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Koeppen, Wolfgang

Wolfgang Koeppen war ein deutscher Schriftsteller, dessen „Trilogie des Scheiterns“ als eines der wichtigsten literarischen Werke der Nachkriegszeit in Deutschland gilt.

Leben

Marktplatz Greifswald - (c) Krebs07/pixelio.de

Wolfgang Koeppen wurde am 23. Juni 1906 als Wolfgang Köppen in Greifswald geboren. (Den Umlaut ö änderte er später in oe ab.). Er war das uneheliche Kind von Maria Köppen und dem Augenheilkundler Dr. Reinhold Halben, der seinen Sohn jedoch zeitlebens nicht anerkannte. Bis 1908 lebten Maria und Wolfgang Köppen im Haushalt seiner Großmutter. Nach deren Tod siedelten die beiden nach Ortelsburg in Ostpreußen über.

Dort ging Wolfgang Koeppen auf das Realgymnasium, bis die Familie 1919 wieder nach Greifswald zurückkehrte. Weil sich Maria Köppen die Kosten für eine gymnasiale Ausbildung des Sohnes nicht mehr leisten konnte, wechselte Wolfgang Koeppen auf die Mittelschule, die er jedoch ohne Ausbildung abbrach.

Jetzt arbeitete er als Volontär beim Greifswalder Stadttheater. Im Jahr 1921 heuerte er als Koch auf einem Schiff an und bereiste Schweden und Finnland. Bis zum Jahr 1924, als er ein Engagement am Theater in Wismar erhielt, finanzierte er seinen Lebensunterhalt mit kleineren Gelegenheitsjobs. Eigentlich wollte Koeppen Regie am Theater führen, als ihm das in Wismar jedoch verwehrt blieb, ging er nach Berlin, wo er von kleineren journalistischen Aufträgen und der Fabrikarbeit bei der Firma Osram lebte.

In Würzburg erfüllte sich 1926 Koeppens Traum: Er bekam ein Engagement als Dramaturg? am Würzburger Theater. Seine Vorstellungen und Konzeptionen stießen aber nicht auf positive Resonanz, weswegen er bereits ein Jahr später nach Berlin zurückkehrte und dort wieder von kleineren Presse-Aufträgen lebte. 1931 erhielt er eine Redakteursstelle beim Berliner Börsen-Courier. Neben seinen journalistischen Aufträgen verfasste er in dieser Zeit bereits erste literarische Werke.

Windmühle - (c) Tigerdet/pixelio.de

Im Jahr 1934 siedelte Koeppen nach Holland über, kehrte jedoch 1938 nach Deutschland zurück, da er in Holland kein finanzielles Auskommen fand. Nach seiner Rückkehr schrieb Koeppen Drehbücher für die UFA und die Bavaria-Film-Kunst, von denen jedoch keines verfilmt wurde. Ab 1943 lebte Wolfgang Koeppen unter ärmsten Verhältnissen in der Nähe von München; dort lernte er auch seine spätere Frau Marion Ulrich kennen, die er 1948 heiratete.

In der Nachkriegszeit und in den 50er Jahren veröffentlichte Wolfgang Koeppen eine Reihe sehr erfolgreicher Romane, bevor er in den 60er Jahren einem in Deutschland bis dato eher unbekannten Genre zur Geltung verhalf: der Reiseliteratur. Bis zu seinem Tod wurde er mit einer Reihe von Preisen für seine Romane und sein Lebenswerk ausgezeichnet. Wolfgang Koeppen starb am 15. März 1996 in einem Münchener Pflegeheim.

Schreiben

Wolfgang Koeppen verfasste seinen Debütroman? bereits im Alter von 28 Jahren, als er beim Berliner Börsen-Courier als Redakteur tätig war. Sein Erstling trägt den Titel „Eine unglückliche Liebe“ und wurde 1934 veröffentlicht. Damals verursachte der Roman aber eher negative Kritiken, ein Rezensent schlug sogar vor, Koeppen in ein Arbeitslager zu schicken. Das war auch mit ein Auslöser, warum sich Koeppen in die Niederlande absetzte. Sein zweiter Roman „Die Mauer schwankt“ erschien im Jahr 1935 und rief, wie schon sein Debüt?, wieder Ablehnung hervor, nicht zuletzt deshalb, weil er in einem jüdischen Verlag erschien.

Stolperstein - (c) alipictures/pixelio.de

Nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb Koeppen die Lebensgeschichte eines jüdischen Überlebenden des Holocausts nieder. Dieses Buch erschien 1948 unter dem Titel „Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch“. In dieser Zeit lernte Wolfgang Koeppen den Verleger Henry Goverts kennen, der Koeppen im Verlag Scherz & Goverts? eine literarische Heimat bot. Innerhalb kürzester Zeit verfasste er den Roman „Tauben im Gras“ (1951) und die beiden Fortsetzungen „Das Treibhaus“ (1953) und „Der Tod in Rom“ (1954). Diese Trilogie? gilt heute als eines der wichtigsten literarischen Zeugnisse über die Nachkriegszeit und den beginnenden Aufschwung in Deutschland. Koeppen betrachtet in dieser Trilogie? die Verhältnisse in der jungen Bundesrepublik sehr kritisch und zeichnet sie als geprägt von der Restauration alter Verhältnisse und dem Scheitern einer humanen Utopie. „Für das allerwichtigste Buch von Koeppen halte ich den herrlichen Roman „Tauben im Gras“. […] Wer diesen Roman nicht gelesen hat, der solle nicht glauben, er kenne die deutsche Literatur nach 1945“, so Marcel Reich-Ranicki.

