo Faber“ (1957), in dem er die parabelhafte Geschichte des erfolgreichen Zürcher Ingenieurs Walter Faber erzählt. Auf einem Flug nach Südamerika sitzt der 50 Jahre alte Faber neben dem Bruder eines Jugendfreundes und wird plötzlich in jene schummerigen Bezirke seiner Vergangenheit zurückgeworfen, die er längst verdrängt und vergessen glaubte. Der Protagonist beginnt, einen ausführlichen Bericht von seinem vergangenen Leben anzufertigen.

Faber, dessen ganze Existenz unter dem modernen Gebot der Rationalität stand, erklärt sich selber und dem Leser, weshalb sein Leben im Grunde von tragischen Zufällen und irrwitzigen Unwägbarkeit bestimmt wurde. Wie sonst ist es zu erklären, dass Faber mit seiner eigenen, ihm unbekannten Tochter schläft und sich Hals über Kopf in sie verliebt? Faber erkennt, dass Schuld und Sühne keine Begriffe sind, die mit naturwissenschaftlichen Methoden erfasst und erklärt werden können. Frisch teilte später mit, dass sein Erfolgsroman „Homo Faber“ ein nicht unerhebliches autobiographisches Moment enthalte … 1989 wurde der Roman von Volker Schlöndorff verfilmt.

Mit Ingeborg Bachmann

1958 lernte Max Frisch die österreichische Schriftstellerin Ingeborg Bachmann kennen. Er war seit 1954 von Frau und Kindern getrennt gewesen, 1959 folgte die Scheidung. Max Frisch machte Ingeborg Bachmann einen schriftlichen Heiratsantrag, den sie jedoch ablehnte. Trotzdem zog er 1960 nach Rom, wo sie lebte, und blieb dort bis 1965. Die Beziehung mit Bachmann gestaltete sich schwierig, denn Frisch, der seine sexuelle Untreue nicht verheimlichte, konnte schlecht damit umgehen, dass Bachmann das gleiche Recht für sich beanspruchte. In Frischs Roman "Mein Name sei Gantenbein" (1964) und Bachmanns Roman "Malina" (1971) finden sich literarische Spuren dieses Konfliktes.

Im Winter 1962/63 endete die Beziehung zwischen den beiden Schriftstellern. Es gab auch bereits eine neue Frau in Frischs Leben: 1962 hatte er die 28 Jahre jüngeren Germanistik-? und Romanistik-Studentin Marianne Oellers kennengelernt. 1964 zogen die beiden in Rom zusammen, 1965 wechselten sie in ein renoviertes Haus in Berzona/Tessin. Ab 1966 lebten Frisch und Oellers zeitweise auch in einer Zweitwohnung in Küsnacht am Zürichsee. Ende 1968 heirateten sie. Seine zweite Ehefrau begleitete Frisch auch auf seine ausgedehnten Reisen, die ihn unter anderem nach Kuba, Israel, Japan, China und mehrfach in die USA führten. Vor allem die USA bezeichnete Frisch immer wieder als eine wichtige Inspirationsquelle?. Doch Frischs Liebe zu den USA beruhte leider nicht auf Gegenseitigkeit, ohne Ausnahme fielen seine Stücke am Broadway durch.

Aufgrund seiner zunehmend kritischen Haltung gegenüber der Schweiz orientierte sich Frisch für einige Jahre nach Berlin. Im Stadtteil Friedenau nahmen er und seine Frau eine Zweitwohnung. Frisch sympathisierte mit der Sozialdemokratie, Mit dem deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt verband ihn eine enge Freundschaft, die 1975 zu einem gemeinsamen Staatsbesuch in Peking und 1977 zu einer Gastrede Frischs beim SPD-Parteitag in Hamburg führte.

„Montauk“ (1975)

Montauk, Buchcover - (c) by Suhrkamp Verlag

Bei einer USA-Reise 1974 hatte Frisch auf einer Lesetour? in den USA eine Affäre mit der 32 Jahre jüngeren Amerikanerin Alice Locke-Carey. Diese Begegnung im Dorf Montauk auf Long Island nahm er als Ausgangspunkt der 1975 erschienenen gleichnamigen Erzählung. Es wurde sein autobiographischstes Buch. Die Rahmenhandlung? beschreibt ein Wochenende im Mai 1974, das die Lesereise des Ich-Erzähler abschließ. In diesem ist unschwer Frisch zu erkennen, sogar der Name ist derselbe. Es war Frischs erklärtes Ziel, das Wochenende zu dokumentieren, ohne Fiktion hinzuzufügen.