Der damalige Kulturredakteur? beim Süddeutschen Rundfunk Alfred Andersch? ermöglichte es Koeppen, Reisen in unterschiedliche Teile der Welt zu unternehmen und Berichte darüber zu veröffentlichen. So bereiste Koeppen Ende der 50er Jahre Spanien und die Sowjetunion. Außerdem besucht er Rom, Warschau, Den Haag und London. Seine Erlebnisse veröffentlichte? er 1958 unter dem Titel „Nach Rußland und anderswohin“. In „Amerikafahrt“ (1959) beschrieb er eine zweimonatige Reise durch die USA und 1961 verfasste er die „Reisen nach Frankreich“.

In der Folgezeit schrieb? Wolfgang Koeppen weniger und es erschienen kaum mehr Bücher von ihm, was jedoch nicht heißt, dass er in dieser Zeit nicht geschrieben hat. Er verlegte sich eher auf Rezensionen, Essays oder Erzählungen. Erst 1976 veröffentlichter er wieder ein Werk: das autobiographische Fragment „Jugend“. Viele seiner Arbeiten wurden zu Lebzeiten nicht veröffentlicht, sind aber in seinem Nachlass enthalten. Vier Jahre nach Koeppens Tod erschien das Buch „Auf dem Phantasieroß“ (2000), das einen Teil der Prosa aus Koeppens Nachlass enthält.

Die Werke? Koeppens waren immer von der Verantwortung des Schriftstellers geprägt, gesellschaftliche Zustände nicht nur zu beobachten, sondern auch ihre Schwächen aufzudecken. Dabei hat sich Koeppen mutig und von großer künstlerischer Darstellungskraft gezeigt.

Koeppen und sein Verleger Siegfried Unseld

Nach der Veröffentlichung seiner ersten Reisebücher suchte Koeppen im Jahr 1960 einen neuen Verlag. Die Zahl der „Bewerber“ war groß und Koeppen entschied sich für den Suhrkamp Verlag und seinen Verleger Siegfried Unseld?. Dieser hatte damit einen der bekanntesten deutschen Autoren in sein Haus geholt. Die Zusammenarbeit der beiden war aber nicht einfach. Koeppen hatte zum Herbst 1961 einen weiteren großen Roman mit dem Arbeitstitel? „Die Scherzhaften“ angekündigt, dessen Fertigstellung er aber immer wieder verschob und der letztlich nie erschien.

Siegfried Unseld? hatte große Geduld mit seinem Autor und ließ ihm immer wieder Vorschüsse überweisen, ohne dafür konkrete Gegenleistungen zu erhalten. Koeppens Problem waren nach eigenen Angaben die vielen unvollendeten Projekte und Ideen, die er im Kopf hatte, wenn er noch an einem anderen Manuskript arbeitete. Letztlich behinderte sich Koeppen also durch die Fülle seiner Ideen selbst. So hat er im Laufe der Jahre viele Manuskripte begonnen und auch durchgehend daran gearbeitet, ohne jedoch eines zu vollenden. Beispiele hierfür sind „Tasso oder Die Disproportion“, „Traumreise“ oder „Das Schiff“. Koeppen war sich dieser „Problematik“ durchaus bewusst, da er einmal sagte: „Ich glaube nicht recht, und zwar nicht nur für mich, sondern für jeden, der heute schreibt, an die Möglichkeit, des wirklich fertigen, des wirklich abgeschlossenen Werkes.“

In den gut 35 Jahren der Zusammenarbeit zwischen Koeppen und dem Suhrkamp Verlag erschien letztlich nur ein Buch: „Jugend“ (1976). Ansonsten hat Unseld? viel Geld, Zeit und Geduld in Wolfgang Koeppen investiert, ohne dafür belohnt zu werden. Nachvollziehen und nachlesen lässt sich das Verhältnis zwischen Koeppen und Unseld? im Briefwechsel? zwischen den beiden: „Ich bitte um ein Wort. Der Briefwechsel Wolfgang Koeppen – Siegfried Unseld“, erschienen 2006 beim Suhrkamp Verlag.

Auszeichnungen (Auswahl)

Werke (Auswahl)

  • Wolfgang Koeppen: Bücher von ihm bei Jokers
  • Eine unglückliche Liebe, 1934
  • Die Mauer schwankt, 1935
  • Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch, 1948
  • Jugend, 1976
  • Tauben im Gras, 1951
  • Das Treibhaus, 1953
  • Der Tod in Rom, 1954
  • Nach Rußland und anderswohin, 1958
  • Amerikafahrt, 1959
  • Reisen nach Frankreich, 1961
  • Jugend, 1976
  • Auf dem Phantasieroß, Prosa aus dem Nachlass, erschienen 2000
  • Muß man München nicht lieben?, Essaysammlung, hrsg. von Alfred Estermann, 2002
  • Ich bitte um ein Wort. Der Briefwechsel Wolfgang Koeppen – Siegfried Unseld, hrsg. von Alfred Estermann und Wolfgang Schopf, 2006

Filme

Im Jahr 1996 produzierte der Hessische Rundfunk eine Dokumentation über Wolfgang Koeppen: „Der letzte Magier. Wolfgang Koeppen“. Regie: Eva Demski.

Übrigens…

Seit 1998 verleiht Wolfgang Koeppens Geburtsstadt Greifswald alle zwei Jahre den Wolfgang-Koeppen-Preis? für Literatur.

Am 10. Juli 2000 gründeten Günter Grass und Peter Rühmkorf die Wolfgang-Koeppen-Stiftung?. Anliegen dieser Stiftung ist es einerseits, das Werk Koeppens in der Erinnerung zu bewahren und andererseits der Universität Greifswald beim Sichten und Verwalten des Nachlasses von Wolfgang Koeppen zu helfen.

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