Die Schilderung der zwei Tage in Montauk ist durchsetzt vom Rückblick auf Frischs bisherige Liebesbeziehungen, wobei er vier Schwangerschaftabbrüche von dreien seiner Partnerinnen nicht verschweigt. Aber der Autor reflektiert auch über den Zusammenhang zwischen seinem Leben und seinem Werk?, in welchem er selbstkritisch eine kompromisshafte Anpassung an die Wünsche der Leser erkennt. Und er denkt über das Alter und den Tod nach. Dabei erfährt der Leser Details über das Sterben von Frischs Mutter und über dessen eigene Impotenz. Lynn, so der Name der jungen USA-Amerikanerin, soll die letzte Frau in seinem Leben sein, so wünscht er sich. Am Ende dieses Wochenendes werden die beiden für immer auseinandergehen.

"Montauk" löste unterschiedliche Reaktionen aus. Frischs einstige Partnerinnen sahen sich bloßgestellt, einschließlich seiner Ehefrau, über deren Seitensprung mit dem amerikanischen Schriftsteller Donald Barthelme? das Buch ebenfalls berichtet. Anlässlich der Veröffentlichung kam es zwischen den Eheleuten zu einem offenen Streit über das Verhältnis von Öffentlichem und Privatem und in der Folge zu einer zunehmenden Entfremdung. 1979 wurde die Ehe geschieden.

Auch bei Frischs Lesern fand die autobiographische Ehrlichkeit nicht nur Zustimmung. Manche Kritiker waren jedoch begeistert. Marcel Reich-Ranicki? nahm "Montauk" in seinen Kanon? der deutschen? Literatur auf.

Zu Frischs weniger bedeutsamen Spätwerk? gehören unter anderem das Drama „Triptychon“ (1978) und die Erzählung „Der Mensch erscheint im Holozän“ (1979), in dem er Alter und Einsamkeit thematisiert.

Max Frisch starb am 4. April 1991 in Zürich. In Nachrufen? wurde er als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller der Nachkriegszeit gewürdigt. Bis heute hat Max Frisch stilbildenden Einfluss auf andere Autoren.

Übrigens ...

gewann Max Frisch 1942 den ersten Preis in einem städtischen Wettbewerb um eine große Freibadanlage in Zürich. 1949 wurde das Bad eröffnet, heute steht das „Max-Frisch-Bad“ unter Denkmalschutz.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Max Frisch bei Jokers
  • Stiller. OA (Originalausgabe) 1954. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN: 978-3518366059
  • Homo Faber. OA 1957. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN: 978-3518368541
  • Andorra. OA 1958. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN: 978-3518367773
  • Biedermann und die Brandstifter. OA 1961. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1996, ISBN: 978-3518390450
  • Mein Name sei Gantenbein. OA 1964. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN: 978-3518367865
  • Montauk. OA 1975. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN: 978-3518372005
  • Der Mensch erscheint im Holozän. OA 1979. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN: 978-3518372340
  • Blaubart. OA 1982. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1993, ISBN: 978-3518386941
  • Frisch, Max / Johnson, Uwe: Der Briefwechsel. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001, ISBN: 978-3518397350
  • Entwürfe zu einem dritten Tagebuch Hg. und mit einem Nachwort von Peter von Matt. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2010, ISBN: 978-3518421307

Hörbücher

  • Andorra. 2 CDs. Universal Music, Berlin 2004, ISBN: 978-3829114219
  • Homo Faber. Der Hörverlag, München 2001, ISBN: 978-3895845338
  • Mein Name sei Gantenbein. Der Hörverlag, München 2008, ISBN: 978-3867172950
  • Stiller. 8 CDs. Hoffmann und Campe, Hamburg 2005, ISBN: 978-3455303940

Sekundärliteratur

  • Hage, Volker: Max Frisch. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt Verlag, Reinbek 1983, ISBN: 978-3499506161

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